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Polynesien
Po|ly|ne|si|en; -s:
Inselwelt im mittleren Pazifischen Ozean.

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Polynesi|en
 
[griechisch »Vielinselwelt«], zusammenfassende Bezeichnung für die Inseln im zentralen Pazifik, auf denen Polynesier leben oder ursprünglich lebten. Polynesien erstreckt sich von den Hawaiiinseln bis Neuseeland und von den Elliceinseln bis zur Osterinsel. Im Grenzbereich zu Melanesien liegt Fidschi. Neben den selbstständigen Staaten Kiribati (Phoenix-, Linieninseln), Neuseeland, Tonga, Tuvalu (Elliceinseln) und Samoa umfasst Polynesien folgende nichtselbstständige Inseln und Inselgruppen: Amerikanisch-Samoa, Cookinseln, Französisch-Polynesien, Hawaiiinseln, Niue, Pitcairn, Tokelau, Wallis und Futuna sowie zahlreiche einzelne kleine Inseln, die anderen Staaten direkt zugeordnet sind. Die Inseln Polynesiens, die über ein Meeresgebiet von rd. 50 Mio. km2 verstreut liegen, haben zusammen eine Landfläche von rd. 294 000 km2 (ohne Fidschi; ohne Neuseeland rd. 26 000 km2) und eine Gesamtbevölkerung von rd. 5 Mio. Einwohner (ohne Neuseeland 1,7 Mio. Einwohner); die zugehörige Seefläche umfasst 21,6 Mio. km2. Der äußerste Westen (Neuseeland bis Fidschi) gehört der kontinentalen Indisch-Australischen Platte an (»kontinentale Inseln«). Die anschließende Inselkette von den Kermadecinseln über Tonga bis Samoa liegt ebenfalls noch westlich der Andesitlinie (Andesit), der Grenze zum inneren Pazifik, weist aber einen stärker explosiven Vulkanismus auf. Der innere Pazifik ist Teil der Pazifischen Platte. Die Inseln sind hier teils durch Vulkantätigkeit (Basalte), teils durch Korallenbauten entstanden. Klimatisch zählt Polynesien größtenteils zum tropisch-maritimen, unter dem Einfluss des Nordost- oder Südostpassats stehenden Bereich. Auf den höheren Vulkaninseln zeigt sich im Niederschlag und in der Vegetation ein deutlicher Unterschied zwischen Luv- und Leeseite. Neuseeland gehört bereits der außertropischen Westwindzone an.
 
Die Besiedlung des westlichen Polynesien war mit der Entstehung und Ausbreitung der Lapitakultur verbunden (Ozeanien). Ihre Träger, die zu den Austronesiern zählenden Vorfahren der Polynesier, gelangten im 16. Jahrhundert v. Chr. nach Fidschi, im 14. Jahrhundert nach Tonga und im 11. Jahrhundert nach Samoa. Von hier begann die weitere Erschließung der Inselwelt: um 200 v. Chr. die Marquesasinseln, um 400 n. Chr. die Osterinsel, um 500 Tahiti und die Cookinseln, um 800 die Hawaiiinseln und um 900 Neuseeland. Auf ihren wagemutigen Seereisen führten die Polynesier Kulturpflanzen (Taro, Jamswurzel, Kokosnüsse, Brotfrüchte, Bataten u. a.) und Haustiere (Schweine, Hühner, Hunde) mit sich. Ähnlich wie in Mikronesien boten nur die vulkanischen Inseln günstige Voraussetzungen für landwirtschaftliche Nutzung. So hatten Fischfang und das Sammeln von Schnecken, Muscheln u. a. Meerestieren große Bedeutung. In Neuseeland dagegen stand die Jagd auf Moas u. a. Vögel an erster Stelle. Nach der ersten Durchquerung des Pazifiks durch F. de Magalhães und den Entdeckungsfahrten v. a. von J. Cook wurde Polynesien besonders im 19. Jahrhundert durch Europäer und Amerikaner in Besitz genommen. Ihre wirtschaftlichen Interessen galten zunächst der Gewinnung von Kopra und dem Abbau von Guano und Phosphaten. Während sie anfangs noch weitgehend privaten Unternehmern überlassen blieben, steckten dann die konkurrierenden Kolonialstaaten rasch ihre Machtsphären ab. Bald folgte - besonders auf den Hawaiiinseln und in Neuseeland - die Einwanderung fremder Bevölkerungsgruppen, der die traditionellen Kulturen Polynesiens weitgehend erlagen.
 
Literatur:
 
P. Bellwood: Man's conquest of the Pacific (New York 1979);
 
The prehistory of Polynesia, hg. v. J. Jennings (Cambridge, Mass., 1979);
 R. Feinberg: Polynesian seafaring and navigation (Kent, Oh., 1988);
 K. M. Schellhorn: Polit. Entwicklungen im Südpazifik (1988);
 W. Kreisel: Die pazif. Inselwelt (1991);
 R. D. Craig: Historical dictionary of Polynesia (Metuchen, N. J., 1993);
 B. R. Finney: Voyage of rediscovery. A cultural odyssey through Polynesia (Berkeley, Calif., 1994).
 

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Po|ly|ne|sien; -s: Inselwelt im mittleren Pazifischen Ozean.

Universal-Lexikon. 2012.