Lẹptis Mạgna,
Lẹpcis Mạgna, antike Hafenstadt in Nordafrika (Tripolitanien, heute Nordwestlibyen), zwischen Großer und Kleiner Syrte; gegründet im frühen 1. Jahrtausend als Handelsplatz der Phöniker mit Namen Lbqy oder Lpqy (daraus später lateinisch Lepcis oder Leptis, seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. mit dem Zusatz »Magna«, »groß«, zur Unterscheidung von der Siedlung Leptis Minor); war seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. von Karthago abhängig, das Leptis Magna zur punischen Stadt ausbauen ließ, nach dem 2. Punischen Krieg von Numidien; seit 46 v. Chr. zum Römischen Reich gehörig. 193-217 erlebte die Stadt Blütezeiten unter dem in Leptis Magna gebürtigen Kaiser Septimius Severus und seinem Nachfolger Caracalla. 455 wurde sie von den Wandalen erobert, 533 von Justinian I. (kurzzeitige neue Blüte). Versandung und die Araberinvasion (643) ließen das städtische Leben erlöschen. Leptis Magna verschwand schließlich unter bis zu 12 m hohem Sand. Italienische Ausgrabungen setzten 1921 ein.
Große Teile der kaiserzeitlichen Stadt wurden freigelegt, auch griechische Tonscherben des 7. Jahrhunderts v. Chr. sowie punische Gräber und Grabbeigaben des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. zutage gebracht. Bauten des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. bestimmen das Bild der Ausgrabungsstätte: »Altes Forum« mit Curia (Verwaltungsgebäude) und dem Tempel des Liber Pater, dem Roma- und Augustustempel und einem dritten Tempel (für Herakles ?), Handelsmarkt mit zwei Achteckbauten, Theater, Cerestempelchen, weitläufiges Chalcidicum (Gebäude für Handelszwecke). Reste von Ehrenbögen für die Kaiser Tiberius, Titus, Vespasian und Trajan sind erhalten. Unter Hadrian wurden die »Großen Thermen« (123-127), ein unterirdischer Aquädukt und eine Palästra angelegt, Tempel für Jupiter Dolichenus und Serapis erbaut, eine Exedra dem Antoninus Pius und ein Ehrenbogen dem Mark Aurel gestiftet. Unter Septimius Severus, zum Teil von Caracalla vollendet, wurden v. a. die mit Marmor ausgestattete polygonale Hafenanlage, die monumentale Säulenstraße, das »Neue Forum« (100 × 60 m) mit Tempel (für den Kaiserkult) und Basilika (83 × 50 m, Höhe 30,5 m) sowie der mit Reliefs reich verzierte Tetrapylon (viertoriger Ehrenbogen) für Septimius Severus und seine Familie geschaffen. Im Ostteil der Stadt wurden ein Amphitheater und ein Circus freigelegt, im Westen eine Thermenanlage (»Jagdbäder«) mit Gewölben. Zahlreiche Inschriften, Reliefs, Götterstatuen, kaiserliche und bürgerliche Bildnisse befinden sich in den Museen von Tripolis, Tunis und Leptis Magna. Unter Justinian I. wurde die nun auf das Hafengebiet beschränkte Stadt noch einmal befestigt, aus der severischen Basilika mit ihrer Doppelapsis entstand eine christliche Kirche (um 530-550) und fünf weitere frühchristlichen Kirchen wurden gebaut. - Die UNESCO erklärte die Ruinen von Leptis Magna zum Weltkulturerbe.
M. F. Squarciapino: L. M. (a. d. Ital., Basel 1966).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Ephesos, Baalbek, Leptis Magna: Der Glanz der Stadtbaukunst
Universal-Lexikon. 2012.