Mi|k|ro|ne|si|en; -s:
1. zusammenfassende Bez. für mehrere Inselgruppen im Pazifischen Ozean.
2. Staat auf den Karolinen.
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I Mikronesi|en
[griechisch »Kleininselwelt«], Inselgebiet im nordwestlichen und mittleren Pazifischen Ozean, mit den Marianen, Guam, den Karolinen, Marshallinseln, Gilbertinseln und Nauru. Während Guam (als nicht inkorporiertes Territorium) von den USA verwaltet wird, bilden die Marianen (Nordmarianen), Ostkarolinen und Yap Islands der Westkarolinen (Mikronesien), Palauinseln (Palau), Marshallinseln, Gilbertinseln (Kiribati) und Nauru unabhängige Staaten. Mikronesien erstreckt sich über fast 8 Mio. km2 (in West-Ostrichtung über 5 000 km), insgesamt rd. 3 100 km2 Landfläche, und hat etwa 483 000 Einwohner. Die Marianen, Guam und die Westkarolinen, meist gebirgige »kontinentale Inseln«, liegen westlich der Andesitlinie, die übrigen Inseln, »ozeanische Inseln«, auf der Pazifischen Platte; soweit der vulkanische Untergrund (Basalt) nicht zutage tritt, handelt es sich um Korallenatolle und gehobene Korallenkalkinseln. Tropisch-maritimes, unter dem Einfluss des Nordostpassats stehende Klima mit Durchschnittstemperaturen von 26-28 ºC; in westlicher und südlicher Richtung abnehmende Niederschläge, die meist 3 000-5 000 mm/Jahr betragen (im Lee der Gebirge weniger).
Die altansässige Bevölkerung, die Mikronesier, besiedelte das westliche Mikronesien wahrscheinlich von Indonesien oder den Philippinen aus vor 1000 v. Chr. (eventuell vor 2000 v. Chr.), das übrige Mikronesien von den Neuen Hebriden (Vanuatu) aus um 1300 v. Chr. Heute, nach der kolonialzeitlichen Einwanderung von Europäern, Amerikanern, Japanern, aber auch Polynesiern, bildet sie nur noch etwa die Hälfte der Bevölkerung Mikronesiens. Für den Feldbau sind die vulkanischen Inseln wesentlich besser geeignet als die nährstoffarmen Böden der Koralleninseln. Außer den ursprünglichen, von den Mikronesiern mitgebrachten Kulturpflanzen (Kokospalmen, Brotfruchtbaum, Schraubenbaum, Taro) werden auch Bataten, Jamswurzel, Maniok, Reis, Mais, Bananen, Kakao und Gemüse angebaut. Ursprüngliche Haustiere sind Schweine, Hühner (v. a. wegen des Federschmucks gehalten) und Hunde. Eine wesentliche Rolle spielt seit jeher der Fischfang (mit Wehren, Netzen, Angeln, Speeren); auch Algen, Schildkröten u. a. werden gesammelt. Die wichtigen Phosphatvorkommen, v. a. die von Nauru, sind fast erschöpft. Touristen kommen v. a. aus Japan und den USA. Kopra bildet seit dem 19. Jahrhundert das Hauptexportprodukt. Durch die europäische, japanische und amerikanische Kolonialherrschaft wurde die traditionelle materielle und geistige Kultur der Mikronesier entscheidend verändert, besonders durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Japan und den USA und die Vorherrschaft der Amerikaner nach 1945. In der nichttraditionellen Wirtschaft (Bergbau, Industrie, Bauwirtschaft, Tourismus) arbeiten zahlreiche Ausländer.
G. Koch: Materielle Kultur der Gilbert-Inseln (1965);
Mikronesien
Fläche: 701 km2
Einwohner: (2000) 122 000
Hauptstadt: Palikir (auf Pohnpei)
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertage: 10. 5., 24. 10., 3. 11.
Zeitzone: 2200 Kosrae und Pohnpei, 2100 Chuuk und Yap = 1200 MEZ
amtlich englisch Federated States of Micronesia ['fedəreɪtɪd steɪts əv maɪkrəʊ'niːzjə], deutsch Föderierte Staaten von Mikronesien, Staat im Westen des Pazifischen Ozeans, bestehend aus den Ostkarolinen (Kosrae, Pohnpei, Chuuk) und den zu den Westkarolinen zählenden Yap Islands, zusammen 607 Inseln und Atolle, mit 701 km2 Landfläche und einem Seegebiet von über 2,5 Mio. km2, (2000) 122 000 Einwohner. Mikronesien umfasst vier »Staaten«: Kosrae (früher Kusaie; fünf Inseln, 110 km2, 7 300 Einwohner), Pohnpei (früher Ponape; 163 Inseln, 345 km2, 33 400 Einwohner), Chuuk (früher Truk; 294 Inseln, 127 km2, 52 900 Einwohner) und Yap (145 Inseln, 119 km2, 11 100 Einwohner); Hauptstadt ist Palikir (früher Kolonia, auf Pohnpei), Amtssprache Englisch. Währung: 1 US-Dollar (US-$) = 100 Cents (c). Uhrzeit: 2200 Kosrae und Pohnpei, 2100 Chuuk und Yap = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Mikronesien ist eine Bundesrepublik. Die bereits am 10. 5. 1979 in Kraft getretene Verfassung gilt auch nach der Aufhebung der Treuhandschaft der USA durch den UN-Sicherheitsrat (22. 12. 1990) fort. Die Gesetzgebungsbefugnisse für den Bund liegen beim Kongress (14 Abgeordneten oder Senatoren); vier der Abgeordneten (einer für jeden Gliedstaat) werden für vier Jahre, die übrigen zehn für zwei Jahre (im Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungszahl der Staaten) gewählt. Der Kongress ernennt aus dem Kreis der auf vier Jahre gewählten Senatoren den Präsidenten und den Vizepräsidenten, die die Spitze der Bundesexekutive bilden. Der Präsident ist zugleich Staatsoberhaupt und Regierungschef. Auf der Grundlage des am 3. 11. 1986 in Kraft getretenen »Compact of Free Association« sind die USA für Außen- und Verteidigungspolitik zuständig.
Parteien:
Parteien und Verbände existieren nicht.
Das kreisrunde Wappen stammt aus dem Jahr 1979 und ist im eigentlichen Sinn ein Staatssiegel, das in Farbe ausgelegt als Staatswappen gilt. Eine Wellenlinie teilt es in eine obere hellblaue und eine untere dunkelblaue Hälfte. Im mittleren Teil ist eine Kokosnuss mit vier grünen Blättern abgebildet, die oben von vier weißen fünfzackigen Sternen umgeben sind. Im unteren Wappenteil steht auf weißem Band in Grün die Inschrift »Peace, Unity, Liberty« (Frieden, Einheit, Freiheit), darunter die Jahreszahl 1979. Das Staatswappen ist von einem weißen Ring mit der Bezeichnung »Government of the Federated States of Micronesia« (Regierung der Föderierten Staaten von Mikronesien) umgeben.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertage sind der 10. 5. (Proklamationstag), der 24. 10. (Tag der Vereinten Nationen) und der 3. 11. (Unabhängigkeitstag).
An der Spitze der vier Gliedstaaten, die über eigene Verfassungen und Legislativorgane verfügen, steht jeweils ein Gouverneur.
Das Gerichtssystem besteht aus einem Obersten Gerichtshof sowie Instanzgerichten.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Inseln bestehen teils aus hohen, von Korallenriffen umgebenen, vulkanischen Inseln, teils aus flachen Koralleninseln (Karolinen). Die westlich des Palau- und Yapgrabens (Tiefseegräben) und der Andesitlinie gelegenen Yap Islands sind aus Korallenkalk, vulkanischem Gestein (Andesit) und metamorphen Gesteinen aufgebaut und sitzen dem Südostrand der Philippinenplatte auf. Die Ostkarolinen bestehen ebenfalls aus vulkanischen Inseln (aber aus Basalt) und Korallenriffen, liegen aber über der Pazifischen Platte, die unter den Tiefseegräben unter die Philippinenplatte abtaucht. Darauf weisen auch die Entwicklungsstadien der Hauptinseln hin (von Osten nach Westen): Kosrae (bis 628 m über dem Meeresspiegel) ist tief zertalt und von einem weiter entfernten Saumriff umgeben, die Vulkaninsel Pohnpei (791 m über dem Meeresspiegel) hat mehrere umliegende Atolle, die noch stärker abgesunkenen Chuuk Islands bilden schon ein Atoll (mit kleinen vulkanischen Inseln im Innern). Auch die Yap Islands, Reste eines zerbrochenen Massivs, sind von einem Korallenriff umgeben.
Klima und Vegetation:
Das Klima ist tropisch-ozeanisch, mit durchschnittlich 26-28 ºC und hohen Niederschlägen (Yap: 3 000 mm, Pohnpei: 4 900 mm, Chuuk: 3 500 mm jährlich). Zwischen Juli und November auftretende Taifune verursachen oft große Schäden. Auf den vulkanischen Inseln gibt es Reste von tropischem Regenwald, auf den Koralleninseln v. a. Kokos- und Schraubenpalmen sowie Brotfruchtbäume. Auf letzteren Inseln ist die Wasserversorgung schwierig.
Die Bewohner sind überwiegend Mikronesier, auf Pohnpei auch Polynesier; ferner gibt es Minderheiten von Weißen und Asiaten. Durch die Inselnatur bedingt, haben sich regionale Besonderheiten erhalten, auch Reste der überlieferten sozialen Schichtung. Neben der Amts- und Schulsprache Englisch werden acht mikronesische Sprachen verwendet. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum (1985-94) beträgt 1,8 %, der Anteil der städtischen Bevölkerung (1992) 26 %. Die größten Städte sind: Moen (15 300 Einwohner) auf der gleichnamigen Insel in Chuuk, Palikir (6 300 Einwohner) auf Pohnpei und Colonia (3 600 Einwohner) auf Yap.
Staat und Kirche sind gesetzlich getrennt. Die Religionsfreiheit ist nach den Verfassungen aller vier Gliedstaaten garantiert. Die dominierende Religion ist das Christentum, zu dem sich etwa 90 % der Bevölkerung bekennen; rd. 48 % gehören der katholischen Kirche an (Mehrheitsbekenntnis in Yap), über 40 % den aus der protestantischen Mission hervorgegangenen Kirchen (Mehrheitsbekenntnis in Chuuk, Kosrae und Pohnpei). Innerhalb der Jurisdiktion der katholischen Kirche ist Mikronesien Teil des Bistums der Karolinen (Suffraganbistum von Agaña [Guam]). Trägerin der protestantischen Mission ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts v. a. die Liebenzeller Mission. Zahlenmäßig kleine Religionsgemeinschaften bilden Mormonen, Zeugen Jehovas und Bahais. Mit dem traditionellen religiösen Erbe verbundene und nach wie vor lebendige Vorstellungen werden heute v. a. als Ausdruck der eigenen kulturellen Identität angesehen.
Es besteht achtjährige Schulpflicht (ab dem sechsten Lebensjahr) in der Primarstufe, ab dem 14. Lebensjahr schließt sich die Sekundarstufe an. 1990 wurde auf Yap die »Micronesia Maritime and Fisheries Academy« eröffnet, die eine Fachausbildung im Sekundar- und Tertiärbereich bietet. Die Analphabetenquote beträgt 23 %.
Presseorgane sind u. a. »Chuuk News Chronicle« (gegründet 1983) und »The National Union« (gegründet 1980, zweimal monatlich). Die staatliche Rundfunkanstalt »Federated States of Micronesia Public Information Office« betreibt vier Hörfunksender, die regionale Programme in Englisch und den Landessprachen verbreiten. Daneben existieren eine regierungseigene und zwei kommerzielle Fernsehstationen sowie »Island Cable TV«.
Wirtschaft und Verkehr:
Auch nach Aufhebung der amerikanischen Treuhandverwaltung durch die UNO und Erlangung der Souveränität Ende 1990 tragen die USA einen Großteil zur Deckung des Staatshaushalts bei. Gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1994) 1 890 US-$ gehört Mikronesien zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen. 1990 lag die Arbeitslosenquote bei 80 %.
Landwirtschaft und Fischerei sind Grundlage der Wirtschaft und werden in erster Linie als Subsistenzwirtschaft betrieben. Wichtigste Agrarprodukte sind Kokosnüsse, Maniok, Jamswurzel, Bananen und Süßkartoffeln.
Einnahmen aus Fischereilizenzen spielen eine große Rolle; 1991 besaßen mehr als 400 Schiffe eine Lizenz, um in den Gewässern Mikronesiens zu fischen. Im selben Jahr wurde auf Kosrae eine Fabrik zur Thunfischverarbeitung eröffnet. Die einheimische Fangmenge betrug (1993) 1 555 t.
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsbereiche. 1990 besuchten 20 400 ausländische Gäste Mikronesien. In der Lagune der Chuuk Islands gibt es vorzügliche Möglichkeiten zum Sporttauchen.
Mikronesien kann seine Importausgaben nur zu einem geringen Teil durch Exporteinnahmen ausgleichen (Einfuhrwert 1994: 129 Mio. US-$, Ausfuhrwert: 79 Mio. US-$). Wichtigste Exportgüter sind Fischereiprodukte, Kopra, Süßkartoffeln, Kokosöl und Pfeffer sowie kunsthandwerkliche Erzeugnisse. Unter den Handelspartnern dominieren die USA (einschließlich Guam) und Japan sowie südpazifische Staaten.
Verkehr:
Auf den großen Inseln gibt es Beton- und Schotterstraßen. Der Schiffsverkehr ist überwiegend staatlich organisiert. Die Häfen von Kosrae und Yap wurden in den 1980er-Jahren mit amerikanischer Hilfe ausgebaut. Jeder der vier Gliedstaaten besitzt einen internationalen Flughafen.
Das vor rd. 3 500 Jahren von Ostmelanesien aus besiedelte Mikronesien wurde im 16. Jahrhundert von Spaniern entdeckt und später kolonisiert. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1899 an das Deutsche Reich verkauft, wurde 1914 von Japan besetzt, das 1920 ein Völkerbundsmandat über Mikronesien erhielt. Während des Zweiten Weltkriegs nahmen amerikanische Truppen Mikronesien ein; ab 1947 verwaltete es die USA als UN-Treuhandgebiet. 1979 wurden die Föderierten Staaten von Mikronesien proklamiert, die nach Unterzeichnung des »Compact of Free Association« (1982, durch Referendum 1983 angenommen) und seiner Inkraftsetzung am 3. 11. 1986 in freier Assoziation mit den USA die eingeschränkte Souveränität erhielten. Am 22. 12. 1990 hob der UN-Sicherheitsrat die Treuhandschaft auf; im September 1991 wurden die Föderierten Staaten von Mikronesien in die UNO aufgenommen. Der seit 1991 als Staats- und Regierungschef amtierende Bailey Olter wurde 1995 wieder gewählt.
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Mi|kro|ne|si|en; -s: Inselgruppe im Pazifischen Ozean.
Universal-Lexikon. 2012.