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Tschad
Tschạd; -s, (auch:) der; -[s]:
Staat in Zentralafrika:
die Bevölkerung des T./des -s.
Dazu:
Tschạ|der, der; -s, -;
Tschạ|de|rin, die; -, -nen;
tschạ|disch <Adj.>.

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Tschad
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 1 284 000 km2
 
Einwohner: (2000) 7,3 Mio.
 
Hauptstadt: N'Djamena
 
Amtssprachen: Arabisch, Französisch
 
Nationalfeiertag: 11. 8.
 
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes (c)
 
Zeitzone: MEZ
 
[tʃat, tʃaːt], amtlicher Namen: arabisch Djumhurijjat Taschat, französisch République du Tchad [repy'blik dy tʃad], Binnenstaat im Norden Zentralafrikas, grenzt im Norden an Libyen, im Osten an Sudan, im Süden an die Zentralafrikanische Republik, im Westen an Kamerun, Nigeria und Niger, 1 284 000 km2, (2000) 7,3 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist N'Djamena, Amtssprachen sind Arabisch und Französisch; Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes (c). Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 14. 4. 1996 in Kraft getretenen Verfassung ist der Tschad eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der mit weit reichenden exekutiven Vollmachten ausgestattete Präsident; er wird auf fünf Jahre direkt gewählt (einmalige Wiederwahl möglich). Der Präsident ernennt den Premierminister, der seinerseits die übrigen Mitglieder des Kabinetts beruft. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Nationalversammlung (125 Abgeordnete, für vier Jahre gewählt) und dem Senat (Mitglieder sind für sechs Jahre von einem Wahlkollegium zu wählen; bisher noch nicht etabliert).
 
Parteien:
 
Das breit gefächerte Parteienspektrum wird vom Mouvement Patriotique du Salut (MPS) dominiert. Union pour le Renouveau et la Démocratie (URD), Union Nationale pour la Démocratie et le Renouveau (UNDR) und Union pour la Démocratie et la République (UDR) repräsentieren vorwiegend den südlichen Landesteil.
 
Wappen:
 
Ein goldenblau siebenmal zickzackförmig geteilter Schild mit Antilope und Löwe als Schildhaltern. Unter dem Schild befindet sich der Nationalorden des Landes, darunter ein Schriftband mit dem Wahlspruch »Unité, Travail, Progrès« (»Einigkeit, Arbeit, Fortschritt«).
 
Nationalfeiertage:
 
11. 8., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1960.
 
Verwaltung:
 
Die 14 Präfekturen gliedern sich in 53 Unterpräfekturen.
 
Recht:
 
Nebeneinander stehen die traditionellen, animistisch oder zunehmend islamisch geprägten Regeln der Volksgruppen sowie das geschriebene Recht französischer Herkunft. Das Handels-, Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht soll zwischen den französischen-sprachigen Ländern Afrikas harmonisiert werden. - Die Justiz funktionierte wegen des Bürgerkrieges zeitweise nicht oder nur eingeschränkt. Das staatliche Gerichtssystem umfasst Friedensgerichte, Gerichte erster Instanz, ein Arbeitsgericht sowie an der Spitze einen Berufungsgerichtshof. Die Verfassung von 1996 sieht die Einführung eines Obersten Gerichtshofes und eines Verfassungs-Rates vor.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeitdauer drei Jahre) beträgt etwa 26 000 Mann, genaue Angaben - auch bezüglich der paramilitärischen Kräfte - sind kaum möglich. Die wenige Hundert Mann umfassende Luftwaffe verfügt über jeweils einige leichte Kampf- und Transportflugzeuge, das Heer neben rd. 60 Schützen- und Spähpanzern nur über leichte Waffen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Der Binnenstaat Tschad (West-Osterstreckung 1 150 km, Nord-Süderstreckung 1 700 km) liegt in der Sahara, im Sahel und in der Sudanzone, und zwar im Ostteil des (geologischen) Tschadbeckens. Die von Treibsand und Dünen bedeckte Rumpffläche des Tschadbeckens (200-500 m über dem Meeresspiegel) wird von Inselbergen überragt und im Osten vom Ennedi und von den westlichen Ausläufern des Darfur, im Norden vom Tibesti begrenzt, der mit 3 415 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung des Landes aufweist. Hydrographisches Zentrum ist der abflusslose Tschadsee, an dem Tschad im Westen Anteil hat. Von August bis Dezember (am Ende der Regenzeit und danach) erstrecken sich am Südufer des Tschadsees, an den Flüssen Schari und Logone (im Südwesten) sowie an den rechten Nebenflüssen des Schari (im Südosten) weite Überschwemmungsgebiete.
 
Klima:
 
Der Norden hat Wüstenklima mit nur sporadischen Niederschlägen von 20-40 mm im Jahr (im Gebirge jedoch 1 000 mm jährlich) und großen täglichen Temperaturunterschieden (etwa 20 Celsiusgrade), die mittleren absoluten Maxima liegen um 50 ºC, die absoluten Minima um 5 ºC; im Gebirge treten jedoch fast täglich Nachtfröste auf (um —10 ºC). Weiter südlich, im Sahel, nehmen die Niederschläge allmählich zu; ab 15º nördliche Breite gibt es eine Regenzeit, die von Norden (Juli/August) nach Süden immer länger andauert (Mai-September); die Jahressummen der Niederschläge erreichen im Süden 1 150 mm und nehmen nach Norden ständig ab (N'Djamena 636 mm, Abéché 500 mm). Allerdings treten regelmäßig niederschlagsarme Jahre auf, die zu katastrophalen Dürren führen. Die mittleren Temperaturmaxima liegen im Süden zwischen 31 ºC (in der Regenzeit) und 42 ºC (März/April), die mittleren Minima zwischen 14 ºC (Dezember) und 23-25 ºC (April/Mai).
 
Vegetation:
 
Nördlich von 16º nördliche Breite herrscht Wüste mit nur wenigen Oasen, zwischen 16º und 13º nördliche Breite Dornstrauchsavanne mit Akazien und Büschelgräsern. Südlich von 13º nördliche Breite schließt sich Trockensavanne mit hohen Gräsern an, im Bereich der Flüsse gibt es Überschwemmungssavannen und Galeriewälder; im äußersten Süden wachsen Trockenwälder.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung im Tschad ist in eine Vielzahl von Ethnien zersplittert. Im Norden und in der Landesmitte dominieren die Sudanaraber (15 %) u. a. islamische, zum Teil arabisierte Gruppen (Maba, Kanembu, Tubu, Tama u. a.; zusammen rd. 40 % der Gesamtbevölkerung). Im Süden leben Sara, Mbum, Massa u. a. (etwa 30 %). Dazu kommen kleinere Völker sowie Fulbe, Hausa u. a. Zuwanderer in den Städten. Zwischen den oft hellhäutigeren, zum Teil nomadisch lebenden Muslimen im Norden und den dunkelhäutigen Hackbauern im Süden, die vorwiegend ihren alten Glaubensvorstellungen anhängen, zum Teil aber auch Christen sind, bestehen große Spannungen. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung liegt bei (1985-95) 2,5 %; der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt (1996) 22 %.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Grundlage der Gesetzgebung ist das Prinzip der Trennung von Staat und Religion. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, überwiegend der malikitischen Rechtsschule, 20-25 % werden traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet. Etwa 19 % (besonders im Süden) gehören christlichen Kirchen an: rd. 7,5 % der katholischen Kirche (Erzbistum N'Djamena mit sechs Suffraganbistümern), mindestens 11,5 % protestantischen Kirchen; größte protestantische Kirche ist die aus nordamerikanischer Missionstätigkeit hervorgegangene »Eglise Evangélique au Tchad«. Eine kleine religiöse Minderheit bilden die Bahais.
 
Bildungswesen:
 
Das am französischen Schulsystem orientierte Schulwesen (sechsjährige Primar-, siebenjährige, zweistufige Sekundarschule) hat unter den jahrzehntelangen Kriegswirren stark gelitten, Schulpflicht besteht zum Teil nur formal (insbesondere auf dem Land). Eine wichtige Funktion haben christliche Schulen im Süden und Koranschulen im Norden des Landes. Die Analphabetenquote liegt bei 49,7 %. Neben der Universität in N'Djamena (gegründet 1971) gibt es u. a. eine Schule für Fernmeldewesen in Sarh. 20 % der Studenten studieren im Ausland (v. a. in Frankreich und Algerien).
 
Publizistik:
 
Das Pressewesen ist aufgrund der langen Kriegswirren und der geringen Alphabetisierung noch wenig entwickelt; die Verfassungs-Garantie (1996) der Presse- und Meinungsfreiheit wird nicht immer realisiert. Einziges täglich erscheinendes Medium ist das von der Nachrichtenagentur »Agence Tchadienne de Presse« (ATP) herausgegebene französisch-sprachige Bulletin »Info-Tchad«. Der Rundfunk ist staatlich kontrolliert. Die Hörfunkanstalt »Radiodiffusion Nationale Tchadienne« verbreitet u. a. aus Moundou und Sarh Programme in Französisch, Arabisch und acht Landessprachen; der Fernsehsender »Télé-Tchad« sendet wöchentlich 12 Stunden in französischer und arabischer Sprache.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Tschad gehört gemessen an der Höhe des Bruttosozialprodukts (BSP) je Einwohner von (1995) 180 US-$ zu den ärmsten Ländern der Erde. Bürgerkrieg, Mangel an mineralischen Rohstoffen und ein schlecht ausgebautes Verkehrssystem verhindern eine konstante wirtschaftliche Entwicklung. Bei einer Auslandsverschuldung von (1995) 908 Mio. US-$ müssen 5,9 % der Exporterlöse für den Schuldendienst aufgewendet werden. Die Inflationsrate lag 1985-95 bei jährlich nur 3,1 %.
 
Landwirtschaft:
 
Die gesamte Wirtschaft ist vom Agrarsektor, in dem (1994) 70 % der Erwerbstätigen arbeiten, geprägt; der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich 1995 auf 44 %. Die Hauptgebiete des Ackerbaus (weitgehend Wanderhackbau) liegen südlich des Tschadsees, v. a. in den Überschwemmungsgebieten des Logone und Schari (dort Dauerfeldbau). Hier wird das Hauptexportgut Baumwolle angebaut (Ernteertrag 1994: 160 000 t), meist in Mischkultur mit dem Grundnahrungsmittel Hirse. Daneben sind Maniok, Bataten und Erdnüsse die wichtigsten Nahrungsmittel. Weitere Anbauprodukte sind Reis, Zuckerrohr und Tabak. In den Trockensavannen der Sahelzone wird Weidewirtschaft betrieben (v. a. Rinder, Schafe und Ziegen).
 
Fischerei:
 
Der Fischfang im Tschadsee sowie in den Flüssen Logone und Schari dient der Versorgung der Bevölkerung, die Fangmenge liegt bei jährlich rd. 80 000 t.
 
Bodenschätze:
 
Das nordöstlich des Tschadsees in geringen Mengen gewonnene Natron, das v. a. nach Nigeria exportiert wird, ist neben Steinsalz der einzige mineralische Rohstoff. Das Ölfeld in der Präfektur Kanem wurde über eine Pipeline an die Raffinerie in N'Djamena angeschlossen; die Fördermenge ist gering.
 
Industrie:
 
Der Anteil des Industriesektors am BIP beträgt lediglich 22 %. Das produzierende Gewerbe stützt sich auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, v. a. der Baumwolle. Wichtigste Industriestandorte sind N'Djamena und Moundou.
 
Außenwirtschaft:
 
Seit 1970 ist die Außenhandelsbilanz fast durchweg negativ (Einfuhrwert 1995: 220 Mio. US-$; Ausfuhrwert: 156 Mio. US-$). Neben dem wichtigsten Exportgut Baumwolle werden v. a. Viehzuchtprodukte und Erdnüsse ausgeführt. Importiert werden v. a. Erdöl und Erdölprodukte, Baustoffe, Maschinen, Textilien und Nahrungsmittel. Die wichtigsten Handelspartner sind Frankreich, Kamerun, die USA und Nigeria.
 
Verkehr:
 
Wegen der Binnenlage, häufiger Unterbrechungen der Straßenverbindungen während der Regenzeit und der beschränkten Schiffbarkeit der wenigen Wasserwege ist der Tschad verkehrsmäßig nur unzureichend erschlossen. Eisenbahnlinien sind nicht vorhanden. Vom (1995) 32 700 km langen Straßennetz sind lediglich 270 km asphaltiert; die Straßen im Süden können nur während der Trockenzeit befahren werden. Im Norden sind Karawanen noch immer wichtige Verkehrsmittel. Die Binnenschifffahrt auf dem Tschadsee und den Flüssen Schari und Logone ist nur während der Regenzeit möglich. Dem Luftverkehr kommt große Bedeutung zu. Der internationale Flughafen liegt nahe der Hauptstadt N'Djamena. Daneben gibt es für den Inlandsluftverkehr über 40 kleinere Flugplätze.
 
 
Ab dem 8. Jahrhundert bestand um den Tschadsee das Reich Kanem (Kanem-Bornu). Weiter östlich bildeten sich entlang der Handelsstraßen zum Niltal und ans Mittelmeer mehrfach Staaten (u. a. Wadai). Am 21. 4. 1900 schlugen französische Truppen bei Kousseri Rabeh Zubair (* um 1846, ✝ 1900), einen Sklavenjäger, der ab den späten 1880er-Jahren weite Teile des Sudan und 1893 Kanem-Bornu erobert hatte. Bornu fiel danach an das britische Nigeria, Kanem wurde französisch. In den folgenden Jahren gliederte Frankreich den ganzen Tschad seinem Kolonialreich ein; 1910 wurde der Tschad Teil von Französisch-Äquatorialafrika, 1946 Überseeterritorium innerhalb der Französischen Union.
 
1946 gründete der von den Westindischen Inseln stammende Gabriel Lisette (* 1919; 1946-51 und 1956-59 Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung) den »Parti Progressiste Tchadien« (PPT, deutsch »Tschad. Fortschrittspartei«) als tschadischer Landesverband des überregionalen »Rassemblement Démocratique Africain«. Aus den Wahlen zur ersten tschadischen Nationalversammlung ging 1958 der PPT, der v. a. das Ziel hatte, die ethnischen, religiösen und sozialen Gegensätze zwischen dem islamischen Norden und dem schwarzafrikanischen Süden des Tschad zu mildern, als stärkste parlamentarische Gruppe hervor. Am 28. 11. 1958 erhielt der Tschad Autonomie innerhalb der Französischen Gemeinschaft. Erster Regierungschef wurde Lisette, der jedoch 1959 F. Tombalbaye weichen musste.
 
Am 11. 8. 1960 erhielt der Tschad die staatliche Unabhängigkeit; Präsident der Republik wurde Tombalbaye, der die Funktionen des Staatsoberhaupts und des Regierungschefs übernahm. Ab 1962 ging er zu einer diktatorischen Regierungs-Weise über und verankerte 1964 die Alleinherrschaft des PPT in der Verfassung. Innenpolitisch stützte sich Tombalbaye auf die schwarzafrikanischen Stämme des Südens, außen- und militärpolitisch v. a. auf Frankreich.
 
Ab 1966 sammelte sich die islamische Opposition im Norden gegen Präsidenten Tombalbaye im »Front de Libération Nationale du Tchad« (FROLINAT, deutsch »Nationale Befreiungsfront des Tschad«). Von Algerien und Libyen unterstützt, begann die islamische Aufstandsbewegung einen Untergrundkampf gegen die Regierung. Gestützt auf einen tschadisch-französischen Beistandspakt (1960), entsandte der französische Staatspräsident G. Pompidou französische Truppen nach Tschad zur Unterstützung der Regierungstruppen. Als die französische Regierung unter innenpolitischem Druck ihre Truppen wieder abzog, suchte Präsident Tombalbaye durch eine Kampagne der tschadischen »Authentizität« (Namensänderungen, Wiedereinführung von Initiationsriten) seinem Regierungssystem die Massenbasis zu erhalten; am 13. 4. 1975 wurde er jedoch durch einen Militärputsch gestürzt und erschossen. Staatspräsident wurde Félix Malloum (* 1932).
 
Im Verlauf ihres Guerillakriegs gegen die Regierung Tombalbaye und die Regierung Malloum war der FROLINAT in verschiedenen Gruppierungen unter eigenem Kommando zerfallen, die sich untereinander bekämpften und den Krieg gegen die Regierung je nach eigenen Vorstellungen führten. Nach dem Sturz Präsidenten Malloums im Frühjahr 1979 konzentrierten sich die Kämpfe auf die Rivalität zwischen zwei Truppenführern aus dem Norden, dem von Libyen gestützten Goukouni Oueddei (* 1944) und Hissène Habré (* 1942), der sich an konservative arabische Staaten und - zeitweise - an Frankreich anlehnte. Eine Friedenstruppe der OAU, an der sich besonders Nigeria und Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) beteiligten, hatte 1981-82 keinen Erfolg, den Fortgang des Bürgerkriegs zu stoppen. Im Juni 1982 eroberten die Truppen Habrés N'Djamena. Dieser bildete als Staatspräsident eine Regierung und übernahm 1984 den Vorsitz der neu gebildeten Einheitspartei »Union Nationale pour l'Indépendence et la Révolution«. 1983 flammte der Bürgerkrieg wieder auf und führte zur direkten Konfrontation zwischen Frankreich und Libyen. Nachdem sich Oueddei 1986 von Libyen losgesagt hatte, wandte er sich mit Präsidenten Habré gegen Libyen, das den Nordteil des Tschad besetzt hielt. 1989 beendete ein Friedensvertrag die Kämpfe; die Souveränität des Tschad über den von Libyen beanspruchten Teil (Aouzou-Streifen, 114 000 km2) bestätigte 1994 der Internationale Gerichtshof in Den Haag, Anfang März 1994 erkannte Libyen den Schiedsspruch an und räumte daraufhin das Gebiet.
 
Am 4. 12. 1990 stürzte der vom Sudan aus operierende ehemalige tschadische Offizier I. Déby im Zuge eines Militärputsches den diktatorisch herrschenden Präsidenten Habré, in dessen Amtszeit schätzungsweise 40 000 Menschen hingerichtet wurden oder in Haft starben. Déby, am 4. 3. 1991 offiziell als Staatspräsident vereidigt (1996 und 2001 wieder gewählt), leitete Anfang 1993 mit der Bildung eines Übergangsparlaments einen allmählichen Demokratisierungsprozess ein (unter anderem Zulassung oppositioneller Parteien). Dieser wird jedoch durch wirtschaftliche und v. a. ethnisch-religiös bedingte Unruhen erschwert, obwohl einzelne Widerstandsbewegungen den bewaffneten Kampf aufgaben und sich als Parteien registrieren ließen. Im März 1999 begannen in der Tibesti-Region im Norden des Landes bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen des 1998 gegründet MDJT(Mouvement pour la Démocratie et la Justice au Tchad, »Bewegung für Demokratie und Gerechtigkeit im Tschad«) unter Führung des ehemaligen Verteidigungsministers Youssouf Togoimi, die im Jan. 2002 nach Vermittlung Libyens durch ein Friedensabkommen beendet werden konnten.
 
 
J. Le Cornec: Histoire politique du Tchad, de 1900 à 1962 (Paris 1963);
 E. Niminde-Dundadengar: Agrarentwicklung u. Ernährung in Schwarzafrika. Das Beispiel T. (1982);
 M. P. Kelley: A state in disarray. Conditions of Chad's survival (Boulder, Colo., 1986);
 R. Buijtenhuijs: Le Frolinat et les guerres civiles du Tchad, 1977-1984 (Paris 1987);
 H. Mattes: T. Antagonismen von Wüstenbewohnern u. trop. Ackerbauern, Warlords u. externe Intervention, in: Vergessene Kriege in Afrika, hg. v. R. Hofmeier u. a. (1992);
 Astrid Meier: Hunger u. Herrschaft. Vorkoloniale u. frühe koloniale Hungerkrisen im Nordtschad (1995);
 G. Jaffé u. V. Day-Viaud: Chad (Oxford 1995);
 S. C. Nolutshungu: Limits of anarchy. Intervention and state formation in Chad (Charlottesville, Va., 1996);
 S. Decalo: Historical dictionary of Chad (Lanham, Md., 31997);
 T. Lemoine: Tchad, 1960-1990. Trente années d'indépendance (Paris 1997).
 

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Tschạd; -s, (auch:) der; -[s]: Staat in Zentralafrika: Auf Initiative der Naturschutzorganisation haben die Präsidenten von Kamerun, Gabun ... und Tschad in Kameruns Hauptstadt Yaounde eine Erklärung zum Schutz ihrer Wälder unterzeichnet (FR 19. 3. 99, 32); die Bevölkerung des T./des -s.

Universal-Lexikon. 2012.