Konzil von Trient
Die Gründe für das lange Zeit zögerliche Verhalten Karls V. gegenüber dem ständig an Boden gewinnenden Protestantismus in Deutschland sind vor allem darin zu sehen, dass er die Unterstützung der Reichsstände für seine Kriege gegen Frankreich und gegen die Bedrohung durch die Türken benötigte. Anderseits hatte er auch die Reformbedürftigkeit der Kirche erkannt und die Wiederherstellung der Einheit der Christenheit von einem Konzil erhofft. Die Päpste ihrerseits waren in die europäische Machtpolitik eingebunden und verfolgten eigene Pläne in Verbindung mit einem Konzil.
Als das Konzil 1545 in Trient zusammenkam, verfolgte es einen anderen Zweck, als der Kaiser beabsichtigt hatte. Es beschäftigte sich von Anfang an nicht nur mit kirchlichen Reformfragen, sondern auch mit Grundfragen der Glaubenslehre. Mit ganz wenigen Ausnahmen blieben die Protestanten dem Konzil fern. Zeitweilig wurden die Sitzungen aus Trient, das auf Reichsgebiet lag, nach Bologna in den Kirchenstaat verlegt.
Die Trienter Beschlüsse blieben nicht dabei stehen, die Lehren Luthers zu verwerfen, sondern es wurden sehr weitgehende Dogmenfragen, die schon länger strittig waren, geklärt, etwa die Frage nach der Erbsünde und der Rechtfertigung, die Sakramentenlehre, die Heiligen-, Reliquien- und Bilderverehrung und der Charakter der Messe. Die lateinische Bibel (die Vulgata) wurde zum authentischen Text erklärt. Über diese dogmatischen Fragen hinaus stellte sich das Konzil die Aufgabe, die Rechte und vor allem die Pflichten von Bischöfen schärfer zu fassen sowie die Ausbildung und die priesterliche Berufung der Geistlichkeit zu verbessern. Den Laien wurde kirchliche Zucht, Beichte, Kommunion und Messebesuch zur Pflicht gemacht.
Das Konzil begnügte sich nicht mit der Präzisierung von Glaubenslehren, sondern war bemüht, auf die Herausforderung durch den Protestantismus hin die Gemeinschaft der Kirche zu festigen. Das Konzil zog sich mit zwei Unterbrechungen bis 1563 hin, als die Konfessionalisierung in Deutschland abgeschlossen war, der Calvinismus für den Bestand Frankreichs zu einem ernsten Problem wurde und die anglikanische Kirche unter Elisabeth ihre protestantische Gestalt annahm. Es ging nicht mehr nur um die Abgrenzung von abweichenden Dogmen, sondern um die Selbstbehauptung der katholischen Kirche in einer Welt der miteinander im Streit liegenden Konfessionen. Das Konzil von Trient (das Tridentinum) schuf die Grundlagen für die Gegenreformation, die als innere Reform betrieben werden sollte.
Universal-Lexikon. 2012.