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Ord|nung ['ɔrdnʊŋ], die; -, -en:1. <ohne Plural> (durch Ordnen hergestellter oder bewahrter) Zustand, in dem sich etwas befindet:
eine mustergültige, peinliche Ordnung; die Ordnung wiederherstellen; im Zimmer, auf dem Schreibtisch Ordnung machen, schaffen; es gelang ihm nicht, in seine Papiere Ordnung zu bringen.
2. <ohne Plural>
a) geordnete Lebensweise:
ein Kind braucht seine Ordnung; aus seiner gewohnten Ordnung herausgerissen werden.
b) Einhaltung der Disziplin, bestimmter Regeln im Rahmen einer Gemeinschaft:
es gelang ihm nicht, Ordnung in die Klasse zu bringen.
3. <ohne Plural> Art und Weise, wie etwas geordnet, geregelt ist; Anordnung:
eine alphabetische, chronologische, vorbildliche Ordnung; man kann die Stücke in beliebiger Ordnung zusammenstellen.
4. (Biol.) größere Einheit, die aus mehreren verwandten Tier- oder Pflanzenfamilien besteht:
die Ordnung der Raubtiere.
5. bestimmte Stufe einer nach qualitativen Gesichtspunkten gegliederten Reihenfolge:
eine Straße erster, zweiter Ordnung.
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Ọrd|nung 〈f. 20〉
1. das Ordnen
2. das Geordnetsein, ordentlicher, geregelter, übersichtlicher Zustand
3. Regel, Vorschrift
4. Stufenfolge, Reihe, Reihenfolge (Rang\Ordnung, Sitz\Ordnung)
5. Aufbau, System (Gesellschafts\Ordnung)
6. 〈biolog. Systematik〉 obligatorische Kategorienstufe zw. Familie u. Klasse
7. 〈fig.〉 Ruhe, Disziplin
● ein kleines Kind braucht seine \Ordnung; es muss alles seine (bestimmte) \Ordnung haben; er kann (in seinen Sachen) keine \Ordnung halten; hier herrscht (keine, vorbildliche) \Ordnung; \Ordnung machen, schaffen; \Ordnung muss sein! 〈fig.〉; die \Ordnung stören; die \Ordnung wiederherstellen ● Straße erster, zweiter \Ordnung; alphabetische \Ordnung ● jmdn. aus seiner \Ordnung bringen jmdn. in seinem üblichen Tagesablauf stören; für \Ordnung sorgen; in \Ordnung! 〈umg.〉 gut!, erledigt!, wird erledigt, wird gemacht!; eine Sache in \Ordnung bringen 〈fig.〉 regeln, erledigen; ich finde es (nicht) in \Ordnung, dass ... ich finde es (nicht) richtig, dass ...; (es) geht in \Ordnung 〈umg.〉 es ist gut so, es wird erledigt; das ist ganz in \Ordnung das ist ganz richtig so, das entspricht der Vorschrift; der ist in \Ordnung! 〈umg.〉 der ist ein netter Kerl, ist so, wie er sein soll; die Maschine ist nicht in \Ordnung ist kaputt, läuft nicht richtig; das Zimmer ist in \Ordnung aufgeräumt u. sauber; es ist alles in bester, schönster \Ordnung; jmdn., ein Kind zur \Ordnung anhalten dazu anhalten, ordentlich zu sein; jmdn. zur \Ordnung rufen ermahnen [<mhd. ordenunge, ahd. ordinunga <lat. ordo „Reihe, Ordnung; Rang, Stand“]
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Ọrd|nung ↑ Reaktionsordnung.
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Ọrd|nung , die; -, -en <Pl. selten> [mhd. ordenunge, ahd. ordinunga]:
1. <o. Pl.> durch ↑ Ordnen (1) hergestellter Zustand, das Geordnetsein, ordentlicher, übersichtlicher Zustand:
eine mustergültige O.;
O. machen, schaffen;
sich an O. gewöhnen müssen;
die Kinder zur O. erziehen (anhalten, ordentlich zu sein);
R O. ist das halbe Leben;
alles muss seine O. haben;
☆ etw. in O. bringen (ugs.: 1. etw. [wieder] in einen brauchbaren, ordentlichen Zustand bringen. 2. einen unangenehmen Vorfall o. Ä. zur Zufriedenheit aller Beteiligten klären);
in O. sein (ugs.: 1. ↑ einwandfrei 1 a sein: ist dein Pass in O.?; das Fleisch ist nicht ganz in O.; dein Verhalten war nicht in O. 2. gesund sein; sich wohlfühlen. 3. nett, zuverlässig, sympathisch sein);
in schönster/bester O. (ugs.; so, wie es sein soll; so, wie es gewünscht wird);
in O. gehen (ugs.; so, wie abgemacht, versprochen, auftragsgemäß erledigt werden);
etw. [ganz] in [der] O. finden (ugs.; etw. für völlig richtig, angebracht halten);
in O.! (ugs.; [ein]verstanden!)
3. <o. Pl.>
a) geordnete Lebensweise:
ein Kind braucht seine O.;
aus seiner gewohnten O. herausgerissen werden;
b) Einhaltung der Disziplin, bestimmter Regeln im Rahmen einer Gemeinschaft:
es gelang ihm nicht, O. in die Klasse zu bringen;
☆ jmdn. zur O. rufen (zurechtweisen, [offiziell] zur Disziplin ermahnen);
c) auf bestimmten Normen beruhende u. durch den Staat mittels Verordnungen, Gesetzgebung o. Ä. durchgesetzte u. kontrollierte Regelung des öffentlichen Lebens:
Ruhe und O. stören, wiederherstellen.
4. <o. Pl.>
a) Gesellschaftsordnung;
das ist, verstößt gegen jede O.
5.
eine alphabetische O.;
die militärische O.
6. (Biol.) größere Einheit, die aus mehreren verwandten Tier- od. Pflanzenfamilien besteht:
die O. der Raubtiere.
7. <o. Pl.> (Math.) Bestimmung mathematischer Größen, die nach bestimmten Einteilungen gegliedert sind:
Ableitungen erster O.
9. <o. Pl.> bestimmte Stufe einer nach qualitativen Gesichtspunkten gegliederten Reihenfolge:
Straßen dritter O.;
☆ erster O. (ugs.; von höchstem Grad, von bes. gründlicher Art: ein Ärgernis erster O.)
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Ordnung,
1) allgemein: zweckmäßig geregelter Zusammenhang von Elementen, die nicht Teilglieder eines Ganzen, sondern selbstständige Größen oder Wesen sind, deren Beziehungen zueinander aber einem bestimmten, auch gelegentliche Änderungen überdauernden inneren Gesetz unterstehen (z. B. Gesellschaftsordnung). - Gegensatz: Chaos, Anarchie.
2) in der antiken griechischen Baukunst von Dorern und Ioniern unterschiedlich entwickelter Aufriss eines Tempels (Säulenordnung).
3) Biologie: Ọrdo, systematische Einheit, die näher verwandte Tier- oder Pflanzenfamilien zusammenfasst.
4) Mathematik: 1) kurz für Ordnungsrelation; 2) Kennzahl zur Charakterisierung oder Klassifizierung mathematischer Objekte (mitunter auch als Grad bezeichnet). So spricht man z. B. von der Ordnung algebraischer Kurven (eine algebraische Kurve hat die Ordnung n, wenn sie mit jeder Geraden höchstens n Schnittpunkte hat und es mindestens eine Gerade gibt, bei der die Maximalzahl n tatsächlich erreicht wird), von der Ordnung einer Differenzialgleichung oder einer Gruppe.
5) Philosophie und Religionsgeschichte: Als metaphysisch-ontologisches Prinzip (griechisch kosmos) ist Ordnung schon in den Kosmogonien der Vorsokratiker bestimmend. Im Gegensatz zu dem Ungeordnet-Chaotischen erscheint die Ordnung als Form der Seinsgestaltung. Ähnlich wird im mittelalterlichen Denken der Begriff des »ordo« aufgefasst; die Schöpfung ist in bestimmter Weise durch Gott und auf ihn hin geordnet, was sich auch in der ständischen Gesellschaft und ihrer Rangordnung spiegelt. Auch das Denken und Erkennen steht unter dem Primat der Ordnung, sowohl in Form der Regeln der Logik (im System von Begriff, Urteil und Schluss) als auch der Kategorien als Grundformen des formalen Denkens in Bezug auf ein sich als Naturordnung darstellendes Erkenntnismaterial (aristotelische Wissenschaftslehre; I. Kant). Auch die in der neueren Wissenschaft untersuchten »chaotischen Strukturen« sind von gewissen Ordnungen geprägt. Darüber hinaus erhält Ordnung in der Ethik im Sinne einer normativen Ordnung (Wertordnung) axiologische Bedeutung. Das Denken des Mittelalters kennt eine Stufenordnung der moralischen Vollkommenheit. In der Neuzeit erhielt das formale Prinzip der Ordnungsliebe (N. Malebranche) Vorrang vor ihrer inhaltlichen Bestimmung. B. Pascal unterscheidet die Ordnung der Vernunft (»ordre de la raison«) von der Ordnung, d. h. den Gründen, des Herzens (»ordre du cœur«). Die Romantik sieht die Ordnung des Gefühls als untrügliche Orientierung des Handelns an (H. von Kleist). Im 19. und 20. Jahrhundert tritt das Problem der Ordnung besonders im Zusammenhang der Umwälzungen im gesellschaftlichen Bereich in Erscheinung. Ordnung wird zunehmend als Leistung des erkennenden und gemäß seinem Willen in Freiheit handelnden Subjekts selbst erkannt. Das führt zur Erweiterung des (individuellen) Freiheitsraumes. Dabei kommt es zur Konfrontation von Ordnung und Freiheit, wobei je nach Position mehr oder weniger die wechselseitige Abhängigkeit von Ordnung und Freiheit gesehen wird. - In der Religionsgeschichte wird das Prinzip einer umfassenden, sowohl kosmischen als auch ethischen und rituellen Ordnung häufig durch numinose Ordnungsbegriffe (z. B. die ägyptische Maat) zum Ausdruck gebracht. Beim Zerfall ganzheitlicher Weltbilder werden numinose Ordnungsbegriffe meist unter Fortfall ihrer kosmischen und rituellen Bedeutung auf ethische und rechtliche Qualifikationen eingeschränkt.
Das Problem der O., hg. v. H. Kuhn u. a. (1962);
E. Heimann: Freiheit u. O. (a. d. Engl., Neuausg. 1969);
H. Krings: Ordo (21982);
W. Dahlberg: O., Sein u. Bewußtsein. Zur log., ontolog. u. erkenntnistheoret. Systematik der O. (1984);
6) Soziologie: eine stabile Beziehung innerhalb eines sozialen Gebildes, die in einer Ordnung der Teile zum Ganzen, wie auch des Ganzen zu den Teilen und der Teile zueinander bestehen kann. Das Verhältnis der gesellschaftlichen Teile zum Ganzen beruht auf Loyalität, das des Ganzen zu den Teilen auf dessen Legitimität, das der Teile zueinander auf Solidarität oder Übereinstimmung (Konsens). Im Anschluss an die klassische Staatsphilosophie wurde die soziale Ordnung bis zu M. Weber als natürliches Recht verstanden (F. Tönnies) und galt als Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft. In dem Maße, in dem die Soziologie sich als Handlungswissenschaft zu verstehen begann, wurde Ordnung als Orientierungshilfe für das Handeln der Beteiligten im sozialen Gebilde definiert. Die Chance, dass eine Handlung der Ordnung entspricht, nannte Weber Geltung der Ordnung; die Geltung der Ordnung wird dabei durch ein Gefüge von Normen verkörpert.
Die Wirkungsfaktoren, die bei der Bildung und Aufrechterhaltung (Integration) von Ordnung beteiligt sind, sowie die Vorgänge, in denen Ordnungen sich lockern, auflösen, zersetzen (Desintegration), sind ein Hauptproblem der Soziologie. In der Politik und Wirtschaft steht der Notwendigkeit einer formalen Ordnung die humane Forderung nach materialer Gerechtigkeit gegenüber. Ordnung wie auch Gerechtigkeit sind mithilfe von Konventionen, Gesetzen und unter Berücksichtigung der konkreten Bedingungen immer wieder zu aktualisieren.
A. von Martin: O. u. Freiheit (1956);
M. Weber: Wirtschaft u. Gesellschaft (Neuausg. 51990).
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Ọrd|nung, die; -, -en <Pl. selten> [mhd. ordenunge, ahd. ordinunga]: 1. <o. Pl.> durch Ordnen (1) hergestellter Zustand, das Geordnetsein, ordentlicher, übersichtlicher Zustand: eine mustergültige, peinliche O.; hier herrscht ja eine schöne O.! (iron.; ein fürchterliches Durcheinander!); durch sie kam etwas mehr O. ins Haus; es gelang ihm nicht, O. in die Papiere zu bringen; O. machen, schaffen; sich an O. gewöhnen müssen; auf O. achten, bedacht sein; ich frage nur der O. halber/wegen (weil es sich so gehört u. um Missverständnisse zu vermeiden); die Kinder zur O. erziehen (anhalten, ordentlich zu sein); R alles muss seine O. haben; O. ist das halbe Leben; *etw. in O. bringen (ugs.; 1. etw. [wieder] in einen brauchbaren, ordentlichen Zustand bringen. 2. einen unangenehmen Vorfall o. Ä. zur Zufriedenheit aller Beteiligten klären); jmdn. in O. bringen (ugs.; dafür sorgen, dass jmd. wieder [physisch od. psychisch] gesund wird); [wieder] in O. kommen (ugs.; [wieder] in einen ordentlichen, zufrieden stellenden Zustand gebracht werden): ihre Ehe ist wieder in O. gekommen; in O. sein (ugs.; 1. ↑einwandfrei 1 a sein): ist dein Pass in O.?; das Fleisch ist nicht ganz in O.; dein Verhalten war nicht in O.; hier ist etwas nicht in O. 2. gesund sein; sich wohl fühlen. 3. nett, zuverlässig, sympathisch sein: Dann merkte ich aber, dass der neue Klassenlehrer schwer in O. war [Christiane, Zoo 320]; die war ganz in O., die hat alles mitgemacht, jeden Dreck [Schmidt, Strichjungengespräche 94]); in schönster/bester O. (ugs.; so, wie es sein soll; so, wie es gewünscht wird): alles, das Haus in bester O. vorfinden; in O. gehen (ugs.; so, wie abgemacht, versprochen, auftragsgemäß erledigt werden): das geht schon in O.; etw. [ganz] in [der] O. finden (ugs.; etw. für völlig richtig, angebracht halten); in O.! (ugs.; [ein]verstanden!): in O., ich komme mit. 2. <o. Pl.> (selten) das Ordnen (1, 2). 3. <o. Pl.> a) geordnete Lebensweise: ein Kind braucht seine O.; ich will Ihre häusliche O. nicht stören; aus seiner gewohnten O. herausgerissen werden; b) Einhaltung der Disziplin, bestimmter Regeln im Rahmen einer Gemeinschaft: es gelang ihm nicht, O. in die Klasse zu bringen; Wie die Deutschen gern sagen: O. muss sein (Spiegel 32, 1988, 26); Deutsche haben im Lager strenge O. gehalten, und es durfte keiner aufmucken (Wimschneider, Herbstmilch 140); *jmdn. zur O. rufen (zurechtweisen, [offiziell] zur Disziplin ermahnen); c) auf bestimmten Normen beruhende u. durch den Staat mittels Verordnungen, Gesetzgebung o. Ä. durchgesetzte u. kontrollierte Regelung des öffentlichen Lebens: Ruhe und O. stören, wiederherstellen; die verfassungsmäßige O. gewährleisten, gefährden. 4. <o. Pl.> a) Gesellschaftsordnung: Die Errichtung der neuen, volksdemokratischen O. führte dazu, ... (horizont 12, 1977, 26); Alle radikal-islamischen Bewegungen haben jedoch eines gemeinsam: die Ablehnung einer modernen, weltlichen Ordnung (Welt 25. 4. 97, 18); ..., der darin einen gerechten Lohn für sein Eintreten für die obrigkeitliche O. sah (Kühn, Zeit 52); b) ↑Gesetz (3): die kirchliche, sittliche, kosmische O.; das ist, verstößt gegen jede O. 5. a) <o. Pl.> Art u. Weise, wie etw. geordnet, geregelt ist; ↑Anordnung (1): eine alphabetische, chronologische, vorbildliche O.; man kann die Stücke in beliebiger O. zusammenstellen; Ü Meist trug ich den Sieg davon. Das fand ich ganz in der natürlichen O. der Dinge (Stern, Mann 88); b) ↑Formation (2 a): so ausgezeichnet hat die militärische O. noch nie geklappt (Ott, Haie 133). 6. (Biol.) größere Einheit, die aus mehreren verwandten Tier- od. Pflanzenfamilien besteht: die O. der Raubtiere; einige Fleischfresser höherer O. nähren sich ausschließlich von Fleisch (Gruhl, Planet 32); ... als sie auf die strenge O. der subtropischen Flora ... hinweisen (natur 8, 1991, 49). 7. <o. Pl.> (Math.) Bestimmung mathematischer Größen, die nach bestimmten Einteilungen gegliedert sind: Kurven, Ableitungen erster, zweiter O. 8. (Mengenlehre) Struktur einer geordneten ↑Menge (2). 9. <o. Pl.> bestimmte Stufe einer nach qualitativen Gesichtspunkten gegliederten Reihenfolge: Straßen dritter, fünfter O.; *erster O. (ugs.; von höchstem Grad, von bes. gründlicher Art): ein Misserfolg, Ärgernis erster O.; dass der „Erfinder“ der Weinstraße ... ein Nazi erster O. war (Rheinpfalz 7. 7. 84, 6).
Universal-Lexikon. 2012.