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Bahrain
Königreich Bahrain

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Bah|rain [bax… ]; -s:
Inselgruppe u. Staat im Persischen Golf.

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Bahrain
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 707 km2
 
Einwohner: (2000) 634 000
 
Hauptstadt: Menama
 
Amtssprache: Arabisch
 
Nationalfeiertag: 16. 12.
 
Währung: 1 Bahrain-Dinar (BD) = 1 000 Fils
 
Zeitzone: 1500 Menama = 1200 MEZ
 
[oder bax'raɪn], amtlich arabisch Daulat al-Bahrain, deutsch Staat Bahrain, Inselstaat vor der Nordostküste der Arabischen Halbinsel, im Persischen Golf, 707 km2, (2000) 634 000 Einwohner. Hauptstadt ist Menama. Amtssprache ist Arabisch. Währungseinheit: 1 Bahrain-Dinar (BD) = 1 000 Fils. Uhrzeit 1500 Menama = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Seit der Verfassungsreform vom 14./15. 2. 2002 ist Bahrain eine konstitutionelle Monarchie (Königreich). Der König als Staatsoberhaupt ernennt und entlässt die Regierung unter Vorsitz des Premierministers. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Nationalversammlung), bestehend aus der Abgeordnetenkammer (50 % der Abgeordneten werden frei gewählt, 50 % vom König ernannt; Frauen verfügen über aktives und passives Wahlrecht) und dem Konsultativrat (40 vom König ernannte Mitglieder mit beratender Funktion). Die Reformen basieren auf der am 14./15. 2. 2001 durch Referendum gebilligte Nationalcharta.
 
Wappen:
 
Das von Sir Charles Belgrave, dem letzten britischen Berater des Scheichs (1926-57) entworfene Wappen zeigt einen Ausschnitt der um 90º nach oben gedrehten Staatsflagge mit drei Zacken. Es wird von einer Helmdecke in den Wappen-(Flaggen-)Farben Rot und Weiß umgeben.
 
Verwaltung:
 
Bahrain ist in 12 Verwaltungseinheiten (mantiqa) ohne Selbstverwaltungscharakter gegliedert.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 7 400 Mann. Das Heer besteht aus einer Infanteriebrigade mit 6 000 Soldaten, die Marine verfügt über 650 Mann (zusätzlich 250 Mann Küstenwache), die Luftwaffe über 400 Soldaten. Paramilitärische Kräfte sind 2 000 Mann Polizei. - Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus 120 amerikanischen Kampfpanzern M-60, 24 Kampfflugzeugen (F-5 und F-16) und 18 Kleinen Kampfschiffen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Der Staat Bahrain besteht aus 36 Inseln. An die Hauptinsel Bahrain (578 km2) sind die Inseln Muharrak (21 km2) im Nordosten und Sitra (14 km2) im Osten mit Brücken angeschlossen. Über die Insel Umm Nasan (19 km2; Palast des Herrschers) im Westen führt der neue Straßendamm nach Saudi-Arabien. Die mit Katar bestehenden Grenzstreitigkeiten um den Besitz der unbewohnten Insel Hawar (51 km2) sind seit 2001 beigelegt. Das flache Kalkplateau der Hauptinsel (die übrigen Inseln sind Sandakkumulationen) erreicht die maximale Höhe von 134 m über dem Meeresspiegel. Im wüstenhaften Klima mit unregelmäßigen Niederschlägen von durchschnittlich 81 mm pro Jahr boten nur die Süßwasserquellen im Nordwesten der Insel Ansatzpunkte für frühe Besiedlung (rd. 100 000 Grabhügel aus der Zeit 5 000 v. Chr. bis 200 n. Chr.).
 
Bevölkerung:
 
Nur die vier genannten Inseln sind (dünn) besiedelt. Über die Hälfte der Bewohner leben im Nordosten in Menama und Muharrak. 38 % der Bevölkerung sind Ausländer (aus Südasien, Iran), die v. a. als Gastarbeiter im privaten Sektor arbeiten. 50 % der Bahrainis (39 % der Gesamtbevölkerung) sind unter 20 Jahre alt, das Bevölkerungswachstum beträgt 3,1 % pro Jahr.
 
Religion:
 
Über 85 % der Bevölkerung sind Muslime; davon rd. 60 % Schiiten und 40 % Sunniten. Der Islam ist Staatsreligion. Das Herrscherhaus bekennt sich zum sunnitischen Islam. Die in Bahrain lebenden Ausländer bilden religiöse Minderheiten (Christen, Hindus und Bahais). Ein großer Teil der rd. 4 % Christen gehört der anglikanischen Kirche an.
 
Bildungswesen:
 
Das auf eine 50-jährige Tradition zurückgehende Schulsystem ist besser entwickelt als in den Nachbarstaaten. Die suspendierte Verfassung von 1973 sah die Schulpflicht vor. Sie wurde bis jetzt nicht eingeführt. Der Schulbesuch ist unentgeltlich. Die Analphabetenquote beträgt 15,6 %. Neben den staatlichen gibt es Schulen der Erdölgesellschaft sowie Privatschulen. Auslandsstudium wird durch staatliche und private Stipendien gefördert. Seit Anfang der 1970er-Jahre wird auch die Erwachsenenbildung forciert vorangetrieben. Ein »Gulf Technical College« wurde 1968/69 gegründet. Unterrichtssprache ist Arabisch.
 
Publizistik:
 
Presse: In Menama erscheint in arabischer Sprache die Tageszeitung »Akhbar al-Khalij« (gegründet 1976), im gleichen Verlag in englischer Sprache die »Gulf Daily News« (gegründet 1978) sowie seit 1989 »Al Ayam«. - Nachrichtenagentur »Gulf News Agency«. -Rundfunk: Die staatliche »Bahrain Broadcasting Station« (gegründet 1955) und die private Rundfunkgesellschaft »Radio Bahrain« (gegründet 1977) verbreiten Hörfunkprogramme in arabischer und englischer Sprache. Die »Bahrain Radio and Television Corporation« sendet in Arabisch und Englisch auf fünf Fernsehkanälen.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Bahrain zählt zu den wirtschaftlich am besten entwickelten arabischen Emiraten. Der starke britische Einfluss (1820-1971) führte im traditionellen Handelszentrum (Perlen, Datteln) am mittleren Golf früh zu Bildungsausbau und wirtschaftliche Entwicklung. Beschleunigend wirkte dabei die seit 1932 einsetzende Erdölförderung (Export seit 1934), die seit 1978 von der staatlichen Bahrain National Oil Company verwaltet wird. Mit Vorräten von 9,5 bis 28 Mio. t (offizielle Schätzung) werden jedoch bei einer derzeitigen Förderung von 2 Mio. t pro Jahr die bahrainischen Fördersonden als erste am Golf trockenfallen. Der wirtschaftliche Schwerpunkt verlagerte sich deshalb auf die weiterverarbeitende Industrie. Die seit 1936 betriebene Raffinerie von Sitra (Kapazität 12 Mio. t pro Jahr) verarbeitet vorwiegend Rohöl aus Saudi-Arabien (jährlich 10 Mio. t aus dem Abu-Safah-Feld). Das noch reichlich verfügbare Erdgas ist Grundlage der petrochemischen und der Aluminiumindustrie. Eigenes Erdgas (Produktion: 9,6 Mrd. m3 pro Jahr; Reserven: 170 Mrd. m3) verwenden die Aluminiumhütte ALBA (seit 1971, Kapazität: 460 000 t pro Jahr) mit Walzwerk und verarbeitenden Betrieben, petrochemische Anlagen (Methanol, Harnstoff), Roheisen-Reduktionsanlagen und die Elektrizitäts- und Meerwasserentsalzungsanlagen. Die Arabische Liga finanzierte das ASRY-Trockendock (seit 1978) mit drei Schwimmdocks (Kapazität maximal 500 000 t).
 
Landwirtschaft:
 
Die im Nordwesten der Hauptinsel konzentrierte Landwirtschaft produziert mit 5 000 Arbeitskräften auf 1 000 ha (= 1,4 % der Staatsfläche) v. a. Gemüse, Eier, Geflügel, Milch und Obst. Die traditionelle Dattelpalmenkultur ist im Niedergang, die meisten Grundnahrungsmittel - außer Fisch - werden importiert.
 
Dienstleistungssektor:
 
Im Dienstleistungssektor sind 69 % der rd. 240 000 Arbeitskräfte (50 % Ausländer) beschäftigt. Den Ausbau zur wirtschaftlichen und kulturellen Drehscheibe am mittleren Golf sollten die Offshore-Banken seit 1975 markieren, ihre Zahl ging aber wieder auf 47 zurück. Hoffnung setzt man auf den internationalen Flughafen in Muharrak (Sitz von Gulf Air) und den wachsenden Tourismus aus Saudi-Arabien und aller Welt (1 Mio. Übernachtungen).
 
Außenwirtschaft:
 
Die defizitäre Außenhandelsbilanz wird vom Erdölimport aus Saudi-Arabien (32 %) und petrochemischen Exporten (64 %) bestimmt, Haupthandelspartner sind ostasiatische Länder, die GCC-Staaten und die USA. Kapitalzuflüsse (Banken, Tourismus, Finanzhilfen der Nachbarländer) gleichen die Defizite aus.
 
Verkehr:
 
Das gut ausgebaute Straßennetz umfasst über 2 000 km Autobahnen und befestigte Straßen. Die internationalen Verbindungen stellen der Flughafen Muharrak, der Tiefwasserhafen Mina Sulman und das seit 1986 fertig gestellte 25 km lange Straßendamm-/Brückenbauwerk nach Saudi-Arabien her.
 
 
Die Inseln sind seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt; sie hießen in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. im Alten Orient Tilmun (»Land des Paradieses«) und gehörten zum Bereich der Golfkultur. Von den archäologischen Funden auf der Hauptinsel ist v. a. ein Tempel aus der Zeit um 2400-1800 v. Chr. zu nennen. In der Spätantike waren die handelspolitisch bedeutsamen Inseln (Karawanenumschlagplätze) vom Perserreich (4.-7. Jahrhundert), im Mittelalter (seit 634) vom Kalifat der Omaijaden beziehungsweise der Abbasiden abhängig, 894-1078 bestand ein unabhängiger Staat der Karmaten. Im 13./14. Jahrhundert wieder unter persischer Herrschaft, wurden sie 1507 beziehungsweise um 1515 portugiesische Kolonie, aber nach 1555 auch von den Osmanen beansprucht, 1602 erneut von Persien erobert, von dem sie sich unter der Dynastie Al Chalifa (ab 1783) als Teil des Scheichtums Bahrain (mit Katar) lösten. Im 19. Jahrhundert kam es zur Bindung an Großbritannien (verschiedene Verträge zwischen 1820 und 1914; ab 1892 offiziell britisches Protektorat).
 
Mit der Förderung von Erdöl (seit 1932) beziehungsweise dem Erdölexport (seit 1934) begann die wirtschaftliche Bedeutung des Emirats. Im Zuge der britischen kolonialen Asienpolitik war Bahrain für Großbritannien 1935-58 der wichtigste Militärstützpunkt im Persischen Golf. Mit Abzug der britischen Truppen am 14. 8. 1971 erklärte sich das Emirat für unabhängig; das System der Protektoratsverträge mit Großbritannien wurde durch einen Freundschaftsvertrag mit diesem Land ersetzt (15. 8. 1971), bis 1977 bestand ein Stützpunktvertrag mit den USA; Bahrain wurde u. a. Mitglied der UNO und der Arabischen Liga. Am 27. 8. 1975 setzte Scheich Isa Ibn Salman al Chalifa (seit 1961) die Verfassung von 1973 außer Kraft, löste das im selben Jahr gewählte Parlament auf und führte wieder ein autoritäres Regierungssystem (absolute Monarchie) ein. Außenpolitisch lehnte Bahrain den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 ab und brach die diplomatischen Beziehungen zu Ägypten ab; 1980/81 beteiligte es sich an der Gründung des Golfrats und schloss nach einem gescheiterten Putschversuch »revolutionär-islamische« (proiranische) Kräfte am 20. 12. 1981 einen Sicherheitspakt mit Saudi-Arabien. Im 2. Golfkrieg (Januar/Februar 1991) war Bahrain eine Stationierungsbasis für die Truppen der antiirakischen Front unter Führung der USA, mit denen Bahrain am 27. 10. 1991 ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit abschloss. Der vom Scheich am 20. 12. 1992 gebildete Konsultativrat (»Beratende Versammlung« mit parlamentarischer Immunität) trat im Januar 1993 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Ab Dezember 1994 kam es wegen der schwierigen Wirtschaftslage (Arbeitslosigkeit) wiederholt zu v. a. von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit getragenen politische und religiösen Unruhen, wobei die Wiederherstellung der Demokratie gefordert wurde (Juni 1995 Umbildung der Regierung durch Ministerpräsident Scheich Isa Ibn Salman al Chalifa). Der Grenzkonflikt mit Katar (seit 1978/82) um die Insel Hawar blieb (bisher) ungelöst. Anfang März 1999 wurde Scheich Hamad Ibn Isa al-Chalifa Staatsoberhaupt; er veranlasste - nach einer am 14./15. 2. 2001 per Referendum gebilligten Nationalcharta - im Februar 2002 eine Verfassungsreform und damit die Umwandlung des Emirats in konstitutionelle Monarchie (Königreich) sowie eine demokratische Öffnung).
 
 
G. Bibby: Dilmun. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur (a. d. Engl., 1973);
 
Dilmun. New studies in the archaeology and early history of B., hg. v. D. T. Potts (1983);
 
Die Golfstaaten, hg. v. F. Scholz (1985);
 H. Hecklau u. K. Schliephake: B., in: Hb. der Dritten Welt, hg. v. D. Nohlen u. F. Nuschler, Bd. 6 (31993);
 C. Bühler: Stand u. Perspektiven der wirtschaftl. Entwicklung B.s (1994).

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Bah|rain; -s: Inselgruppe u. Scheichtum im Persischen Golf.

Universal-Lexikon. 2012.