Thẹrmen
[griechisch thérmai »heiße Quellen«, zu thermós »warm«] Plural, antike Badeanlagen, in Griechenland seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. (Olympia) nachweisbar, mit Sitzwannen für Warmwasserbäder, kleinen runden Schwitzbädern und Schwimmbad. Bei den Römern entwickelten sie sich zu Stätten der Erholung, Zerstreuung, Unterhaltung und Bildung (große Thermen besaßen Bibliotheken) und wurden gesellschaftlicher Treffpunkt für Männer und Frauen. Thermen sind in privaten römischen Villen und fast gleichzeitig (seit dem 2. Jahrhundert v. Chr.) als öffentliche Anlagen nachweisbar (Pompeji). Es entwickelten sich verschiedene Bautypen, von denen der Reihentypus (Aneinanderreihung der Räume in einer Fluchtlinie) und der Ringtypus (ringförmige Abfolge der Räume) in vielfachen Variationen (Verdoppelungen einzelner Abschnitte oder der Gesamtanlage) im ganzen Römischen Reich Verbreitung fanden. Die Thermen hatten in der Regel Umkleideraum (Apodyterium), einen feuchten Warmluftraum mit Heißwasserwannen (Sudatorium), Warmwasserbad (Caldarium), Abkühlraum (Tepidarium), Kaltwasserbad (Frigidarium). Beim »kleinen Kaisertyp« kommen eine Palästra (Säulenhof), beim großen mehrere Palästren und ein Freibad (Natatio) dazu. Ferner gab es Gärten, Wasserspiele, Wandelgänge, Massage-, Aufenthaltsräume u. a. Zumindest eine kleine Anlage hatte jede Stadt, Villa oder auch Militärstation. Die Thermen wurden ursprünglich durch große Feuerbecken erwärmt, zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. gingen die Römer zur Fußboden- und Wandbeheizung über (Hypokaustum). Mit ihrer Grundrissbildung, den Tonnengewölben und Kuppeln gehören die Thermen zu den hervorragenden architektonischen Leistungen der Römer. Die Ausstattung bestand aus Wandverkleidungen aus zum Teil kostbaren Materialien sowie Statuenprogrammen. Die größten öffentlichen Thermen sind in Rom die des Caracalla (337 × 328 m) und des Diokletian (Kernbau 244 × 144 m, Gesamtareal 376 × 361 m); besonders umfangreiche private Thermen hatte der Palast von Piazza Armerina (4. Jahrhundert). Von Baiae (heute Baia) ist überliefert, dass die öffentlichen Thermen an Pächter vergeben wurden. Beispiele großer Thermen außerhalb Italiens gibt es u. a. in Arles, Timgad, Leptis Magna, Cherchell, Ephesos. In Deutschland sind v. a. Trier mit Barbara-, Kaiser- und den erst 1987 ff. freigelegten frühen Thermen unter dem Viehmarkt (Museumsprojekt) und Xanten, wo die Herbergsthermen rekonstruiert wurden, zu nennen.
W. Heinz: Röm. T. Badewesen u. Badeluxus im Röm. Reich (1983);
M. Weber: Antike Badekultur (1996);
E. Brödner: Die röm. T. u. das antike Badewesen (Neuausg. 1997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
römisches Alltagsleben
Kaiserthermen
Universal-Lexikon. 2012.