Bịsmarck,
deutsches Schlachtschiff im Zweiten Weltkrieg; Standardwasserverdrängung: 41 700 ts (Länge 251 m, Breite 36 m), Höchstgeschwindigkeit: 30,1 Knoten, Besatzung: 2 100 Mann; Indienststellung: 24. 8. 1940. Die Bismarck lief am 18. 5. 1941 zum Handelskrieg in den Atlantik aus (Unternehmen »Rheinübung« unter Führung des deutschen Flottenchefs G. Lütjens auf der Bismarck). Am 24. 5. wurde die Bismarck nach dem Durchbruch durch die Dänemarkstraße durch Treffer des Schlachtschiffes »Prince of Wales« beschädigt. Danach versuchte die Bismarck, den französischen Hafen Saint Nazaire zu erreichen, wurde jedoch am 26. 5. von Torpedoflugzeugen manövrierunfähig und am 27. 5. von überlegenen gegnerischen Seestreitkräften kampfunfähig geschossen. 400 sm westlich von Brest versenkte die Besatzung ihr Schiff schließlich durch Eigensprengung; nur 115 Mann konnten gerettet werden.
Bismarck
['bɪzmɑːk], Hauptstadt des Bundesstaates North Dakota, USA, am Missouri, 49 300 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Weizen- und Viehmarkt; Nahrungsmittelindustrie.
Bịsmarck,
auch Bịsmark, altmärkisches Adelsgeschlecht; ursprünglich ritterbürtige (?) Patrizierfamilie in Stendal, 1270 erscheint Herbord von Bismarck als Vorsteher der dortigen Gewandschneidergilde. Sein Urenkel Klaus von Bismarck (✝ nach 1377) wurde 1345 durch Markgraf Ludwig der Ältere von Brandenburg, unter dem er in der Staatsverwaltung aufgestiegen war, mit dem Schloss Burgstall (bei Tangerhütte) belehnt; 1562 wurde Friedrich von Bismarck durch Kurfürst Joachim II. Hektor von Brandenburg gezwungen, wegen der Jagdreviere des Kurprinzen Johann Georg Schloss Burgstall gegen die ostelbischen Besitzungen Schönhausen (bei Stendal; neuer Stammsitz), Fischbeck und Crevese einzutauschen. Friedrichs Söhne Pantaleon und Ludolf von Bismarck gründeten die beiden Hauptlinien Bismarck-Crevese, aus der zwei preußische Minister unter König Friedrich II., dem Großen, hervorgingen, und Bismarck-Schönhausen, von der sich im 17. Jahrhundert ein westfälischer Zweig abspaltete. Das gräfliche Haus Bismarck-Bohlen der Schönhausener Linie entstand 1817 durch Heirat. - Bedeutende Vertreter der Linie Bismarck-Schönhausen:
1) Herbert Fürst von Bismarck (seit 1898), Diplomat und Politiker, * Berlin 28. 12. 1849, ✝ Friedrichsruh (heute zu Aumühle, bei Hamburg) 18. 9. 1904, ältester Sohn von 2); stand seit 1874 im auswärtigen Dienst; anfänglich v. a. als Privatsekretär seines Vaters tätig, wurde er 1882 Botschaftsrat in London, 1884 in Sankt Petersburg, wenig später Gesandter in Den Haag. 1885 wurde er zum Unterstaatssekretär, 1886 zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes berufen und 1888 zugleich zum Staatsminister in Preußen ernannt. Bismarck, der in politischen Entscheidungen mit seinem Vater konform ging, trat wenige Tage nach dessen Rücktritt Ende März 1890 ebenfalls zurück; er war 1881-89 (Deutsche Reichspartei) und 1893-1904 (als Parteiloser) Mitglied des Reichstags.
2) Otto Eduard Leopold, Graf von Bismarck-Schönhausen (seit 1865), Fürst von Bismarck (seit 1871), Herzog von Lauenburg (seit 1890), Staatsmann, * Schönhausen (östlich von Stendal) 1. 4. 1815, ✝ Friedrichsruh (heute zu Aumühle, bei Hamburg) 30. 7. 1898, Vater von 1); Ȋ 1847 mit Johanna von Puttkammer (* 1824, ✝ 1894). Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin 1832-35, der Referendarzeit in Aachen 1836-39 und der Bewirtschaftung seiner Güter in Pommern (ab 1839; Berührung mit pietistischen Kreisen, u. a. M. von Blanckenburg) beziehungsweise der Provinz Sachsen (ab 1845), war er 1847/48 konservatives Mitglied des Vereinigten Landtags sowie 1849/50 Abgeordneter in der Zweiten Kammer und im Erfurter Parlament. Als preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag (1851-59) erstrebte er gegenüber der österreichischen Präsidialmacht Gleichberechtigung für Preußen und dessen Vorherrschaft nördlich des Mains.
Nach Gesandtentätigkeit in Sankt Petersburg 1859-62 und als Botschafter in Paris (1862) wurde Bismarck am 24. 9../8. 10. 1862 von König Wilhelm I. zum preußischen Ministerpräsidenten und Außenminister ernannt. Er vertrat hartnäckig die Rechte der Krone in ihrer Auseinandersetzung mit der liberalen Parlamentsmehrheit wegen des Militärhaushalts und weitete damit den Heeres- zum Verfassungskonflikt aus (u. a. Blut und Eisen). Er überspielte diesen - dadurch schon seine Virtuosität in der Verquickung und Lösung außen- und innenpolitischer Krisen aufzeigend - durch eine Reihe außenpolitischer Aktionen: die Unterstützung Russlands im polnischen Aufstand (Alvenslebensche Konvention, 1863), den gemeinsam mit Österreich geführten Krieg gegen Dänemark 1864 wegen Schleswig-Holstein, die Lösung des deutschen Dualismus durch den Deutschen Krieg mit Österreich 1866. Damit war der Deutsche Bund zerstört, Österreich aus Deutschland verdrängt und die preußische Vorherrschaft in Norddeutschland besiegelt (1867 Gründung des Norddeutschen Bundes; Bismarck wurde am 14. 7. Bundeskanzler und Außenminister). Den Abschluss der deutschen Einigung bildete der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71, der über der hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien ausgebrochen war (»Emser Depesche«) und nach Gründung des Deutschen Reiches (deutsche Geschichte) am 18. 1. 1871 in Versailles zur Ausrufung Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser durch Bismarck führte; Bismarck wurde am 21. 3. 1871 Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident (außer 1872/73), Leiter (Staatssekretär) der auswärtigen Politik und ab 1880 auch preußischer Minister für Handel und Gewerbe (großen Einfluss hatte sein Bankier und finanzpolitischer Berater G. von Bleichröder).
Die von Bismarck bestimmte Reichsverfassung von 1871 stellte einen Kompromiss dar zwischen den monarchisch-föderalistischen Ordnungsprinzipien von 1815, die im Bundesrat als dem Vertretungsorgan der 25 Einzelstaaten ihren Ausdruck fanden, und den neuen nationalen, liberalen und unitarischen Kräften, die in dem aufgrund des allgemeinen, gleichen Wahlrechts gewählten Reichstag repräsentiert wurden. In der auf die Person Bismarcks zugeschnittenen Schlüsselstellung des Reichskanzlers, der als einziger Minister nur dem Monarchen, nicht aber dem Reichstag verantwortlich war, lag einer der Grundfehler der preußisch-deutschen konstitutionellen Monarchie.
Die mit der Reichsgründung und Bismarck (der »weiße Revolutionär«) verbundene »Revolution von oben« wurde im Wesentlichen abgeschlossen durch die wirtschafts- und sozialpolitische Wende des Jahres 1879; sie wird heute stärker im globalen Zusammenhang der durch die Industrialisierung, Bevölkerungsexplosion und Demokratisierung breiter Schichten freigesetzten Kräfte und der Gegenkräfte der alten Machtelite (Adel, Großbürgertum, Heer, Beamtenschaft) gedeutet und bedeutete den Übergang vom Freihandel zum Schutzzoll zugunsten der heimischen Schwerindustrie und der Großagrarier. In ihrer Folge steht das sozialpolitische Reformwerk von 1881-89 (Sozialversicherung), das die Arbeiterschaft in die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung integrieren sollte, diese Wirkung aber wegen der parallel gegen sie laufenden Unterdrückungsmaßnahmen (Sozialistengesetz) verfehlte. Verhängnisvoll für die gesellschaftliche Konsolidierung (innere Reichsgründung) wirkte sich der Kulturkampf (1871-87) aus, der auch die katholischen Volkskreise dem neuen Reich entfremdete (parlamentarischer Gegenspieler Bismarcks: L. Windthorst).
Gegenüber diesen von Bismarck nicht unverschuldeten innenpolitischen Dauerkrisen war seine Außenpolitik 1871 bis 1890 defensiv und friedliebend; Grundprinzipien waren Hervorkehrung der Saturiertheit des Reiches (trotz der Episode der Kolonialpolitik 1884/85), Isolierung Frankreichs, Verhinderung von Mächtekoalitionen gegen die europäische Mitte und Ablenkung der europäischen Gegensätze in Randzonen (u. a. »Kissinger Diktat« vom 15. 6. 1877). Ausdruck dafür war ein immer kunstvoller gewobenes Bündnissystem, das ausging von dem nach dem Berliner Kongress geschlossenen Zweibund mit Österreich-Ungarn von 1879 und über die Hauptstationen des Dreibundes von 1882 und des Mittelmeerabkommens von 1887 zum Rückversicherungsvertrag von 1887 mit Russland führte.
Bismarck wurde am 20. 3. 1890 wegen persönlicher und sachlicher Gegensätze von Kaiser Wilhelm II. entlassen; er zog sich nach Schloss Friedrichsruh (Sachsenwald) zurück, wo er u. a., unterstützt von A. L. Bucher, seine »Gedanken und Erinnerungen« (2 Bände, 1898; 3. Band »Erinnerung und Gedanke«, herausgegeben 1921) schrieb. - Das Bismarck-Bild schwankte von Anfang an zwischen orthodoxem Bismarck-Kult, Bismarck-Mythos und Verdammung durch seine politischen Gegner (»Blut-und-Eisen«-Politik); der seine Kürassieruniform liebende Bismarck wurde im Volksmund auch der »Eiserne Kanzler« genannt. Nach 1945 wurde die Epoche der deutschen Geschichte, die mit dem Namen Bismarcks verbunden ist (Bismarckzeit, 1862-90), auch unter sozialgeschichtlich-strukturanalytischer Fragestellung gedeutet.
Ausgaben: Die politischen Reden des Fürsten Bismarck, herausgegeben von H. Kohl, 14 Bände (1-21892-1905, Nachdruck 1969-70); Werke in Auswahl. Jahrhundertausgabe zum 23. September 1862, herausgegeben von G. A. Rein u. a., 8 Bände in 9 Bänden (1962-83).
E. Eyck: B., 3 Bde. (Erlenbach-Zürich 1941-44);
H.-U. Wehler: B. u. der Imperialismus (Neuausg. 21985);
E. Crankshaw: B. (a. d. Engl., Neuausg. 1990);
Das Zeitalter des Imperialismus u. des Ersten Weltkrieges, 1871-1918, bearb. v. W. Baumgart, 2 Bde. (21991);
E. Engelberg: B., 2 Bde. (Neuausg. 1991-93);
L. Gall: B. Der weiße Revolutionär (Neuausg. 1993);
F. Herre: B. Der preuß. Deutsche (Neuausg. 1993);
A. Hillgruber: B.s Außenpolitik (31993);
B.s Sozialstaat, hg. v. L. Machtan (1994).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Deutschland: Die deutsche Einigung im 19. Jahrhundert
Universal-Lexikon. 2012.