Green|peace 〈[ gri:npi:s] f.; -; unz.〉 durch spektakuläre Aktionen bekanntgewordene, internationale Umweltschutzorganisation [<engl. green „grün“ + peace „Frieden“]
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Green|peace ['gri:npi:s ; engl., eigtl. = grüner Frieden]:
internationale Umweltschutzorganisation.
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I Greenpeace
Die heute weltweit größte Umweltschutzorganisation, Greenpeace, trat 1971 im Westen Kanadas mit einer kleinen Gruppe von Atomtestgegnern erstmals in Erscheinung. Schon damals arbeitete man mit den heute für die Organisation typischen Methoden, nämlich mit spektakulären, gewaltfreien (jedoch möglicherweise illegalen) Aktionen die Öffentlichkeit mithilfe der Medien zu informieren und emotional für umweltpolitische Ziele zu mobilisieren. In ihrer dreißigjährigen Geschichte konnte die Umweltorganisation viele Erfolge erringen, so den Stopp der Kernwaffenversuche (zunächst nur von oberirdischen, seit den 1990er-Jahren auch von unterirdischen Explosionen), ein Walfangmoratorium oder die Einführung von bleifreiem Benzin. Von den 40 Ländern, in denen Greenpeace vertreten ist, besitzt Deutschland eine der größten und die finanzkräftigste nationale Organisation; die Zentrale von Greenpeace International befindet sich in Amsterdam.
Kritik erfährt Greenpeace nicht nur von der Industrie und staatlichen Stellen, sondern auch aus der Umweltbewegung selbst, die der Organisation undemokratische Strukturen und die Fixierung auf medienwirksame Themen vorwirft.
Die Fahrt der Phyllis Cormack
Als am 15. September 1971 der altersschwache Fischkutter Phyllis Cormack im westkanadischen Vancouver mit Kurs auf die Aleuteninsel Amchitka auslief, nahmen nur die Angehörigen der Crew und einige unterbeschäftigte Lokaljournalisten davon Notiz. Das Motiv der Fahrt, »Umweltschutz«, war für große Teile der Bevölkerung ein unbekannter Begriff. Den Initiatoren, den Frauen und Männern einer kleinen kanadischen Bürgerinitiative, ging es darum, die Öffentlichkeit auf die fatalen Auswirkungen der oberirdischen Atomtests aufmerksam zu machen, welche die US-amerikanische Regierung auf dieser Insel durchführte. Das erstaunliche Resultat der Reise: Nur vier Monate später, nach massiven öffentlichen Demonstrationen, Streik- und Boykottaufrufen stellte das US-Verteidigungsministerium die Testserie ein. Sicherlich ist das Ende der oberirdischen Kernwaffenexplosionen, das 1970 im Kernwaffensperrvertrag festgelegt wurde, nicht allein die Folge des Engagements dieser kleinen Initiative. Aber der öffentliche Druck, der durch diese und andere medienwirksame Aktionen auf die angeschlagene Regierung unter Präsident Nixon ausgeübt wurde, förderte die Einsicht, dass dieser Auswuchs des atomaren Wettrüstens im Interesse aller Staaten beendet werden musste. (Auf sowjetischer Seite hatte der Physiker Andrei Sacharow lange versucht, ein Ende der oberirdischen Kernwaffentests herbeizuführen.)
Vorgeschichte: »bearing witness«
Die Fahrt der Phyllis Cormack war von den Paaren Marie und Jim Bohlen sowie Dorothy und Irving Stowe organisiert worden, die sich 1967 auf einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg kennen gelernt hatten. Da die Stowes einer radikal pazifistischen und gewaltfreien christlichen Glaubensgemeinschaft (»Quäker«) angehörten, übernahmen sie eine Aktionsform, die von anderen Quäkern bereits 1958 gegen Kernwaffentests auf dem Bikini-Atoll in der Südsee eingesetzt worden war: »bearing witness«, Zeugnis ablegen, Augenzeuge sein, die Öffentlichkeit aufmerksam machen. Ebenfalls zu den Wurzeln von Greenpeace zählen die Bürgerrechtsbewegungen der 1960er-Jahre mit ihrer Praxis des gewaltfreien zivilen Ungehorsams. Aber anders als die erfolglosen Proteste in den 1950er-Jahren hatten die Aktionen der kanadischen Umweltschützer gute Erfolgsaussichten: Im Gegensatz zu den technikbegeisterten, vom Kalten Krieg beherrschten 1950er-Jahren war die US-amerikanische Öffentlichkeit Anfang der 1970er-Jahre sensibilisiert für mögliche Verfehlungen der eigenen Regierung und der Industriekonzerne - und die Medien waren bereit, spektakulären Aktionen die benötigte Resonanz zu geben.
Gründung und erste Jahre
1970 gründeten Jim Bohlen, Irving Stowe und der Jurastudent Paul Cote mit Freunden das »Don't Make A Wave Committee«, das sich 1972 in Vancouver an der kanadischen Pazifikküste den neuen Namen »Greenpeace«, grüner Frieden, gab. 1972 weitete Greenpeace seine Aktionen auf den Südpazifik aus, wo Frankreich auf dem 11 000 Kilometer nordöstlich von Neuseeland gelegenen Mururoa-Atoll Kernwaffentests durchführte. Der ehemalige Unternehmer und erfahrene Segler David McTaggart - heute Ehrenvorsitzender von Greenpeace International - erreichte mit seiner Yacht Vega Anfang Juni 1972 die Sperrzone und wurde dort wochenlang von französischen Kriegsschiffen und Hubschraubern hart bedrängt. Am 1. Juli 1972, zwei Stunden nach einer oberirdischen Kernwaffenexplosion, wurde die Vega von einem französischen Kriegsschiff in internationalen Gewässern (und damit seerechtswidrig) schwer beschädigt. Ein Jahr später fuhr McTaggart erneut nach Mururoa, wurde von französischen Soldaten niedergeschlagen, was anhand von Fotos dokumentiert wurde. Auch aufgrund der weltweiten Empörung über diesen Vorfall brach Frankreich die Testserie 1973 ab und verzichtete ab 1974 ganz auf oberirdische Kernwaffentests.
Im Oktober 1974 starb Irving Stowe. Im selben Jahr wurde in Neuseeland das erste Greenpeace-Büro außerhalb Kanadas eröffnet, bis 1978 kommen Büros in den USA, Großbritannien, Frankreich, Australien und den Niederlanden hinzu. Mit dem Engagement gegen die Ausrottung der Wale wendete sich die Organisation erstmals einem Nichtatomthema zu. Ein drittes Themengebiet wurde die Kampagne gegen die Tötung von Robbenbabys zur Pelzgewinnung - eine Kampagne, an der sich die französische Schauspielerin Brigitte Bardot beteiligte.
Erfolg und Expansion
1978 erwarb Greenpeace ein erstes eigenes Schiff, ein ehemaliges Forschungsschiff, das nun auf den Namen Rainbow Warrior, Regenbogenkrieger, getauft wurde. Bis zu seiner Zerstörung durch den französischen Geheimdienst am 10. Juli 1985 (ein Todesopfer; der Internationale Gerichtshof verurteilte Frankreich später zur Zahlung von 15 Millionen DM Schadensersatz) unternahm das Schiff zahlreiche Fahrten zu Walfängern, Kernwaffentestgeländen oder Giftmüll-»Verklappern«, also Schiffen, welche hochgiftige oder radioaktive Abfälle im Meer verschwinden lassen. Oft nahmen die Greenpeace-Aktivisten dabei Gefahren für Leib und Leben in Kauf, wenn sie beispielsweise mit Schlauchbooten zwischen Wal und Harpune kreuzten oder sich mit Atommüllfässern bewerfen ließen. Jedoch erreichten sie durch die Verbreitung ihrer gut dokumentierten Aktionen über Presse und Fernsehen eine breite Öffentlichkeit, und die umweltpolitischen Forderungen der Organisation wurden in der Folge zumindest teilweise umgesetzt: So gibt es mittlerweile einen allgemeinen Atomteststopp und weitreichende Einschränkungen beim Walfang.
Im Oktober 1979 führte McTaggart die teilweise zerstrittenen nordamerikanischen Greenpeace-Büros mit den australischen, neuseeländischen und europäischen Sektionen zusammen, es entstand die Dachorganisation »Stichting Greenpeace Council«. Sitz war Washington D. C. (USA), danach Amsterdam. 1980 wurde in Hamburg die deutsche Sektion gegründet, in der zunächst nur unbezahlte Freiwillige arbeiteten. Die erste deutsche Aktion war die Blockade eines Dünnsäure-Verklappungsschiffs im Oktober 1980. 1987 wurde eine eigene Antarktis-Forschungsstation errichtet, Greenpeace ist damit die einzige nichtstaatliche und unabhängige Organisation, die permanent im Südpolargebiet präsent ist.
In den 1980er- und 1990er-Jahren war die Arbeit von Greenpeace von einer zunehmenden Professionalisierung sowie einer weiteren Ausweitung sowohl in personeller und materieller als auch in thematischer Hinsicht geprägt. Aus deutscher Sicht waren die wichtigsten Punkte die Kampagnen für die Einführung von bleifreiem Benzin (1985-1988) und chlorfrei gebleichtem Papier (ab 1991), die Vorstellung des ersten FCKW-freien Kühlschranks »Greenfreeze« (1992), die Verabschiedung der Basler Konvention zum Verbot von Giftmüllexporten (1994), der Widerstand gegen die Versenkung der Ölbohrplattform »Brent Spar« (1995), die Vorstellung des ersten echten Dreiliterautos »Smile« (1996) und die Etablierung von »Greenpeace Energy«, einer eigenen Agentur zum Vertrieb von umweltfreundlich erzeugtem Strom (1999).
Greenpeace als Nichtregierungsorganisation
Neben den oft spektakulären Aktionen und der Forschungsarbeit hat die Mitarbeit bei internationalen Umweltschutzkonferenzen, wie der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung von Rio de Janeiro (1992), einen immer größeren Stellenwert gewonnen. Greenpeace hat mittlerweile den offiziellen Status einer »Nichtregierungsorganisation«, englisch: non-governmental organization (NGO), erlangt und tritt, wie auch Amnesty International, als unabhängiger, quasistaatlicher Teilnehmer bei internationalen Verhandlungen auf.
Als NGO besitzt Greenpeace einen offiziellen Beobachterstatus bei zahlreichen internationalen Konferenzen, wie der Internationalen Walfang-Kommission (IWC), der Nordsee-Konferenz zum Schutz der Meere (NSC), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Außerdem hat Greenpeace einen Berater- bzw. Beobachterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der UNO sowie in der UN-Vollversammlung.
Greenpeace heute
Anfang 2000 besitzt Stichting Greenpeace Council - oder kurz: Greenpeace International - Büros in 40 Ländern auf allen bewohnten Erdteilen sowie eine eigene Antarktisstation. Der Hauptsitz befindet sich seit 1989 in Amsterdam, in Brüssel gibt es eine Vertretung bei der Europäischen Union. Kampagnen und Aktionen werden zentral koordiniert, jedoch vor Ort eigenverantwortlich durchgeführt. Höchstes Entscheidungsgremium ist der Rat (Council), dem Vertreter (Trustees) der nationalen Büros angehören, welche auf jährlichen Treffen die Leitlinien der Arbeit festlegen. Der Council wählt den internationalen Vorstand (Board), der die strategische Ausrichtung der Organisation überwacht und die internationale Geschäftsführung einsetzt. Der internationale Geschäftsführer ist derzeit der Deutsche Thilo Bode, Mitglied des Vorstands ist der Deutsche Konrad Schily, Rektor der Universität Witten-Herdecke.
Greenpeace International gliedert sich in mehrere Ressorts: Marine Services (Betreuung der Schiffe Rainbow Warrior II, Greenpeace, Moby Dick und Arctic Sunrise), Political Unit (Bearbeitung von strategischen, wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Fragestellungen sowie Mitarbeit in internationalen Gremien), Development (Aufbau neuer Greenpeace-Büros) und internationale Medienarbeit.
Greenpeace Deutschland
Greenpeace ist in Deutschland als eingetragener Verein organisiert, dem nur 40 aktive Mitglieder angehören. Ein Viertel davon sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation, ein Viertel sind Personen des öffentlichen Lebens, ein Viertel stammen aus ehrenamtlichen Regionalgruppen und ein Viertel wird von Greenpeace International und anderen ausländischen Greenpeace-Büros gestellt. Die Mitgliederversammlung wählt den ehrenamtlich tätigen und aus maximal sieben Personen bestehenden Aufsichtsrat, welcher die Geschäftsführung einsetzt. Diese leitet den Verein, ist für dessen etwa 120 Angestellte verantwortlich und vertritt ihn juristisch. Der Aufsichtsrat kontrolliert die Finanzen des Vereins, der sich zu über 90 % aus Spenden und Fördergeldern (1998: 68,7 Millionen DM) finanziert; der Jahresabschluss wird von unabhängigen Wirtschaftsprüfern kontrolliert. Übrigens stammt die Hälfte des Etats von Greenpeace International (54,3 Millionen DM im Jahr 1998) aus dem deutschen Spendenaufkommen.
Aufsichtsrat und Geschäftsführung von Greenpeace Deutschland bestimmen den Trustee, der Greenpeace e. V. in den internationalen Gremien vertritt. Da Greenpeace e. V. als gemeinnütziger Verein nicht kommerziell tätig werden kann, wird das alle zwei Monate erscheinende »Greenpeace-Magazin« vom Greenpeace-Umweltschutzverlag GmbH herausgegeben, der auch Bücher, Kalender und andere Waren vertreibt; die Gewinne kommen zu 100 % Greenpeace e. V. zugute.
Die Arbeit der Geschäftsführung gliedert sich in die Bereiche Kommunikation/Medien/Förderer, Kampagnen/Themen und Verwaltung. Sitz des Vereins ist Hamburg, nach der Wiedervereinigung wurde das Büro der Greenpeace-Sektion der DDR in Berlin als Regionalbüro weitergeführt. 90 lokale Gruppen mit insgesamt etwa 2 400 Mitgliedern leisten Aufklärungsarbeit vor Ort und unterstützen die Kampagnen in ihrem Umfeld. Es gibt spezielle Gruppen für Kinder und Jugendliche (die Greenteams) sowie für über 50-Jährige (Team 50 Plus). Die finanzielle Basis von Greenpeace e. V. bilden etwa 500 000 Fördermitglieder, welche die Arbeit durch regelmäßige Jahresbeiträge unterstützen.
Kampagnen
»Nicht eine Verpflichtung der Industrie, ein neues Umweltgesetz oder ein internationales Abkommen ist das wichtigste Indiz für den Erfolg unserer Kampagnen. Der Wandel in den Köpfen der Menschen ist es.« So umschreibt Thilo Bode, der internationale Geschäftsführer von Greenpeace, die Zielrichtung der Arbeit der weltgrößten Umweltschutzorganisation. Daher wird, wann immer möglich, versucht, nicht belehrend, sondern inspirierend und ermutigend aufzutreten. Ein verantwortlicher Umgang mit der Natur als globales Ziel ist dabei ohne einen Ausgleich der Konsumansprüche zwischen dem verwöhnten Norden und dem armen Süden der Erde nicht zu erreichen. Dies ist ein Grund dafür, dass die Verbindung zwischen Umweltschutz- und Menschenrechtspolitik bei Greenpeace in den letzten Jahren immer enger geworden ist. Sichtbarstes Zeichen dieser Entwicklung ist der Amtsantritt des spanischen Schriftstellers und Menschenrechtlers José María Mendiluce am 1. Februar 1999 als neuer Chef des Aufsichtsrats von Greenpeace International (seine Amtszeit ist zunächst auf drei Jahre befristet).
Die derzeitigen Kampagnen von Greenpeace International gruppieren sich thematisch in die Bereiche:
Klimaschutz und Förderung von erneuerbaren Energien, Umweltgifte und chemische Industrie, Abschaffung von Kernenergie und Kernwaffen, Erhalt der Wälder, insbesondere der letzten Urwälder, Schutz der Ozeane und Polargebiete sowie der dort lebenden Tiere und Pflanzen, Artenvielfalt und Gentechnik.
Kritik an Greenpeace
Der Aufstieg von Greenpeace von einer kleinen Gruppe von Aktivisten zum weltweit agierenden Umweltlobbyisten war nie frei von Kritik. Dabei gab es nicht nur Anfeindungen durch die Industrie und die von der Organisation angeprangerten Staaten, scharfe Kritik kam und kommt auch aus der Umweltbewegung selbst. Ein wiederholt geäußerter Vorwurf lautet, dass die Organisation sich auf medienwirksame Themen und Aktionen beschränke, eine Einschränkung, die sich aus der gewählten Aktionsform fast zwangsläufig ergibt. Weniger spektakulär, aber nicht außer Acht zu lassen sind die wissenschaftlichen und diplomatischen Bemühungen, die Greenpeace ebenfalls unternimmt.
Werden die Kampagnen zum Selbstzweck?
Ein Mitbegründer von Greenpeace, der Kanadier Patrick Moore, der heute für die kanadische Forstwirtschaft arbeitet, kritisiert die emotionale Ausrichtung der Greenpeace-Kampagnen, die mehr der eigenen Popularität als der Sache dienten. Er wirft Greenpeace vor, beispielsweise die Forstwirtschaft als eine naturnahe Wirtschaftsform zu bekämpfen, anstatt sie gegen Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie die Monokulturlandwirtschaft zu verteidigen. Würde etwa Papier - wie von Greenpeace bevorzugt - nicht mehr aus Holz, sondern aus Hanf hergestellt, dann müssten Wälder gerodet und durch Hanfplantagen ersetzt werden. Die von Greenpeace angefachte Diskussion über den Kahlschlag in den westkanadischen gemäßigten Regenwäldern - deren Wiederaufforstung gesetzlich vorgeschrieben ist - hat aber zu erfolgreichen Verhandlungen zwischen den Holzkonzernen, dem Verband deutscher Papierfabriken (VdP), dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e. V. (VDZ) und Umweltverbänden, darunter Greenpeace, geführt.
Robin Wood
Ein anderer Vorwurf gegen Greenpeace betrifft den hierarchischen Führungsstil, durch den eine relativ kleine Gruppe von Aktiven in der Zentrale Themen und Ziele der Kampagnen vorgibt, welche die große Mehrzahl der regionalen Gruppen lediglich auszuführen habe. Begründet wird die Organisationsform mit den Schwierigkeiten (auch juristischer Art) bei der Durchführung spektakulärer Aktionen, die schnelle und effiziente Entscheidungswege erfordern, sowie der ebenfalls hierarchischen Führungsstruktur der multinationalen Konzerne, gegen die sich die Aktionen richten. 1982 kam es in Deutschland zu einer Abspaltung, als einige regionale Gruppen und ein Teil der Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale der Leitung einen autoritären Führungsstil sowie schlechte Finanzpolitik vorwarfen. In der Folge wurde von ihnen die basisdemokratisch organisierte Umweltorganisation Robin Wood gegründet, die es ablehnt, aus Effizienzgründen auf die innere Demokratie zu verzichten.
II
Greenpeace
['griːnpiːs; englisch »grüner Frieden«], internationale, unabhängige und überparteiliche Umweltschutzorganisation, die mit gewaltfreien, direkten, oft unkonventionellen Aktionen weltweit auf Umweltverschmutzung und -zerstörung aufmerksam machen und zur Beseitigung ihrer Ursachen beitragen will. Greenpeace wurde 1971 in Vancouver (Kanada) gegründet; mittlerweile unterhält Greenpeace nationale Büros in 32 Staaten (Stand 1997). Art und Durchführung aller Aktionen und Kampagnen werden von einem internationalen Greenpeace Council, dem Vertreter der einzelnen Mitgliedländer angehören, beschlossen. Hauptanliegen der Arbeit von Greenpeace sind: Beendigung aller Kernwaffentests und weltweite Abrüstung, Erhalt der biologischen Artenvielfalt (Schutz der Meere und Wälder), Bekämpfung der Klimakatastrophe, Schutz der Antarktis. Greenpeace hat Beobachterstatus bei der UNO. Sitz des nationalen Greenpeace-Büros in Deutschland ist Hamburg. Die Aktivitäten von Greenpeace werden durch Spenden finanziert.
Am 10. 7. 1985 versenkte der französische Geheimdienst das im pazifischen Atomtestraum operierende Greenpeace-Schiff »Rainbow Warrior« mit zwei Haftminen; mit dem Schiff wurden vor der Versenkung die Bewohner der zu den Marshallinseln gehörenden verstrahlten Insel Rongelap evakuiert. Spektakuläre Aktionen in jüngerer Zeit waren u. a. die erfolgreiche Verhinderung der Versenkung der Ölplattform »Brent Spar« im Atlantik, nachdem Greenpeace-Aktivisten die Ölplattform besetzt hatten, sowie die Protestaktion gegen französische Atomtests auf dem Mururoa-Atoll in Polynesien (Südpazifik) 1995, bei der die Greenpeace-Schiffe »Rainbow Warrior II«, »MV Greenpeace«, mehrere Schlauchboote und ein Hubschrauber in die Zwölfmeilenzone vor dem Mururoa-Atoll eindrangen. Diese Aktion konnte die Tests zwar nicht verhindern, war jedoch Gegenstand weltweiten (Medien-)Interesses.
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Universal-Lexikon. 2012.