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Selbstmord
Freitod; Suizid; Harakiri; Selbsttötung

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Selbst|mord ['zɛlpstmɔrt], der; -[e]s, -e:
das vorsätzliche Sich-selbst-Töten:
sie hat Selbstmord begangen; er hat Depressionen und droht häufig mit Selbstmord; Rauchen ist Selbstmord auf Raten.
Syn.: Freitod (verhüll.), Suizid (bildungsspr.).

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Sẹlbst|mord 〈m. 1gewaltsame Beendigung des eigenen Lebens; Sy Freitod, Selbsttötung, Suizid ● \Selbstmord begehen; politischen \Selbstmord begehen 〈fig.〉 die eigene polit. Stellung, Karriere, Rolle in der Politik völlig zunichtemachen; durch \Selbstmord enden; das ist ja \Selbstmord! 〈fig.; umg.〉 das sind übertriebene Anforderungen, das kann man unmöglich leisten; durch eine solche Handlungsweise schadet man sich selbst am meisten

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Sẹlbst|mord, der:
das Sich-selbst-Töten; vorsätzliche Auslöschung des eigenen Lebens:
ein versuchter S.;
S. begehen, verüben;
durch S. enden;
jmdn. in den/zum S. treiben;
mit S. drohen;
Ü etw. ist/wäre [reiner, glatter] S. (ugs.; etw. ist sehr riskant);
sein Verhalten grenzt an S. (ist für ihn in höchstem Maße gefährlich).

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Selbstmord,
 
Selbst|tötung, Suizid, die selbst herbeigeführte Beendigung des eigenen Lebens, im Unterschied zu Selbstmordhandlungen, die nicht mit dem Tod enden, dem Selbstmordversuch. Der Begriff Selbstmord ist zwar noch weit verbreitet, er wird aber seit Beginn der 1980er-Jahre von vielen Wissenschaftlern abgelehnt, weil mit dieser Bezeichnung ablehnende Vorstellungen verbunden sein können. Es wird der Gebrauch der Bezeichnung Suizid oder Selbsttötung vorgeschlagen.
 
Als indirekter Selbstmord (maskierter beziehungsweise versteckter Selbstmord) wird eine Form suizidalen Verhaltens bezeichnet, die häufig zu finden ist, wenn in bestimmten Gesellschaftsgruppen suizidales Verhalten abgelehnt wird. Die Person verhält sich meist so, dass aufgrund des Arrangements der Handlung eine große Wahrscheinlichkeit besteht, getötet zu werden. Unter indirekten suizidalen Handlungen werden aktive oder passive Unterlassungshandlungen, die letztlich zu einem vorgezogenen Tod führen können (z. B. Nichtbefolgen ärztlicher Anweisungen, Verweigern von Nahrungsaufnahme), verstanden. Als erweiterter Selbstmord wird ein Selbstmord bezeichnet, dem die Tötung meist naher Familienangehöriger vorangeht. Der Selbstmord wird überwiegend als Endpunkt einer Entwicklung angesehen, die zu einer Krise geführt hat, in der eine Person keine Lösung ihrer Probleme mehr erwartet und hoffnungslos ist. Aufgrund dieses Entwicklungsprozesses werden auch Ursachen und Motive für einen Selbstmord unterschieden. Zu den Ursachen gehören ererbte Anlagen und die während der Entwicklungsphase erworbenen psychopathologischen Merkmale der Persönlichkeit, die das Verhalten beeinflussen. Die Motive für den Selbstmord liegen meist in einer für unüberwindbar gehaltenen Diskrepanz zwischen Lebensanspruch und Realität, in einem subjektiven und objektiven Scheitern oder einem schicksalhaft als unerträglich eingeschätzten Leidensdruck. Der Anlass für einen Selbstmord ist oft klar erkennbar, aber erst nach genauer Kenntnis der individuellen Lebenssituation zu verstehen.
 
Die Intention, die mit einer Selbstmordhandlung verbunden ist, kann unterschiedlich sein, z. B. der Wunsch nach Ruhe, das Ausweichen vor einer drohenden Katastrophe, Rache für eine massive Kränkung. In unterschiedlichen Anteilen enthält jede Selbstmordhandlung sowohl einen Appell an die Umwelt, den Wunsch nach einer entlastenden Ruhepause und eine gewisse Selbstaggression. Eingebunden in gesellschaftliche Untergruppen mit eigenen Zielvorstellungen kann der Selbstmord auch im Sinne eines Selbstopfers als Mittel zur Verwirklichung von Zielen dienen (z. B. öffentlicher Selbstmord als politischer Appell). In den verschiedenen Kulturen hat der Selbstmord über Jahrhunderte hinweg recht unterschiedliche Einschätzungen erfahren, von der tabuisierten Einzelhandlung bis hin zu einem regelhaften, normativ verankerten Sozialverhalten (Sati, Seppuku).
 
 Häufigkeit, Entstehung, Verhütung
 
Selbstmordstatistiken unterschätzen insofern meist die tatsächliche Zahl der Selbstmorde, als sie noch immer weitgehend tabuisiert werden und bei bestimmten Selbstmordmethoden (v. a. den so genannten »weichen« Formen, z. B. Vergiftungen) nur aufgrund positiver Hinweise eine Klassifikation als Selbstmord möglich ist. Dies gilt umso mehr für die Selbstmordversuche. Die Suizidrate (Selbstmorde je 100 000 Einwohner und Jahr) ist in den einzelnen Ländern unterschiedlich, aber im jeweiligen Land relativ konstant. Im europäischen Vergleich (18/100 000) liegt Deutschland etwa im Mittelbereich. Es nehmen sich im jährlichen Durchschnitt etwa 15 Personen je 100 000 Einwohner das Leben (Männer: 22/100 000; Frauen: 8/100 000).
 
Die Zahl der Selbstmordhandlungen, die nicht zum Tod führen, liegt bei Männern etwa 5-, bei Frauen etwa 15-mal so hoch. 1996 haben sich in Deutschland insgesamt 3 497 Frauen und 8 728 Männer das Leben genommen. Die Zahl der Selbstmorde nimmt mit dem Alter zu. So begehen von den mehr als 80 Jahre alten Menschen im Mittel etwa viermal so viele einen Selbstmord wie Dreißigjährige.
 
Ab wann man im Kindesalter von Selbstmord sprechen kann, ist umstritten, da sich erst in der Präpubertät die Erfahrung der Unausweichlichkeit und Endgültigkeit des Todes einstellt. Die Motive der relativ seltenen Selbstmorde bei Kindern sind neben unklaren Todeswünschen aufgrund untragbarer Situationen (»unerwünschtes Kind«) oft auch Vereinigungswünsche (nach dem Tod eines Elternteils). Bei Jugendlichen stellen Selbstmorde dagegen neben Unfällen eine der häufigsten Todesursachen dar. Die Gründe liegen neben psychischen Erkrankungen meist im zwischenmenschlichen Bereich (z. B. Probleme mit den Eltern oder in der Partnerschaft) beziehungsweise sind aus einem Umbruch im Lebenssinn und dem ambivalenten Wunsch nach schützender Geborgenheit einerseits und gesicherter Autonomie und Ablösung andererseits zu verstehen.
 
Zu den Risikogruppen zählen: 1) Depressive aller Art, 2) Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige, 3) alte und einsame Menschen, 4) Personen mit schweren, unheilbaren und meist tödlich endenden Erkrankungen, 5) Menschen, die einen Selbstmord ankündigen, und 6) Menschen, die bereits einen Selbstmordversuch unternommen haben. Letztere tragen ein 50- bis 100fach höheres Selbstmordrisiko als die Allgemeinbevölkerung, wobei die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung im ersten Halbjahr am größten ist. Selbstmorde sind nicht immer nur ein Einzelereignis, sondern können auch im Zusammenhang mit anderen Selbstmorden auftreten, z. B. mehrere Selbstmorde in der Familie oder im Freundeskreis hintereinander, gehäufte Selbstmorde an bestimmten Orten (z. B. Brücken) oder nach Darstellung von Selbstmorden in den Massenmedien (so genannter Werther-Effekt). Eine besondere Form ist der Massenselbstmord, bei dem eine soziale Gruppe gleichzeitig Selbstmord begeht, z. B. die Selbsttötung von 1 000 Juden auf der Festung Masada 70 n. Chr. oder von Sektenmitgliedern (Volkstempler, 1978 in Guyana; Sonnentempler, 1994 in Kanada und der Schweiz und 1995 in Frankreich; Heaven's Gate Sekte, 1997 in San Diego).
 
Die Selbstmordprävention hat eine fast hundertjährige Tradition: 1895 entstand die erste Telefonseelsorge in New York. In Deutschland gibt es mittlerweile in vielen größeren Städten institutionalisierte Hilfsangebote mit ununterbrochen erreichbaren Ansprech- und Anlaufstellen (z. B. Telefonseelsorge, Beratungsstellen, Kriseninterventionsdienste), die entweder den Schwerpunkt auf die präsuizidale Phase oder die Nachsorge von Selbstmordhandlungen legen.
 
Die Selbstmordverhütung gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS), auf internationaler Ebene der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der International Academy for Suicide Research (IASR).
 
Zur Entwicklung suizidaler Krisen gibt es verschiedene Modelle: In der Psychoanalyse ging S. Freud den unbewussten Motiven des Selbstmords nach (»Trauer und Melancholie«, 1916) und entwickelte die Ansicht, dass eine ambivalente Identifikation mit einer geliebten Person stattfindet, die im Selbstmord eigentlich getötet wird. Später sah Freud im Selbstmord einen Abkömmling des Todestriebes. Die meisten späteren psychoanalytischen Autoren vertreten die Auffassung, dass der Selbstmord 1) eine Reaktion auf den Verlust eines Objektes (etwa den Verlust des Partners) ist, das 2) als unverzichtbar erlebt wird, wobei 3) der Verlust als bedrohlicher Vorgang verstanden wird. Aufbauend auf Freuds Todestriebtheorie, besteht nach Karl Menninger Suizidalität aus dem Wunsch zu töten, aus dem Wunsch, getötet zu werden, und aus dem Wunsch zu sterben. Nach Hans Henseler schließlich liegt bei den meisten Selbstmorden eine narzisstische Problematik vor, bei der sich die gefährdete Person dauernd bedroht fühlt, in einen Zustand von Lächerlichkeit, Hilflosigkeit oder Verlassenheit zu geraten, aus dem sie sich nicht mehr zu retten können glaubt. Die Gefährdung tritt dann ein, wenn aufgrund einer aktuellen Kränkung die Kompensationsmechanismen zur Stabilisierung des narzisstischen Gleichgewichts nicht mehr ausreichen. Im Selbstmord wird dann weniger die Selbsttötung intendiert als vielmehr eine narzisstische Katastrophe vorweggenommen und ein Rettungsversuch durch Rückzug in einen Ruhezustand unternommen. Biologisch orientierte Theorien nehmen für suizidales Verhalten auch eine Prädisposition an. Neben Zwillingsstudien, die bei eineiigen Zwillingen eine signifikant höhere konkordante Selbstmordbelastung zeigen, belegen viele Studien auch eine Störung des Serotoninstoffwechsels. Diese Störung wird mit einer erhöhten Impulsivität in Verbindung gebracht, die möglicherweise in Krisensituationen zu einem schnellen unüberlegten (suizidalen) Handeln führen kann. Nach Erwin Ringel besteht das präsuizidale Syndrom aus 1) der zunehmenden Einengung des Erlebnisspektrums, 2) der gehemmten und so gegen die eigene Person gerichteten Aggression und 3) zunehmend konkreter werdenden und schließlich sich passiv aufdrängenden Selbstmordfantasien. Nach Walter Pöldinger vollzieht sich die suizidale Entwicklung in drei Phasen: 1) Erwägung: Der Selbstmord wird zunächst als eine von mehreren Möglichkeiten in Betracht gezogen. Bei gehemmter Aggression, d. h. Unfähigkeit, die eigenen Aggressionen nach außen zu richten, und sozialer Isolation erhöht sich die Suizidalität. 2) Ambivalenz: Es kommt zum inneren Hin- und Hergerissensein des »Soll-ich-oder-soll-ich-nicht?«. In dieser Phase werden Selbstmordankündigungen zur Entlastung, als Hilferuf und als Kontaktversuch unternommen. Suggestive Momente wie Selbstmorde im Lebensumfeld oder Selbstmordberichte in den Medien steigern die Suizidalität. 3) Entschluss: Die Entscheidung für die Selbstmordhandlung wird gefällt, die innere Zerrissenheit endet zumindest vorerst, und die Umgebung ist damit meist trügerisch beruhigt. Da bei der Entwicklung einer suizidalen Krise die psychische Selbststeuerung mehr und mehr wegfällt und die Entwicklung zunehmend automatisch abläuft, ist es problematisch, in diesem Zusammenhang von »Freitod« zu sprechen. Im Extremfall ergibt sich in der Selbstmordverhütung in rechtlicher Hinsicht ein Konflikt zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der suizidalen Person und der Garantenpflicht des Behandlers, d. h. Freiheitsberaubung versus unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise Totschlag durch Unterlassen. Hilfe kann zu folgenden Zeitpunkten erfolgen: vor der Selbstmordhandlung, speziell in der Phase der Ambivalenz, durch leicht zugängliche Hilfsangebote (v. a. psychotherapeutische Unterstützung), möglichst früh im Anschluss an eine nicht tödlich verlaufene Selbstmordhandlung, gegebenenfalls noch während eines Krankenhausaufenthaltes oder auch nach einem Selbstmord durch Unterstützung der Hinterbliebenen bei der Verarbeitung zur Vermeidung von Folgesuiziden.
 
É. Durkheim hat erstmals die soziale Betrachtungsweise des Selbstmords eingeführt. Soziologisch sind nach Durkheim (»Le suicide«, 1897; deutsch 1983) drei Formen des Selbstmords zu unterscheiden, in denen sich die jeweilige Stellung des Individuums zur Gesellschaft widerspiegelt: 1) der altruistische Selbstmord, den das Individuum zugunsten seiner gesellschaftlichen Bezugsgruppe vollzieht, 2) der egoistische Selbstmord, bei dem das Individuum durch die Gesellschaft in einem Maße ausgegrenzt ist, dass sich ihm keine sinnvolle Lebensperspektive mehr zu bieten scheint, und 3) der anomische Selbstmord als Reaktion des Individuums auf Normlosigkeit und soziale oder gesellschaftliche Umbruchsituationen (z. B. wirtschaftlicher Abstieg eines vorher wohlhabenden Menschen).
 
 Normative Bewertung
 
Philosophie:
 
Die Antike stand dem Selbstmord großenteils ohne entscheidende Stellungnahme gegenüber; in ihrer Philosophie wurde er (wie von Platon und Aristoteles) abgelehnt; die Stoiker und Epikureer bejahten dagegen den Selbstmord für Fälle, in denen der Lebenssinn unerfüllbar scheint, als letzten Weg der Freiheit. Auch im alten Rom wurde Selbstmord aus edlen Beweggründen und aus zwingender Notwendigkeit vielfach als Kennzeichen einer heldenmütigen Seele empfunden (Cato Minor, Seneca der Jüngere). Die christliche Tradition lehnte, besonders seit Augustinus, den Selbstmord als unzulässigen Eingriff in die göttliche Schöpfungsordnung und Verletzung des sechsten Gebotes scharf ab, im Mittelalter war er nach staatlichem und kirchlichem Recht strafbar; der Selbstmörder verfiel unehrenhaftem Begräbnis (in England noch bis 1822). Seit der Renaissance und besonders seit der Aufklärung traten Verteidiger des Selbstmords auf: T. More, Voltaire, D. Hume, später A. Schopenhauer, während I. Kant seine Verurteilung neu aus dem kategorischen Imperativ ableitete (Pflicht zur Achtung der menschlichen Würde auch in der eigenen Person). F. Nietzsche schließlich verstand den Selbstmord durch Zarathustra als »den freien Tod, der nicht heranschleicht, sondern kommt, weil ich es will«. Die Frage nach dem Freitod ist in der Philosophie gebunden an die Frage nach der Willensfreiheit. Im französischen Existenzialismus hat A. Camus den Selbstmord als Grundfrage der Philosophie überhaupt bezeichnet, da es angesichts der Absurdität unseres menschlichen Daseins das Dringlichste sei, zu wissen, warum wir darin verbleiben.
 
In den Religionen, in denen das körperliche Dasein als wertlos angesehen wird, wie im Jainismus, gilt das Hungern zum Tode als verdienstvoll. Der Hinduismus verlangte bis zum Verbot dieser Sitte den Selbstmord der Witwe auf dem Scheiterhaufen ihres verstorbenen Gatten. Obwohl der Buddhismus das individuelle Leben verneint, verurteilt er dennoch den Selbstmord als unheilvolle Affekthandlung. Die katholische Moraltheologie betrachtet den Selbstmord als schwere Sünde gegen die Liebe zu Gott, den Nächsten und sich selbst. Das auf dem Konzil von Braga (563) erlassene Verbot, einen Selbstmörder kirchlich zu bestatten, wurde im Codex Iuris Canonici von 1983 aufgehoben. Der evangelischen Lehre zufolge ist das letzte Wort über einen Suizidanten ausdrücklich Gott überlassen, während die Gemeinde selbst gemahnt ist, eine mögliche Mitschuld an dem Selbstmord zu überprüfen.
 
Im Strafrecht der Bundesrepublik Deutschland ist der Selbstmord straflos, ebenso der Selbstmordversuch sowie die Anstiftung und Beihilfe zum Selbstmord. Dagegen kann es als Tötung in mittelbarer Täterschaft strafbar sein, wenn Kinder oder Willenlose zum Selbstmord bestimmt werden oder ein Selbstmord durch Drohungen erzwungen wird. Die unterlassene Hinderung eines Selbstmords kann nach der sehr umstrittenen Rechtsprechung strafbar sein als Totschlag durch Unterlassen, wenn eine Garantenpflicht (etwa aus der Ehegattenbeziehung oder aus dem Arzt-Patienten-Verhältnis) bestand. Bei Fehlen einer Garantenpflicht bestraft die Rechtsprechung die Nichtbehinderung eines Selbstmords als unterlassene Hilfeleistung (§ 323 c StGB) oder Unterlassungsstraftat. - In Österreich wird die Mitwirkung am Selbstmord als Verbrechen bestraft (§ 78 StGB); Nötigung, Drohung oder Erpressung sind mit höherer Strafe bedroht, wenn durch sie zumindest fahrlässig der Selbstmord oder Selbstmordversuch des Opfers veranlasst wurde (§§ 106, 107, 145). - Das schweizerische StGB (Art. 115) bedroht den, der aus selbstsüchtigen Beweggründen jemanden zum Selbstmord verleitet oder ihm Hilfe dazu leistet, mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren oder mit Gefängnis, wenn der Selbstmord ausgeführt oder versucht wurde.
 
Literatur:
 
A. Alvarez: Der grausame Gott. Eine Studie über den S. (a. d. Engl., Neuausg. 1985);
 
S.-Verhütung, hg. v. E. Ringel (41987);
 A. Finzen: Suizidprophylaxe bei psych. Störungen (1989);
 A. J. L. van Hooff: From autothanasia to suicide. Self-killing in classical antiquity (a. d. Niederländ., London 1990);
 C. Lindner-Braun: Soziologie des S. (1990);
 
Hb. der Suizidprävention, hg. v. H. Wedler u. a. (1993);
 J. Améry: Hand an sich legen (Neuausg. 71994);
 
Suizid zw. Medizin u. Recht, hg. v. H. Pohlmeier u. a. (1996);
 A. Schmidtke u. a.: Epidemiologie von Suizid u. Suizidversuch (1996).

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Sẹlbst|mord, der: das Sich-selbst-Töten; vorsätzliche Auslöschung des eigenen Lebens: ein versuchter S.; S. durch Erschießen, Erhängen; Wir wissen auch nicht genau, wie sein Vater endete. Sicher ist nur, dass es S. war (Gauger, Aufstieg 105); erweiterter S. (Selbstmord, bei dem jmd. noch eine od. mehrere andere Personen tötet); S. mit Messer und Gabel (ugs. scherzh.; allmähliches Sich-zugrunde-Richten durch falsche bzw. übermäßige Ernährung); Rauchen ist S. auf Raten (ugs.; durch Rauchen richtet man sich allmählich zugrunde); S. begehen, verüben, machen; durch S. enden; jmdn. in den/zum S. treiben; mit S. drohen; Ü etw. ist/wäre [reiner, glatter] S. (ugs.; [in Bezug auf eine gefährliche, waghalsige od. in anderer Hinsicht törichte Unternehmung o. Ä.] etw. ist sehr riskant); Es wäre glatter S., einfach weiterzupaddeln (ugs.; man würde sich in höchste Lebensgefahr begeben, wenn man weiterpaddeln würde; a & r 2, 1997, 109); Dass die SPD nun einfach wieder umschwenkt ..., halte ich für ausgeschlossen. Das wäre ein Stück politischer S. (ugs.; würde zum politischen Niedergang führen; natur 6, 1991, 38); sein Verhalten grenzt an S. (ist für ihn in höchstem Maße gefährlich).

Universal-Lexikon. 2012.