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Form
Gefüge; Organisation; Gerüst; Konsistenz; Struktur; Beschaffenheit; Anordnung; Geflecht; Aufbau; Zustand; Qualität; Fasson; Gestalt

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Form [fɔrm], die; -, -en:
1. (äußere plastische) Gestalt, in der etwas erscheint, sich darstellt:
die Vase hat eine schöne, elegante, plumpe Form, hat die Form einer Kugel; die Form dieses Gedichtes ist die Ballade.
Syn.: Design, Format, Machart, Schnitt, Struktur.
Zus.: Buchform, Gedichtform, Gesichtsform, Kopfform.
2. vorgeschriebene Art des gesellschaftlichen Umgangs:
hier herrschen strenge Formen.
Syn.: Anstand, Benehmen, Etikette, Manieren <Plural>, Sitte;
in aller Form: ausdrücklich und verbindlich, unter Beachtung aller Vorschriften:
ich habe mich in aller Form bei ihm entschuldigt.
3. Gefäß, in das eine weiche Masse gegossen wird, damit sie darin die gewünschte feste Gestalt bekommt:
in der Gießerei wird das flüssige Metall in Formen gefüllt; sie hat den Kuchenteig in eine Form gefüllt.
Zus.: Backform, Gussform, Kastenform, Kuchenform.
4. <ohne Plural> leistungsfähige, körperliche Verfassung:
gut, nicht in Form sein; allmählich wieder in Form kommen, zu guter Form auflaufen.
Syn.: Fitness, Kondition.
Zus.: Bestform, Höchstform, Tagesform, Topform.
5. Art und Weise, in der etwas vorhanden ist, erscheint, sich darstellt:
die Formen des menschlichen Zusammenlebens.

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Fọrm 〈f. 20
1. Gestalt, Umriss, Äußeres (Blatt\Form, Gesichts\Form, Kopf\Form, Vasen\Form)
2. Werkzeug od. Gehäuse zur Gestaltgebung (Guss\Form, Kuchen\Form)
3. Machart, Modell (Druck\Form)
4. Art, Erscheinungsweise
5. körperl. Zustand
6. Lösung, Möglichkeit
7. 〈meist Pl.〉 Benehmen, Manieren, guter Ton, Anstand (Umgangs\Form)
● \Form „Anneliese“ (Name für Modellkleid o. Ä.) ● die Pralinenschachtel hat die \Form eines Buches; die \Formen eines Substantivs, Verbs ● \Form annehmen; die Sache nimmt beunruhigende \Formen an; wir müssen eine \Form finden, wie wir ihm das schonend beibringen; einem Gegenstand eine andere, die richtige \Form geben; er hat keine \Formen; die gesellschaftlichen \Formen verletzen; der Hut hat allmählich die \Form verloren; die (äußere) \Form wahren den Anstand ● der Plan nimmt allmählich eine feste \Form an; die gesellschaftlichen \Formen; eine schöne, hässliche, moderne, altmodische, plumpe, zierliche \Form; weibliche \Formen Rundungen ● etwas aus der \Form bringen; meine Frisur ist ganz aus der \Form geraten; gegen die \Form(en) verstoßen; der \Form halber, der \Form wegen weil es üblich ist, um der Umgangsform Genüge zu tun; ich habe den Besuch nur der \Form halber gemacht; mehrere Handtaschen, in \Form und Farbe verschieden; ein kleiner Dank in \Form eines Blumenstraußes; die Krankheit tritt in sehr verschiedenen \Formen auf; durch ständiges Training in \Form bleiben; glänzend, gut, schlecht in \Form sein; ich bin heute nicht (ganz) in \Form; in aller \Form wie es sich gehört, förmlich, feierlich; jmdn. in aller \Form um Entschuldigung bitten; etwas in aller \Form verkünden; etwas in die richtige \Form bringen; eine Medizin in \Form von Tabletten; sich über alle \Formen des (Anstands) hinwegsetzen [<mhd. form, forme <lat. forma „Form, Gestalt“]

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Fọrm , die; -, -en [mhd. forme < lat. forma]:
1.
a) äußere plastische Gestalt mit bestimmten Umrissen, in der etw. erscheint:
die weiblichen -en (Rundungen des Körpers);
der Gegenstand hat eine plumpe, schöne, elegante F., die F. einer Kugel;
der Hut hat seine F. verloren, ist aus der F. geraten, wird wieder in [seine] F. gebracht;
[feste] F./-en annehmen (als Projekt allmählich in seiner künftigen Entwicklung deutlicher erkennbar werden, Gestalt gewinnen: der Plan nimmt F. an);
hässliche, scharfe o. Ä. -en annehmen (sich in einer bestimmten unangenehmen Weise gestalten, entwickeln);
aus der F. gehen (ugs. abwertend, ugs. scherzh.; sehr dick werden);
in F. von etw./(auch:) in F. einer Sache (in Gestalt von; als: örtliche Niederschläge in F. von Regen; Zuwendungen in F. kleinerer Geldbeträge);
b) dem Inhalt entsprechende Art der geistigen, künstlerischen Gestaltung; Darstellungsweise:
die F. dieses Gedichts ist das Sonett;
etw. in eine leicht verständliche F. bringen;
c) Art u. Weise, in der etw. vorhanden ist, erscheint, sich darstellt; Erscheinungsweise, einzelne Erscheinungsform:
die -en des menschlichen Zusammenlebens;
die -en (Spielarten) einer Pflanzengattung;
die -en (Deklinationsformen) eines Substantivs;
d) festgelegte Verhaltensweise, vorgeschriebene Art des gesellschaftlichen Umgangs:
feine, gute, höfliche, strenge -en;
das ist alles nur F. (alles sinnentleert, rein äußerlich);
die F. wahren;
der F. genügen;
sich über gesellschaftliche -en hinwegsetzen;
in aller F. (ausdrücklich u. verbindlich, unter Beachtung aller Vorschriften).
2. <o. Pl.> [nach engl. form] (bes. Sport) leistungsfähige Verfassung; Kondition:
seine F. verbessern;
gänzlich außer F. sein;
gut, nicht in F. sein;
er ist in der F. seines Lebens (in hervorragender Form);
allmählich wieder in F. kommen;
zu großer F. auflaufen (sich zu einer großen Leistung steigern).
3. Gegenstand, mit dem einem bestimmten Stoff, einer Masse eine bestimmte Form (1 a) gegeben wird:
Kuchenteig in eine F. (Backform) füllen;
Metall in eine F. (Gießform) gießen.

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I
Form,
 
Aufbau und Gliederung einer Komposition, eines Titels, eines Arrangements; wichtiges musikalisches Gestaltungselement des künstlerisch-kreativen Schaffensprozesses in enger Beziehung zu Melodik, Harmoniefolge, Rhythmik, Tempo und Dynamik, auch Instrumentation (Sound); oft bestimmt von Textvorlage beziehungsweise inhaltlicher Thematik; abhängig von Zeit- und Modegeschmack, Tanztyp und Stilart (Stil), selbstverständlich auch von Auftrag beziehungsweise Zielstellung der Komposition (z. B. zeitgebundene Filmmusik, Platzierung in einem Programm usw.). In der populären Musik findet sich einerseits ein großer Formenreichtum, andererseits die Bevorzugung einiger weniger standardisierter Modelle wie der Bluesformel und der AABA-Form (Song). Im Gegensatz zur artifiziellen Musik (E-Musik) ist der einfache, überschaubare, schon beim ersten Hören (bewusst oder unbewusst) erschließbare Formaufbau ein unverzichtbares Attribut populärer Musik, Voraussetzung ihrer raschen Rezipierbarkeit.
 
Musik lebt von Spannung und Entspannung. Prinzipien der Formbildung sind Wiederholen, Verändern, Kontrastieren, also das Verhältnis von Bekanntem, bereits Gehörtem und Neuem, wie es in den Liedformen, aber auch in Variation und Improvisation zum Ausdruck kommt. Die musikalische Form wächst aus dem Motiv. Dieses kann im Sinne einer Entwicklung verarbeitet (zum Beispiel in polyphoner Musik, in der Fuge) oder durch Aneinanderreihung einzelner Abschnitte zu einer größeren Struktur erweitert werden. Letzteres trifft auf die Liedformen zu, die für die populäre Musik grundlegend sind. In ihnen zeigt sich das Metrum als periodisierende Einheit, zum Beispiel im zweigliedrigen »metrischen Achttakter«.
 
Durch Reihung dieser Achttakter ergeben sich größere, mehrteilige Formen von 16, 24 oder 32 Takten. Häufig ist aber auch Dreigliedrigkeit mit der zwölftaktigen Einheit (vergleiche Blues). Die Regelmäßigkeit dieser Formen, ihre Periodik, wird im Streben nach lebendigem, organischem Melodieverlauf öfters unterbrochen, wie zum Beispiel bei
 
»Yesterday« (John Lennon/Paul McCartney, 1965)
 
 
Die Zweiteiligkeit, die Gliederung in Vers (Strophe) und Refrain (Chorus), kann als die typische Form der Schlager-, Pop- und Rockmusik bezeichnet werden. Zu den größeren, mehrteiligen Formen gehören Marsch, Polka und Walzer (Walzerkette). Besonders der Marsch, meist mit Trio, wurde zum Vorbild für einige afroamerikanische Tänze, insbesondere für den Ragtime. Während die Liedformen europäische Musiktradition widerspiegeln, geht das Ruf-Antwort-Prinzip (Call and Response) auf die afrikanische Musizierpraxis zurück. Es übt nachhaltigen Einfluss auf die Formbildung in Jazz und Rock aus. Die Aufgabe traditioneller Formen im freien Spiel (Free Jazz, zum Teil auch Rock) bedeutet nicht Verzicht auf jegliche Formung, sondern lediglich spontane Formgebung während des Musizierens.
 
Suiten, Concerti, Rhapsodien und Ähnliches, wie sie in der »gehobenen« Unterhaltungsmusik, auch im modernen Jazz und Rock anzutreffen sind, bilden in ihrem formalen Aufbau entweder Übernahmen aus dem Bereich der artifiziellen Musik oder lassen sich auf Liedformen zurückführen.
 
II
Form,
 Informatik: die äußere Erscheinung eines Objekts, z. B. eines Zeichens, eines Texts oder eines Programms, im Gegensatz zu seinem Inhalt bzw. seiner Bedeutung (Semantik). Ein Computer kann stets nur die Form des Objekts erkennen. Viele Objekte lassen sich leichter behandeln, wenn sie in eine bestimmte Form gebracht werden, z. B. eine Datenbank in die Normalform.
 
In der Programmierung ist die Form eine Metasprache zur Notation einer Programmiersprache (Backus-Naur-Form).
III
Form
 
[dt. Formular], Anwendungen: ein HTML-Dokument im World Wide Web, in dem interaktive Eingaben des Benutzers möglich sind, die an den Anbieter der Seite übermittelt werden und eine bestimmte Ausgabe veranlassen. Beispiele findet man etwa in den Masken der Suchmaschinen oder bei einem Online-Shop.
IV
Form,
 Computerviren: Form-Virus.
V
Form
 
[lateinisch forma »(äußere) Gestalt«],
 
 1) bildende Kunst, Kunstwissenschaft: die Charakterisierung von Gestalt und Gestaltung eines Kunstwerks, sowohl die bildnerischen Mittel als auch die kompositionelle Struktur betreffend. A. Riegl und H. Wölfflin haben die Methode der Analyse der Form in die Kunstwissenschaft eingeführt: Die Form betreffende Faktoren werden, isoliert von inhaltlichen und bedeutungsmäßigen Elementen, in ihrem Stellenwert für die Gesamtkomposition analysiert.
 
 2) Drucktechnik: die Druckform.
 
 3) Fertigungstechnik: Werkzeug, das ganz oder teilweise das Negativ eines zu fertigenden Werkstückes darstellt und zur Aufnahme des Werkstoffes dient: z. B. Gießform für metallische Gussteile (Gießerei), Spritzform für Thermoplaste, Sinterform für keramische Werkstoffe.
 
 4) Literaturwissenschaft: unterschiedlich definierter, mit wechselndem Bedeutungsumfang gebrauchter Begriff für die äußere Struktur eines sprachlichen Kunstwerks (Dichtung), für die Gesamtheit der sprachlichen Mittel, durch die ein Inhalt, ein Stoff gestaltet wird. Die Analyse der Form reicht von Fragen nach isolierbaren Elementen einer Dichtung (wie Rhythmus, Metrum, Reim, Vers- und Strophenformen, rethorische Figuren, Metaphorik) bis zur Gliederung eines Stoffes, eines Inhaltes u. a. in Szenen, Akte, Kapitel. Es wird auch von der Form des Dramas, des Romans usw. gesprochen. (Gattung)
 
 5) Mathematik: ein homogenes Polynom.
 
 6) Musik: sowohl das Prinzip des Gestaltens, das im musikalischen Material hörbar erscheint, als auch das gestaltete Werk selbst mit seiner spezifischen Struktur und Anordnung des Tonmaterials. Form i. e. S. der Formenlehre meint bestimmte Schemata musikalischer Gestaltung, die als normative Modelle den unterschiedlichen musikalischen Gattungen zugrunde liegen.
 
Literatur:
 
P. Bekker: Musikgesch. als Gesch. der musikal. F.-Wandlungen (1.-6. Tsd. 1926-28, Nachdr. 1976);
 A. Halm: Von zwei Kulturen der Musik (31947);
 W. Gurlitt: F. in der Musik als Zeitgestaltung (1955);
 H. Erpf: F. u. Struktur in der Musik (1967);
 P. Faltin: Phänomenologie der musikal. F. (1979).
 
 7) Philosophie: dasjenige, was jedem Ding und jedem Ereignis seine Eigenart verleiht. Ganz gleich, um welchen Gegenstand es sich handelt: wahrnehmbar ist immer nur seine Form. Erst durch die Erfahrung, dass einem Material verschiedene Formen gegeben werden können, kommt es zu der begrifflichen Unterscheidung zwischen Form und »Stoff« (Materie). Jeder Stoff ist stets nur in einer bestimmten Form erkennbar. Alles, was ist, ist nur insofern, als es eine Form hat. Neben der »äußeren Form« (Gestalt) gibt es eine »innere Form« (Sinneinheit), denn bei jedem Gegenstand der Wahrnehmung und des Nachdenkens lässt sich ein charakterisierendes formales von einem tragenden stofflichen Moment unterscheiden. - Diese Universalität der Form erklärt den vielfältigen Gebrauch des Wortes. Als ein Elementarbegriff der Philosophie findet sich »Form« bereits in der Antike. Die »Ideen« Platons, die dem einzelnen Seienden seine Wesensbestimmtheit verleihen, sind immaterielle Formen (griechisch eídē), die als Formen des Wissens im transzendenten Bereich des wahrhaft Seienden existieren. Nach Aristoteles hat jedes Seiende seine bestimmte Form (griechisch morphe̅́); alle Dinge sind aus passivem Stoff (griechisch hýlē), der die Möglichkeit der Formbildungen (Potenz, griechisch dýnamis) beinhaltet, und substanziell bildender Form (Akt, griechisch enérgeia) zusammengesetzt (Akt), wobei die Form (als »Causa formalis«, Causa; als »Entelechie«) zu den Grundprinzipien gehört, aus denen alles Seiende stammt.
 
Die aristotelische Ontologie der Form hat v. a. in der Philosophie des Mittelalters zu weit reichenden Spekulationen über den Zusammenhang von Stoff und Form geführt (Hylemorphismus). Seit I. Kant richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Zusammengehörigkeit der beiden Begriffe in unserem Denken. Kant fasste die Anschauungsform Raum und Zeit und die Verstandesbegriffe (Kategorien) als apriorische (vor jegliche Sinneserfahrung gegebene) Form, mittels derer das erkennende Subjekt seine Empfindungen erst zu Gegenständen der Erfahrung formt. - Der kategorische Imperativ sei die »Form«, gemäß derer der Inhalt jedes Willensaktes (z. B. Neigungen) gebildet werden soll.
 
In der Ästhetik dient der Begriff der Form zum einen der Abgrenzung vom gestalteten Material, das erst durch die Form ästhetisch erfahrbar wird, zum anderen steht Form im Gegensatz zum Bedeutungsgehalt, den sie anschaulich offenbart. So ist die Form nicht nur äußere Gestalt, sondern auch Ausdrucksträger und Bedeutungsprinzip des Kunstwerks und damit der Inbegriff aller ästhetischen Qualitäten überhaupt. Aus dieser mehrfachen Funktion lassen sich verschiedene typisierende Verwendungsweisen erklären: Wenn in der modernen Kunst die »offene Form« propagiert wird, dann sollen damit strengere Formprinzipien der traditionellen Schulen verabschiedet werden; dazu steht die Formkunst nicht im Gegensatz, die, unter Vernachlässigung der in der Stoffkunst hervorgehobenen materialen Aspekte, die Form als das Wesentliche eines jeden künstlerischen Ausdrucks zu betonen sucht.
 
Literatur:
 
P. Rohs: F. u. Grund, in: Hegel-Studien, Beiheft Jg. 6 (1969);
 F. u. Materie, in: Histor. Wb. der Philosophie, hg. v. J. Ritter, Bd. 2 (Neuausg. 1972);
 R. Ingarden: Das literar. Kunstwerk (41972);
 I. Habig: Naturgestalt, Funktionsgestalt, Kunstgestalt, in: Ztschr. für Kunstpädagogik u. ihre Grundl., Jg. 5 (1976);
 E. Cassirer: Philosophie der symbol. F.en, 3 Tle. u. Register-Bd. (9-101994).
 
 8) Recht: Formvorschriften.
 
 9) Sport: die Leistungsfähigkeit eines Sportlers, einer Mannschaft oder eines Pferdes zu einem bestimmten Zeitpunkt (Topform, außer Form).
 
 10) Sprachwissenschaft: 1) in der traditionellen Grammatik Bezeichnung für eine bestimmte Flexionsform (z. B. sind »Vater«, »Väter«, »Vätern« drei phonologisch verschiedene Formen des Wortes »Vater«); 2) seit der Antike Bezeichnung für die äußere (akustische, grafische) Gestalt eines sprachlichen Zeichens, im Unterschied zum Inhalt; 3) in der neueren Linguistik, v. a. in der Glossematik, Bezeichnung für die abstrakten Eigenschaften des sprachlichen Zeichens im Unterschied zur Substanz, die die Realisierung des sprachlichen Ausdrucks auf der Ebene der Parole bezeichnet; 4) vom amerikanischen Strukturalismus geprägte Bezeichnung für einen nicht näher klassifizierten Ausdruck; hierbei wird zwischen freier Form, die als abgeschlossene Äußerung vorkommen kann (z. B. »geh!«), und gebundener Form, die jeweils nur in Verbindung mit anderen Formen vorkommen kann (z. B. das Suffix »-st« in »gehst«), unterschieden.
 

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Fọrm, die; -, -en [mhd. forme < lat. forma; 2: nach engl. form]: 1. a) äußere plastische Gestalt mit bestimmten Umrissen, in der etw. erscheint: die F. der Vase erinnert an eine Frucht; die weiblichen -en (Rundungen des Körpers); der Gegenstand hat eine plumpe, schöne, eckige, ovale, zierliche, elegante F., die F. einer Kugel; der Hut hat seine F. verloren, ist aus der F. geraten, wird wieder in [seine] F. gebracht; Mit ... einem Ruck gewinnt es (= das Polster) schließlich wieder seine ursprüngliche F. (Handke, Kaspar 62); das Kleid wirkt vornehm in F. und Farbe; ein Hut in der F./von der F. einer Glocke; Wir treffen Langhausbauten und Bauten mit zentraler Tendenz, die kaum zu neuen oder monumentalen -en vordringen (Bild. Kunst III, 17); *[feste] F./-en annehmen (als Projekt allmählich in seiner künftigen Entwicklung deutlicher erkennbar werden, Gestalt gewinnen): der Plan nimmt F./-en an; Allerdings hatte auch der andere deutsche Staat feste -en angenommen (Dönhoff, Ära 104); hässliche, scharfe o. ä. -en annehmen (sich in einer bestimmten unangenehmen Weise gestalten, entwickeln): der Streit nahm hässliche -en an; Nur darf ... diese Propaganda nicht plumpe, abwegige -en annehmen (Döblin, Alexanderplatz 199); aus der F. gehen (ugs. scherzh. od. abwertend; sehr dick werden); in F. von etw./(auch:) in F. einer Sache (in Gestalt von; als): örtliche Niederschläge in F. von Regen; Zuwendungen in F. kleinerer Geldbeträge; dann fand große Gratulation statt, in F. einer Defiliercour (Th. Mann, Hoheit 76); b) dem Inhalt entsprechende Art der geistigen, künstlerischen Gestaltung; Darstellungsweise: die F. dieses Gedichts ist das Sonett; die vorgeschriebene F. der Eidesformel; eine Darstellung in der F. eines Dialogs; etw. in eine leicht verständliche F. bringen; c) Art u. Weise, in der etw. vorhanden ist, erscheint, sich darstellt; Erscheinungsweise, einzelne Erscheinungsform: die -en des menschlichen Zusammenlebens, der Demokratie, des Widerstands; Ihnen erscheint diese F. der westlichen Konversation frivol und nichtsnutzig (Dönhoff, Ära 193); Auch das Zitieren ist eine F. der Dankbarkeit (Reich-Ranicki, Th. Mann 28); die -en (Spielarten) einer Pflanzengattung; die -en (Deklinationsformen) eines Substantivs; die starke, schwache F. eines Adjektivs; In dieser F. ist diese Institution auch auf das Reich der Ottomanen übergegangen (Fraenkel, Staat 88); d) festgelegte Verhaltensweise, vorgeschriebene Art des gesellschaftlichen Umgangs: feine, gute, höfliche, strenge, übertriebene -en; das ist alles nur F. (alles sinnentleert, rein äußerlich); die F. wahren, [nicht] verletzen, außer Acht lassen; der F. genügen; auf -en achten, halten; sich über gesellschaftliche -en hinwegsetzen; ich mache den Besuch nur der F. halber/wegen (anstandshalber); ein Mensch ohne -en (ohne gutes Benehmen); Ich habe ihm vollauf Bescheid gesagt. Freilich verhandelt man in gesitteter F. (H. Mann, Stadt 69); *in aller F. (ausdrücklich u. verbindlich, unter Beachtung aller Vorschriften): Wenige Tage später wurde mir in aller F. eröffnet, dass die Gestapo ... die Einleitung eines Verfahrens ... gegen mich beantragt habe (Niekisch, Leben 290). 2. <o. Pl.> (bes. Sport) leistungsfähige Verfassung; Kondition: seine F. halten, verbessern, steigern; gut, hoch, groß, schlecht, nicht in F. sein; gänzlich außer F. sein; er ist in der F. seines Lebens (in hervorragender Form); ich muss in F. bleiben; allmählich wieder in F. kommen; zu großer F. auflaufen (sich zu einer großen Leistung steigern); Gewiss hatten die paar Tage ... nicht genügt, um das Paar wieder in weltmeisterliche F. zu bringen (Maegerlein, Triumph 64); In Paris war der ... Fall eingetreten, dass ... unsere ganze Elf unter F. spielte (Walter, Spiele 143). 3. Gegenstand, mit dem man einem bestimmten Stoff, einer Masse eine bestimmte ↑Form (1 a) gibt: Kuchenteig in eine F. (Backform) füllen; Metall in eine F. (Gießform) gießen.

Universal-Lexikon. 2012.