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Nordirland
Nọrd|ịr|land; -s:
nördlicher, zu Großbritannien gehörender Teil Irlands.

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Nọrdịrland,
 
englisch Northern Ireland ['nɔːȓən 'aɪələnd], Landesteil von Großbritannien und Nordirland, umfasst den Nordostteil der Insel Irland, 14 160 km2, davon rd. 640 km2 Binnengewässer, (2000) 1,698 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Belfast. Nordirland nimmt einen Teil der historischen Provinz Ulster ein.
 
Staatsrechtliche Situation:
 
Innerhalb des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland genießt Nordirland seit 1999 weitgehende Autonomie. Regionalparlament ist die nordirische Regionalversammlung (Northern Ireland Assembly), deren 108 Abgeordneten für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden. Die erste nordirische Regionalregierung ist seit Dezember 1999 im Amt. Die Regionalversammlung hat legislative Befugnisse in den Bereichen Finanzverwendung, Wirtschafts-, Sozial-, Gesundheits-, Bildungs-, Landwirtschafts- und Umweltpolitik. Steuerhoheit und Sicherheitspolitik liegen bei der Regierung in London. Als gemeinsames Organ der Regierungen Nordirlands und der Republik Irland besteht ein gesamtirischer Kooperationsrat (North-South Ministerial Council). Zuständig für Nordirland betreffende Fragen in der britischen Regierung ist ein eigener Staatsminister. Im britischen Parlament (Unterhaus) ist Nordirland mit 18 Abgeordneten vertreten.
 
Parteien:
 
Die einflussreichsten Parteien sind die im protestantischen Bevölkerungsteil verwurzelten Parteien Ulster Unionist Party (UUP, gegründet 1905) und Democratic Unionist Party (DUP, gegründet 1971; hervorgegangen aus dem in den 60er-Jahren entstandenen »Ulster Constitution Defense Committee«), die sich politisch als »katholische Partei« verstehende Partei Sinn Féin und die Social Democratic and Labour Party (SDLP, gegründet 1970). Neben ihnen sind in der Regionalversammlung vertreten: die Northern Ireland Alliance Party, die United Kingdom Unionist Party, die Progressive Unionist Party und die Northern Ireland Women's Coalition.
 
Landesnatur:
 
In seiner Oberflächenform zeigt Nordirland die Gestalt einer flachen Schüssel mit einer zentralen Senke um Lough Neagh und Hügel- und Bergländern am Rande. Das Basaltplateau von Antrim im Nordosten fällt am Giant's Causeway mit eindrucksvollen Basaltsäulenklippen zum Meer hin ab. Bei den Mourne Mountains im Südosten handelt es sich um ein Granitmassiv. Vorwiegend aus Gneisen bestehen die kaledonisch gefalteten Sperrin Mountains im Nordwesten, aus karbonischen Kalksteinen die Tafelländer um Lough Erne im Südwesten. Sein Feinrelief verdankt Nordirland den Ablagerungen der letzten Eiszeit. Landschaftsprägend sind v. a. die ausgedehnten Drumlinfelder zwischen North Down und Süd-Fermanagh sowie im Westen um Lough Erne. Die Hochländer tragen zum Teil ausgedehnte Deckenmoore, daneben jüngere Aufforstungen mit Nadelhölzern. Das Klima ist feuchtkühl.
 
Bevölkerung:
 
Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt in der Region Belfast. Bedeutendere Städte sind außerdem Derry, Newtownabbey, Bangor und Lisburn. Nach Rückgang in den 80er-Jahren steigt die Bevölkerung wieder an. Die Emigration, vorwiegend nach Großbritannien, ist rückläufig (Emigrationsverluste 1971-81: 110 000 Personen; 1981-91: 69 400). Die Geburtenrate lag 1996 bei 14,8 ‰ (1987: 17,7 ‰). Kennzeichnend ist die konfessionelle Spaltung der Provinz. Nach Niederschlagung der letzten irischen Aufstände im 17. Jahrhundert wanderten Anglikaner und Protestanten aus England und Schottland (Irish Scots) ein und siedelten v. a. in Städten und agrarisch günstigeren Regionen. Damit entstand eine regionale ethnisch-konfessionelle Differenzierung. Heute (2000) liegt der Anteil der Katholiken bei rd. 43 % (1961: rd. 35 %); rd. 45 % der Bevölkerung sind Anglikaner und Protestanten (neben Presbyterianern besonders Methodisten). Der tendenziellen Zunahme bei den Katholiken stehen stagnierende beziehungsweise rückläufige Bevölkerungszahlen bei den Anglikanern und Protestanten gegenüber.
 
Wirtschaft:
 
Die Landwirtschaft hat mit (1996) 3,3 % der Beschäftigten eine geringe Bedeutung. 75 % (1996) der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Kulturland (5,5 % Ackerland und 69,5 % Grünland), der Rest entfällt auf extensive Wildweiden (18,5 %) und Wald (6,5 %), vorwiegend junge Aufforstungen. Kleinbetriebe unter 20 ha bestimmen mit einem Anteil von 50,5 % die Betriebsgrößenstruktur. Die mittlere Betriebsgröße liegt (1994) bei 28,5 ha. Die Landwirtschaft ist stark spezialisiert, v. a. auf Rindermast, Schafhaltung, Milch- und Geflügelwirtschaft. - Die Industrie hat an Bedeutung verloren, 1996 arbeiteten hier einschließlich Bauwirtschaft noch 22,8 % der Beschäftigten. Zwischen 1973 und 1986 sind rd. 36,6 % der Arbeitsplätze verloren gegangen, vorwiegend in den traditionellen Industriezweigen Schiffbau, Textil-, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie. 58,8 % der industriellen Arbeitsplätze befinden sich in traditionellen Industriezweigen, wie Nahrungsmittel-, Textil-, Leder-, Holzindustrie. Die politisch motivierten Unruhen haben die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Staatliche Industrialisierungsprogramme konnten die Arbeitsplatzverluste nicht ausgleichen. Die Arbeitslosenrate ist mit (1994) 12,9 % leicht rückläufig (in katholischen Wohngebieten jedoch noch bis 30 %).
 
Geschichte:
 
Bis in das 20. Jahrhundert bildete Nordirland mit den übrigen Teilen der Insel eine historisch-politische Einheit (Irland, Geschichte).
 
Mit dem »Government of Ireland Act« (23. 12. 1920 trennte die britische Regierung die mehrheitlich protestantischen Grafschaften Ulsters (Londonderry, Antrim, Tyrone, Fermanagh, Armagh und Down) vom übrigen, mehrheitlich katholischen Irland ab und gab ihnen im Rahmen einer Union mit Großbritannien Autonomie, d. h. v. a. ein eigenes Parlament (Stormont) und eine eigene Regierung; führende politische Partei wurde die »Unionist Party« (UP); daneben erlangte der Oranierorden starke gesellschaftliche Bedeutung. 1921-72 stellten die Unionisten den Regierungschef; James Craig (* 1871, ✝ 1940), 1921-40 der erste norirische Premierminister, wie auch seine Nachfolger betrieben eine enge Zusammenarbeit mit Großbritannien. 1925 legte ein Vertrag den Grenzverlauf zwischen dem Freistaat Irland und dem britischen Nordirland fest.
 
Die innere Entwicklung Nordirlands wurde v. a. vom Konflikt zwischen der protestantischen Mehrheit und der katholischen Minderheit geprägt. Die katholischen Nationalisten, die ein Zusammenwirken mit den protestantischen Unionisten (Loyalisten) ablehnten und auf einer Vereinigung Nordirlands mit dem Freistaat (später der Republik) Irland zu einem gesamtirischen Staat beharrten, wurden politisch weitgehend ausgegrenzt (u. a. durch Wahlrechtsregelungen im Interesse der Sicherung protestantischer Mehrheiten). Der unionistischen Kontrolle des Regierungs- und Verwaltungsapparates, dem seit 1922 auch eine protestantisch dominierte Polizeitruppe (»Royal Ulster Constabulary«, Abkürzung RUC) zur Seite stand, entsprach eine wirtschaftlich-soziale Benachteiligung der katholischen Bevölkerung. Erst unter dem liberalen Unionisten Terence O' Neill, der 1963-69 die nordirische Regierung führte, wurden vorsichtige innenpolitische Reformschritte eingeleitet und Regierungskontakte zur Republik Irland geknüpft (1965 erstes Treffen der beiden Premierminister). Nach der Gründung verschiedener Bürgerrechtsorganisationen und Aktionskomitees (u. a. 1963 »Campaign for Social Justice«) entstand 1967 als deren Dachverband die »Northern Ireland Civil Rights Association« (NICRA), die sich mit Massendemonstrationen und zivilem Ungehorsam für grundlegende Reformen und die Durchsetzung gesellschaftlicher Gleichberechtigung einsetzte, worauf die Regierung aber zumeist mit repressiven Maßnahmen (v. a. mit gewaltsamen Polizeieinsätzen, so am 5. 10. 1968 in Londonderry) reagierte. Angesichts dieser Entwicklung drängten radikale Gruppen auf nationalistischer wie auch unionistischer Seite die verständigungsbereiten Kräfte in den Hintergrund. Die katholisch-nationalistische Partei Sinn Féin und ihr militärischer Arm, die IRA, hielten kompromisslos am Ziel der Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland fest; über die für alle protestantischen Gruppen selbstverständliche Zugehörigkeit Nordirlands zum Vereinigten Königreich hinaus bekämpften extremistische protestantische Kräfte (z. B. um I. Paisley, den Vorsitzenden der DUP) die gesellschaftliche und politische Integration der katholischen Minderheit in Nordirland. Der Angriff militanter unionistischer Gruppen auf katholische Wohnviertel in Londonderry (heute Derry) und Belfast im August 1969 führte zu blutigen Zusammenstößen; daraufhin verlegte die britische Regierung Truppen nach Nordirland, um die Eskalation der Gewalt zu stoppen. Das britische Militär wurde jedoch selbst immer mehr in die Auseinandersetzungen verwickelt (Höhepunkt am 30. 1. 1972 [»Bloody Sunday«], als britische Soldaten in Londonderry 13 Teilnehmer einer verbotenen Demonstration erschossen). Im nationalistischen wie auch im unionistischen Lager kam es zur Wiederbelebung beziehungsweise Neugründung paramilitärischer Untergrundorganisationen. Die IRA, die angesichts der Übergriffe von Unionisten und der Sicherheitskräfte als »Schutzformation» für die katholische Bevölkerung und als Symbol des antibritischen Widerstands seit Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre rasch wieder Zulauf erhielt, richtete ihre terroristischen Aktionen v. a. gegen die britischen Truppen, die RUC und protestantisch-unionistischen Aktivisten in Nordirland, aber auch gegen Politiker und Einrichtungen in Großbritannien; der Gegenterror ging besonders von der protestantischen Ulster Defence Association (UDA), den mit ihr verbundenen »Ulster Freedom Fighters« (UFF) u. a. loyalistisch-extremistischen Gruppen aus. Als es der nordirischen Regierung nicht gelang, den inneren Frieden in Nordirland wiederherzustellen, übernahm die britische Regierung im Zuge einer »Northern Ireland Temporary Provisions Act« von April 1972 bis Dezember 1973 erstmals die direkte Verwaltung in Nordirland (Ernennung von William Whitelaw zum Nordirlandminister). Nach Wahlen von 1973 stand Brian Faulkner (* 1921, ✝ 1977) von Januar bis Mai 1974 einer gemischtkonfessionellen Koalitionsregierung vor, die jedoch unter dem Druck eines Generalstreiks zurücktrat. Darauf schloss sich ab Sommer 1974 erneut die britische Direktherrschaft an. Eine verfassunggebende Versammlung, die auf der Grundlage der »Machtteilung« (Powersharing) zwischen Katholiken und Protestanten eine Verfassung entwerfen sollte, scheiterte 1975. In den 70er-Jahren erreichten die blutigen bürgerkriegsähnlichen Unruhen - von den Iren »Troubles« genannt - ihren Höhepunkt (allein 1972 467 Tote); zwischen den Konfessionen vertieften sich angesichts der v. a. in den Städten alltäglichen Gewalt Entfremdung und Ausgrenzung. 1976 organisierten Mairead Corrigan und Betty Williams erste Friedensdemonstrationen von Frauen beider Konfessionen. Aber weder diese Aktionen der »Peace People« noch die auf Unterbindung der extremistischen Gewalt gerichtete britische Antiterrorgesetzgebung (Inhaftierung von Angehörigen terroristischer Organisationen und hartes Vorgehen v. a. gegen Mitglieder der IRA) konnten die inneren Verhältnisse Nordirlands entspannen beziehungsweise die Unruhen eindämmen, die bis zur Gegenwart mehr als 3 000 Tote forderten. Bis in die 90er-Jahre blieben auch die zwischen Großbritannien und der Republik Irland abgestimmten Initiativen zur Lösung des Nordirlandkonflikts (u. a. 1973 Vereinbarung über die Schaffung eines »Gesamtirischen Rats«, 1985 Abkommen über die begrenzte Mitsprache der Republik Irland bei der Verwaltung von Nordirland) weitgehend wirkungslos. Nachdem die irische und die britische Regierung im Dezember 1993 eine gemeinsame Erklärung zur Nordirlandfrage vorgelegt hatten, in der sie das Selbstbestimmungsrecht sämtlicher Bewohner der Insel Irland anerkannten und nach einem Gewaltverzicht der unionistischen und republikanischen Terrororganisationen allen nordirischen Parteien (einschließlich Sinn Féin) Friedensgespräche anboten, kamen die IRA am 31. 8. 1994 und protestantische Untergrundbewegungen am 13. 10. 1994 mit Waffenstillstandserklärungen dieser Forderung nach (in Kraft ab 1. 9. beziehungsweise ab 14. 10. 1994). Am 22. 2. 1995 wurde in Belfast ein britisch-irischer Rahmenplan als Grundlage für die Allparteienverhandlungen über Nordirland vorgestellt, in dem sich die Republik Irland wie auch Großbritannien bereit erklärten, ihre Souveränitätansprüche über Nordirland aufzugeben (weitere Kernpunkte: Wahl eines neuen Belfaster Parlaments durch die nordirische Bevölkerung, Errichtung einer gesamtirischen Behörde). Bei den Wahlen eines Gremiums für Friedensgespräche am 30. 5. 1996 erhielten die protestantische UUP 24 %, die DUP 19 %, die SDLP 21 % und Sinn Féin (Präsident G. Adams) 15,5 % der Stimmen. Dennoch blieb Sinn Féin zunächst von den am 10. 6. 1996 beginnenden Allparteiengesprächen unter dem Vorsitz des ehemaligen amerikanischen Senators George Mitchell ausgeschlossen, da die ihr nahe stehende IRA - angesichts der nur schleppend in Gang gekommenen Verständigung und der von ihr abgelehnten britischen Forderung nach ihrer Entwaffnung als Vorbedingung für die Teilnahme von Sinn Féin - bereits am 9. 2. 1996 wieder terroristisch aktiv geworden war. Nach einer erneuten Gewaltverzichtserklärung der IRA (in Kraft ab 20. 7. 1997) nahm Sinn Féin ab September 1997 (wie die protestantische Ulster Democratic Party Anfang 1998 kurzzeitig suspendiert) an den langwierigen Nordirlandgesprächen teil. Am 10. 4. 1998 unterzeichneten die Verhandlungspartner (Vertreter der irischen und der britischen Regierung sowie der nordirischen Katholiken und Protestanten aus acht Parteien) ein von starken Kompromissen geprägtes, durch ein Referendum der gesamtirischen Bevölkerung am 22. 5. 1998 bestätigtes Friedensabkommen. In Nordirland sprachen sich 71,12 % der Bevölkerung für das Friedensabkommen und in der Republik Irland 94 % für eine Verfassungsänderung aus, mit der der Anspruch auf eine Wiedereingliederung Ulsters aufgegeben wird. In den Wahlen zum nordirischen Parlament (»Northern Ireland Assembly« mit Sitz in Stormont, 108 Abgeordnete) am 25. 6. 1998 konnten sich die gemäßigten Parteien durchsetzen; am 1. 7. 1998 wurde David Trimble, der Führer der protestantischen Ulster Unionist Party (UUP), zum »Ersten Minister« der Regionalregierung und Seamus Mallon, der Vizevorsitzende der katholischen Social Democratic und Labour Party (SDLP), zu seinem Stellvertreter gewählt. Angesichts neuer Terroranschläge extremistischer Splittergruppen (besonders in Omagh am 15. 8. 1998, daraufhin Verschärfung der Gesetze zur Bekämpfung des Terrorismus in Großbritannien und Irland) und wegen des anhaltenden Streits um die Entwaffnung der paramilitärischen Gruppen geriet die Umsetzung des Friedensabkommens ins Stocken. Im Dezember 1999 nahm die nordirische Regionalregierung unter D. Trimble ihre Arbeit auf (Beendigung der britischen Direktherrschaft). Aufgrund ausbleibender Erfolge bei der Entwaffnung der Untergrundbewegungen und insbesondere wegen der Weigerung der IRA, diese zu »britischen Bedingungen« durchzuführen, suspendierte die britische Regierung im Februar 2000 die Autonomie Nordirlands (Wiederherstellung der Direktverwaltung). Anfang Mai 2000 verabschiedeten die Regierungschefs Großbritanniens und Irlands aber eine gemeinsame Erklärung, die eine baldige Wiedereinsetzung des nordirischen Parlaments und der anderen suspendierten Institutionen in Aussicht stellte, darüber hinaus die Freilassung der letzten IRA-Strafgefangenen und den Abbau der britischen Militärpräsenz in Nordirland; unmittelbar danach verkündete die IRA ihre Kompromissbereitschaft in der Entwaffnungsfrage (Angebot einer Wiederaufnahme der Kontakte zur neutralen Entwaffnungskommission sowie einer Offenlegung und regelmäßigen [erstmals Ende Juni 2000 durchgeführten] Inspektion der Waffenlager). Daraufhin wurde die nordirische Regionalregierung am 30. 5. 2000 wieder eingesetzt. Da jedoch eine Weiterführung der Entwaffnung der IRA zunächst nicht durchgesetzt werden konnte und protestantische sowie katholische Splittergruppen neue terroristische Anschläge verübten, verlor der nordirische Regierungschef Trimble zunehmend seinen innenpolitischen Rückhalt; bei den Unterhauswahlen am 7. 6. 2001 musste die von ihm geführte UUP starke Stimmeinbußen hinnehmen, während die radikale protestantische DUP unter I. Paisley stark zulegen konnte und auch Sinn Féin durch eine Verdopplung ihrer Mandate erstmals stärkste politische Kraft im katholischen Lager wurde (ihre Abgeordneten bezogen nach langjähriger Ablehnung im Januar 2002 Büros im britischen Parlament als Dienstsitz). Am 1. 7. 2001 ließ Trimble seinen von ihm bereits im Mai angekündigten Rücktritt als Regierungschef der Regionalregierung wirksam werden; interimistisch leitete diese danach der Handels- und Industrieminister Sir Reg Empey (UUP). Erst als die IRA unter dem Einfluss von Sinn Féin am 23. 10. 2001 den Beginn ihrer Entwaffnung und eine Zerstörung ihres Waffenarsenals zusicherte, ließ sich ein Scheitern der kurz vor dem Zerfall stehenden Allparteienregierung abwenden. Am 6. 11. 2001 erreichte Trimble im Regionalparlament im zweiten Anlauf seine Wiederwahl als »Erster Minister« Nordirlands; stellvertretender Regierungschef wurde Mark Durkan (seit 2001 als Nachfolger des langjährigen Parteiführers J. Hume Vorsitzender der SDLP).
 
Literatur:
 
Integration and division. Geographical perspectives on the Northern Ireland problem, hg. v. F. W. Boal u. a. (London 1982);
 
Northern Ireland. Environment and natural resources, hg. v. J. G. Cruickshank u. a. (Belfast 1982);
 O. Macdonagh: States of mind. A study of Anglo-Irish conflict, 1780-1980 (London 1983);
 P. A. Compton: An evaluation of the changing religious composition of the population of Northern Ireland, in: The Economic and Social Review (Dublin 1985);
 
Province, city and people. Belfast and its region, hg. v. R. H. Buchanan u. a. (Antrim 1987);
 J. Bardon: A history of Ulster (Belfast 1992, Nachdr. 1996);
 M. Breuer: N. Eine Konfliktanalyse (1994);
 
N. in Gesch. u. Gegenwart, hg. v. J. Elvert (1994);
 E. Biagini: Northern Ireland and beyond. Social and geographical issues (Dordrecht 1996);
 J. Bardon: A shorter illustrated history of Ulster (Belfast 1996);
 R. Kirkland: Literature and culture in Northern Ireland since 1965 (London 1996);
 
N. Geschichte, Landschaft, Kultur, Touren, Beitrr. v. D. Schulze-Marmeling u. a. (1996);
 T. Hennessey: A history of Northern Ireland (Basingstoke 1997);
 D. Morrison: Troubles. Eine polit. Einführung in die Geschichte N.s. (1997);
 
Divided society. Ethnic minorities and racism in Northern Ireland, hg. v. P. Hainsworth (London 1998);
 J. Loughlin: The Ulster question since 1945 (Basingstoke 1998);
 
Rethinking Northern Ireland. Culture, ideology and colonialism, hg. v. D. Miller (London 1998);
 A. Helle: Ulster: die blockierte Nation (1999);
 A. McEwen: Public policy in a divided society. Schooling, culture and identity in Northern Ireland (Aldershot 1999).

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Nọrd|ịr|land; -s: nördlicher, zu Großbritannien gehörender Teil Irlands.

Universal-Lexikon. 2012.