Ba|si|li|ka 〈f.; -, -li|ken〉
1. 〈urspr.〉 altgriechisches Amtsgebäude, altröm. Markt- u. Gerichtshalle
2. 〈dann〉 altchristl. Versammlungsraum der Gemeinde, Kirche mit Mittelschiff u. zwei niedrigeren Seitenschiffen, später vielfach abgewandelt
[<grch. stoa basilike „Königshalle“]
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Ba|si|li|ka, die; -, …ken [spätlat. basilica = Kathedrale (lat. = Prachtbau; Halle) < griech. basilike̅̓ (stoá) = königlich(e Halle)] (Kunstwiss.):
1. Kirche der frühchristlichen Zeit.
2. Kirchenbau mit erhöhtem Mittelschiff in der Art der Basilika (1):
eine romanische, gotische B.
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Basilika
[mittellateinisch, von griechisch basilike̅́ (stoá) »königliche (Halle)«] die, -/...ken, ein im Römischen Reich spätestens Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstandener Bautypus.
Die römische Basilika diente profanen Zwecken, dem Markt- und Börsenverkehr, Gerichtsverhandlungen, Ämtern und Behörden. Als große Marktbasilika war die antike Basilika eine lang gestreckte Halle mit oft überhöhtem Mittelschiff (für Fenster zur Belichtung) und rings umlaufenden oder nur an den Langseiten befindlichen, durch Säulen oder Pfeiler vom Hauptraum getrennten Seitenschiffen. Sie konnte flachgedeckt, mit offenem Dachstuhl oder, wie öfter in der Kaiserzeit, eingewölbt sein. Der Haupteingang lag meist an der Schmalseite, am gegenüberliegenden Ende bildete eine Rundmauer den Abschluss, sodass eine Apsis entstand, bevorzugter Platz des Richters oder Herrschers (Thronsaal) oder auch zur Aufstellung eines Bildwerks. Zu den größten und am reichsten ausgestatteten Basiliken gehörten die Basilica Ulpia auf dem Trajansforum mit zwei Apsiden (an den Schmalseiten) und seitlichen Eingängen und die Konstantins-Basilika (Maxentius-Basilika) auf dem Forum Romanum, beide in Rom. Als profane Basilika war sie im ganzen Römischen Reich verbreitet. Im Flavierpalast auf dem Palatin und im Kaiserpalast in Trier hatte der Thronsaal basilikale Form.
Das Christentum übernahm seit dem 4. Jahrhundert in modifizierter Form die Anlage der profanen Basilika als Sakralraum; charakterisiert durch das erhöhte Mittelschiff, die Belichtung durch Fenster im Lichtgaden, durch von Säulen und Pfeilern abgetrennte Seitenschiffe und Apsis. Aus liturgischen Gründen erfolgte die Aufteilung des Innenraums in einen Bezirk für den Klerus (Presbyterium, Sanktuarium) und einen Versammlungsraum für die Gemeinde. Die christliche Basilika wurde damit zu einem orientierten Richtungsbau (meist nach Osten); sie folgte (in reduzierter Form) den großen Bauten der Baumeister unter Konstantin der Große in Rom (fünfschiffig z. B. San Giovanni in Laterano und Alt-Sankt-Peter, beide 4. Jahrhundert); das Mittelschiff endete in der Apsis mit dem Bischofsstuhl (Kathedra), unter der Apsis lag zuweilen eine Krypta; der Altar stand in frühchristlicher Zeit im Mittelschiff. Dem Haupteingang im Westen waren oft ein Vorhof (Atrium) und/oder eine quer gerichtete Vorhalle (Narthex) vorgelagert. Bei großen römischen Zömeterialkirchen wurde schon seit dem 4. Jahrhundert ein durchgehendes Querhaus zwischen Apsis und Langhausschiffen angelegt (Alt-Sankt-Peter, San Paolo fuori le mura); andere, zum Teil mehrschiffige Querhausformen gewannen beim frühchristlichen Kirchenbau allerdings die Oberhand. Häufig wurden auch Nebenräume neben der Apsis angelegt (zuerst in Syrien). Emporen entstanden in Mailand und Konstantinopel wie überhaupt im griechischsprachigen Raum; in Rom erhielten im 6./7. Jahrhundert die frühchristlichen Basiliken Sant'Agnese fuori le mura und San Lorenzo fuori le mura Emporen. Die Hagia Sophia in Konstantinopel hatte vor der Narthex imposante Toranlagen und Durchgangshallen (Portikus mit Propyläen, 415 n. Chr.). Bei der älteren syrischen Basilika waren Hof und Zugänge seitlich im Süden der Kirche angeordnet. Im 6. Jahrhundert setzte sich auch hier die Längsorientierung mit zuletzt turmartig ausgebauter Vorhalle durch (eine spätantike Vorwegnahme des Westwerks und der Zweiturmfassade der romanischen Basilika des Mittelalters).
Allgemein beschränkte sich die Einrichtung auf die Kathedra des Bischofs in der Apsis und Bänke für das Presbyterium, den Altar und zum Teil einen Ambo (vielfach doppelt). Aus den in das Schiff hineinreichenden Altarschranken (Cancelli) entwickelte sich der Vorchor.
Während sich im griechischen und slawischen Raum seit dem frühen Mittelalter mit wenigen Ausnahmen der Zentralbau (Kreuzkuppelkirche) durchsetzte, blieb die Basilika im Westen die bevorzugte Grundform des mittelalterlichen Kirchenbaus. Sie wurde bereichert durch ein durchgehendes Querhaus, wodurch die Vierung entstand, durch Apsiden, Chor-, Kapellen- und Turmbauten, durch neue Wandgliederungen und Wölbsysteme sowie reichen Schmuck der Außenhaut; ihr wesentlicher Grundzug blieb die Belichtung des Hauptschiffs durch hohe, über den Seitenschiffen angeordnete Fenster. Nur in Italien blieb die Basilika bis zur Renaissance in frühchristlicher Gestalt üblich.
Nach katholischem Kirchenrecht ist eine Basilika eine liturgisch privilegierte Kirche. Unterschieden werden Basilicae maiores, z. B. die fünf römischen Patriarchalbasiliken, und Basilicae minores, bedeutende Kirchen innerhalb und außerhalb Roms, in Deutschland u. a. Kevelaer, Altötting und Sankt Hedwig in Berlin. Der Titel Basilica minor wird seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Ehrentitel durch den Papst verliehen.
W. MacDonald: Frühchristl. u. byzantin. Architektur (a. d. Engl., 1962);
H. Brandenburg: Roms frühchristl. Basiliken des 4. Jh. (1979);
A. Nünnerich-Asmus: B. u. Portikus (1994).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Basilika: Die römische Halle für Markt und Gericht
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Universal-Lexikon. 2012.