Robertson
['rɔbətsn],
1) Sir (seit 1953) Dennis Holme, britischer Volkswirtschaftler, * Lowestoft 23. 5. 1890, ✝ Cambridge 21. 4. 1963; 1938-44 Professor in London, danach in Cambridge. Robertson, einer der Hauptvertreter der Cambridger Schule, hatte wesentlich Anteil an der Entwicklung des Keynesianismus. Er formulierte u. a. eine dynamische Theorie des Sparens und Investierens. Der nach ihm benannte Robertson-Lag besagt, dass der Konsum mit einer Verzögerung von einer Periode auf Änderungen des Einkommens reagiert.
Werke: Money (1922; deutsch Geld); Essays in monetary theory (1940); Lectures on economic principles, 3 Bände (1957-59); Growth, wages, money (1961).
2) George Islay Macneill, Lord (seit 1999) Robertson of Port Ellen[-əv'pɔːt'elən, britischer Politiker, * Port Ellen (Insel Islay) 12. 4. 1946; Mitglied der Labour Party; war 1978-99 Unterhaus-Abgeordneter, 1979-93 Oppositionssprecher (zunächst für Schottland, später für Verteidigung, Äußeres und ab 1984 für europäische Angelegenheiten), 1993-97 im Labour-Schattenkabinett mit dem Schottland-Ressort betraut; 1997-99 Verteidigungsminister, wurde im Oktober 1999 als Nachfolger von J. Solana Generalsekretär der NATO.
3) Pat (eigentlich Marion Gorden), amerikanischer Fernsehprediger, * Lexington (Virginia) 22. 3. 1930; seit 1961 baptistischer Prediger. Robertson gehört zu den (auch politisch) einflussreichsten Fernsehpredigern in den USA und bietet über von ihm gegründete »christliche« Fernsehkanäle (1960 »Christian Broadcast Network«, 1978 »Continental Broadcasting Network«) religiöse Programme und Familienprogramme mit gesellschaftspolitisch konservativer Tendenz an. 1988 bewarb er sich erfolglos um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. 1989 gründete Robertson die konservative christliche Sammlungsbewegung Christian Coalition und war bis Dezember 2001 deren Präsident. In Deutschland ist Robertson besonders durch sein Buch »Geplante neue Welt« (1992; englisch »The new world order«) bekannt.
4) William, schottischer Geistlicher und Geschichtsschreiber, * Borthwick (bei Edinburgh) 19. 9. 1721, ✝ Edinburgh 11. 6. 1793; war 1762-92 Rektor der Universität Edinburgh und 1763-83 Moderator der Vollversammlung der Schott. Kirche. Robertson, einer der meistgelesenen Geschichtsschreiber im 18. Jahrhundert, vollzog die Trennung zwischen Profan- und Kirchengeschichtsschreibung und überwand die Parteigeschichtsschreibung; er wurde einer der Begründer der modernen Historiographie. Er ersetzte die insulare englische Geschichtsschreibung durch eine europazentrische, ins Universale ausgreifende Geschichtsschau, in der erstmals der Gedanke des Gleichgewichts der Macht (Balance of Power) leitendes Prinzip wurde.
Werke: The history of Scotland, during the reigns of Queen Mary and King James VI.. .., 2 Bände (1759; deutsch Geschichte von Schottland. ..); The history of the reign of the Emperor Charles V, 3 Bände (1769; deutsch Geschichte der Regierung Kaiser Carls V.. ..); History of America, 2 Bände (1777; deutsch Geschichte von Amerika, 3 Bände).
Universal-Lexikon. 2012.