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Prozession
Festzug

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Pro|zes|si|on [prots̮ɛ'si̯o:n], die; -, -en:
(in der katholischen und orthodoxen Kirche) aus bestimmtem religiösem Anlass veranstalteter feierlicher Umzug von Geistlichen und Gemeinde:
an Fronleichnam nahmen wir immer an der Prozession teil; die Prozession zog durch das Dorf.

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Pro|zes|si|on 〈f. 20
1. 〈kath. Kirche〉 feierlichen Umzug der Geistlichen u. der Gemeinde, Bittgang, Dankgang (Fronleichnams\Prozession)
2. 〈allg.〉 feierlichen Aufzug, Umzug
[<lat. processio „das Vorrücken, feierlicher Aufzug“; zu procedere „vorwärtsschreiten“]

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Pro|zes|si|on, die; -, -en [(kirchen)lat. processio, eigtl. = das Vorrücken; feierlicher Aufzug, zu: procedere = fortschreiten] (in der kath. u. orthodoxen Kirche):
feierlicher Umzug von Geistlichen u. Gemeinde:
an einer P. teilnehmen;
mit der P. gehen.

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Prozession
 
[(kirchen)lateinisch, eigentlich »das Vorrücken«] die, -/-en, in der Religionsgeschichte die zum Kult gehörende Bewegung hin zu einem heiligen Bezirk oder seinem Mittelpunkt beziehungsweise sein Umschreiten, Umreiten, Umfahren, Umtanzen unter Wahrung bestimmter Riten (z. B. wiederholtes Innehalten, Niederwerfen, Waschungen, Sprünge vor oder zurück). Prozessionen gehören in zahlreichen Religionen zu den elementaren kultischen Vollzügen und sind bereits in prähistorischer Zeit belegt. Sie gewannen in Vegetationskulten seit dem Neolithikum (z. B. Umschreiten eines Ackers) noch größere Bedeutung. In den frühen Hochkulturen entwickelte sich eine von Priestern organisierte, stark differenzierte Durchführung von Prozessionen. Diese konnten verschiedene Bedeutungen haben: Prozessionen zum Tempel oder von einem Tempel zu einem anderen als Bewegung zur Gottheit (z. B. die Prozessionsstraßen in der babylonisch-assyrischen und ägyptischen Religion); bei Bergheiligtümern oder Hochtempeln (Tempeltürme oder -pyramiden z. B. in Sumer und im vorkolumbischen Amerika) war der Weg zur Gottheit zugleich eine Bewegung »nach oben«, in die »Transzendenz«; das Umkreisen von realen oder symbolisierten Objekten (z. B. der Stadt Jericho; Josua 6), das auf magische Weise positive oder negative Wirkungen (z. B. Zerstörung Jerichos) entfalten sollte; Abbild eines für die Gesellschaft wichtigen Wegs der Gottheit, z. B. für den Weg zur heiligen Hochzeit (Hieros Gamos) in frühen Vegetationskulten oder den Weg der Sonne am Himmel und in der Unterwelt.
 
Im Christentum waren Prozessionen schon früh gebräuchlich; nach der staatlichen Anerkennung unter Konstantin I. entfalteten sie sich - auch nach außen hin - in vielfältigen Formen, die oft vorchristlichen Bräuche weiterführten und ihren festen Platz im sich ausbildenden Kirchenjahr fanden (z. B. Palmsonntag, Kreuzprozession am Karfreitag); daneben gab es Bittprozessionen aus aktuellen Anlässen (z. B. Hungersnot, Seuchen, Dürrezeiten) und um regionale Zentren der Heiligenverehrung. Das Mittelalter kannte darüber hinaus große Wallfahrten (z. B. zu den heiligen Stätten in Palästina oder nach Santiago de Compostela), im Hochmittelalter entstand u. a. die Fronleichnamsprozession. Die Reformation kritisierte bestimmte Prozessionsriten, ohne Prozessionen aber gänzlich abzuschaffen (z. B. Prozession bei Taufe, Trauung, Konfirmation). Auch in der katholischen Kirche reduzierte das »Rituale Romanum« von 1614 die Zahl der Prozessionen; im Gefolge der Aufklärung wurden v. a. Prozessionen außerhalb des Kirchenraums als »voraufgeklärte Frömmigkeitsform« angesehen. Ungeachtet dessen haben die Prozessionen ihre Bedeutung in der katholischen Kirche und in den Ostkirchen behalten und spielen als ein wichtiges Element der Volksfrömmigkeit besonders in traditionell-volkskirchlich geprägten Ländern und Regionen nach wie vor eine große Rolle.
 

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Pro|zes|si|on, die; -, -en [(kirchen)lat. processio, eigtl. = das Vorrücken; feierlicher Aufzug, zu: procedere, ↑prozedieren] (in der kath. u. orthodoxen Kirche): feierlicher Umzug von Geistlichen u. Gemeinde: eine lange P. zog zu Fronleichnam durch die Stadt; an einer P. teilnehmen; mit der P. gehen; Wenn die Bitttage waren, gingen die Leute in einer P. mit einer Kirchenfahne voran zu einer Kirche der anderen Pfarrei durch die Felder (Wimschneider, Herbstmilch 37); Ü eine lange P. von Protestlern; Dort drüben schreitet eine P. schwarz gekleideter Herren zum Festmahl im Bremer Rathaus (natur 6, 1991, 30).

Universal-Lexikon. 2012.