Pompidou
[pɔ̃pi'du], Georges, französischer Politiker, * Montboudif (Département Cantal) 5. 7. 1911, ✝ Paris 2. 4. 1974; Gymnasiallehrer; 1944 von General C. de Gaulle in dessen persönlichen Stab berufen. 1946-54 bekleidete er verschiedene Ämter im Staatsrat. 1956-62 war Pompidou Generaldirektor der Rothschild-Bank; 1958/59 Kabinettsdirektor de Gaulles; 1959-62 Mitglied des Verfassungs-Rates, 1961/62 maßgeblich am Zustandekommen des Vertrages von Évian-les-Bains über die Zukunft Algeriens beteiligt. Am 15. 4. 1962 wurde Pompidou von de Gaulle zum Premierminister berufen. Trotz innenpolitischer Schwierigkeiten (Widerstände gegen die Direktwahl des Staatspräsidenten, soziale Unruhen) konnte er sich bis 10. 7. 1968 in diesem Amt behaupten. Seine entschiedene und taktisch geschickte Politik zur Aufrechterhaltung der staatlichen Autorität während der Maiunruhen 1968 trug bei den Wahlen im Juni 1968 wesentlich zum Gewinn der absoluten Mehrheit der Gaullisten (UDR) bei. Als Gründe für seine überraschende Ablösung im Juli 1968 werden seine in den Augen de Gaulles zu große Popularität und seine Skepsis gegenüber den Partizipationsplänen des Staatspräsidenten genannt. Nach dessen Rücktritt setzte sich Pompidou bei den Präsidentschaftswahlen im Juni 1969 im zweiten Wahlgang gegen A. Poher durch (57,5 % der Stimmen). Gestützt auf die Regierung unter den Premierministern Chaban-Delmas (1969-72) und J. Messmer (1972-74), trieb er die wirtschaftliche Modernisierung voran (z. B. durch Förderung von Großprojekten wie dem Bau der »Concorde«); soziale Reformen beschränkte er dagegen. In der Außenpolitik stimmte er - im Gegensatz zur bisherigen Haltung der französischen Regierung - dem EG-Beitritt Großbritanniens und anderer Staaten zu und befürwortete die politische Einigung Europas. Pompidou trat für eine Festschreibung der amerikanischen Truppenpräsenz in Europa ein, bemühte sich aber gleichzeitig um Fortführung der Entspannungspolitik de Gaulles.
Schrift: Pour rétablir une vérité (herausgegeben 1982).
P. Rouanet: P. (Paris 1969);
C. Debbasch: La France de P. (ebd. 1974);
E. Roussel: G. P. (Neuausg. ebd. 1994).
Universal-Lexikon. 2012.