Akademik

Terra sigillata
Tẹrra sigillata
 
[lateinisch »gesiegelte Erde«, zu sigillum »Abdruck des Siegelringes«] die, - -, feine, glänzende Keramik der römischen Kaiserzeit, in der Regel mit eingestempelten Fabrikantennamen (häufig als Tafelgeschirr), meist mit glatter Oberfläche, seltener ist die wertvollere Reliefkeramik. Letztere stellte man mittels Formschüsseln her, wobei der eingesetzte Rohling beim Drehen der Töpferscheibe in die Formschüssel gepresst wurde, von der er sich durch Trocknen wieder löste. Die reliefierte dünnwandige Keramik wurde vor dem Brand (bei 950-1 050 ºC) in einen Schlicker von feinerer Konsistenz getaucht, den man anscheinend häufig aus derselben roten Tonerde gewann wie den übrigen Scherben. Die Motive sind von kaiserzeitlichem Tafelsilber beeinflusst, oft (durch Abdrücke) direkt übernommen. Die Terra sigillata erlebte ihre höchste Blüte in den Vasa Arretina, scharf profilierten Gefäßen aus dem ursprünglichen Produktionszentrum (etwa 40 v. Chr. bis 40 n. Chr.), den Werkstätten von Arretium, dem heutigen Arezzo (arretinische Keramik). Vorbild war hellenistische Ware. In Pisa und Rom entstanden weitere Werkstätten, dann v. a. in Südgallien, d. h. Südfrankreich (La Graufesenque bei Millau, um 30/40 n. Chr.); Banassac bei Marvejols, Département Lozère; Montans bei Gaillac), in Mittelgallien (Auvergne: Lezoux bei Clermont-Ferrand, 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.), in Ostgallien, z. B. Luxeuil-les-Bains, Lavoye (bei Clermont-en-Argonne, Département Meuse), La Madeleine (heute zu Laneuville-devant-Nancy, bei Nancy), Heiligenberg-Dinsheim (bei Straßburg) und Ittenweiler (bei Barr, Département Bas-Rhin), Cheméry (bei Faulquemont, Département Moselle) und Mittelbronn (bei Pfalzburg), Blickweiler (heute zu Blieskastel) und Eschweilerhof (heute zu Kirkel, Saar-Pfalz-Kreis), Trier sowie im Rheingebiet, v. a. Rheinzabern. Dessen Werkstätten wurden um 150 n. Chr. von ostgallischen Töpfern gegründet und lieferten im 2. und 3. Jahrhundert nach Britannien, Obergermanien, Rätien, Noricum und Pannonien. Als Rhônekeramik bezeichnet man die im mittleren Rhônetal hergestellte Terra sigillata (Vienne, Lyon). - Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. fanden weitere Techniken Anwendung: kerbschnittartiger Einschnitt von Motiven, freier Auftrag von Verzierungen mit dickem Tonschlicker (Barbotinetechnik), Auflegen gepresster Reliefs (Appliken), was besonders in der nordafrikanischen Sigillataware (3./4. Jahrhundert) üblich wurde. Ferner gab es Schwarzfirnisware (v. a. Becher mit Sprüchen).
 
Literatur:
 
F. Renken: Grundl. der T. S.-Datierung im westmediterranen Bereich (1992);
 M. Frey: Die röm. T.-s.-Stempel aus Trier (1993).
 

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Tẹr|ra si|gil|la|ta, die; - - [lat., eigtl. = gesiegelte Erde; nach dem aufgepressten Herstellersiegel]: Geschirr der römischen Kaiserzeit aus rotem Ton, das mit figürlichen Verzierungen u. dem Fabrikstempel versehen ist.

Universal-Lexikon. 2012.