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Braunkohle
Braun|koh|le 〈f. 19dem geolog. Alter nach zw. dem Torf- u. der Steinkohle liegende, hell- bis dunkelbraun gefärbte Kohle von holziger, erdiger od. mulmiger Beschaffenheit

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Braun|koh|le: dunkelbraune, wasserhaltige Kohle mit niedrigem Inkohlungsgrad u. hohem Gehalt an vergasbaren Bestandteilen.

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Braun|koh|le, die:
aus untergegangenen Wäldern entstandene, erdige bis faserige Kohle von brauner bis schwarzer Farbe.

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I
Braunkohle
 
Braunkohle ist eine Kohleart, die im Vergleich zu Steinkohle weniger Kohlenstoff, mehr Wasser und einen höheren Anteil an Elementen wie Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel enthält. Braunkohle ist unter geringeren Drücken und Temperaturen entstanden als Steinkohle, weswegen die Inkohlung weniger vollständig ist; meist ist Braunkohle auch geologisch jünger. Deutschland ist das Land mit der größten Braunkohlenförderung und den fünftgrößten Reserven der Welt. Allerdings ist die Braunkohlenförderung in den neuen Bundesländern in den 1990er-Jahren stark zurückgegangen. Braunkohle wird meist im Tagebau gewonnen. Diese Abbauweise ist zwar billiger als der Untertagebau - vor allem wegen der weitgehenden Automatisierung -, führt aber sowohl beim Abbau als auch bei der Rekultivierung zu erheblichen Umweltproblemen. Außer zur Stromerzeugung (Verstromung) kann man Braunkohle auch als Rohstoff zur Herstellung von Produkten wie Briketts, Braunkohlenteer oder Montanwachs einsetzen.
 
 Warum ist die Kohle braun?
 
Als Kohle werden ganz allgemein alle kohlenstoffreichen festen Brennstoffe bezeichnet, die durch Zersetzung organischer Stoffe entstanden sind. Im Unterschied zur Steinkohle ist Braunkohle, wie der Name schon sagt, nicht pechschwarz, sondern braun. Dies liegt an dem, bergmännisch ausgedrückt, verhältnismäßig niedrigen Inkohlungsgrad: Braunkohle ist dem organischen Ausgangsmaterial wesentlich ähnlicher als die weitgehend zu Kohlenstoff umgesetzte Steinkohle. Damit ist das allen Braunkohlentypen Gemeinsame auch schon beinahe gesagt; je nach Inkohlungsgrad, Entstehungszeit und -art werden sehr unterschiedlich zusammengesetzte Braunkohlearten unterschieden; wo weniger Kohlenstoff enthalten ist, finden sich oft verschiedene andere Materialien. Eine grobe Unterteilung erfolgt in Weichbraunkohle und Hartbraunkohle, wobei Hartbraunkohle durch eine höhere Inkohlung gekennzeichnet ist. Bei der Hartbraunkohle werden Mattbraunkohle und Glanz- oder Pechbraunkohle unterschieden. Letztere ist der Steinkohle am ähnlichsten.
 
Entstehung
 
Kohle entstand in erdgeschichtlich langen Zeiträumen aus abgestorbenem und nicht vollständig verwestem Pflanzenmaterial, dem unter Druck und hohen Temperaturen Wasser und andere flüchtige Stoffe entzogen wurden. Nicht jede Flora war für eine spätere Kohlebildung geeignet: Es müssen feuchtwarme Klimabedingungen mit üppigem Pflanzenwuchs geherrscht haben, außerdem führten erst die im Erdzeitalter Karbon (vor 360 bis 286 Millionen Jahren) entstandenen Pflanzenfamilien zur Bildung von nennenswerten Kohlevorkommen. Vor der Inkohlung musste die Pflanzensubstanz vermodert und vertorft sein, wozu Luftabschluss durch teilweise Überflutung notwendig war; diese Bedingungen erfüllten Moore und Bruchwälder. Für die Entstehung ausreichend mächtiger Torfschichten war es wiederum notwendig, dass sich der Untergrund aufgrund tektonischer Vorgänge über einen längeren Zeitraum so langsam absenkte, dass die oberste Schicht noch ein starkes Pflanzenwachstum ermöglichte, der Boden aber immer von Wasser bedeckt war. An Mächtigkeit und Inkohlungsgrad der heute vorhandenen Braunkohleschichten lässt sich ablesen, wann und wie lange diese Bedingungen am Ort der Lagerstätte gegeben waren.
 
Die eigentliche Inkohlung kann in zwei Phasen unterteilt werden: zunächst eine biochemische Phase, bei der durch mikrobielle Aktivitäten bereits in den unteren Schichten von Mooren und Torflagern eine sehr weiche Braunkohle entstand. Wenn diese Schichten von Sedimenten überlagert wurden und im Laufe der Jahrmillionen in tiefe Schichten mit höheren Drücken und Temperaturen gelangten, kam zur biochemischen die geochemische Inkohlung und löste diese schließlich ganz ab. Dabei entstand durch chemische Reaktionen Steinkohle, die einen wesentlich höheren Kohlenstoffgehalt als Braunkohle hat. Hieraus folgt auch, dass Braunkohle in der Regel von weniger mächtigen Deckschichten überlagert ist als Steinkohle - dass also Braunkohle meist im Tagebau gewonnen werden kann. Steinkohle dagegen muss meistens unter Tage abgebaut werden; allerdings kann durch geologische Prozesse auch Steinkohle in Oberflächennähe gelangen. So gibt es in den USA und Simbabwe Steinkohlentagebaue. Steinkohle ist aber aufgrund ihres höheren Brennwerts und des geringeren Gehalts an unerwünschten Beimengungen der höherwertige Energieträger.
 
Die weiteren Bestandteile der Kohle
 
Sowohl Stein- als auch Braunkohle bestehen nicht nur aus Kohlenstoff. Wegen des geringeren Inkohlungsgrads enthält vor allem Braunkohle, abgesehen von ihrem Wassergehalt, oft ein Drittel und mehr an anderen Elementen und Verbindungen. Aus diesem Grund geht auch von der Braunkohlenverbrennung eine höhere Umweltgefährdung aus als von der Verfeuerung von Steinkohle. Besonders bei der Verbrennung stark schwefelhaltiger Braunkohle entstehen größere Mengen verschiedener giftiger Verbindungen, unter anderem Schwefelsäure. Im Einzelnen enthält Braunkohle 20 bis 70 % Wasser und etwa 6 % Aschenstoffe. Die übrige Substanz besteht wiederum zu etwa 65 bis 75 % aus Kohlenstoff, zu 15 bis 35 % aus Sauerstoff, zu 5 bis 9 % aus Wasserstoff, zu 0,5 bis 5 % aus Stickstoff, zu 0,5 bis 1,5 % aus Schwefel sowie weiteren Elementen in Spuren. Braunkohle enthält Macerale, dies sind mikroskopisch erfassbare Bestandteile und Strukturen, die noch von den organischen Resten im Ausgangsmaterial herrühren.
 
 Lagerstätten
 
Braunkohle liegt normalerweise unter weniger mächtigen Abdeckungen und meistens auch in geologisch jüngeren Formationen als Steinkohle. Während Steinkohle vielfach im Erdmittelalter (vor 245 bis 65 Millionen Jahren) oder im späten Erdaltertum, und dort besonders im nach ihr benannten Karbon, entstanden ist, stammen Braunkohleschichten im Allgemeinen aus der Erdneuzeit, dem Tertiär (vor 65 bis vor 2,5 Millionen Jahren). Obwohl im Laufe des Tertiärs bis zum Beginn des quartären Eiszeitalters vor etwa einer Million Jahren das globale Klima im Schnitt kontinuierlich kälter wurde, gab es damals in Mitteleuropa und anderenorts auch Phasen, in denen das für die Bildung von Braunkohle notwendige feuchtwarme Klima herrschte. Die wichtigsten deutschen Lagerstätten sind das Rheinische Braunkohlenrevier zwischen den nordrhein-westfälischen Städten Köln, Aachen und Mönchengladbach und das Lausitzer Revier im Raum Cottbus (Brandenburg/Sachsen) sowie das mitteldeutsche Revier im Raum Halle/Leipzig. Weitere, kleinere Lagerstätten finden sich unter anderem in der Umgebung von Helmstedt in Ostniedersachsen sowie in Nordhessen und Oberfranken. Alle diese Braunkohlevorkommen sind tertiär, eines der wenigen bekannten karbonischen Vorkommen findet sich in der Nähe von Moskau. Braunkohle wird weltweit in allen Kontinenten außer Afrika gefördert, Größe der Vorkommen und Fördermengen sind in den folgenden zwei Tabellen zusammengefasst:
 
Der Abbau von Braunkohle in den neuen Bundesländern
 
Da Braunkohle der einzige heimische Energieträger in den neuen Bundesländern war, spielte sie eine bedeutende Rolle in der Energieversorgung. 1989 arbeiteten in den neuen Bundesländern 138 831 Menschen im Braunkohlenbergbau, es wurden 300,8 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 1997 dagegen arbeiteten in den ostdeutschen Revieren nur noch 16 428 Menschen, die Fördermenge betrug 73,8 Millionen Tonnen. Der Grund für diesen starken Rückgang lag einerseits in der - verglichen mit den alten Bundesländern - wesentlich unproduktiveren und personalintensiveren Produktionsweise, andererseits in den nicht weiter tragbaren Umweltbelastungen, die sich aus dem hohen Schwefelgehalt und den veralteten Verbrennungsanlagen (vielfach auch Hausbrand) ergaben. Ein weiterer Grund für den starken Rückgang der Braunkohlenförderung ist der stark gesunkene Primärenergiebedarf der ostdeutschen Volkswirtschaft, der wiederum zum Teil aus einer effektiveren Energienutzung durch moderne Kraftwerksanlagen, vor allem aber aus dem starken Rückgang der industriellen Produktion in den neuen Ländern nach der Wiedervereinigung resultiert. Allein zwischen 1989 und 1993 gingen drei Viertel der industriellen Arbeitsplätze in den neuen Ländern verloren.
 
 Tagebau
 
Für den Braunkohlentagebau ist es erforderlich, das über dem Kohleflöz liegende Material, den Abraum, vollständig abzutragen, zu lagern und nach Ausbeutung der Kohlevorräte wieder zu verfüllen. Außerdem muss das Grundwasser großräumig abgepumpt werden, da sich sonst die Gruben in kurzer Zeit mit Wasser füllen würden; bei tiefen Gruben muss der Grundwasserspiegel um bis zu 600 Meter abgesenkt werden. Sowohl die Ausschachtung der riesigen Tagebaugruben als auch die Veränderung der natürlichen Grundwasserzirkulation sind überaus gravierende Eingriffe in die betroffenen Landschaften. In der Bundesrepublik wurden, vor allem im rheinischen Revier, daher eine Vielzahl von gesetzlichen und technischen Maßnahmen ergriffen, mit denen die Schäden für Landschaft und Bevölkerung im Rahmen des Möglichen reduziert und die betroffenen Körperschaften und Personen in den Planungsprozess mit einbezogen werden sollten. Hierzu zählen außer den normalen bergrechtlichen Bestimmungen das nordrhein-westfälische Landes-Braunkohlegesetz von 1950, die Einrichtung des »Großen Erftverbands« 1958, der die wasserbaulichen Maßnahmen überwacht, sowie weitere Gesetze und Verordnungen. Da es in den neuen Bundesländern keine heimische Alternative zur Braunkohle gab, wurde wesentlich weniger Rücksicht auf landschaftliche Schäden genommen. Das Erbe dieser Politik ist eine große Zahl von schwer zu rekultivierenden Abraumhalden und Tagebaugruben.
 
Ein besonders schwer wiegender Eingriff in Eigentum und Rechte Dritter ist die Umsiedlung ganzer Ortschaften, die bei der Erschließung der viele Quadratkilometer großen Abbaugebiete erforderlich ist. Auch wenn die auf Kosten der Bergbaubetreiber neu errichteten Ortschaften vielfach einen deutlich höheren städtebaulichen Standard besitzen als die für den Tagebau zerstörten, kam und kommt es immer wieder zu lang anhaltenden und zum Teil erbitterten Protesten von nicht umsiedlungswilligen Anwohnern. Erstaunlich ist dabei, dass trotz der enorm hohen Kosten für Umsiedlung, Grundwasserabsenkung, Abraumbeseitigung und schließlich Rekultivierung die Braunkohlenförderung - ganz anders als die der Steinkohle - in Deutschland ohne Subventionen auskommt. Der Grund hierfür liegt vor allem in der hohen Automatisierung des Abbaus.
 
Renaturierung von stillgelegten Tagebauflächen
 
Bei der Renaturierung ehemaliger Tagebauflächen muss abhängig von der intendierten Flächennutzung ein unterschiedlich hoher Aufwand getrieben werden. Soll die Fläche später landwirtschaftlich genutzt werden, so muss schon beim Aushub darauf geachtet werden, dass ackerbaulich wertvolle Bodenschichten getrennt gelagert und nach der Renaturierung wieder auf das Füllmaterial aufgebracht werden. Anschließend muss zum Teil intensiv gedüngt werden, zunächst werden nur Gründüngungspflanzen angebaut. Durch die völlige Zerstörung des Systems aus Grund- und Bodenwasser leitenden beziehungsweise stauenden Schichten im Untergrund ist die Be- und Entwässerung der neu geschaffenen Flächen oft problematisch, ein stabiler neuer Wasserkreislauf braucht mehrere Jahre bis zur vollen Ausbildung. Aufgrund der Vielzahl der durchzuführenden landschaftsgestalterischen Maßnahmen ist die Wiederherstellung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen oft teurer als der Wert von bestbewerteten Bodenflächen. Forstwirtschaftliche Nutzungen sind leichter zu ermöglichen, da sich bei der Wiederansiedlung wild lebender Pflanzen auf natürlichem Weg eine Folge von an die jeweiligen Bodenbedingungen angepassten Artengemeinschaften einstellt. Erhebliche Kosten entstehen schließlich dem Tagebaubetreiber bei der Verlegung und (nach Abbauende) der Wiedererrichtung von Verkehrswegen, Ver- und Entsorgungsleitungen sowie anderen infrastrukturellen Maßnahmen.
 
Bei der Tagebaurenaturierung kann es neben den genannten Schwierigkeiten noch zu einem weiteren Umweltproblem kommen: Da Braunkohle einen relativ hohen Schwefelgehalt aufweist, kann sich beim Wiederauffüllen des Grundwassers Schwefelsäure bilden. Aus diesem Grund sind verschiedene Seen, die sich in ehemaligen Tagebaugruben Ostdeutschlands gebildet haben, so sauer, dass in ihnen nicht gebadet werden kann. Insgesamt geht man für die Tagebausanierung in Mitteldeutschland und der Lausitz von einem Kostenaufwand von 18 Milliarden DM für eine Gesamtfläche von 120 000 Hektar aus. 1997/98 waren in den neuen Ländern rund 13 000 Menschen bei der Rekultivierung von stillgelegten Tagebauen oder dem Abriss von nicht mehr benötigten Veredlungsanlagen beschäftigt.
 
 Verstromung und Veredelung
 
Die häufigste Verwendung von Braunkohle ist die »Verstromung«, also die Verbrennung mit anschließender Umwandlung der dabei freigesetzten Energie in elektrischen Strom. 1998 wurden in Deutschland 151,5 Milliarden Kilowattstunden Strom durch Braunkohlenverbrennung erzeugt, und Anfang 1999 betrug der Anteil an der öffentlichen deutschen Stromversorgung 27 %. Die Braunkohle ist damit nach der Atomenergie der zweitwichtigste Primärenergieträger für die Stromproduktion in Deutschland, sie dient in der Hauptsache zur Bereitstellung der Grundlast. Die Gestehungskosten für Braunkohlestrom können mit etwa neun bis zwölf Pfennig (sechs Cent) pro Kilowattstunde geschätzt werden. Das ist ein ähnlicher Wert wie für den Strom aus Atomenergie, wobei allerdings für Letztere die Kosten der Abfallentsorgung eine nur schwer abwägbare Komponente darstellen. Die Gestehungskosten für Strom aus deutscher Steinkohle liegen demgegenüber um etwa fünf Pfennig höher.
 
Da unbehandelte Braunkohle wegen ihrer bröseligen Struktur und ihres hohen Wassergehalts nur mit relativ großem Kostenaufwand transportiert werden kann, muss sie in Kraftwerken verbrannt werden, die sich in der Nähe des Abbaugebiets befinden. Ein weiterer Nachteil ist, dass bei der Verbrennung von Braunkohle noch mehr als bei anderen fossilen Energieträgern auf die Vermeidung schädlicher Emissionen geachtet werden muss, die eine Folge des niedrigen Inkohlungsgrads und des damit verbundenen hohen Anteils verschiedenster unerwünschter Begleitsubstanzen sind.
 
Gesetzliche Bestimmungen zur Emissionsverringerung
 
Bereits 1974 wurden mit dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) gesetzliche Regelungen gegen die Luftverschmutzung getroffen. Damals trugen die Abgase der Kohleverfeuerung noch wesentlich stärker zur Verschmutzung der Luft bei als heute. Die Großfeuerungsanlagenverordnung von 1982 schrieb in den alten Ländern Entschwefelungsanlagen und die Reduzierung des Stickoxidanteils im Abgas vor; 1986 wurde die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) erlassen, sie enthält als Teil des BImSchG die wichtigsten technischen Vorschriften zur Luftreinhaltung. Am 14. 5. 1990 wurde das BImSchG neu gefasst und zuletzt durch Gesetz vom 17. 3. 1998 geändert. Schließlich ist für die Braunkohlenfeuerung noch die Kleinfeuerungsanlagenverordnung von Belang, die am 14. 3. 1997 um Regelungen zum Einsatz höher schwefelhaltiger mitteldeutscher Braunkohle in Kleinfeuerungsanlagen (Hausbrand, Handwerk, kleinere Industriebetriebe) ergänzt wurde. Darin wird vorgeschrieben, dass der Brennstoffschwefel durch Additivzugabe (zum Beispiel Kalk) in die Verbrennungsrückstände eingebunden werden muss, sodass die zulässige Konzentration von Schwefeldioxid (SO2) im Abgas unterschritten wird.
 
Nur modernste, technisch sehr aufwendige Braunkohlekraftwerke erfüllen alle Anforderungen, die vom Gesetzgeber an die Reinheit der Abgase gestellt werden. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass trotz des höheren technischen Aufwands zur Luftreinhaltung die Braunkohleverfeuerung insgesamt wesentlich wirtschaftlicher ist als die Steinkohleverstromung.
 
Höherer Wirkungsgrad durch Wirbelschichtverfahren
 
Eine wichtige Kenngröße eines Kraftwerks ist der Wirkungsgrad, der das Verhältnis von aufgewendeter zu nutzbarer Energie beziehungsweise Leistung eines Kraftwerks beschreibt. Typische Werte für konventionelle Kohlekraftwerke liegen zwischen 35 und 38 %. Das Verfahren der Wirbelschichtverbrennung, bei dem die Kohle in kleinen Stücken in einer heißen und turbulenten Luftströmung in Schwebe gehalten wird, ermöglicht eine Steigerung des Wirkungsgrads auf über 40 %. Setzt man noch Kalk hinzu, wird der Schwefelanteil der Braunkohle gebunden, und es entsteht kommerziell nutzbarer Gips. Eine weitere Erhöhung des Wirkungsgrades würde die Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen, also die gleichzeitige Nutzung von Abwärme in Fernwärmenetzen und elektrischer Energie. Dem steht jedoch die geringe Transportfähigkeit der Braunkohle entgegen. Schadstoffe, Ruß und Staub können den Anlagenwirkungsgrad besonders bei Einsatz der »schmutzigen« Braunkohle herabsetzen. Wirkungsgrade von 57 % und mehr, wie sie in modernen Gaskraftwerken erreicht werden, sind für die Braunkohle daher derzeit noch utopisch. Schließlich hat die Braunkohle noch einen weiteren Nachteil, nämlich ihre verhältnismäßig niedrige Energiedichte (die Energiedichte von Weichbraunkohle liegt im Mittel bei 2,8 Kilowattstunden pro Kilogramm, Hartbraunkohle hat etwa sieben, gute Steinkohle ungefähr neun Kilowattstunden pro Kilogramm.
 
Veredlung von Braunkohle
 
Ebenso wie Erdöl oder Steinkohle lässt sich Braunkohle nicht nur zur Verbrennung nutzen, wenn auch das Spektrum der Sekundärprodukte weit weniger breit ist als bei Erdöl und Steinkohle. Die wichtigsten Verfahren sind die Schwelung und die Verkokung. Bei der Schwelung wird die Braunkohle auf etwa 600 Grad Celsius erhitzt. Dabei entstehen unter anderem Braunkohlenteer, der zu Paraffin, Asphalt oder Braunkohlenbenzin weiterverarbeitet werden kann, Schwel- oder Grudekoks und verschiedene Gase, insbesondere Methan, das als Hauptbestandteil des Erdgases ein wichtiger Energieträger ist. Zur Verkokung wird Braunkohle auf bis zu 1 200 Grad Celsius erhitzt, und man erhält Briketts, Koks, Braunkohlen-Hochtemperaturteer und Gas. Braunkohlenbriketts und -koks sind wesentlich höherwertige Energieträger als Rohbraunkohle, insbesondere sind sie auch gut transportierbar, allerdings stellt sich auch bei ihnen das Problem der Emission von Luftschadstoffen. Aus Braunkohle mit einem natürlichen Gehalt von 6 bis 17 % an Bitumen (Erdharz oder Bergteer) kann man durch Extraktion mit Toluol oder Benzol Montanwachs gewinnen. Gereinigtes Montanwachs ist ein Glanz erzeugendes und pflegendes Mittel, etwa für Schuhe, Möbel, Fußböden oder Autokarosserien.
 
II
Braunkohle,
 
gelb- bis schwarzbraune Kohle mit niedrigem Inkohlungsgrad. Im Gegensatz zur Steinkohle gibt Braunkohle auf einer weißen Porzellantafel (Strichtafel) einen braunen Strich und beim Kochen mit Kalilauge eine dunkelbraune Färbung. Man unterscheidet Weich- und Hartbraunkohle: Weichbraunkohle, die aus einer Grundmasse von Humussäuren mit Resten von Holz (Xylit) besteht, hat einen Wassergehalt von 45-60 %, in wasser- und aschefreiem Zustand einen Kohlenstoffgehalt von 65-70 % und einen Heizwert von 25 100 bis 26 800 J/kg. Als Mazerale, d. h. mikroskopisch erfassbare Einzelbestandteile, enthält sie Humit, Liptinit und Inertit. Hartbraunkohle ist ohne sichtbare holzige Einschlüsse und hat einen Wassergehalt von 10-30 %. In wasser- und aschefreiem Zustand weist sie einen Kohlenstoffgehalt von 70-75 % und einen Heizwert von 26 800-28500 J/kg auf.
 
Braunkohle stammt überwiegend aus dem Tertiär (Ausnahme v. a. im Moskauer Becken mit unterkarbonischer Braunkohle) und wird überwiegend im Tagebau gewonnen. Dabei müssen je Tonne Braunkohle etwa 2,5 m3 Abraum bewegt werden. Man setzt Schaufelradbagger (Schaufelrad mit 7-9 Schaufeln) mit Tagesleistungen von mehreren Hunderttausend m3 und Endlosförderbänder mit hohen Transportleistungen ein.
 
Der großflächige Tagebau erfordert vielfach erhebliche Umsiedlungsmaßnahmen und führt zu starken Umweltveränderungen, v. a. im Wasserhaushalt. Abgebaute Tagebaubetriebe können mit hohem Aufwand durch Rekultivierung einer anderen Nutzung zugeführt (Wald, landwirtschaftliche Nutzflächen, Erholungsgebiete u. a.) werden.
 
Wirtschaft:
 
Wesentliche Bedeutung hat die Braunkohle als Brennstoff in der Elektrizitätserzeugung, zum Teil auch als Hausbrand; als Rohstoff spielt sie kaum eine Rolle. Wegen ihrer bröseligen Beschaffenheit sowie des hohen Wassergehalts (45-60 %) und aufgrund des zunehmend ungünstiger werdenden Verhältnisses von Abraum zu Braunkohle fallen die Transportkosten immer stärker ins Gewicht, sodass rohe Braunkohle nur in ortsnahen Kraftwerken verfeuert wird. Für Hausbrand, Versand, Verschwelung und Vergasung wird Braunkohle getrocknet (bis 15 % Wassergehalt) und in schweren Stahlpressen zu Briketts geformt. In Deutschland wurden 2001 rd. 175,7 Mio. t Braunkohle gefördert (5 % mehr als 2000), davon 94,7 Mio. t im Revier Rheinland, 57,5 Mio. t im Revier Lausitz und 19,2 Mio. t im Revier Mitteldeutschland; 161,3 Mio. t (92 %) wurden in den Kraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt. 2000 waren nach langjährigem Personalabbau nur noch rd. 19 831 Personen im Braunkohlebergbau beschäftigt, davon 11 868 in den alten Bundesländern und 7 963 in den neuen Bundesländern.
 
In Österreich wurden 1999 in den Betrieben des Braunkohlebergbaus mit 497 Beschäftigten zusammen 0,929 Mio. t Braunkohle gefördert.
 
Literatur:
 
H. Pätz u. a.: Kohle - ein Kapitel aus dem Tagebuch der Erde (Leipzig 21989);
 
Die Zukunft des Braunkohlenbergbaus in Dtl., Beitrr. v. D. Böcker u. W. C. Steinbach (1992);
 S. Ueberhorst: B. für Industrie u. Haushalt (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Bergbau: Die ökologischen Folgen
 
fossile Rohstoffe und Uran
 

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Braun|koh|le, die: aus untergegangenen Wäldern entstandene, erdige bis faserige Kohle von brauner bis schwarzer Farbe.

Universal-Lexikon. 2012.