musikalische Form,
die Anordnung der Teile eines Musikstücks in ihrer Aufeinanderfolge und Beschaffenheit. Sie erwächst aus einer Formidee, die in der Regel kollektiv entwickelt wird und dazu neigt, sich zu geschichtlich und gattungsmäßig typisierbaren musikalischen Formen auszubilden, wie sie die musikalische Formenlehre zu ihrem Gegenstand erhebt. Dabei gibt es übergeordnete Formprinzipien: Ein Standardprinzip weist die Liedform auf; dem Reihungsprinzip, bei dem jeder Formteil relativ in sich abgeschlossen ist, gehören z. B. die Passacaglia und das Rondo an; das Entwicklungsprinzip, bei dem die Teile (etwa motivisch) eng aufeinander bezogen sind, vertritt die Sonatensatzform. Im Blick auf die Gesamtheit der musikalischen Sinnträger, die neben und in Verbindung mit dem gegliederten Bau auch melodisch, rhythmisch, harmonisch und dynamisch das musikalische Gefüge bilden, kann der Begriff der musikalischen Form durch den der musikalischen Formung erweitert werden. Form und Inhalt bilden in der Musik eine Einheit. Dementsprechend steht der Form- und Formungsbetrachtung der Musik, die auf den musikalischen Sinn einer Komposition gerichtet ist, das Erkennen des musikalischen Gehalts zur Seite, der in der musikalischen Form als inhaltliche Aussage eingeschlossen ist.
G. Nestler: Die Form in der Musik (1954);
Darmstädter Beitrr. zur neuen Musik, hg. v. E. Thomas, Bd. 10: Form in der neuen Musik, bearb. v. T. W. Adorno u. a. (1966);
P. Faltin: Phänomenologie der m. F. (1979);
Universal-Lexikon. 2012.