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römische Kunst
römische Kunst,
 
die Kunst der römischen Antike, im engeren Sinn die repräsentative, insbesondere offizielle Kunst in Rom und anderen Zentren des römischen Weltreichs. Die politisch-militärischen Erfolge Roms führten im 2. Jahrhundert v. Chr. zur Herausbildung einer einheitlichen stadtrömischen Kultur, die von Rom aus in den sich ständig vergrößernden Machtbereich weitervermittelt wurde. Da die römische Kunst in starkem Maß politischen Zwecken und staatlicher Selbstdarstellung diente, blieb Rom das eigentliche Zentrum, wo im Allgemeinen die für das übrige Reichsgebiet maßgeblichen künstlerischen Ausdrucksformen entwickelt wurden. Die römische Kunst entstand in einer hellenistischen Umwelt, die auch schon die etruskische Kunst beeinflusst hatte. Noch lange zogen die Römer etruskische Baumeister und Künstler heran. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. strömten hellenistische Künstler nach Rom, verstärkt noch im 2. Jahrhundert v. Chr., wobei v. a. die »barocke« Kunst Pergamons prägend wurde, die zum Teil auch eine Symbiose mit der etruskischen Tradition einging. Die Nachfrage nach Originalen und Kopien griechischer Werke war groß, besonders das 2. Jahrhundert v. Chr. brachte eine Fülle griechischer, v. a. hellenistischer Kunstwerke wie Plastiken, Silbergerät u. a. nach Rom (Kriegsbeute und Kunstraub). Das frühe 1. Jahrhundert v. Chr. wandte sich der griechischen Klassik zu, ebenso Augustus, der v. a. unter dem Leitgedanken der »Pietas« die römischen Wertvorstellungen erneuerte und in einem neuen, streng geregelten Klassizismus der Kunst und Architektur zum Ausdruck brachte (augusteische Kunst). Eine eigenständige Bedeutung erlangte die römische Kunst v. a. in den Bereichen Architektur, Porträt und Relief. In den verschiedenen Provinzen und Regionen blieben, abgesehen von den oft reinen Übernahmen im offiziellen Sektor, auch bodenständige Traditionen prägend, außerdem kam es zu eigenen Entwicklungen (provinzialrömische Kunst). Das Ende einer eigentlichen römischen Kunst ist nicht scharf begrenzt; allgemein bezeichnet man die Kunst der nachkonstantinischen Zeit bis zum Tode Justinians I. (565 n. Chr.) als spätantike Kunst; die frühchristliche Kunst ist Bestandteil der Spätantike, die byzantinische Kunst hat hier ihre Wurzeln.
 
 Baukunst
 
Im sakralen Bereich folgte die Stadt Rom in ihren Tempeln meist dem etruskischen Typus mit der einseitig frontalen Podiumsanlage. Die hohen römischen Podiumtempel waren in der Regel rechteckig und besaßen nur an der Vorderseite Säulen, an den beiden Seiten waren teilweise Säulen vorgeblendet (Pseudoperipteros, z. B. Maison Carrée in Nîmes). Daneben gab es Rundtempel (Rom, Herkulestempel; Tivoli, Tempel der Vesta). Die Säulen griffen den etruskischen Typ auf (toskanische Säule), dann die griechisch-hellenistischen Säulenordnungen, wobei (seit Augustus) die korinthische bevorzugt wurde (Tempel des Mars Ultor, Forum Romanum) sowie eine eigene römische Kompositordnung des Kapitells.
 
Größere Bedeutung kam schon seit dem 4./3. Jahrhundert v. Chr. dem römischen Ingenieurbau zu, der an etruskische Vorläufer anknüpfte. Der kraftvolle, ruhig voranschreitende römische Rundbogen prägte Brücken, Aquädukte und Amphitheater (Rom, Milvische Brücke; Aquädukte bei Alcántara, Segovia; Pont du Gard; Kolosseum). Für die Gesamtentwicklung folgenreich wurde die Anwendung des Mörtelwerks in der monumentalen Baukunst seit dem ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. Das den festen Kern bildende Gussmauerwerk aus Bruchsteinen und Mörtel wurde zunächst mit unregelmäßigen (Opus incertum), dann mit regelmäßigen Tuffsteinen (Opus reticulatum) und seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. mit Ziegeln verkleidet. Diese Bauweise ermöglichte die von den Römern besonders gepflegte Wölbetechnik. Mit ihr errichteten sie gewaltige Substruktionsanlagen für Terrassen, die von Geländebedingungen weitgehend unabhängig machten, und konstruierten riesige Kuppeln über hohen weiten Räumen (Thermen, Basiliken, Paläste, Pantheon).
 
Mit der Umgestaltung des Forum Romanum durch Augustus und der Neugestaltung des Augustusforums veränderte sich (auch außerhalb Roms) der Charakter der alten Stadtzentren. Sie wurden zu großen geschlossenen Freiraumanlagen. Kennzeichnend für diese Plätze sind axiale Planung und Ausrichtung auf einen Podiumtempel, eine meist mit der Längsseite zum Platz geöffnete Basilika, Stoen, Portiken (Forum). Symmetrie bestimmte auch das Militärlager (Castra) und die neuen Veteranenstädte (Aosta, Turin, Verona, Timgad, Trier). Der neuen Raumarchitektur entsprach die Ausbildung einer Fassadenarchitektur als eigenständiges architektonisches Element; monumentale Schauseiten bekamen Theater (Scaenae Frons), Brunnenanlagen, öffentliche Bauten, Palasthöfe. Die Vorliebe für reich gegliederte Fassaden kennzeichnet auch eine Neuschöpfung der römischen Kunst: den Triumphbogen, als Ehrenbogen auf fast allen Foren des Reichs errichtet. Eigene Wege ging die römische Kunst auch mit der Herausbildung der Amphitheater (das erste feste Beispiel des Bautyps wurde in Pompeji nach 80 v. Chr. gebaut), mit der Differenzierung der wohl seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. (Nero) symmetrisch angelegten Thermenanlagen, der Formen der Basilika mit dem Tribunal des Magistrats im rückwärtigen Teil, der Lagerhallen (»horrea«) sowie verschiedene Grabbautypen (Grabmal).
 
Im Wohnbau traten neben das Einzelhaus, in dem Elemente des italischen Atriumhauses und des griechischen Peristylhauses nach dem Prinzip des axialen Durchblicks angeordnet wurden, vielstöckige Mietskasernen mit zum Teil aufwendigen Fassaden, immer luxuriösere private ländliche Villen (z. B. Ciceros »Tusculanum«) sowie prachtvolle kaiserliche Paläste und Villen (Capri, Sperlonga, Baia, Tivoli).
 
Höhepunkte kaiserlicher Bauunternehmungen nach Augustus waren in Rom das Trajansforum und die »Trajanischen Märkte«, ein imposanter Ziegelbau, hinter dessen geschwungener, mehrgeschossiger Front zahlreiche Läden, Magazine und eine große Verkaufshalle lagen, sowie in der Regierungszeit Hadrians, einer Glanzzeit der Architektur und Künste, Pantheon und Engelsburg und bei Tivoli die komplexe Hadriansvilla. Seit dem letzten Drittel des 2. Jahrhunderts setzte einerseits eine Steigerung der Ausmaße, andererseits eine Häufung kleinteiliger Bauglieder ein. Am deutlichsten finden sich diese neuen Tendenzen in der Architektur der nun für die Entfaltung der »Reichskunst« immer bedeutenderen nordafrikanischen und östlichen Provinzen (Leptis Magna, Sabratha, Palmyra, Baalbek). Die Durchstrukturierung der Tempelanlagen und Städte ist ein Charakteristikum der antoninisch-severischen Kunst (138 bis 235 n. Chr.) und Ausdruck der organisatorischen Fähigkeiten der Römer. Zunehmend wurden Thermen und Basiliken als riesige Prachtbauten errichtet, die eine schon irreale Scheinwelt der römischen Großmacht vorführen. Die vorhandenen Bautypen gingen auch neue Verbindungen ein, z. B. im Diokletianspalast in Split, in dem die althergebrachte Form der Castra mit Wohnpalast, Tempel und Mausoleum zu einer festungsartigen Gesamtanlage gestaltet ist. Neue Religionsgemeinschaften bauten für Rom neuartige Kulträume (Mithräen); die Christen griffen für ihren Kirchenbau auf die römische Basilika zurück.
 
 Plastik und Relief
 
Bei den freiplastischen Werken der römischen Zeit überwog die typisierende Idealplastik, die mythologischen Figuren und Kultbilder waren mehr oder weniger freie Kopien griechischer Vorbilder, die auch neu kombiniert wurden (z. B. ist bei der Ildefonsogruppe im Prado, Madrid, eine Gestalt frei nach Praxiteles, die andere frei nach Polyklet gestaltet). Unter Augustus verwendete man für Kultbilder möglichst griechische Originale, am Apollontempel auf dem Marsfeld auch originale griechische Giebelfiguren der klassischen Epoche. Die bekannte Laokoongruppe wurde in Rhodos nach pergamen. Vorbild gearbeitet (wohl frühes 1. Jahrhundert n. Chr.). Götterbilder standen in Tempeln, mythologische und allegorische Statuen z. B. in Bibliotheken, Palästen, Nymphäen und Thermen. Ehrenstatuen, die v. a. auf Foren und in Basiliken Aufstellung fanden, sollten eine individuelle Person sachlich wiedergeben, wobei das Hauptaugenmerk dem Kopf galt. Die Köpfe der Statuen wurden gesondert gearbeitet, die - in der Regel bekleidete - Figur war zweitrangig. Das von vornherein als Büste konzipierte Porträt fand große Verbreitung. In republikanischer Zeit war das Porträt nüchtern (Caesar, Cato), zum Teil hatte es extrem herbe Züge. Unter Augustus erreichte es einen Höhepunkt der Individualisierung, zugleich setzte die Reihe der offiziellen Kaiserporträts ein, die in idealer Typisierung bestimmte Eigenschaften und Leistungen propagandistisch verdeutlichen sollten. Klassizistisch-ideale Darstellungsformen der Kaiserbildnisse (Augustus, Trajan, Hadrian) wechselten mit pathetischen (Nero) oder realistischen (Vespasian). Die offiziellen Bildnistypen waren durch Münzen, durch offizielle und private Statuenstiftungen über das gesamte Römische Reich verbreitet und wurden in allen Einzelheiten auch in privaten Porträts nachgeahmt. Nach der idealen und höfischen Verfeinerung des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Antinoosstatue) schufen das späte 2. und das 3. Jahrhundert n. Chr. geradezu entlarvende Bildnisse, auch der Kaiser (Commodus, Caracalla, Maximinus Thrax, Philippus Arabs). Aus dem 4. und 5. Jahrhundert sind v. a. teils überlebensgroße Kaiserstatuen und -köpfe erhalten (Konstantinsstatuen und -köpfe in Rom; Koloss von Barletta; Kopf des Kaisers Theodosius, Istanbul, Archäologisches Museum; Kaiserin Ariadne, Rom, Konservatorenpalast), sie zeigen Abstraktion, starre Frontalität, ein Darstellungsprinzip wohl aus dem Iran, das besonders über die parthische Kunst in die römische Kunst gelangte. Im Bürger- und Beamtenporträt (Statuen in Rom, Konservatorenpalast; aus Ephesos in Wien und aus Aphrodisias in Istanbul) werden die expressiven Züge des 3. Jahrhunderts unter abstrahierender Stilisierung weitergeführt.
 
In der Reliefkunst gewann das Ornament als Bauornamentik (Kymation, v. a. Eierstab; Bukranion; Girlanden) an Kapitellen und Säulenbasen stark an Bedeutung; im figürlichen Relief entwickelte die römische Kunst eine große Erzählfreude. Im privaten Bereich geben v. a. Grabreliefs über gesellschaftliche Schichtungen, beruflichen und militärischen Status Auskunft. Freigelassenen römischen Sklaven z. B. stand ein Grabporträt im Kastenrahmen zu (1. Jahrhundert n. Chr.). Die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. in Rom und den mittelmeerischen Provinzen weit verbreiteten Sarkophage wurden mit ornamentalem oder figürlichem Reliefschmuck versehen, wobei die Friese als Folge von Ereignissen konzipiert sind. Ein ganz neues Interesse drückte sich mit der Schilderung historischer Ereignisse aus. Schon die Prozession auf der Ara Pacis Augustae ist als bestimmtes Ereignis aufgefasst, die Trajanssäule (113 n. Chr.) trägt eine Bildchronologie der Feldzüge gegen die Daker. Auch die Ehren- und Triumphbögen boten sich für die geschichtliche Dokumentation an, künstlerisch hervorragende historische Reliefs haben z. B. der Titusbogen (nach 81 n. Chr. in Rom), der Trajansbogen in Benevent (114 n. Chr.), der Septimius-Severus-Bogen (203 n. Chr.) in Rom im »malerischen Stil« des 3. Jahrhunderts n. Chr. (Helldunkelkontraste durch die tief zerklüftete Fläche) sowie der Galeriusbogen in Saloniki (um 297/298).
 
 Malerei, Stuck und Mosaik
 
In der Malerei finden sich echt römische Erzeugnisse einer volkstümlichen Berichterstattung in den verlorenen »Triumphalgemälden«, die schon früh zur Ehrung siegreicher Feldherren in den Festzügen mitgeführt wurden. Wandmalerei und bemalter Stuck sind seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. aus Grabbauten, Palästren, Nymphäen, Wohnhäusern, Villen und Palästen überliefert, am kontinuierlichsten in den Vesuvstädten (Pompeji, Herculaneum, Stabiae, Torre Annunziata). Schon in der frühen Ausgrabungszeit wurden vier pompejanische Stile der Innendekoration unterschieden, deren römische Herkunft immer deutlicher wurde und die infolge neuer Funde und Interpretationen modifiziert wurden. Nachdem im »ersten Stil« der Dekor der horizontal dreigeteilten Wand aus gemalten oder stuckierten Quadern bestand, die die Verkleidung mit kostbaren Steinplatten nachahmten, setzte im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. der »zweite Stil« oder »Architekturstil« ein, bei dem die Wand als zunächst geschlossene dreiteilige Bühnenfassade mit Säulen gestaltet wurde. Dann wurde die »Mitteltür« mit einer in der freien Natur spielenden mythologischen Szene bemalt, schließlich alle drei »Türen« geöffnet und der illusionistische Ausblick auf (gemalte) Architektur, Landschaft und Gärten freigegeben. Im späten »zweiten Stil« traten von Ädikulen gerahmte Bilder auf. Die früher als »Kandelaberstil« bezeichnete Stilstufe ohne tiefenräumliche Illusion wird heute der Spätphase des »zweiten Stils« zugeordnet (etwa 40-20/15 v. Chr.). Im »dritten Stil« gelangte die Fläche, durch unplastische und zugleich fantastische Gliederungselemente dekoriert, zu neuer Bedeutung. Der »vierte Stil« nimmt die Architekturmalerei des »zweiten Stils« in raffinierten bühnenmäßigen Fassaden wieder auf.
 
Beispiele des »zweiten Stils« (um 80-20/15 v. Chr.) wurden in Rom auf dem Palatin im »Greifenhaus« (um 80 v. Chr.), dem »Haus der Livia« und im »Haus des Augustus« (36-27 v. Chr.) entdeckt, in Prima Porta in der »Villa der Livia«, etwas jüngere in der Villa Farnesina (um 20 v. Chr.). In die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gehören auch Wandbilder nach hellenistischen Vorbildern, z. B. aus Pompeji, aus Boscoreale, aus Rom (Odysseelandschaften, um 40 v. Chr.) und, bereits zum »dritten Stil« gehörend, aus Boscotrecase (11 v. Chr.) und Rom (Aldobrandinische Hochzeit). Bedeutende Beispiele des »dritten Stils« (20/15 v. Chr.-60 n. Chr.) zeigen u. a. die Villa Imperiale in Rom (um 15 v. Chr.), das »Haus der vergoldeten Amoretten« in Pompeji (caliguleisch-claudische Zeit, vor 42 n. Chr.), die so genannte Villa des Cicero und das Haus des Lucretius Fronto (beide aus claudisch-neronischer Zeit, nach 42 n. Chr.). Der »vierte Stil« tritt neben dem »dritten« ab 50 n. Chr. auf; die 60er-Jahre sind in Rom im Wand- und Deckenschmuck des Goldenen Hauses (Domus Aurea) des Nero (nach 64 n. Chr.) repräsentiert, die 70er-Jahre in Pompeji (Haus der Vettier) und in Herculaneum (Neapel, Museo Archeologico Nazionale). Wandmalerei und Stuckdekoration (Grabkunst) sind auch im 2. Jahrhundert und, teilweise in neuer Frische, im 3. Jahrhundert vertreten, v. a. in Nordafrika, Ägypten und Kleinasien, aber auch in Rom (Mithräum unter Santa Prisca). Beispiele der eleganten klassizistischen Malerei der heidnischen Spätantike sind die Fragmente von Eroten und Kaiserinnenporträts aus dem konstantinischen Palast zu Trier. In der Katakombenmalerei ist die Entfaltung christliches Bildmotive und linearer Flächigkeit zu verfolgen.
 
Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. drängten mehrfarbige Bodenmosaiken die Wanddekoration zurück. Neben rein ornamentalen (oft schwarzweißen) Mosaiken wurden die meist in Felder eingeteilten Mosaiken mit figürlichen und landschaftlichen Motiven aus Mythologie und Alltag (Circus u. a.) verziert. Die feine hellenistische Technik (z. B. in der Hadriansvilla) wich im 3. Jahrhundert im Allgemeinen größeren Steinen in wenigen Farben (z. B. in den Palästen der Caracallathermen, um 216 n. Chr.). Den größten Umfang haben die Mosaiken von Piazza Armerina. Vorzügliche Mosaiken finden sich bis ins 5. Jahrhunderts n. Chr. in allen Provinzen des Reiches, z. B. in Antiochia am Orontes, Konstantinopel, Konstanza, Paphos, Sousse, Karthago, Köln, Nennig. Einen neuen Ansatzpunkt stellen die Wand- und Kuppelmosaiken der Kirchen seit dem 4. Jahrhundert dar.
 
 Kleinkunst
 
Einige Zweige der Kleinkunst erlebten in römischer Zeit besonders nach dem 2. Punischen Krieg eine Blüte, v. a. kostbare Silbergeschirre, darunter große Schalen (Paternen) mit getriebenen figürlichen Szenen (Schatzfunde von Boscoreale, Kaiseraugst, Berthouville im französischen Département Eure, Hildesheim, Mildenhall), und die Glaskunst (Glas). Die toreutischen Werkstätten werden u. a. in Alexandria und Konstantinopel vermutet. Besser lokalisierbar sind die Zentren der Glaskunst, u. a. Alexandria, Syrien, Puteoli bei Rom (Mosaik- und Millefioriglas), Gallien, dann v. a. Köln. Götterstatuetten aus Bronze oder Silber einiger vorzüglicher toreutischer Werkstätten waren im ganzen Reich verbreitet, daneben gab es auch lokale Handwerker. Reliefkeramik (Terra sigillata) wurde in vielen regionalen Produktionsstätten hergestellt, zuerst (Mitte 1. Jahrhundert v. Chr.) in Arezzo sowie Lyon und Pisa. Aus Rom kamen die seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. marktbeherrschenden kreisrunden kleinen Tonlampen, die bald in Oberitalien imitiert und weit gehandelt wurden. In der Glyptik finden sich vereinzelt prunkvolle, aus Halbedelsteinen oder Glaspaste geschnittene Gemmen und Kameen mit Darstellungen aus dem Bereich der staatlichen Ikonographie. Elfenbeinschnitzereien gewannen in der späteren Antike an Bedeutung. Die umfangreiche Münzprägung trug zur Verbreitung der römischen Ikonographie wesentlich bei.
 
Literatur:
 
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Italien - archäolog. Führer, bearb. v. E. Greco u. a. (a. d. Ital., 1991);
 H. von Hesberg: Röm. Grabbauten (1992);
 D. Kreikenbom: Griech. u. röm. Kolossalporträts bis zum späten ersten Jh. nach Christus (1992);
 G. Koch: Sarkophage der röm. Kaiserzeit (1993);
 M. Donderer: Die Architekten der späten röm. Rep. u. der Kaiserzeit (1996);
 E. Brödner: Die röm. Thermen u. das antike Badewesen (Neuausg. 1997);
 E. Simon: Die Götter der Römer (Neuausg. 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ephesos, Baalbek, Leptis Magna: Der Glanz der Stadtbaukunst
 
Forum Romanum und Kaiserforen
 
Ikonographie kaiserlicher Macht: Kaiserbildnis, Siegesdenkmal, Reliefschmuck und Münzen
 
Mosaikböden der Spätantike: Lust zur Farbe
 
Pantheon und Engelsburg: Der Zentralbau
 
Pompeji, Rom, Ostia: Die Wohnkultur in Italien
 
römisches Kunstgewerbe: Prunkgefäße und Geschirre
 
römische Grabkunst, Sarkophagreliefs und Mumienbildnisse: Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung
 
römisches Porträt - Ausdruck des Wirklichkeitssinns?
 
römisches Theater und seine Bühnenfassade
 
römische Villen und Paläste
 
Kaiserthermen
 

Universal-Lexikon. 2012.