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Durkheim
Durkheim
 
[dyr'kɛm], Émile, französischer Soziologe, * Épinal 15. 4. 1858, ✝ Paris 15. 11. 1917; war seit 1896 Professor in Bordeaux, seit 1902 in Paris. Ausgehend von dem Gedanken, dass soziale Tatsachen mit den Mitteln der positiven Wissenschaften wie reale Dinge zu behandeln seien, bemühte sich Durkheim um eine Begründung der Soziologie als empirische Wissenschaft (»Les règles de la méthode sociologique«, 1895; deutsch »Die Regeln der soziologischen Methode«). Seine Hauptuntersuchungen galten der Analyse der sozialen Arbeitsteilung (»De la division du travail social«, 1893; deutsch »Über die Teilung der sozialen Arbeit«), des Selbstmords (»Le suicide«, 1897; deutsch »Der Selbstmord«) und der Grundformen des religiösen Verhaltens (»Les formes élémentaires de la vie religieuse«, 1912; deutsch »Die elementaren Formen des religiösen Lebens«). - Wegweisend war seine Deutung der modernen Gesellschaft von der Wirkung des Kollektivbewusstseins her, das, obgleich von den Individuen erzeugt, auf diese einen überindividuellen sozialen Zwang durch seine normativen Verpflichtungen und Sanktionen ausübe (Gruppenmoral). Durkheims Einfluss wirkte schulbildend (M. Mauss, M. Halbwachs, François Simiand [* 1873, ✝ 1935], Georges Ambroise Davy [* 1883, ✝ 1976] u. a.) und prägte die Weiterentwicklung der empirischen Sozialforschung.
 
Weitere Werke: Sociologie et philosophie (1924; deutsch Soziologie und Philosophie); Éducation morale (1925; deutsch Erziehung, Moral und Gesellschaft).
 
Ausgaben: Textes, herausgegeben von V. Karady, 3 Bände (1975); Physik der Sitten und des Rechts. Vorlesungen zur Soziologie der Moral, herausgegeben von Hans-Peter Müller (1991).
 
Literatur:
 
R. Aron: Hauptströmungen des soziolog. Denkens, Bd. 2 (a. d. Frz., 1971);
 R. König: É. D. zur Diskussion (1978);
 S. Lukes: É. D. His life and work. A historical and critical study (Neuausg. Harmondsworth 1992);
 F. Valjavec: É. D. Voraussetzungen u. Wirkungen, auf mehrere Bde. ber. (1995 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.