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Scott
Scọtt,
 
1) Cyril Meir, englischer Komponist, * Oxton (heute zu Birkenhead) 27. 9. 1879, ✝ Eastbourne 31. 12. 1970; studierte in Frankfurt am Main, komponierte in einem für England neuen, dem Impressionismus verwandten Stil Opern (»The alchemist«, 1925), ein Ballett, Orchesterwerke (drei Sinfonien, Konzerte), Kammer- und Klaviermusik, Chorwerke und Lieder. Die Beschäftigung mit indischer Philosophie und Okkultismus beeinflusste seine Kompositionen und Schriften, darunter »Music, its secret influence through the ages« (1933, erweitert 1958) und die Autobiographie »Bone of contention« (1969).
 
 2) Dennis C., jamaikanischer Schriftsteller, * Kingston 16. 12. 1939, ✝ 1991; war Tänzer, Schauspieler, Regisseur und Professor für Theaterwissenschaft in Jamaika und den USA. Seine im jamaikanischen Kreol verfasste Lyrik verbindet zunächst v. a. universelle Themen mit der Erfahrungswelt der Karibik (»Uncle Time«, 1973); später wandte er sich aber verstärkt der sozialen Realität zu (»Dreadwalk«, 1982; »Strategies«, 1989). Auch seine Dramen vollzogen die Wende von der Verarbeitung mythologischer Stoffe (»The crime of Anabel Campbell«, Uraufführung 1970, gedruckt 1985; »The fantasy of Sir Gawain and the green knight«, 1978) zur Beschäftigung mit der karibischen Geschichte (»An echo in the bone«, Uraufführung 1974, gedruckt 1985).
 
 3) Duncan Campbell, kanadischer Schriftsteller, * Ottawa 2. 8. 1862, ✝ ebenda 19. 12. 1947; Verwaltungsbeamter im Department of Indian Affairs der kanadischen Bundesregierung. - Scott stand besonders in der Naturdarstellung den Confederation Poets nahe, die romantische Dichtungstraditionen mit kanadischer Thematik verbanden. Seine Indianergedichte bemühen sich um Verständnis für Weltsicht und Not der Ureinwohner, bleiben dabei jedoch vom christlichen Glauben geprägt. Der Erzählzyklus »In the village of Viger« (1896) vermittelt die ein Dorf in der Provinz Quebec bedrohende Verstädterung.
 
Weitere Werke: New world lyrics and ballads (1905); The poems (1926); The green cloister (1935); The circle of affectation (1947).
 
Ausgabe: Powassan's drum. Selected poems of D. C. Scott, herausgegeben von R. Souster u. a. (1985).
 
Literatur:
 
D. C. S., hg. v. S. Dragland u. a. (Ottawa 1974).
 
 4) Francis Reginald, kanadischer Lyriker, Jurist und Politiker, * Quebec 1. 8. 1899, ✝ Montreal 31. 1. 1985; studierte u. a. in Oxford, wo er mit sozialistischen Theorien in Berührung kam, und Montreal, war 1928-68 Professor für Rechtswissenschaft an der McGill University. Die sozialen Auswirkungen der Depression veranlassten Scott, sich für die sozialistische Bewegung zu engagieren; 1931-32 war er Mitbegründer (1935-36 Präsident) der League for Social Reconstruction, 1942-50 nationaler Vorsitzender der Cooperative Commonwealth Federation (CCF), die beide die Schaffung einer stärker egalitären Gesellschaft erstrebten; 1961 an der Umformung der CCF zur New Democratic Party beteiligt. Eine Autorität auf dem Gebiet des Verfassungsrechts und der Bürgerrechte, beschäftigte sich Scott auch mit dem Verhältnis zwischen Englisch- und Französischkanada und dem Problem der Erhaltung der kanadischen Konföderation. So betätigte er sich auch als Vermittler frankokanad. Literatur (1977 Herausgeber der Anthologie »Poems of French Canada«). Seine eigene Lyrik, die sich von der romantischen Tradition abwandte, war bedeutend für die Entwicklung des kanadischen Landschaftsgedichts (»Laurentian Shield«, 1945) und entwickelte sich von imagistischen Anfängen über sozialkritisch engagierten Realismus zu metaphysischer Komplexität; sie umfasst ein Spektrum zwischen Idealismus und Satire. Scott war auch Literaturkritiker und Mitbegründer literarischer Zeitschriften.
 
Weiteres Werk: The collected poems (1966).
 
Literatur:
 
On F. R. S., hg. v. S. Djwa u. a. (Kingston 1983).
 
 5) Gabriel, eigentlich Holst Jẹnsen, norwegischer Schriftsteller, * Edinburgh 8. 3. 1874, ✝ Arendal 9. 7. 1958; schrieb volkstümliche, humoristische, historische und sozialkritische Romane. Sein Spätwerk ist von religiöser Thematik und pantheistischer Naturmystik bestimmt.
 
Ausgabe: Utvalgte romaner, 8 Bände (1961-62).
 
 6) Sir (seit 1872) George Gilbert, englischer Baumeister, * Gawcott (bei Buckingham) 13. 7. 1811, ✝ London 27. 3. 1878, Großvater von 7); Vertreter des Gothic Revival und Restaurator gotischer Bauwerke (u. a. Kathedralen von Ely und Peterborough, Westminster Abbey). Angeregt von den Schriften A. W. N. Pugins, errichtete er v. a. zahlreiche Kirchen im neugotischen Stil (u. a. die Nikolaikirche in Hamburg, 1846-74, nur der Turm [vollendet 1882] erhalten; Saint Mary Abbotts in Kensington, London, 1869-72). Bei den Regierungsgebäuden in London (1862-73) orientierte sich Scott dagegen unter dem Druck des Auftraggebers am Vorbild der italienischen Renaissance.
 
Weitere Werke: Albert Memorial in Kensington Gardens, London (1863-72); Saint Pancras Station mit Midland Grand Hotel, ebenda (1868-74); Universität von Glasgow (1871 vollendet).
 
Entwürfe für das Rathaus in Hamburg (1855) und den Reichstag in Berlin (1872).
 
Literatur:
 
D. Cole: The work of Sir G. G. S. (London 1980);
 S. Bayley: The Albert Memorial (ebd. 1981).
 
 7) Sir (seit 1924) Giles Gilbert, englischer Architekt, * London 9. 11. 1880, ✝ ebenda 8. 2. 1960, Enkel von 6); trat zunächst mit historistischen Bauten hervor (Kathedrale in Liverpool im neugotischen Stil, 1904 ff.). Später verwendete er moderne Konstruktionsweisen und -formen.
 
Weitere Werke: Battersea Power Station in London (1929-46); Universitätsbibliotheken in Cambridge (1930-34) und Oxford (Bodleian Library, 1935-46); Wiederaufbau des House of Commons in London (1944-51).
 
 8) Paul Mark, englischer Schriftsteller, * London 25. 3. 1920, ✝ ebenda 1. 3. 1978; war im Zweiten Weltkrieg Offizier in Indien und Malaya, ab 1960 freier Schriftsteller; weitere Indienaufenthalte. Seine Romane gestalten aus unterschiedlichen Perspektiven und in erzähltechnisch komplexer Weise das Verhältnis zwischen Indern und Engländern in den Jahren vor der Unabhängigkeit (1942-47) und stellen eine desillusionierte Abrechnung mit der britischen Kolonialherrschaft dar. Bekannt wurde Scott durch seine als »Raj Quartet« bezeichnete Romantetralogie (deutsch »Das Reich der Sahibs«; Band 1: »The jewel in the crown«, 1966, deutsch »Das Juwel in der Krone«; Band 2: »The day of the scorpion«, 1968, deutsch »Der Tag des Skorpions«; Band 3: »The towers of silence«, 1971, deutsch »Die Türme des Schweigens«; Band 4: »A division of the spoils«, 1974, deutsch »Die Verteilung der Beute«; für das Fernsehen verfilmt). Der Roman »Staying on« (1977; deutsch »Nachspiel«) schildert tragikomisch die Existenz alter Kolonialbeamter im postkolonialen Indien.
 
Literatur:
 
P. Swinden: P. S. Images of India (London 1980);
 H. Spurling: P. S. A life. .. (Neuausg. New York 1991).
 
 9) Robert Falcon, britischer Polarforscher, * Devonport (heute zu Plymouth) 6. 6. 1868, ✝ Ende März 1912; leitete 1901-04 die Südpolarexpedition auf der »Discovery« (Erkundung von Victorialand und 1902 Entdeckung der Edward-VII.-Halbinsel an der Ostküste des Rossmeeres). Bei einer 1910 begonnenen Expedition verließ er am 24. 10. 1911 Kap Evans (Rossinsel) und erreichte - im »Wettlauf« mit dem ebenfalls zum Südpol aufgebrochenen R. Amundsen - zusammen mit vier Begleitern am 18. 1. 1912 den Pol (rd. vier Wochen nach Amundsen). Auf dem Rückweg kam er mit seinen Begleitern in Schneestürmen ums Leben (letzte Tagebucheintragung am 29. 3. 1912).
 
Werke: The voyage of the discovery, 2 Bände (1905); Scott's last expedition, 2 Bände (herausgegeben 1913; deutsch Scott's letzte Fahrt).
 
Literatur:
 
K. Holt: S., Amundsen. Wettlauf zum Pol (a. d. Norweg., Neuausg. 1979);
 R. Huntford: S. & Amundsen (London 1979).
 
 10) Samuel, englischer Maler, * London (?) 1702 oder 1703, ✝ Bath 12. 10. 1772; malte, von der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und A. Canaletto beeinflusst, atmosphärisch reizvolle Ansichten von London sowie Seestücke und Darstellungen von Seeschlachten.
 
 11) Tim, englischer Bildhauer und Architekt, * Richmond upon Thames 18. 4. 1937; gestaltet vielteilige abstrakte Plastiken aus Kunststoff, besonders Plexiglas, und Metall.
 
 12) Sir (seit 1820) Walter, schottischer Schriftsteller, * Edinburgh 15. 8. 1771, ✝ Abbotsford (Borders Region) 21. 9. 1832; Sohn eines Anwalts, in dessen Kanzlei er nach dem Jurastudium in Edinburgh arbeitete, ab 1799 Sheriff der Grafschaft Selkirk. Unter dem Einfluss der deutschen Romantik übersetzte er Balladen G. A. Bürgers (1796) sowie Goethes »Götz von Berlichingen« (»Goetz of Berlichingen«, 1799) und sammelte selbst schottische Volksballaden, die er in »Minstrelsy of the Scottish border« (3 Bände, 1802-03) herausgab. Eigenen dichterischen Erfolg errang er mit populären Versromanzen (»The lay of the last minstrel«, 1805, deutsch »Der letzte Minstrel«; »Marmion«, 1808, deutsch; »The lady of the lake«, 1810, deutsch u. a. als »Das Fräulein vom See«), die mit denen Lord Byrons konkurrierten. Mit »Waverley« (3 Teile, 1814; deutsch) begann er mit der (bis 1827 anonymen) Veröffentlichung spannungsreicher Geschichtsbilder, die ihn zum eigentlichen Begründer des historischen Romans machten und die vor dem sorgfältig recherchierten Hintergrund geschichtlicher Ereignisse die darin verstrickten Schicksale fiktiver »mittlerer Helden« darstellen. Die Schauplätze seiner breiten Geschichtspanoramen sind u. a. das Schottland des 18. Jahrhunderts (»Waverley«), das englische Mittelalter (»Ivanhoe«, 3 Bände, 1820; deutsch) und die Renaissance (»Kenilworth«, 3 Bände, 1821; deutsch) sowie das Frankreich des 14. Jahrhunderts (»Quentin Durward«, 1823; deutsch). Nach dem Bankrott des Verlagshauses J. Ballantyne (1826), dessen Teilhaber er war, sah sich der zuvor auch kommerziell sehr erfolgreiche Scott genötigt, eine hohe Schuld durch literarische Arbeit abzutragen. Neben den historischen Romanen haben seine Ausgaben und Biographien von J. Dryden (1808) und J. Swift (1814) sowie seine historiographischen (»History of Scotland«, 2 Bände, 1829; deutsch »Geschichte von Schottland«) und historischen Werke (»Provincial antiquities of Scotland«, 2 Bände, 1826) Bedeutung.
 
Weitere Werke: Romane: Guy Mannering, 3 Bände (1815; deutsch); The antiquary, 3 Bände (1816; deutsch Der Alterthümler); The heart of Mid-Lothian, 4 Bände (1818; deutsch Das Herz von Mid-Lothian); The bride of Lammermoor (1819; deutsch Die Braut); The fortunes of Nigel (1822; deutsch Nigels Schicksale); Redgauntlet, 3 Bände (1824; deutsch); Woodstock, 3 Bände (1826; deutsch).
 
Ausgaben: The Waverley novels, herausgegeben von A. Lang, 48 Bände (Neuausgabe 1901-03); The poetical works, herausgegeben von J. L. Robertson (Neuausgabe 1904, Nachdruck 1971); The works, 50 Bände (1912-13); The letters, herausgegeben von H. J. C. Grierson, 12 Bände (1932-37, Nachdruck 1971); The journal, herausgegeben von W. E. K. Anderson (1972).
 
Poetische Werke, herausgegeben von A. Neidhardt, 4 Bände (1854-55); Romane, herausgegeben von B. Tschischwitz, 12 Bände (1876 bis 1877).
 
Literatur:
 
J. G. Lockhart: The life of Sir W. S., 10 Bde. (Edinburgh 1902-03, Nachdr. New York 1983);
 K. Gamerschlag: Sir W. S. u. die Waverley novels (1978);
 H. E. Shaw: The forms of historical fiction. Sir W. S. and his successors (Ithaca, N. Y., 1983);
 J. Millgate: W. S. The making of a novelist (Edinburgh 1984);
 N. M. Goslee: S. The rhymer (Lexington, Ky., 1988);
 J. Sutherland: The life of W. S. A critical biography (Oxford 1995);
 A. N. Wilson: A life of W. S. (Neuausg. London 1996).
 
 13) Winfield, amerikanischer General, * Laurel Branch (bei Petersburg, Virginia) 13. 6. 1786, ✝ West Point (N. Y.) 29. 5. 1866; ab 1841 Oberbefehlshaber der amerikanischen Armee. Zu Beginn des Mexikanischen Krieges (1846-48) geriet Scott, der zu den Whigs zählte, in Auseinandersetzungen mit den Demokraten, leitete aber dennoch die entscheidenden Feldzüge gegen Veracruz (März 1847) und die Stadt Mexiko (September 1847). Als Präsidentschaftskandidat der Whigs unterlag Scott 1852 dem Demokraten F. Pierce. Als erster Befehlshaber der Unionstruppen im Sezessionskrieg (1861-65) entwarf er den »Anaconda-Plan« zur Blockade der Südstaaten; am 1. 11. 1861 trat er aus Altersgründen zurück.

Universal-Lexikon. 2012.