Pa|pua-Neu|gui|nea […gi…]; -s:
Staat auf Neuguinea.
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Papua-Neuguinea
Fläche: 462 840 km2
Einwohner: (2000) 4,8 Mio. Einwohner.
Hauptstadt: Port Moresby
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 16. 9.
Zeitzone: 2100 Port Moresby = 1200 MEZ
['paːpua, pa'puːa, -gi'neːa], Pidgin-English Papua Niugini [-njuː 'gɪnɪ], amtlich englisch Independent State of Papua New Guinea [ɪndə'pɛndənt 'steɪt əv -njuː 'gɪnɪ], Staat im westlichen Pazifik, in Ozeanien, umfasst den östlichen Teil der Insel Neuguinea (der westliche, Irian Jaya, gehört zu Indonesien), den Bismarckarchipel mit New Britain, New Ireland, Lavongai und den Admiralitätsinseln, außerdem den Louisiade-Archipel, die D'Entrecasteauxinseln sowie die beiden nördlichen Salomoninseln Buka und Bougainville, 462 840 km2, (2000) 4,8 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Port Moresby, Amtssprache Englisch, Hauptverkehrssprachen sind Neumelanesisch (eine Form von Pidgin-English) und Hiri Motu (Pidginsprache auf der Basis des Motu, einer melanesischen Sprache mit papuanischem Superstrat). Währung: 1 Kina (K) = 100 Toea (t). Zeitzone: Ostaustralische Zeit (2100 Port Moresby = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Nach der Verfassung, die mit der Unabhängigkeit am 16. 9. 1975 in Kraft trat, ist Papua-Neuguinea eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth. Als Staatsoberhaupt fungiert der britische Monarch, vertreten durch den Generalgouverneur, der auf Vorschlag der Regierung in Übereinstimmung mit dem Parlament von der Krone auf sechs Jahre ernannt wird. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (House of Assembly), dessen 109 Abgeordnete für fünf Jahre gewählt werden. Zur Exekutive wird neben der Regierung (Nationaler Exekutivrat) formell auch das Staatsoberhaupt gezählt, das den Premierminister auf Vorschlag des Parlaments ernennt. Der Premierminister schlägt dem Monarchen die übrigen Kabinettsmitglieder zur Ernennung vor.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind: National Alliance (NA), People's Democratic Movement (PDM, gegründet 1985), Pangu Pati (PP; gegründet 1967), People's Action Party (PAP, gegründet 1985), People's Progress Party (PPP, gegründet 1970) und Melanesian Alliance (MA, gegründet 1978).
Größter Dachverband ist der Papua New Guinea Trade Union Congress, dem 30 Einzelgewerkschaften mit rd. 60 000 Mitgliedern angehören.
Das Wappen besteht aus einem stilisierten Paradiesvogel, der in Prunkhaltung auf dem Griff einer Kundutrommel sitzt. Die Kundutrommel ist vor einem liegenden Zeremonialspeer waagerecht angeordnet.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 16. 9., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1975 erinnert.
Papua-Neuguinea ist in 19 Provinzen und den Hauptstadtdistrikt gegliedert. Gemäß Verwaltungsreformgesetz vom 27. 6. 1995 steht an der Spitze der Provinz ein Gouverneur; das Amt wird von einem der jeweils auf Provinz-Ebene gewählten Abgeordneten des Zentralparlaments ausgeübt. Die Provinz-Versammlungen (Parlamente) setzen sich aus den in der jeweiligen Provinz gewählten Abgeordneten des Zentralparlaments sowie den Präsidenten der Lokalverwaltungen der Provinz (direkt gewählt) zusammen.
Das Rechtssystem basiert auf demjenigen des Australischen Bundes. Oberste Gerichte sind der Oberste Gerichtshof und der Nationale Gerichtshof. Der Oberste Gerichtshof ist zugleich Verfassungsgericht und Appellationsgericht für Urteile des Nationalen Gerichtshofes. Dieser wiederum ist zuständig für Zivil- und Strafsachen und Berufungsinstanz für die darunter liegenden Provinz-Gerichte und lokalen Gerichte.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt rd. 3 800 Mann. Die Ausrüstung der fast ausschließlich aus Heerestruppen (zwei Infanterie- und ein Pionierbataillon) bestehenden Streitmacht umfasst im Wesentlichen leichte Waffen sowie vier Patrouillenboote.
Landesnatur und Bevölkerung:
Das steil aufragende Zentralgebirge, das die Insel Neuguinea (auf ihr liegen 85 % der Staatsfläche) von Westen nach Osten durchzieht, besitzt ausgedehnte Hochtäler und weist mehrere Gipfel bis um 4 000 m über dem Meeresspiegel auf (Mount Wilhelm im Bismarckgebirge 4 694 m über dem Meeresspiegel). In der südöstlichen Inselspitze läuft das Zentralgebirge in ein Mittelgebirge aus; seine Fortsetzung findet es in den D'Entrecasteauxinseln und im Louisiade-Archipel. Beiderseits der Gebirgsketten schließen sich ausgedehnte, zum Teil versumpfte Senkungsgebiete an; das nördliche wird von einem Küstengebirge (zwischen 1 000 und 2 000 m über dem Meeresspiegel, im Osten bis 4 107 m über dem Meeresspiegel) begrenzt, dem sich ein 1-3 km breiter Küstensaum anschließt. Den Raum im Südwesten nimmt bis zu einer Breite von 450 km eine Schwemmlandebene ein, die von einer Ingressionsküste abgeschlossen wird. Die Gebirgsteile des Bismarckarchipels sind überwiegend vulkanischen Ursprungs. New Britain (bis 2 438 m über dem Meeresspiegel), einige kleine Inseln und Bougainville (bis 2 743 m über dem Meeresspiegel) besitzen noch aktive Vulkane. Die Inseln sind von Korallenriffen umgeben.
Es herrscht tropisches Regenklima mit ganzjährig fallenden Niederschlägen, in den zentralen Gebirgsregionen jährlich bis zu 6 000 mm, in den übrigen Landesteilen 2 000-3 000 mm Niederschlag.
Rd. 70 % von Papua-Neuguinea sind von immergrünen tropischen Regenwäldern bedeckt. In den Tieflandsgebieten finden sich Sumpfwälder, Grassümpfe und Savannen, an den Küsten Mangroven, im Hochland und im Südwesten Grasländer.
Die Mehrheit der Bevölkerung, die teilweise noch auf neolithischer Kulturstufe und außerhalb der Geldwirtschaft steht, lebt im unwegsamen Bergland Neuguineas in (ehemals) isolierten Siedlungen. Dabei handelt es sich überwiegend (80 %) um Bevölkerungsgruppen mit Papuasprachen, während die melanesische Sprachen sprechende Bevölkerung in den Küstengebieten und auf den anderen Inseln lebt (die Völkerstämme Papua-Neuguineas verwenden über 700 unterschiedliche Sprachen und etwa 300 Dialekte). Neben den etwa 1 000 in Stämmen organisierten, weitgehend noch der traditionellen Lebensweise verhafteten Ethnien besteht eine kleine, durch Erziehung und beruflicher Qualifikation am westlichen Lebensstil orientierte Schicht, die überwiegend in Städten lebt. In Verwaltung, Erziehung, Handel und Industrie sind viele Ausländer tätig (meist Australier). Der Anteil der städtischen Bevölkerung lag (1995) bei 16 %. Die größten Städte sind (1990) Port Moresby (193 200 Einwohner), Lae (80 600), Madang (27 000), Wewak (23 200), Goroka (17 800), Mount Hagen (17 400) und Rabaul (17 000). Seit Jahren hält die Landflucht unvermindert an. In einigen Hochtälern, Küstenstrichen und auf verschiedenen Inseln ist die Bevölkerungsdichte sehr hoch (bis zu 200 Einwohner/km2), andererseits sind weite Gebiete fast menschenleer. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum liegt (1985-95) bei 2,2 %.
Es besteht Religionsfreiheit. Die dominierende Religion ist das Christentum, zu dem sich über 96 % der Bevölkerung bekennen: rd. 58 % gehören protestantischen Kirchen an (besonders Lutheraner, Adventisten, Baptisten und Pfingstkirchen), rd. 33 % der katholischen Kirche (4 Erzbistümer mit 14 Suffraganbistümern), rd. 5 % der »Anglikanischen Kirche von Papua-Neuguinea« (seit 1977 Provinz innerhalb der anglikanischen Kirchengemeinschaft). Traditionellen Stammesreligionen werden rd. 2 % der Bevölkerung zugerechnet; traditionelle Gebräuche und Vorstellungen sind jedoch weit darüber hinaus auch in christlichen Kirchen verbreitet. Von lokaler Bedeutung sind Cargo-Kulte. Daneben gibt es Bahais, Mormonen, Zeugen Jehovas und in jüngster Zeit erste Ansätze islamischer Mission.
Allgemeine Schulpflicht besteht nicht; Unterrichtssprache ist Englisch. Nur circa zwei Drittel der Schüler absolvieren die ersten sechs Jahre Volksschulausbildung (beginnend mit dem siebenten Lebensjahr) bis zum Schluss. Es folgt eine berufsorientierte (Schulzeit zwei Jahre) oder eine allgemein bildende (Schulzeit drei Jahre) Sekundarstufe (Provincial high school), danach können für zwei Jahre die National high school, eine lehrerbildende Anstalt (Community teachers college) oder berufliche Schulen (Technical Colleges) besucht werden. Die Analphabetenquote beträgt 26,3 %. Papua-Neuguinea besitzt eine staatliche Universität in Waigani (bei Port Moresby) und eine TU in Lae (beide gegründet 1965).
Landesweite Tageszeitungen sind »Papua New Guinea Post Courier« (gegründet 1969; Auflage 30 000) und »The National« (1993; 20 000). Die staatliche »National Broadcasting Commission of Papua New Guinea« (NBC, gegründet 1973) sendet Hörfunkprogramme in Englisch und mehreren Landessprachen; sie betreibt ferner die private Kurzwellenstation »Kalang Service« und veranstaltet ein Fernsehprogramm.
Wirtschaft und Verkehr:
Bergbau und Landwirtschaft sind die ökonomischen Grundlagen des Landes. Mit einem Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1995) 1 160 US-$ zählt Papua-Neuguinea zu den Ländern mit mittlerem Einkommen. Schwierige topographische Bedingungen und damit verbunden eine schlechte Infrastruktur, politische Unruhen v. a. auf Bougainville sowie ein Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften hemmen die wirtschaftliche Entwicklung. Die jährliche Inflationsrate lag 1985-94 bei 4,1 %. Bei einer Auslandsverschuldung von (1994) 2,9 Mrd. US-$ müssen 30 % der Exporterlöse für den Schuldendienst aufgewendet werden.
Rd. 64 % der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarsektor, v. a. in der traditionellen Form des Wanderfeldbaus mit Brandrodung; sie erwirtschaften (1995) 28 % des Bruttoinlandsprodukts. Die Selbstversorgungswirtschaft wird durch Tauschhandel ergänzt. Angebaut werden Taro, Jamswurzel, Bataten, Bananen, verbunden mit Sagogewinnung und Schweinehaltung. Die in der Kolonialzeit einsetzende exportorientierte Plantagenwirtschaft konzentrierte sich zunächst auf die Kopragewinnung. Mit australischer Unterstützung wurden seit Mitte der 50er-Jahre im Hochland Kaffee- und Tee-, im Tiefland Kakao-, Kautschuk- und Ölpalmenplantagen angelegt.
80 % des Landes sind mit Wald bedeckt. Über zwei Drittel des Holzeinschlags (1993: 8,2 Mio. m3) werden als Brennholz verwendet. Die Umweltzerstörung durch illegale Waldrodungen ist erheblich.
Kommerzielle Fischerei betreiben v. a. australische und japanische Unternehmen. Der Verkauf von Fischfanglizenzen ist eine wichtige Einnahmequelle des Staates.
Die bedeutendsten mineralischen Rohstoffe sind Kupfer, Gold und Silber. Daneben gibt es Vorkommen von Chrom, Kobalt, Nickel, Quarz. Seit 1992 wird Erdöl gefördert. In der Goldmine von Lihir werden die größten Goldvorkommen außerhalb Südafrikas vermutet. Mit einer Fördermenge von (1993) 60,6 t Gold lag Papua-Neuguinea weltweit an 9. Stelle. Die größten Kupfervorkommen gibt es auf Bougainville. Jedoch wird der Abbau durch politische Unruhen behindert. 1994 lag Papua-Neuguinea mit einer Fördermenge von 203 000 t Kupfer weltweit an 12. Stelle.
Die noch wenig entwickelte Industrie produziert v. a. für den lokalen Markt. Es dominiert die Verarbeitung land- und forstwirtschaftlichen Produkte. Kleinindustrie und traditionelles Handwerk überwiegen. Nach 1990 wurden mehrere Fischkonservenfabriken eröffnet. In Port Moresby ist eine Erdölraffinerie im Bau.
Die Handelsbilanz ist seit 1970 relativ ausgeglichen (Einfuhrwert 1994: 1,5 Mrd. US-$, Ausfuhrwert: 2,6 Mrd. US-$). Ausgeführt werden v. a. Gold (37 % des Exportwerts), Kupfer (32 %), Erdöl, Kaffee, Palmöl, Holz und Kakao. Wichtigste Handelspartner sind Australien, Japan und Deutschland.
Verkehr:
Die zerklüfteten Gebirgszüge im Landesinnern verhinderten bisher den Bau einer durchgehenden Straßenverbindung von der Nord- zur Südküste. Die 4 900 km Allwetterstraßen (Straßennetz 1992 insgesamt: 21 400 km) sind zumeist Stichstraßen von den Hafenplätzen ins Hinterland, so auch der von Lae nach Wabag ins innere Hochland führende Highland Highway. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Landesteilen gewährleisten überwiegend der Schiffs- und Flugverkehr. Neben vielen kleinen Häfen dienen elf Tiefwasserhäfen (v. a. Port Moresby und Lae) dem Überseeverkehr. Ein internationaler Flughafen befindet sich bei Port Moresby.
1949 vereinigte der Australische Bund sein »Territory of Papua« (1884-1906 British New Guinea [deutsch Britisch-Neuguinea], bis 1901/02 britisches Protektorat) im Südosten von Neuguinea mit dem von ihm seit 1921 als Mandats- beziehungsweise Treuhandgebiet verwalteten nordöstlichem Teil der Insel zum »Territory of Papua and New Guinea«; dieses erhielt am 1. 12. 1973 innere Selbstverwaltung und wurde am 16. 9. 1975 als Papua-Neuguinea unabhängig. Erster Premierminister war Michael Somare (1975-80 und 1982-85; Pangu Pati). 1984 schloss Papua-Neuguinea einen Grenzvertrag mit Indonesien ab. Eine starke sezessionistische Bewegung bildete sich auf Bougainville heraus. Dort kam es u. a. wegen unerfüllter Forderungen Einheimischer nach Entschädigung für das Betreiben der umweltzerstörenden Kupfermine von Panguna 1988/89 zu einem Aufstand, v. a. von der »Bougainville Revolutionary Army« (BRA) getragen. Dieser führte zu einem Konflikt mit der Zentralregierung (bis 1997 rd. 8 000 Tote durch die Kämpfe, 1990/97 Blockade der Insel). Mehrere gescheiterte Waffenstillstände und der Versuch, den Konflikt mithilfe ausländischer Söldner zu beenden, hatten eine Revolte der Armee und den Sturz der Regierung von Julius Chan (1994-97) zur Folge. Die Regierung von Bill Skate (People's National Congress, 1997-99) nahm unter Vermittlung von Neuseeland Friedensgespräche mit den Rebellen auf (1998 Abkommen). Nach dem Rücktritt Skates im Zusammenhang mit der umstrittenen Anerkennung Taiwans im Juli 1999 übernahm Mekere Morauta (People's Democratic Movement) das Amt des Regierungschefs und widerrief die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan kurz danach; in seiner Amtszeit suchte er unter der (nicht konfliktfreien) Einflussnahme der Weltbank die marode Wirtschaft und die politischen Verhältnisse des Landes wieder zu stabilisieren. Nach einer von Gewalt überschatteten Wahl (Mitte Juni bis Ende Juli 2002) wurde der frühere Premierminister Michael Somare, dessen National Alliance (NA) mit 19 Abgeordnetenmandaten die meisten Sitze im Parlament gewann, mit der Regierungsbildung beauftragt.
H. Wesemann: P.-N. (1985);
G. Rath: P.-N. Ein südpazif. Entwicklungsland auf dem Weg in das Jahr 2000 (1989);
P.-N. - Gesellschaft u. Kirche. Ein ökumen. Hb., hg. v. H. Wagner u. a. (1989);
R. Seib: P.-N. zw. isolierter Stammesgesellschaft u. weltwirtschaftl. Integration (1994).
Weitere Literatur: Neuguinea.
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Pa|pua-Neu|gui|nea; -s: Staat auf Neuguinea.
Universal-Lexikon. 2012.