Gilbert
['gɪlbət; nach William Gilbert], Einheitenzeichen Gb, nichtgesetzliche Einheit der magnetischen Spannung im elektromagnetischen CGS-System; diejenige magnetische Spannung, die längs eines Weges von 1 cm Länge herrscht, wenn das magnetische Feld die Feldstärke 1 Oe (Oersted) hat: 1 Gb = 1 Oe · cm = 10/(4 π) A (Ampere) = 0,796 A.
Gilbert
['gɪlbət],
1) Sir (seit 1932) Alfred, britischer Bildhauer, * London 12. 8. 1854, ✝ ebenda 4. 11. 1934; einer der Hauptvertreter der viktorianischen Plastik. Gilbert wurde bekannt mit dem aus Aluminium und Bronze geformten »Eros-Brunnen« (1886-93) auf dem Piccadilly Circus in London. Sein Hauptwerk ist das Grabmal für Albert Victor Herzog von Clarence and Avondale (* 1864, ✝ 1892) in Windsor, das er 1892-99 unter Verwendung von Marmor, Bronze, Kupfer, Aluminium, Messing, Halbedelsteinen und Elfenbein gestaltete.
A. G., bearb. v. R. Dorment (London 1986).
2) Anthony John, britischer Komponist, * London 26. 7. 1934; Schüler von M. Seiber, A. Milner und A. Goehr, entwickelte eine serielle Technik, in der auch Aleatorik zugelassen ist; komponierte u. a. die Oper »The scene-machine« (1971; deutsch »Das Popgeheuer«), eine Sinfonie (1973), »Ghost and dream dancing« (1974, für Orchester), »Vasanta with dancing« für Kammerensemble (1981), »Ziggurat« (1994, für Bassklarinette und Marimba) sowie Vokalmusik.
3) Cass, amerikanischer Architekt, * Zanesville (Ohio) 24. 11. 1859, ✝ Brockenhurst (bei Southampton, England) 17. 5. 1934; verband bei seinen Geschäfts- und Verwaltungsbauten neue technische Konstruktionen mit einer historisierenden Fassadengestaltung. Sein Woolworth Building in New York (1908-13), das mit circa 260 m zu seiner Zeit höchste Gebäude in Amerika, war bis in die 1930er-Jahre Vorbild vieler Hochhäuser.
Weitere Werke: Capitol in Saint Paul, Minnesota (1895-1903); Zollamt in New York (1901-07); Verwaltungsgebäude der New Yorker Lebensversicherung, ebenda (1925-28).
4) Grove Karl, amerikanischer Geologe, * Rochester (N. Y.) 6. 5. 1843, ✝ Jackson (Michigan) 1. 5. 1918; ab 1869 an verschiedenen geologischen Anstalten der USA tätig; veröffentlichte bahnbrechende Arbeiten zur Geomorphologie und entdeckte die von ihm so genannten Lakkolithe.
5) [ʒil'bɛːr], Jean, eigentlich Max Wịnterfeld, Komponist, * Hamburg 11. 2. 1879, ✝ Buenos Aires 20. 12. 1942, Vater von 6); war 1897-1910 Theaterkapellmeister u. a. in Hamburg und Berlin, emigrierte 1933; typischer Vertreter der Berliner Operettentradition, schrieb u. a. »Die keusche Susanne« (1910) und »Puppchen« (1912).
6) [ʒil'bɛːr], Robert, Librettist und Schriftsteller, * Berlin 29. 9. 1899, ✝ Muralto (bei Locarno) 20. 3. 1978, Sohn von 5); verfasste Gesangstexte zu über 60 Operetten, u. a. »Im weißen Rößl« für R. Benatzky und »Feuerwerk« für P. Burkhard, und über 100 Tonfilmen, u. a. »Die Drei von der Tankstelle« und »Der Kongreß tanzt«. Er übersetzte auch Texte amerikanischer Musicals (darunter »My fair lady« für die deutsche Bühnenfassung) und schrieb einige Filmmusiken. 1933-44 lebte er in den USA im Exil.
7) Walter, amerikanischer Molekularbiologe, * Boston (Massachusetts) 21. 3. 1932; 1959-64 Professor für Physik, 1964-68 Professor für Biophysik und seitdem Professor für Molekularbiologie an der Harvard University. Er entwickelte mit F. Sanger verschiedene Methoden zur Bestimmung der Reihenfolge der DNS-Bausteine. Dafür erhielten beide 1980 den Nobelpreis für Chemie. Außerdem untersuchte Gilbert die genaue Struktur von Teilen eines Bakterienchromosoms.
8) William, englischer Naturforscher und Arzt, * Colchester 24. 5. 1544, ✝ London 30. 11. 1603; war von 1573 an praktischer Arzt in London, seit 1601 Leibarzt Elisabeths I. von England. In seinem grundlegenden Werk »De magnete magneticisque corporibus et de magno magnete Tellure physiologia nova« (1600), das u. a. auf J. Kepler, G. Galilei und O. von Guericke großen Einfluss ausübte, fasste Gilbert Erkenntnisse älterer Autoren zu einer eindrucksvollen Lehre vom Magnetismus und Erdmagnetismus zusammen und fügte eine Reihe neuer Beobachtungen und Erkenntnisse hinzu. Allerdings unterschied er noch zwischen einer die Kompassnadel ausrichtenden und einer (wechselseitig) anziehenden Kraft der Magnete. Durch das im 2. Buch dieses Werkes befindlichen Kapitel über »corpora electrica«, d. h. über Stoffe, die - ähnlich wie Bernstein - nach dem Reiben leichte Körper anzuziehen vermögen, leitete Gilbert die Erforschung der Elektrizität ein. In seiner postum erschienenen Abhandlung »De mundo nostro sublunari philosophia nova« (1651) wandte er seine Erkenntnisse auf meteorologische und kosmologische Probleme an.
H. Balmer: Beitrr. zur Gesch. der Erkenntnis des Erdmagnetismus (Aarau 1956);
M. Boas: Die Renaissance der Naturwiss.en. 1450-1630 (a. d. Engl., Neuausg. 1988).
9) Sir (seit 1907) William Schwenck, englischer Schriftsteller, * London 18. 11. 1836, ✝ Harrow Weald (heute zu London) 29. 5. 1911; war Rechtsanwalt; schrieb komisch-satirische Gedichte (»Bab ballads«, 1869; »More Bab ballads«, 1872), burleske Lustspiele und Parodien (»The happy land«, 1873, mit Gilbert Arthur à Beckett; »The princess«, 1870; »Rosencrantz and Guildenstern«, 1891). Besonders erfolgreich war seine Zusammenarbeit mit dem Komponisten A. S. Sullivan, für den er 15 Jahre lang die Libretti zu zahlreichen witzig-satirischen Operetten verfasste.
Weitere Werke: Dramen: Fallen fairies (1909); The hooligans (1911).
Universal-Lexikon. 2012.