Toledo,
Alejandro, peruanischer Politiker, * Cabana (Departamento Ancash) 28. 3. 1946; Wirtschaftswissenschaftler; gründete 1995 die Mitte-links-Partei Perú Posible und kandidierte im gleichen Jahr bei den Präsidentschaftswahlen; bei den Wahlen 2000 führte er die Opposition gegen Präsident A. Fujimori, trug mit zu den Korruptionsenthüllungen und schließlich zum Sturz Fujimoris bei. Im Juni 2001 im 2. Wahlgang zum Präsidenten Perus gewählt (Amtsantritt: 28. 7. 2001).
II
Toledo
[spanisch to'leȓo],
1) Stadt in Zentralspanien, Hauptstadt der Region Kastilien-La Mancha und der Provinz Toledo, 529 m über dem Meeresspiegel, in malerischer Lage auf einem dreiseitig vom tief eingeschnittenen Tajo umflossenen Granitsporn der Süd-Meseta, 70 km südlich von Madrid, 62 200 Einwohner; kirchliches Zentrum Spaniens, Erzbischofssitz (Primas von Spanien); Infanterieakademie; bedeutende Museen; Waffenfabrik (1780 wieder gegründet); berühmtes Kunsthandwerk nach maurischer Tradition: damaszierte Toledoklingen, Gold- und Silberverarbeitung, Einlegearbeiten, Keramik, Stahlwaren; Marzipanherstellung nach maurischer Art; bedeutender Fremdenverkehr; Solarkraftwerk; Straßenknoten- und Eisenbahnendpunkt.
Die Altstadt von Toledo wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Verschiedene Kirchen entstanden durch Umbau von Moscheen und Synagogen, viele wurden noch drei Jahrhunderte nach der Reconquista stark von maurischen Stilelementen (Mudéjarstil) beeinflusst: Santo Cristo de la Luz (ehemalige Moschee aus dem späten 10. Jahrhundert mit neun Kuppelgewölben auf Hufeisenbögen), Santa María la Blanca (ehemalige Synagoge, 12./13. Jahrhundert), El Tránsito (ehemalige Synagoge, 1355-57, mit reichem Stuckdekor; heute jüdisches Museum); Santiago del Arrabal (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Mudéjarstil). Die fünfschiffige Kathedrale ist eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Spaniens (1226-1493), mit reicher Bauplastik an den Portalen (v. a. Puerta del Reloj, Ende 13. Jahrhundert, und Puerta de los Leones, 2. Hälfte 15. Jahrhundert); zur Ausstattung gehören der durch ein Deckenfenster in helles Licht getauchte »Transparente«, ein monumentaler barocker Altaraufbau (1721-32), und Chorgestühl; im Kapitelsaal von E. Egas (1508-11) Fresken u. a. von Juan de Borgoña und prächtige Artesonadodecke, in der Sakristei Gemälde von F. de Goya und El Greco. Die Klosterkirche San Juan de los Reyes (1476 gestiftet) im isabellinischen Stil von J. Guas erbaut, ursprünglich als Grabstätte für die Katholischen Könige bestimmt, hat einen spätgotischen zweigeschossigen Kreuzgang mit Artesonadodecke und plateresker Treppe. Im Hospital Santa Cruz (von Egas, 1504 begonnen) befindet sich heute das Provinzialmuseum (u. a. Werke von El Greco). Der das Stadtbild beherrschende Alcázar wurde unter Karl V. errichtet (ursprüngliche römische und maurische Anlagen), nach Zerstörung im Spanischen Bürgerkrieg wieder aufgebaut und zum nationalen Monument erklärt (heute Bürgerkriegsmuseum). Die Brücken Puente de Alcántara (854 zerstört, wieder aufgebaut 997, 1259 erneuert) und Puente de San Martín (13. Jahrhundert) sowie die Stadttore (Puerta Vieja de Bisagra, ursprünglich 9. Jahrhundert; Puerta del Sol, 14. Jahrhundert) sind zum Teil maurischen Ursprungs; Casa y Museo del Greco ist eine freie Rekonstruktion von El Grecos Wohnhaus. - Außerhalb von Toledo liegt das Hospital San Juan Bautista de Afuera, nach 1541 für Kardinal Juan Pardo de Tavera (* 1472, ✝ 1545) erbaut, mit dessen Grabmal (von A. de Berruguete, 1552-61) und Gemälden von El Greco.
Toledo, eine der ältesten Städte Spaniens, war Hauptstadt der iberischen Carpetaner, wurde 192 v. Chr. von den Römern erobert, war als Toletum wichtige Stadt des römischen Spanien und schon 400 (erstes Konzil in Toledo) frühchristliches Zentrum. Toledo gehörte ab dem 5. Jahrhundert zum Tolosanischen Reich der Westgoten und wurde nach dessen Untergang (ab 507) unter König Leowigild (568-586) Hauptstadt des westgotischen Königreichs Toledo (bis 711). Nach dem Übertritt der Westgoten vom Arianismus zum Katholizismus wurde auf dem Konzil von 589 das Christentum zur Staatsreligion erklärt; die Konzilien von Toledo (insgesamt 17) gelten wegen ihrer Zusammensetzung (Bischöfe, König, Vertreter des Hofrats und der Stadt) als Vorläufer der spanischen Cortes. 712 wurde Toledo kampflos von den Arabern eingenommen und erlebte dann als Tulaitula seine größte Blüte als Zentrum von Wissenschaft und Kunst, von Waffenfabrikation, Seide- und Wollindustrie, Gold- und Silberschmiedekunst u. a. Kunsthandwerk. Bis 1035 war es Sitz eines Emirs unter der Oberherrschaft des Kalifen von Córdoba, ab 1036 Hauptstadt eines großen Taifareiches. 1085 wurde Toledo von Alfons VI. von Kastilien erobert, 1087 dann Königsresidenz und erneut kirchliches Zentrum Spaniens; seine Kardinalerzbischöfe waren nach den Königen die politisch einflussreichsten Granden. Unter Ferdinand III. und besonders Alfons X., dem Weisen, stieg Toledo als »Stadt der drei Religionen« (christliche Mozaraber und Christen, muslimische Morisken, Juden) mit seiner berühmten Übersetzerschule zum europäischen Zentrum des Geistes und der Wissenschaft auf, das dem Abendland das Gedankengut und die Erkenntnisse der griechisch-römischen Antike und des arabischen Kulturkreises vermittelte; seine jüdische Gemeinde war bis zur Ausweisung der Juden aus Spanien (1492) die größte auf der Iberischen Halbinsel, die arabische Sprache wurde erst 1580 verboten. Die Verlegung der Hauptstadt nach Madrid (1561) brachte das Ende der politischen Bedeutung Toledos. Im Spanischen Bürgerkrieg hielten 1 300 Anhänger von General F. Franco Bahamonde vom 21. 7. bis 27. 9. 1936 den zerstörten Alcázar gegen republikanische Truppen bis zum Entsatz.
J. S. Gil: La escuela de traductores de T. y los colaboradores judíos (Toledo 1985).
2) Provinz in Zentralspanien, Region Castilla-La Mancha, 15 368 km2, 519 700 Einwohner; erstreckt sich auf der Süd-Meseta von Neukastilien zwischen der Sierra de Gredos im Nordwesten und den Montes de Toledo im Südwesten und reicht im Südosten bis in die Mancha; wird vom Tajo und dessen Nebenflüssen durchflossen; bei kontinentalem Klima auf trockenen Schuttböden lichte Steineichenbestände; auf Großfeldern Anbau von Weizen, Gerste, Sonnenblumen und Mais sowie Ölbaumkulturen (v. a. im Westen) und Weinbau (v. a. im Osten); in bewässerten Talauen Zuckerrübenanbau; verbreitet Schaf- und Rinderhaltung (Versorgung von Madrid); keramische, chemische und Baustoffindustrie. Die weit auseinander liegenden Orte der dünn besiedelten Provinz haben vielfach mittelalterliche Befestigungen und kunsthistorisch bedeutende Bauten (u. a. im Toledaner Mudéjarstil).
3) [tə'liːdəʊ], Hafenstadt in Nordwestohio, USA, an der Mündung des Maumee River in den Eriesee, 332 900 Einwohner; die Metropolitan Area hat 614 100 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1872), Kunstmuseum, zoologischer Garten; Glas-, Kraftfahrzeug-, Maschinen-, Kunststoffindustrie, Erdölraffinerien; bedeutender Hafen am Sankt-Lorenz-Seeweg mit Umschlag von Massengütern (Kohle, Eisenerz, Getreide, Erdölprodukte).
Nach Kriegen gegen die Indianer 1794 wurde die Gegend erstmals, nach dem Krieg von 1812 dauerhaft von Weißen besiedelt. Toledo entstand aus dem Zusammenschluss zweier Dörfer (Port Lawrence, gegründet 1817, und Vistula, gegründet 1832) und ist seit 1837 City. Der Anspruch der Staaten Michigan und Ohio auf das Gebiet um Toledo führte 1835 zu einem Grenzkrieg, der durch Vermittlung von Präsidenten A. Jackson zugunsten Ohios entschieden wurde.
4) Stadt im Westen der Insel Cebu, Philippinen, 126 000 Einwohner; mit der größten Kupfermine des Landes.
Toledo
[to'leȓo],
1) Francisco de, Vizekönig von Peru (1569-81), * Oropesa (Provinz Toledo) 10. 7. 1515, ✝ Escalona (Provinz Toledo) 21. 4. 1582; ließ 1572 das de facto unabhängige Inkareich von Vilcabamba erobern und den letzten Inkaherrscher, Tupac Amaru, hinrichten. Toledo hinterließ ein umfangreiches und weitsichtiges Gesetzeswerk, das die Grundlage der kolonialen Verwaltung im Vizekönigreich Peru bildete.
2) Francisco de, latinisiert Franciscus Toletus, spanischer Philosoph und Theologe, * Córdoba 4. 10. 1532, ✝ Rom 14. 9. 1596; wurde 1558 Jesuit, 1559 Professor am Collegium Romanum, 1569 Apostolischer Prediger, reiste 1580 in päpstlichen Auftrag in der Angelegenheit des M. Bajus nach Belgien und wurde 1593 Kardinal. 1595 erreichte er die Versöhnung Heinrichs IV. von Frankreich mit der katholischen Kirche.
Ausgaben: Opera omnia philosophica, 5 Teile (1615-16, Nachdruck 1985, 2 Bände); In summam theologiae S. Thomae Aquinatis enarratio, herausgegeben von J. Paria, 4 Bände (1869-70).
3) Juan Bautista de, spanischer Architekt, ✝ Madrid 19. 5. 1567; in Italien Schüler Michelangelos, ab 1559 Hofarchitekt Philipps II. und Leiter der königlichen Bauten. Toledo verbreitete in Spanien Stil und bautechnische Errungenschaften der Architektur der italienischen Hochrenaissance. Sein größter Auftrag war die Planung des Escorial, dessen Grundsteinlegung 1563 erfolgte.
Universal-Lexikon. 2012.