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Pergamon
Pẹr|ga|mon, Pẹr|ga|mum:
antike Stadt im Nordwesten Kleinasiens.

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Pẹrgamon,
 
auch Pẹrgamos, lateinisch Pẹrgamum, Pẹrgamus, antike Stadt im Nordwesten Kleinasiens, an der Stelle der heutigen türkischen Stadt Bergama. Pergamon war Hauptstadt des Pergamenischen Reiches und Zentrum griechisch-hellenistischer Kultur. Auf einem Burgberg (333 m über dem Meeresspiegel) in Terrassen angelegt, wuchs Pergamon in römischer Zeit (seit 133 v. Chr.), nun eine der Hauptstädte der Provinz Asia und noch in der Kaiserzeit eine der bedeutendsten Städte Kleinasiens, weit in die Ebene hinaus. - Die deutschen Ausgrabungen begannen 1878 unter C. Humann, der Pergamon 1873 entdeckt hatte, und A. Conze; spätere Ausgräber waren u. a. W. Dörpfeld, T. Wiegand und 1957-68 E. Boehringer.
 
Auf der untersten Ebene der Ruinenstätte des Burgberges liegt unweit des unteren Akropolistors (Eumenestor, es gehört zum Mauerring Eumenes' II.) die untere griechische Agora mit dem Haus des römischen Konsuls Attalos, darüber erstreckt sich die Mittelstadt, die wesentlich im Zustand der römischen Kaiserzeit freigelegt wurde, mit dem Komplex von drei Gymnasien (auf drei Terrassen), dem Heiligtum der Hera Basileia und dem Demeterheiligtum (alle im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet). In beträchtlichem Abstand folgte die steil ansteigende Oberstadt auf verschiedenen Terrassen: Über der oberen Agora erhob sich der unter Eumenes II. geschaffene Bezirk des dem Zeus geweihten Altars (Pergamonaltar). Oberhalb davon lag der dorische Athenetempel aus der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr., das Hauptheiligtum der Stadt. Über dem Athenetempel wurde (im 6. Jahrhundert) eine Kirche errichtet. Der Tempelbezirk der Athene wurde von Attalos I. nach seinen Siegen mit Skulpturen ausgestattet (Attalische Weihgeschenke) und von Eumenes II. im Norden und Osten mit zweistöckigen Säulenhallen umgeben (das Propylon des Athenetempels wurde im Berliner Pergamonmuseum wieder errichtet); hinter der Nordhalle ließ Eumenes die Bibliothek (die im 1. Jahrhundert n. Chr. rd. 200 000 Buchrollen besaß) errichten. Die gewaltige, Trajan geweihte Tempelanlage (Traianeum) entstand etwa 120 n. Chr. als korinthischer Peripteros (58 m × 68 m; teilweise wieder aufgerichtet). Oberhalb erstrecken sich zwei königliche Paläste (Peristylhäuser), Offiziershäuserkomplex, Kaserne und Arsenal. In den Westhang des Burgbergs schneidet das griechisch-hellenistische Theater ein (2. Jahrhundert v. Chr., mit 87 Sitzreihen für 10 000 Zuschauer), vor ihm liegt eine etwa 250 m lange Terrasse, an einem Ende steht der ionische Tempel des Dionysos (2. Jahrhundert v. Chr., Anfang 3. Jahrhundert n. Chr. erneuert). Die Theaterterrasse hat mehrere Stockwerke, in denen sich u. a. von unten zugängliche Läden befanden. In den 1980er-Jahren fanden Ausgrabungen in der hellenistischen und byzantinischen Wohnstadt am Hang der Akropolis statt. Auf der Höhe wurde um 1000 n. Chr. eine byzantinische Stadtmauer errichtet, wobei u. a. die Reliefplatten des Zeusaltars Verwendung fanden.
 
Von der in der Ebene liegenden römischen Stadt zeugen eine riesige Platzanlage, ein mächtiger Ziegelbau des 2. Jahrhunderts n. Chr. (»Rote Halle«, ein Serapisheiligtum; später byzantinische Kirche), ein Amphitheater, ein Theater und (nicht ausgegraben) ein Stadion. Eine heilige Straße mit überdachten Säulenhallen verband die Stadt mit dem wohl im 5. Jahrhundert v. Chr. gegründeten Asklepiosheiligtum (Asklepieion) mit heiliger Quelle. In der Zeit seiner Hauptblüte, im 2. Jahrhundert n. Chr., als auch der Arzt Galen hier wirkte, wurde es mit Säulenhallen, Propyläen, »Kaiserbibliothek« (nach dem Fund einer Statue), einem Tempel des Äskulap (142 n. Chr.; ein Rundbau mit 3,35 m dicken Mauern) und einem des Telephos (ein großer zweigeschossiger Rundbau, in dessen Untergeschoss sich Behandlungsräume befanden und von dem ein 80 m langer Tunnel zur heiligen Quelle führte) sowie einem Theater ausgestattet. Das Heiligtum verfiel nach Erdbeben (kurz nach Mitte des 3. Jahrhunderts), der eigentliche Tempel wurde später durch eine byzantinische Kirche überbaut.
 
Während alle späteren Ausgrabungsfunde in der Türkei verblieben (archäologische Museen von İzmir, Istanbul und Bergama), gelangten die Funde der ersten Grabungskampagne nach Berlin.
 
Literatur:
 
Die Altertümer von P., hg. vom Dt. Archäolog. Inst., auf zahlr. Bde. ber. (1885 ff.);
 J. Hopp: Unters. zur Gesch. der letzten Attaliden (1977);
 E. Rohde: P. Burgberg u. Altar (Neuausg. 1982);
 H.-J. Schalles: Unters. zur Kulturpolitik der pergamen. Herrscher im 3. Jh. v. Chr. (1985);
 W. Radt: P. Gesch. u. Bauten, Funde u. Erforschung einer antiken Metropole (1988);
 B. Andreae: Laokoon u. die Kunst von Pergamon. Die Hybris der Giganten (21996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Hellenismus: Griechische Zivilisation weltweit
 
Pergamon und Rhodos
 
Alexandria und Pergamon
 

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Pẹr|ga|mon, Pẹr|ga|mum: antike Stadt im Nordwesten Kleinasiens.

Universal-Lexikon. 2012.