Akademik

Segovia
I
Segovia
 
[se'ɣoβi̯a],
 
 1) Provinzhauptstadt in Zentralspanien, 1 002 m über dem Meeresspiegel, am Südrand der Hochfläche Altkastiliens vor der Sierra de Guadarrama, in malerischer Lage auf einem spornartigen Kreidekalkriedel zwischen den rd. 100 m tief eingeschnittenen Tälern der Gebirgsflüsse Eresma und Clamores, 54 700 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Militärakademie (gegründet 1762); Chemie-, Textil-, Elektro- und Holzindustrie, traditionelles Kunsthandwerk; Fremdenverkehr; Straßenknotenpunkt an der Eisenbahn Madrid-Medina del Campo.
 
Stadtbild:
 
Aus römischer Zeit (vermutlich kurz nach 81 n. Chr.) stammt der gut erhaltene, 17 km lange Aquädukt mit 118 Bogen (teilweise in zwei Geschossen) aus gewaltigen Granitquadern, der seine höchste Höhe (28,9 m) auf dem Marktplatz erreicht. Auf steilem Felsvorsprung liegt der ursprünglich maurische Alcázar (ursprünglich 11. Jahrhundert, Neubau 13. Jahrhundert, im 14.-16. Jahrhundert erweitert, im 19. Jahrhundert restauriert). Segovia hat zahlreiche Kirchen, so San Martín aus dem 10. Jahrhundert (mozarabischen Ursprungs; im Westen mit Säulenportal; Kirchenschatz) und über 20 romanische Kirchen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, zum Teil wie San Martín mit Portiken an den Längsseiten vor den Eingängen, eine architektonische Besonderheit (u. a. San Juan de los Caballeros, San Esteban), und mächtigen Türmen. Die ehemalige Templerkirche Vera Cruz ist ein Zentralbau (Anfang 13. Jahrhundert) mit zweistöckigem Inneren. Unter den Klöstern ragen San Antonio el Real (1445 gegründet, mit prunkvoller Artesonadodecke im Chor) und El Parral (1447 von Heinrich IV. gestiftet, im frühisabellinischem Stil erbaut, ab 1472 u. a. von J. Guas weitergeführt) heraus. Die dreischiffige Kathedrale (ab 1525 von J. und v. a. R. Gil de Hontañón im isabellinischen Stil erbaut) mit 100 m hohem Turm (1558) besitzt eine prächtige Innenausstattung (Capilla del Sagrario nach Entwurf von J. Churriguera, 1686-1711), ein reiches Museum (P. Berruguete, flämische Wandteppiche u. a.) und spätgotischer Kreuzgang im Flamboyantstil (1472-91 von Guas; 1524 ff. versetzt). Romanische Bürgerhäuser; zahlreiche Paläste mit Türmen und Fassaden im Mudéjarstil; Casa de los Picos mit Diamantquadern (um 1500). Altstadt und Aquädukt wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. - Im Südosten liegt das Königsschloss La Granja de San Ildefonso.
 
Geschichte:
 
Die schon in keltiberischer Zeit befestigte Siedlung der Vakkäer wurde 80 v. Chr. von den Römern zerstört. An ihrer Stelle entstand, am Schnittpunkt zweier Heerstraßen, eine der bedeutendsten Römerstädte Spaniens. Unter den Westgoten wurde Segovia 589 Bischofssitz, unter den Arabern (713-1079) regionale Residenzstadt. Nach den Zerstörungen der Reconquista wurde Segovia ab 1087 im Mudéjarstil wieder aufgebaut; 1110 erneut Bischofssitz, bis ins 16. Jahrhundert war die Stadt bevorzugte Residenz der kastilischen Könige und Tagungsort der Cortes. Nach der Glanzzeit unter der Dynastie Trastámara (15. Jahrhundert) verlor Segovia durch den von seinen Adligen gegen Karl I. (Kaiser Karl V.) angefangenen Krieg der Comuneros an Bedeutung, entwickelte sich aber im 16.-17. Jahrhundert zum kastilischen Textilzentrum (Wolle, Seide) und war Prägungsstätte des spanischen Geldes.
 
 
 2) Provinz in Zentralspanien, 6 949 km2, 146 800 Einwohner; erstreckt sich von den Kämmen der Sierra de Guadarrama nach Norden ins südliche Altkastilien, dessen großflächige Tafeln aus Tertiärsedimenten von den Nebenflüssen des mittleren Duero zerschnitten sind. Kontinentales Klima (häufige Fröste und Schneefälle) mit 300 mm Jahresniederschlag (Sommertrockenheit) auf der Hochebene, 1 000 mm am Gebirgsrand. Geringe Industrialisierung; vorwiegend Trockenfeldbau (Weizen, Roggen, Gerste, Zuckerrüben). Rinder- und Schweinehaltung, Schafhaltung in Form der Transhumanz. Die dünn besiedelte Provinz ist seit langem Abwanderungsgebiet für den südlich gelegenen Ballungsraum Madrid.
 
II
Segovia
 
[se'ɣoβi̯a], Andrés, eigentlich A. Segovia y Tọrres [-i-], spanischer Gitarrist, * Linares 21. 2. 1893, ✝ Madrid 2. 6. 1987; gab 1909 in Granada sein erstes öffentliches Konzert, lehrte u. a. an der Accademia Musicale Chigiana in Siena. Er arrangierte für sein Instrument Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, J. Haydn, W. A. Mozart, F. Chopin und R. Schumann. Eine Reihe zeitgenössischen Komponisten (u. a. A. Roussel, H. Villa-Lobos, F. Martin, D. Milhaud) schrieb Stücke für ihn. Segovia verfasste zusammen mit George Mendoza (* 1934) »My book of the guitar« (1979; deutsch »Mein Gitarrenspiel«).

Universal-Lexikon. 2012.