Akademik

Reinheit
Rein|heit ['rai̮nhai̮t], die; -:
1. Beschaffenheit, bei der ein Stoff mit keinem anderen Stoff vermischt ist:
die Reinheit des Goldes.
2. Sauberkeit:
die Reinheit des Wassers, der Luft.
3. Unschuld, Aufrichtigkeit:
die Reinheit des Herzens, des Charakters.
Syn.: Echtheit, Ehrlichkeit.
Zus.: Herzensreinheit.

* * *

Rein|heit 〈f. 20; unz.〉
1. Sauberkeit, Klarheit
2. Echtheit, Lauterkeit
3. Unvermischtheit
4. 〈fig.〉 Unschuld, Keuschheit
● \Reinheit der Aussprache, des Reimes, des Tones; \Reinheit des Charakters, des Herzens, der Seele, des Wesens 〈fig.〉; \Reinheit einer Lehre, einer Rasse; \Reinheit der Luft, des Wassers

* * *

Rein|heit: im naturwissenschaftlichen Verständnis ein Syn. für die chemische Reinheit, das heißt die mit chemischen Reinigungs- u. Analysenmethoden erreichbare R. von Stoffen. Unter anderen Gesichtspunkten u. mit spezif. R.-Kriterien lassen sich daneben physikalische, spektroskopische, nuklidische, mikrobiologische, genetische, lebensmitteltechnische, hygienische u. v. a. R. definieren.

* * *

Rein|heit, die; - [zu 2rein]:
1. 2reine (1) Beschaffenheit:
kristallene R.;
die R. der Lehre.
2. 2reine (4) Beschaffenheit:
die R. der Wäsche;
Ü die R. des Herzens.

* * *

Reinheit,
 
1) Chemie: chemische Reinheit.
 
 2) in der Religionsgeschichte die Voraussetzung für die Kontaktaufnahme und den rechten Umgang mit Gott, den Göttern oder der numinosen Macht. Die Wurzel von Reinheitsvorschriften ist wohl in Mana- und Tabuvorstellungen zu sehen; was oder wer Mana besaß, durfte nicht berührt werden. Reinheitsvorstellungen schlossen dabei die Anfänge einer Ethik (so war z. B. der Häuptling oder die Frau des anderen tabu) und kultisch-rituelle Regelungen ein. Mit der Ausbildung von Priestertümern seit der Jungsteinzeit und in den Polytheismen der Hochreligionen trat zunächst die kultische Reinheit in den Vordergrund, deren Wahrung durch eine Fülle von Vorschriften den Zugang zum Heiligen (das Betreten heiliger Stätten; die Teilnahme an kultischen Handlungen) regelte. Kultisch unrein machte der Kontakt mit Schmutz, Blut, Toten, bestimmten Tieren, nicht zur eigenen Kultgemeinschaft gehörenden Menschen oder Territorien, aber auch mit numinosen Gegenständen oder Bezirken. Reinheit konnte durch Einhaltung bestimmter Regeln (z. B. Enthaltsamkeit, Ausziehen der Schuhe, Speisevorschriften, rituelle Waschungen, Vollzug von Rites de Passage) erreicht und wiederhergestellt werden. Mit der zunehmenden Transzendierung der Gottesvorstellung gewann die ethische Reinheit neben der kultischen an Bedeutung, so in Teilen des Judentums seit dem Babylonischen Exil und im Islam. Buddha und Jesus lehnten die kultische Reinheit ab; Reinheitsvorstellungen wirken jedoch auch im Buddhismus und im Christentum weiter.

* * *

Rein|heit, die; - [zu 2rein]: 1. 2reine (I 1) Beschaffenheit: kristallene, spektrale R.; die R. der Lehre, Form. 2. 2reine (I 4) Beschaffenheit: das Waschmittel garantiert hundertprozentige R. der Wäsche; Ü die R. des Herzens; dass sie (= die kleinen Kinder) aber unschuldig im Sinne wirklicher R. ... seien (Th. Mann, Krull 60).

Universal-Lexikon. 2012.