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Zeitung
Periodikum (fachsprachlich); Gazette; Heft; Blatt; Journal; Zeitschrift; Magazin

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Zei|tung ['ts̮ai̮tʊŋ], die; -, -en:
a) täglich oder wöchentlich erscheinendes Erzeugnis der Presse, das besonders neueste [politische] Nachrichten, Kommentare unterschiedlicher Art enthält:
eine gute, linke, bürgerliche, unabhängige, überregionale Zeitung; die Zeitung von gestern; ein Stapel alter Zeitungen; eine Zeitung gestalten, machen, herausgeben, verlegen, drucken; [die] Zeitung lesen; die Zeitung aufschlagen; eine Zeitung abonnieren, abbestellen, beziehen, [regelmäßig] lesen; der Junge trägt vor der Schule Zeitungen aus; etwas aus der Zeitung erfahren, wissen, haben; sie hat ihre Stelle durch die Zeitung (durch eine Anzeige in der Zeitung) gefunden; in einer Zeitung blättern; das weiß ich aus der Zeitung; das stand gestern in der Zeitung; ein Inserat in die Zeitung setzen (in der Zeitung erscheinen lassen).
Syn.: Blatt, Journal, Organ.
Zus.: Abendzeitung, Morgenzeitung, Provinzzeitung, Sonntagszeitung, Tageszeitung, Wochenzeitung.
b) Redaktion bzw. Unternehmung, die eine Zeitung (a) gestaltet, herstellt:
die Zeitung brachte die Meldung auf der ersten Seite; man muss nicht alles glauben, was die Zeitungen schreiben; bei einer Zeitung arbeiten; für eine Zeitung schreiben; sie ist, kommt von der Zeitung.

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Zei|tung 〈f. 20
1. regelmäßig (täglich, wöchentlich) erscheinende Druckschrift mit Nachrichten über die Tagesereignisse (Tages\Zeitung, Wochen\Zeitung)
2. 〈veraltet〉 Nachricht, Botschaft
● eine \Zeitung abonnieren, abonniert haben; \Zeitungen austragen; eine \Zeitung drucken, verlegen; die \Zeitung hat ihr Erscheinen einstellen müssen; eine \Zeitung gründen, herausgeben; die \Zeitung lesen ● er arbeitet, 〈umg.〉 ist bei der \Zeitung; in den letzten Tagen ging die Nachricht durch die \Zeitungen, dass ...; einen Gegenstand in eine (alte) \Zeitung einwickeln; in der \Zeitung steht, dass ...; eine Anzeige, einen Aufsatz in einer \Zeitung veröffentlichen [<frühnhd. zidunge „Kunde, Botschaft“ <mnddt. tidinge „Botschaft, Nachricht“; zu tiden „vor sich gehen, sich ereignen“]

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Zei|tung , die; -, -en [mhd. (westmd.) zīdunge = Nachricht, Botschaft < mniederd., mniederl. tīdinge, zu: tīden = vor sich gehen, vonstattengehen, sich ereignen, zu mniederd. tīde, Tide]:
1.
a) täglich bzw. regelmäßig in kurzen Zeitabständen erscheinende (nicht gebundene, meist nicht geheftete) Druckschrift mit Nachrichten, Berichten u. vielfältigem anderem aktuellem Inhalt:
eine unabhängige, überregionale, wöchentlich erscheinende Z.;
die heutige Z.;
die Z. von gestern;
eine Z. gestalten, herausgeben;
[die] Z. lesen;
die online erscheinende Ausgabe einer Z.;
eine Z. abonnieren, halten, beziehen;
-en austragen;
etw. aus der Z. erfahren;
eine Anzeige, eine Notiz in die Z. setzen (in der Zeitung erscheinen lassen);
b) Redaktion bzw. Unternehmung, die eine Zeitung (1 a) gestaltet, herstellt:
eine Mitarbeiterin der Z.;
bei einer Z. arbeiten;
für eine Z. schreiben.
2. (veraltet) Nachricht von einem Ereignis:
bringt Ihr gute Z., Gevatterin?

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Zeitung
 
[mittelhochdeutsch (westmitteldeutsch) zīdunge »Nachricht«, »Botschaft«, von mittelniederdeutsch, mittelniederländisch tidinge, zu tiden »vor sich gehen«], in regelmäßigen Abständen, meist täglich (Tageszeitung) erscheinende Publikation, die neben der Periodizität durch die Merkmale Aktualität, Universalität (inhaltliche Vielfalt) und Publizität (Zugänglichkeit für jedermann) gekennzeichnet ist. Neben der Verbreitung in gedruckter Form werden Zeitungsinformationen seit Anfang der 1980er-Jahre auch elektronisch übermittelt und können vom Leser entweder in Form von Videotext über den Fernsehbildschirm empfangen oder (seit Mitte der 90er-Jahre) mittels PC und Modem als Onlinezeitung aus dem Internet oder über einen Onlinedienst abgerufen werden. 2000 stellten 180 Tageszeitungen ihre Informationen zusätzlich online zur Verfügung; ein Internetauftritt gehört bei fast allen Printprodukten inzwischen zur Selbstverständlichkeit. Onlinemedien erweisen sich dabei nicht als Konkurrenzprodukt für die gedruckte Presse, sondern erfüllen eine Komplementärfunktion; sowohl auf redaktionellem Gebiet als auch auf dem Anzeigenmarkt können Internet und Tageszeitung sich wechselseitig ergänzen, ebenso können über beide Medienformen neue Nutzerkreise erschlossen werden.
 
Funktionen:
 
Die Zeitung stellt neben anderen Printmedien und dem Rundfunk ein unentbehrliches Mittel der Kommunikation in einer komplexen Gesellschaft dar, sie dient der Information, der Meinungsbildung und der Unterhaltung; Voraussetzung ist die Gewährleistung von Presse- und Meinungsfreiheit. Indem Zeitungen in Angelegenheiten von öffentlichem Interesse Nachrichten beschaffen und verbreiten sowie durch Kommentare und andere meinungsbildende Beiträge Kritik üben, dienen sie auch als Kontrollorgan z. B. von Regierung, Parlament, Parteien und Verwaltung. Zeitungen erfüllen durch ihre tägliche Berichterstattung eine Thematisierungsfunktion, indem sie das Tagesgeschehen in der Welt für ihre Leser strukturieren und erläutern und ihnen durch ihre Kommentierung eine Argumentationshilfe bieten.
 
Typologie:
 
Unterschieden werden nach dem Verbreitungsgebiet Lokal-, Regional- und überregionale Zeitungen, nach der (überwiegenden) Vertriebsart Abonnementzeitungen und Straßenverkaufszeitungen (Kaufzeitungen, Boulevardzeitungen) sowie nach der Erscheinungsweise Morgen- und Abend-, Tages- und Wochenzeitungen. Der Zeitungsmarkt in Deutschland ist geprägt durch starke Lokalbezogenheit und vorwiegenden Vertrieb im Abonnement. Charakteristisch sind ferner das fast ausnahmslose Erscheinen als Morgenzeitung und die politische Ungebundenheit der Zeitungen. Nur wenige Titel bekennen sich heute zu einer parteipolitischen, gesellschaftspolitischen oder weltanschaulichen Linie.
 
Statistik:
 
In Deutschland erscheinen (2000) 382 Tageszeitungen mit insgesamt 1 576 Ausgaben in 135 publizistischen Einheiten (Zeitungen mit Vollredaktionen, die ihre gesamte Berichterstattung - den Politik-, Wirtschafts-, Kultur- und Sportteil - redaktionell selbst gestalten) in einer Gesamtauflage von 23,95 Mio. Exemplaren, darunter 365 lokale und regionale Abonnementzeitungen (16,57 Mio.), 10 überregionale Zeitungen (1,65 Mio.), 8 Straßenverkaufszeitungen (5,72 Mio.), ferner 25 Wochenzeitungen (2,02 Mio.) und 7 Sonntagszeitungen (4,48 Mio.); die Gesamtauflage aller deutschen Zeitungen beträgt 30,45 Mio. Exemplare. Die einflussreichsten und zugleich überregional erscheinenden Zeitungen in Deutschland sind die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (verkaufte Auflage 2000: 405 000), die »Süddeutsche Zeitung« (430 000), die »Frankfurter Rundschau« (189 500), »Die Welt« (257 000) und »die tageszeitung« (taz; 53 000). Eine der wenigen Neugründungen von Tageszeitungen erfolgte mit der seit Februar 2000 erscheinenden »Financial Times Deutschland«, Hamburg (FTD; Auflage 60 700). Auflagenstärkste Zeitungen sind das Boulevardblatt »Bild« (4,48 Mio.) mit seiner Sonntagsausgabe »Bild am Sonntag« (2,57 Mio.) sowie die in den großen Zeitungsgruppen in Essen und Erfurt herauskommenden Blätter: Zeitungsgruppe WAZ (»Westdeutsche Allgemeine Zeitung«, »Neue Ruhr Zeitung«/»Neue Rhein Zeitung«, »Westfalenpost«, »Westfälische Rundschau«: 1,08 Mio.) und Zeitungsgruppe Thüringen (»Thüringer Allgemeine«, »Thüringische Landeszeitung«, »Ostthüringer Zeitung«: 470 000), ferner »Welt am Sonntag« (450 000), die Wochenzeitung »Die Zeit« (445 000), außerdem die »Freie Presse«, Chemnitz (415 000), die »Rheinische Post«, Düsseldorf (416 000), die Zeitungsgruppe Köln (»Kölner Stadtanzeiger«/»Kölnische Rundschau«: 403 000), die »Sächsische Zeitung«, Dresden (350 000) und die »Mitteldeutsche Zeitung«, Halle (Saale): 341 000.
 
Die Zeitungsauflagen befinden sich seit etwa 1993 in einer Phase der Stagnation mit - infolge des schrumpfenden Anzeigenmarktes - zunehmend rückläufiger Tendenz (Gesamtauflage 1992: 32,9 Mio., 1995: 32,56 Mio., 2000: 30,45 Mio.), besonders bei den Abonnementzeitungen in den neuen Ländern, die zwischen 1989 und 1999 einen Auflagenverlust um 38,7 % erlebten. Gründe dafür sind das Scheitern fast aller 1990/91 dort erfolgten Zeitungsneugründungen, ein verändertes Leseverhalten aufgrund der gewandelten politischen Verhältnisse sowie eine nach wie vor schwierige wirtschaftliche Lage. Ein deutlicher Rückgang der Zahl der Zeitungsverlage (1991: 410; 1995: 381; 1999: 355) ist ferner Anzeichen für die weiter fortschreitende Pressekonzentration und sinkende Vielfalt des publizistischen Angebots. - 2000 erschienen 42,3 % aller Tageszeitungen in den fünf Verlagsgruppen Axel Springer Verlag AG (23,6 %), Zeitungsgruppe WAZ (6,0 %), Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwest Presse (5,0 %), DuMont Schauberg (4,4 %) und Verlagsgruppe Süddeutsche Zeitung/Friedmanns Erben (3,3 %). Bei den Abonnementzeitungen hat die WAZ-Gruppe 2000 (nach Einbußen 1990-93) mit 7,9 % wieder den höchsten Marktanteil erreicht, bei den Boulevardzeitungen kontrolliert der Axel Springer Verlag mit 81 % den Markt.
 
Wirtschaftliches:
 
Zeitungen finanzieren sich zum einen aus dem Verkaufserlös (1998: 37,1 %), zum weitaus größeren Teil aber aus dem Anzeigen- (51,9 %) und Beilagenverkauf (11,0 %). Die Kosten der Zeitungsverlage setzen sich aus Herstellungs- (1998: 36,6 %), Redaktions- (21,7 %), Vertriebs- (19,8 %), Anzeigen- (13,4 %) und Verwaltungskosten (8,6 %) zusammen. Der Gesamtumsatz der Zeitungsverlage belief sich 1998 auf 19,5 Mrd. DM, wovon die Anzeigen- und Beilagenumsätze 12,15 Mrd. DM ausmachten. Die Tageszeitungen bleiben mit einem Werbeumsatz von 11,48 Mrd. DM größter Werbeträger, doch der Anteil der Zeitungsbranche am Gesamtwerbeaufkommen ist 1985-98 von 37,1 % auf 27,9 % zurückgegangen (Fernsehwerbeeinnahmen 1985: 8,3 %, 1998: 19,2 %).
 
Reichweite und Nutzung:
 
Tageszeitungen erreichen in Deutschland (2000) 78,0 % der Gesamtbevölkerung; von regionalen Abonnementzeitungen werden 68,1 % der Bevölkerung erreicht (Kaufzeitungen 21,0 %, überregionale Abonnementzeitungen 5,5 %). Die Reichweite ging damit in den letzten zehn Jahren kontinuierlich zurück (1989: 82,4 %), besonders in der Gruppe der Jugendlichen (1989: 68,6 %, 2000: 55,1 %) und der jungen Erwachsenen (1989: 76,4 %, 2000: 65,8 %). Die Zeitungsverlage haben deshalb in den vergangenen Jahren Anstrengungen unternommen (z. B. Aktion »Zeitung in der Schule«, besondere redaktionelle Angebote oder spezielle Supplemente, von Jugendlichen selbst gestaltete Zeitungsseiten), um bei dieser Zielgruppe das Interesse für die Tageszeitung zu wecken. Die tägliche Zeitungsnutzungsdauer liegt seit einigen Jahren konstant bei rd. 30 Minuten.
 
Im internationalen Vergleich ist Japan eines der zeitungsintensivsten Länder. Auf 1 000 Einwohner kamen 1998 in Japan 577 Zeitungsexemplare, in der Schweiz 377, in Österreich 331, in Großbritannien 317, in Deutschland 303, in den Niederlanden 290, in den USA 201, in Kanada 167, in Polen 108, in Italien 104. Die Reichweite von Tageszeitungen liegt in Schweden bei 89 %, in Finnland bei 85 %, in der Schweiz bei 83 %, in Norwegen bei 81 %, in Dänemark und Deutschland bei 78 % und in Österreich bei 76 %.
 
Geschichte:
 
Vorläufer der Zeitung stellen die Messrelationen dar. Erste Wochenzeitungen erschienen in Deutschland wohl schon vor 1609 in Straßburg (Straßburger Relation) sowie in Wolfenbüttel (»Aviso«), in Holland 1618, in Frankreich und England 1620, in Italien 1636, in Schweden 1645, in Polen 1661, in Russland 1703. Als erste Tageszeitung erschien 1650 die »Einkommende Zeitung« in Leipzig. Im 17. Jahrhundert kam die Mehrzahl der Zeitungen wegen des wöchentlichen Eintreffens der Post (und damit des Nachrichtenstoffes) jedoch zumeist noch als Wochenzeitungen heraus. Die frühen Zeitungen erschienen im Quartformat (20 × 15 cm) und umfassten nicht mehr als vier bis acht Seiten bei einer durchschnittlichen Auflage von 300-400 Exemplaren. Ende des 17. Jahrhunderts existierten in Deutschland 60 Organe; somit konnten, geht man von rd. zehn Lesern pro Exemplar aus, rd. 200 000 bis 250 000 Personen erreicht werden. Bis zum 18. Jahrhundert enthielten die Zeitungen v. a. wegen der Zensur in der Regel ausschließlich Nachrichten. Der größte Teil bestand aus (auswärtigen) politisch-militärischen Meldungen, erst im 18. Jahrhundert kamen ein Lokal- und Feuilletonteil, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dann ein Wirtschafts- und Sportteil hinzu, ebenso erfolgte erst jetzt eine Einteilung in Sparten sowie, mit wachsendem Stoffumfang, eine Gliederung durch Überschriften, Typographie und Layout. Ende des 18. Jahrhunderts erschienen in Deutschland rd. 200 Zeitungen; mit einer Gesamtauflage von rd. 300 000 Exemplaren erreichten sie rd. 3 Mio. Leser.
 
Das Revolutionsjahr 1848 und die vorübergehende Aufhebung der Zensur sowie das allmähliche Entstehen von politischen Parteien brachten nach Vorläufern im 18. Jahrhundert (z. B. C. F. D. Schubarts »Teutsche Chronik«, gegründet 1774; W. L. Wekhrlins »Das graue Ungeheuer«, gegründet 1784) die Meinungs- und Parteipresse hervor, z. B. »Neue Preußische Zeitung«, gegründet 1848, konservativ; »National-Z.«, gegründet 1848, liberal; »Der Social-Demokrat«, gegründet 1864; »Vorwärts«, gegründet 1876, SPD. Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich neben der Meinungspresse der Typ der Generalanzeiger-Presse heraus, die, unpolitisch, ihren Schwerpunkt auf den Lokalteil legte, um möglichst viele Abonnenten und damit Interessenten zu gewinnen, die zur Finanzierung des Blattes beitrugen. Prototyp dieser in Großbritannien und den USA wegen ihres sehr günstigen Bezugspreises »Penny Press« genannten Form war in Deutschland der 1883 vom Scherl-Verlag gegründete »Berliner Lokal-Anzeiger«. Begünstigt wurde das Entstehen der modernen »Massenpresse« durch technische Erfindungen wie Schnellpresse (1811), Stereotypie (1829), Rotationsdruckmaschine (1872) und Setzmaschine (1884), aber auch durch verkehrs- und nachrichtentechnische Neuerungen wie Eisenbahn und Telegrafie. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Zahl der Zeitungstitel in Deutschland 1 963 und stieg bis zum Ersten Weltkrieg auf 3 716 an. Zwischen 1925 und dem Ende der Weimarer Republik kam es zu einem enormen Aufschwung (1932: 4 275 Titel); die Mehrzahl der vielen kleinen parteilich gebundenen Zeitungen war jedoch wirtschaftlich nicht lebensfähig und geriet in Abhängigkeit von Materndiensten der Großkonzerne (u. a. Hugenbergkonzern). Mit der nationalsozialistischen Diktatur setzte 1933 im Zuge der Gleichschaltung des Pressewesens eine Welle von Beschlagnahmungen, Enteignungen und Verboten von Zeitungen ein. 1944 befanden sich noch 625 Zeitungsverlage mit einer Auflage von 4,4 Mio. (17,5 % Anteil aller Zeitungen) in Privateigentum, 352 Tageszeitungen mit einer Auflage von 21 Mio. (82,5 %) aber in der Hand der NSDAP.
 
1945 führten die Besatzungsmächte einen Lizenzzwang für die Presse ein, der Zeitungsneugründungen nur »unbelasteten« Personen erlaubte und alle Verleger, die vor 1945 eine Zeitung herausgebracht hatten, von der Lizenzvergabe ausschloss. Nach der Aufhebung der Lizenzpflicht 1949 waren es daher in erster Linie die »Altverleger«, die Zeitungen neu beziehungsweise wieder gründeten. Die Zahl der Zeitungen stieg daraufhin rasch von rd. 150 auf über 500 Titel an, von denen bis 1954 fast die Hälfte der Pressekonzentration zum Opfer fiel.
 
Österreich:
 
Seit etwa 1987 ist der Markt der Tageszeitungen beträchtlich in Bewegung, gekennzeichnet durch die mittlerweile vollständige Umwandlung der verbliebenen Parteizeitungen in unabhängige Blätter, die Beteiligung ausländischer, v. a. deutscher Medienkonzerne (besonders Zeitungsgruppe WAZ, Gruner + Jahr, Springer-Konzern, Süddeutsche Verlagsgruppe) an österreichischen Verlagen sowie durch Zeitungsneugründungen (»Der Standard«, 1988; »Salzburger Nachrichten«, Österreichausgabe, 1989; »WirtschaftsBlatt«, 1995) einerseits und Einstellung von Tageszeitungen andererseits (»Südost-Tagespost«, »Neue Volkszeitung«, »Volksstimme«, »Arbeiter-Zeitung«). In Österreich erschienen (1999) 16 Tageszeitungen, 40 Gratiszeitungen sowie 155 Wochenzeitungen. Eine hohe Reichweite haben die Boulevardzeitungen »Neue Kronenzeitung« (Reichweite 43,1 %, Auflage 1,17 Mio.) und »Kurier« (Reichweite 12 %, Auflage 325 400). Als Qualitätszeitungen mit überregionaler Verbreitung gelten »Die Presse« (79 400), »Salzburger Nachrichten« (74 400), »Der Standard« (etwa 62 000) und »WirtschaftsBlatt« (29 300). - Im Verlauf des Konzentrationsprozesses bei den Tageszeitungen seit Mitte der 1950er-Jahre ging die Zahl der publizistischen Einheiten von 30 auf 16 zurück. Eine dominierende Rolle auf dem österreichischen Zeitungsmarkt spielt die Mediaprint GmbH, eine Tochtergesellschaft der Zeitungsgruppe Neue Kronenzeitung/Kurier. Zu ihr gehören auch die Magazine »profil« und »trend« sowie mehrere Zeitschriftenverlage, Druckereien und Beteiligungen an privaten Rundfunksendern. Österreich (Publizistik)
 
In der Schweiz fand in den letzten Jahren durch verschiedene Fusionen und Kooperationen von Zeitungsunternehmen (z. B. 1996 »Luzerner Zeitung« und »Luzerner Neueste Nachrichten« sowie »Badener Tagblatt« und »Aargauer Tagblatt«, 1998 »Journal de Genève« und »Nouveau Quotidien« zu »Le Temps«) ein Umstrukturierungs- und Konzentrationsprozess auf dem Zeitungsmarkt statt, in dessen Folge mehrere lokale Monopole entstanden. 1999 erschienen 231 Tageszeitungen in einer Gesamtauflage von rd. 4,2 Mio. Exemplaren, davon 160 in Deutsch, 52 in Französisch, 16 in Italienisch und drei in Bündnerromanisch. Auflagenstärkste Zeitungen sind (1999) die Züricher Zeitungen »Blick« (314 000), »Tages-Anzeiger« (280 000) und »Neue Zürcher Zeitung« (169 000), ferner die Sonntagsblätter »SonntagsBlick« (333 000), »Le Matin Dimanche« (220 000) und »SonntagsZeitung« (220 000), außerdem die »Südostschweiz«, Chur (139 000), die »Berner Zeitung« (136 000), die »Neue Luzerner Zeitung« (133 000), die »Aargauer Zeitung« (120 000) und die »Basler Zeitung« (115 000). Die größten Verlagshäuser in der Schweiz sind die Ringier-Gruppe (Umsatz 1999: 947 Mio. sfr), Basler Zeitungsgruppe (590 Mio. sfr), die TA Media AG (769,7 Mio. sfr), die Edipresse publications SA (678 Mio. sfr), die Basler Mediengruppe (516 Mio. sfr) und die NZZ Gruppe (479,2 Mio. sfr). Schweiz (Publizistik)
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Journalismus · Meinungsfreiheit · öffentliche Meinung · Pressefreiheit
 
Literatur:
 
E. Dovifat: Z.-Lehre, 2 Bde. (61976);
 H.-D. Fischer: Hb. der polit. Presse in Dtl., 1480-1980 (1981);
 G. Hagelweide: Lit. zur dt.-sprachigen Presse. Eine Bibliogr., auf 13 Bde. u. Reg.-Bd. ber. (1985 ff.);
 L. Maassen: Die Z. (1986);
 
Z., hg. vom Bundesverband Dt. Z.-Verleger (1987 ff., jährl.);
 G. Erdmann u. B. Fritsch: Z.-Vielfalt im Vergleich. Das Angebot an Tageszeitungen in Europa (1990);
 
Medienkundl. Hb. Die Z. im Unterricht, hg. v. P. Brand u. a. (51996);
 
Die Sprache der ersten dt. Wochenzeitungen im 17. Jh., hg. v. G. Fritz u. E. Strassner (1996);
 
Mediengesch. der Bundesrep. Dtl., hg. v. J. Wilke (1999);
 H. Röper: Z.-Markt 2000. Daten zur Konzentration der Tagespresse in der Bundesrep. Dtl. im I. Quartal 2000, in: Media Perspektiven (2000), H. 7;
 W. J. Schütz: Dt. Tagespresse 1999. Ergebnisse der fünften gesamtdt. Z.-Statistik, in: Media Perspektiven (2000), H. 1;
 
Stamm 2000. Presse- u. Medien-Hb., 53. Ausg. (2000);
 R. Stöber: Dt. Pressegesch. Einf., Systematik, Glossar (2000).

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Zei|tung, die; -, -en [mhd. (westmd.) zīdunge = Nachricht, Botschaft < mniederd., mniederl. tīdinge, zu: tīden = vor sich gehen, vonstatten gehen, sich ereignen, zu mniederd. tīde, ↑Tide]: 1. a) täglich bzw. regelmäßig in kurzen Zeitabständen erscheinende (nicht gebundene, meist nicht geheftete) Druckschrift mit Nachrichten, Berichten u. vielfältigem anderem aktuellem Inhalt: eine gute, seriöse, linke, bürgerliche, unabhängige, überregionale, italienische, ausländische, wöchentlich erscheinende Z.; die heutige Z.; die Z. von gestern; ein Stapel alter -en; diese Z. hat ihr Erscheinen eingestellt; eine Z. gestalten, machen, herausgeben, verlegen, drucken; [die] Z. lesen; die Z. aufschlagen; eine Z. abonnieren, abbestellen, halten, beziehen, [regelmäßig] lesen; -en austragen; er hat immer eine zusammengelegte Z. in der linken Tasche (Sommer, Und keiner 262); O'Hara faltete die Z. sorgfältig zusammen (Brecht, Groschen 284); etw. aus der Z. erfahren, wissen, haben; etw. durch die Z. (durch eine Anzeige in der Zeitung) finden; er versteckte sich hinter einer Z.; [kurz] in die Z. gucken; in einer Z. blättern; in der Z. steht, dass die Brücke nun doch gebaut werden soll; eine Anzeige, eine Notiz in die Z. setzen (in der Zeitung erscheinen lassen); Ich erbat mir einen Teil von Herrn Mummerts Z. (Bieler, Bonifaz 87); b) Redaktion bzw. Unternehmung, die eine ↑Zeitung (1 a) gestaltet, herstellt: Ein paar -en brachten Glossen über dieses Verschwinden (Feuchtwanger, Erfolg 8); man muss nicht alles glauben, was die -en schreiben; eine Mitarbeiterin der Z.; bei einer Z. arbeiten; für eine Z. schreiben; sie ist, kommt von der Z.; ... erhält Wolfgang Bugenhagen von seiner Z. den Auftrag, für ein Jahr als Korrespondent nach Paris zu gehen (Jens, Mann 152). 2. (veraltet) Nachricht von einem Ereignis: [eine] gute, schlechte Z. bringen; Aber die Zeit ist unruhig. Aus Paris kommen böse -en (Trenker, Helden 25).

Universal-Lexikon. 2012.