Das Hebräische diente in biblischer Zeit als jüdische Umgangs- und Literatursprache, in der spätbiblischen und nachbiblischen Antike neben dem Aramäischen v. a. als Literatursprache. Das Schrifttum aus diesen Perioden wurde in erster Linie als religiös und rechtlich autoritative Tradition weitergegeben, folglich gilt das Hebräische als Sprache der Bibel, der verbindlichen antiken Tradition und der Liturgie als »heilige« Sprache, die zumindest in der Traditionsliteratur stets Anwendung fand, auch wenn in anderen Bereichen zum Teil andere Sprachen im Lauf der Zeit dominierten, die »jüdische Literatur« insgesamt also umfangreicher ist als die hebräische (und aramäische). In drei Epochen erlebte das Hebräische eine »Renaissance«: literarisch im Mittelalter im Gefolge der Sprachpflege und Literatur im arabischsprachigen mediterranen Bereich, dann im 19. Jahrhundert als profane Literatursprache infolge der jüdischen Aufklärung, schließlich im 19./20. Jahrhundert als moderne hebräische (neohebräische) Alltags- und Literatursprache im Zuge der Palästinabewegung und des Zionismus.
Biblische Periode:
Die hebräischen (und zum Teil aramäischen) Schriften der Bibel (des Alten Testaments), im 3./4. Jahrhundert als Heilige Schrift kanonisiert, gelten in der jüdischen Tradition ungeachtet der komplizierten und langwierigen Entstehungsgeschichte dieses Textcorpus als autoritative Grundlage der jüdischen Religion: 1) die Thora (Pentateuch) in Form der »schriftlichen Thora«, die Moses am Berg Sinai offenbart wurde, für die liturgische Schriftlesung (kontinuierlicher Jahreslesezyklus) auf »heiligen« Lederschriftrollen nach festen Schreibvorschriften fixiert; 2) Nebiim oder »Propheten«, für die liturgische Schriftlesung (Auswahlperikopen) in Ergänzung zur Thoralesung ebenfalls auf »heiligen« Lederschriftrollen nach geregelten Schreibvorschriften festgehalten; 3) »Schriften« (Ketubim) oder Hagiographen.
Über die biblischen Texte hinaus sind nur einige Inschriften erhalten.
Spätbiblisch-frühjüdische Periode bis 70 n. Chr.:
Schon in spätbiblischer Zeit entstanden hebräische und aramäische Texte verschiedenen Charakters, die aber nur in griechischer Übersetzung und vorwiegend durch christliche Überlieferung erhalten sind: 1) die Apokryphen des Alten Testaments, als Teil der griechischen Bibel auch »deuterokanonische Bücher« genannt; 2) die Pseudepigraphen des Alten Testaments, ebenfalls christlich überliefert und erst in der Neuzeit unter dieser Bezeichnung zusammengefasst.
Original hebräische/aramäische Texte sind nur durch Papyrifunde in Ägypten (Elephantine) bekannt (v. a. Urkunden und Geschäftspapiere in aramäischer Sprache), v. a. aber durch die Schriftrollenfunde bei Qumran am Toten Meer. Die Qumrantexte, einige aramäisch, der Großteil in spätbiblischem Hebräisch geschrieben, umfassen außer den ältesten bekannten biblischen Texten in engem Zusammenhang mit der Bibel stehende Schriften, also kommentarartige und ergänzende Schriften, Gemeindeordnungen, religiöse oder liturgische Dichtungen u. a. Sie bilden geschichtlich, paläographisch und literaturgeschichtlich eine wertvolle Ergänzung zur bisher bekannten frühen jüdischen Literatur.
Zwischen 70 und etwa 600 n. Chr. entstand in den rabbinischen Schulen Palästinas und Babyloniens eine umfangreiche, zuerst mündlich tradierte und kompilierte, schließlich auch literarisch fixierte Tradition, die textlich allerdings erst durch mittelalterliche Handschriften bezeugt ist. Dieses Schrifttum umfasst: 1) die Mischna, ein in sechs »Ordnungen« und in Traktaten gegliedertes autoritatives Corpus gesetzlicher Überlieferungen (gegen 220 n. Chr. fixiert; Teil der »mündlichen Thora«, die, auf Moses zurückgeführt wie die schriftliche Thora, aber erst nach langer Überlieferung schriftlich fixiert wurde); 2) die Tosefta, eine Parallelsammlung; 3) den palästinensischen Talmud; 3.-5. Jahrhundert, unvollendet geblieben; 4) den babylonischen Talmud, auf der Mischna aufbauende und weitere Überlieferungen verwertende rabbinische Überlieferungen, im 6./7. Jahrhundert abgeschlossen, seither verbindliche Quelle des jüdischen Rechts, die aber auch erzählende und didaktische Kleinformen und bibelexegetische Traditionen enthält; 5) die Midrasch-Literatur (Midrasch), Texte, die in Anlehnung an biblischen Schriften erläuterndes und ergänzendes Traditionsmaterial enthalten, teils auch thematisch geordnet in Homilienform; 6) Targume; aramäische Übersetzungen der biblischen Bücher, Zeugnisse der rabbinischen Bibelauslegung; 7) synagogale Dichtung (Pijut), als poetische Ausgestaltung und Ergänzung der rabbinischen Gebetsordnungen (v. a. für Sabbat- und Festtagsgottesdienste) vom späten 4. Jahrhundert an bezeugt, im 6. Jahrhundert bereits mit festen, »klassischen« Formen. Ein Autorenbewusstsein wird erstmals deutlich bei Jannaj (6. Jahrhundert?), der zum Teil sein Namensakrostichon verwendete. Am Ende der Periode erreichte die Dichtung dieser frühen »Pajtanim« einen letzten Höhepunkt in Werk und Schule des Eleazar ha-Qillir (Kalir).
Traditionsliteratur, Bibel:
Der biblische Konsonantentext wurde durch die »Masoreten« (Masora) vokalisiert und damit in der Aussprache fixiert; er konnte so als Grundlage für die aufkommende hebräische Grammatik und Lexikographie dienen. Die Midrasch-Literatur der Antike und die aramäische Bibelübersetzung wirkten auf die Bibelauslegung auch weiter ein. Im mitteleuropäischen (»aschkenasischen«) Bereich repräsentiert Raschi (Salomo ben Isaak) mit neuen Wort- und Sacherklärungen eine gewichtige Kommentartradition. Im Mittelmeerraum entstanden teils philologische, teils auch philosophierende Kommentare, zum Teil in Homilienform.
und Recht: Talmudkommentare, auch zu Teilen des Talmud, waren zahlreich; auch hier kommt Raschi besondere Bedeutung zu. Häufig wurden die neuen gesetzlichen Erkenntnisse als »Novellen« in der Folge der talmudischen Traktate angeordnet. Nichtgesetzliche Bestandteile des Talmud (die »Haggada«) wurden wie Midraschim zu erbaulichen oder theologischen Zwecken kommentiert. Die Rechtspraxis erforderte übersichtliche Darstellungen des gültigen Rechts (der »Halacha«). So entstanden thematische Einheiten (»Halachot«), die allmählich zu größeren Werken zusammengestellt wurden. Isaak Alfasi (* 1013, ✝ 1103) folgte der talmudischen Ordnung, eine Ordnung nach Sach
gebieten wählte
Jakob ben Ascher (* 1270, ✝ 1340) in den »Arbaah Turim« (vier Säulen). Nur der »Mishneh Torah« des M. Maimonides erreichte in etwa Kodexform. Die genannten Werke (u. a.) wurden ihrerseits wieder kommentiert und so aktualisiert. Eine wichtige Rechtsquelle stellten ferner Responsensammlungen, Gutachten bekannter Rechtsgelehrter, dar.
und Poesie: Die Gebetsordnungen der verschiedenen Regionen gewannen bis zum 14. Jahrhundert feste Gestalt, nachdem bis zu dieser Zeit der Bestand v. a. an synagogaler Poesie variierte. Die Poesie selbst hatte sich aber zum Teil schon früh von der rein synagogalen Zweckbestimmung gelöst, und es war eine reiche religiöse, im islamischen (v. a. maurisch-spanischen) Bereich auch profane Dichtung entstanden, Letztere mit fast allen Gattungen der arabischen Poesie (auch mit Reim und Metrum), während die »aschkenasische« Dichtung mehr eine »klassische« Linie bewahrte und sonst v. a. Qinot (Klagelieder) und Selichot (Bußgedichte) aufweist. Zu den namhaftesten hebräischen Dichtern zählen Samuel ha-Nagid (* 993, ✝ 1056), Salomon ibn Gabirol, Mose ibn Esra (✝ nach 1139), Jehuda (Juda) ben Samuel Halevi und Abraham Ben Meir Ibn Esra, alle Vertreter der »spanischen Schule«.
und Wissenschaft: Im arabischsprachigen Bereich hatten gebildete Juden hohen Anteil an der Wiederentdeckung der antiken Philosophie und Wissenschaft. Ihre eigenen Beiträge dazu, v. a. Kommentare zu antiken und islamischen Autoren, blieben wirkungsgeschichtlich aber nur von Bedeutung, sofern sie ins Hebräische übersetzt wurden. Dies geschah v. a. im spanisch-südfranzösischen und italienischen Judentum, an Schnittpunkten von Sprachen und Kulturen. Original hebräische Werke waren in diesen Gebieten selten.
Theologische Literatur:
Die Betonung des Individuums und das Aufkommen der Autorenliteratur ermöglichten die neue Gattung des systematischen Traktats. Daneben blieb die Dialogform beliebt, besonders in Werken, die aufgrund der Konfrontation mit Philosophie sowie islamische und christliche Theologie entstanden waren und in erster Linie die gebildeten Juden auf solche Konfrontationen vorbereiten sollten. Auch dabei ging eine arabischsprachige Literatur voraus, die nur in hebräischen Übersetzungen weiterwirkte, so von Saadja Gaon das »Buch der Glaubenslehren und Glaubensüberzeugungen«, von Abraham ben David ibn Daud »Der erhabene Glaube« und von Maimonides »Der Führer der Verwirrten«. Original hebräisch schrieben bereits Abraham ibn Esra und Abraham bar Chijja (✝ etwa 1136), später v. a. D. C. Crescas mit seinem »Licht des Herrn« und Josef Albo (✝ etwa 1444) mit dem »Buch der Glaubensgrundsätze«. Immer geht es dabei um den Versuch, Wissen und Offenbarungsinhalt (Glaube) zu harmonisieren. Die Kabbala hingegen, das bedeutendste Beispiel einer reichhaltigen mystischen Literatur, weist so gut wie nur original hebräische und aramäische Werke auf, in Aramäisch v. a. das »Buch Sohar«, Gegenstand zahlreicher Kommentare.
Geschichtsliteratur:
Hier konzentrierte sich das Interesse weitgehend auf zwei Anliegen: 1) auf den Aufweis der kontinuierlichen rabbinischen Tradition (damit gegen die Karäer gerichtet); 2) auf die Darstellung der Exilsleiden Israels, d. h. auf Martyrologie. Hinzu trat gelegentlich der Ausblick auf die Zukunft, also apokalyptische Literatur. Nur nebenbei wurden erzählende und historische Stoffe in solche Werke aufgenommen.
Einen großen Umfang nahm die Erbauungsliteratur (Musarliteratur) ein, je nach traditioneller, philosophischer (Bachja ben Joseph ibn Pakuda, 11. Jahrhundert) oder kabbalistischer Orientierung recht unterschiedlich ausgeprägt. Sie zielte v. a. auf Verinnerlichung, auf Sinngebung der religiösen Praxis. Dabei traten Homilien immer mehr in den Vordergrund.
Über die Erbauungsliteratur und die profane Dichtung hinaus bestand eine gewisse Nachfrage nach unterhaltenden Texten in hebräischer Sprache, als hebräische Alternative zur Lektüre fremder Literatur. So hebraisierte bereits Jehuda Al-Charizi (✝ 1235) arabische Makamen und komponierte dazu original hebräische, andere sammelten und formten Spruchüberlieferungen. Der Alexanderroman, aber auch Ritterromanzen, waren in hebräischen Fassungen verbreitet. Die zahlreichen Maasäh-Texte, kleine Erzählungen in der Art der Exempla, dienten auch in religiösen (Kommentare, Homilien) und rechtlichen Zusammenhängen zur Illustration bestimmter Sachverhalte.
Der Buchdruck ermöglichte die Verbreitung der mittelalterlichen Werke und führte quantitativ zu einer enormen Steigerung der literarischen Produktion. Das Judentum stand nach der Vertreibung aus Spanien vorwiegend im Zeichen der Kabbala. Die Traditionsliteratur dominierte mit Talmudkommentaren und Kommentaren zu den älteren Gesetzeswerken, v. a. aber zum »Schulchan Aruch« des J. Karo. Die Bibelkommentare hatten oft erbaulich-kabbalistischen oder homiletischen Charakter, die umfangreiche Erbauungsliteratur wies meist kabbalistische Züge auf.
In Italien blieben allerdings säkulare Bildung und Literatur lebendig, auch profane Dichtungen und Dramen wurden verfasst, sodass sich hier eine kontinuierliche Linie zur modernen hebräischen Literatur der Aufklärungszeit ergab. Über das Habsburgerreich, in dem zahlreichen italienisch-jüdische Autoren lebten, wirkte diese Literatur auch auf Osteuropa ein. Am bekanntesten wurde der vielseitige M. C. Luzzato.
Aufklärung und Moderne
Die rabbinische Literatur lebte in all ihren Sparten weiter, ergänzt um polemische Schriften zum innerjüd. Parteienstreit und die um Objektivität bemühte Wissenschaft des Judentums. Die von der Berliner Aufklärung (M. Mendelssohn, Hartwig Wessely) erstrebte Belletristik im »klassischen« Bibelhebräisch entstand nicht im bald assimilierten Westjudentum, sondern in der osteuropäischen Aufklärung (Haskala). Im Gefolge der europäischen Nationalstaatenbewegung und des Sozialismus begann in Russland und Polen die kritische Auseinandersetzung mit den dortigen jüdischen Lebensformen in Gesellschaft und Religion. A. Mapu verfasste den ersten historischen Roman (»Zionsliebe«, 1853) in hebräischer Sprache, in dem er Gesellschaftskritik mit dem Hinweis zur zionistischen Erneuerung des jüdischen Volkes verband; Mendele Mojcher Sforim, der mit J. L. Perez und Scholem Alejchem auch zu den Klassikern der jiddischen Literatur zählt, verhalf dem Realismus als künstlerisches Prinzip der hebräischen Literatur zum Durchbruch. P. Smolenskin trat als Publizist für den jüdischen Nationalismus ein. Mit den Einwanderungswellen aus Russland nach Palästina entstand die Literatur der Arbeiterbewegung mit Kritikern wie J. C. Brenner, Denkern wie A. D. Gordon und Lyrikern wie der Dichterin Rachel. Zum Wegweiser der bürgerlichen Richtung des geistigen oder Kulturzionismus wurden Achad Haam, C. N. Bialik und S. Tschernichowsky, mit S. Schneur die Hauptvertreter der hebräischen Dichtung in ihrer Zeit. Führende Lyriker während des britischen Mandats waren A. Shlonsky (* 1900, ✝ 1973), N. Alterman, U. Z. Greenberg und L. Goldberg.
Der Gründung des Staates Israel (1948) folgte eine rasche Weiterentwicklung der Sprache und damit ein Wandel der Literatur, mitbedingt durch die veränderte Lebenssituation. Der früher so starke Einfluss der deutschen, französischen oder englischen Literatur, deren Übersetzung ins Hebräische den hebräischen Schriftstellern stets ein wichtiges Anliegen war, geht stark zurück. Die herausragendsten, heute (oder bis vor kurzem) noch aktiven Vertreter der »Generation des Unabhängigkeitskrieges« (oder »Palmach«-Generation), der man diejenigen Autoren zurechnet, die bereits in den 40er-Jahren zu veröffentlichen begannen, sind A. Megged, M. Schamir, S. Jishar, J. Amichai u. a. Bei ihnen dominieren »klassische« Themen wie der Holocaust, die Spannungen zwischen Israel und der Diaspora, israelische und jiddische Kultur, typisch jüdische oder zionistische Schicksale, ausgebreitet in historische, oft weite Zeiträume übergreifenden Romanen. Moderne Romantechniken verbinden sich im Schaffen von S. J. Agnon mit überzeitlichen jüdischen Motiven. Er wirkte jedoch ebenso wenig schulebildend wie C. Hazaz, ein bedeutender Erzähler der jemenitischen und der Kabbala verbundenen Welt. Das hebräische Drama war anfangs in Israel v. a. biblischen und historischen Themen zugewandt; erst spät setzte es sich immer stärker auch mit der politisch-sozialen Welt der Gegenwart auseinander. Hauptvertreter sind heute der stark von S. Freud und dem absurden Theater geprägte N. Aloni, der S. Beckett geistig verwandte Hanoch Levin, der auch der politischen Satire breiten Raum gewährt, sowie J. Sobol, der sich besonders mit der Problematik des Antisemitismus in allen Formen vom jüdischen Selbsthass bis zum Holocaust auseinander setzt.
Große Aufmerksamkeit erfahren zurzeit v. a. die Angehörigen der »Generation des Staates«, also diejenigen, deren erste Arbeiten von den späten 50er- bis in die 70er-Jahre hinein erschienen. Zu ihnen gehören A. B. Jehoschua, A. Oz, Amalia Kahana-Carmon (* 1930), David Avidan (* 1934, ✝ 1995), A. Appelfeld, Y. Kaniuk, Yaakov Schabtai (* 1934, ✝ 1981, seine Werke erschienen zum Teil postum) und Yehoshua Kenaz (* 1937). In vielen ihrer Arbeiten spiegelt sich die tiefe Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft, die sich seit dem Sechstagekrieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten (1967) und der gegensätzlichen Bewertung von dessen Folgen entwickelt hat. So findet man in Romanen sowohl die Figur des von dem religiösen Eifer, die besetzten Gebiete jüdisch besiedeln zu müssen, Beseelten wie auch die des enttäuschten Auswanderers. Die Spannweite der Kulturen, die in Israel aufeinander treffen, lässt sich ermessen, wenn man die von Yoel Hoffmann (* 1937) porträtierten deutsch-jüdischen Einwanderer denen aus Nordafrika im Werk von Albert Souissa (* 1959) oder den Ultraorthodoxen aus den Kurzgeschichten einer Hanna Bat-Schahar (* 1944) gegenüberstellt. Alle diese Autoren gehören bereits einer jüngeren Generation an, die sich zum Teil stark von traditionellen Erzählweisen ab- und einer experimentellen Prosa zugewandt hat (neben Hoffmann v. a. Yuval Schimoni, * 1955, und Orly Castel-Bloom, * 1960), bei der die Sprache selbst viel stärker in den Vordergrund tritt. Typisch für diese Gruppe ist auch die Behandlung von Themen (z. B. der modernen Großstadt), die überhaupt nicht mehr spezifisch israelisch sind. Im Vergleich zu diesen eher konservativ und zugleich mehr mit typisch israelischen Themen befasst sind Autoren wie Savion Liebrecht (* 1948), Meir Shalev oder D. Grossman. Auffällig ist die starke Zunahme weiblicher Stimmen in der jüngeren hebräischen Literatur. Auch der internationale Trend zu einer sehr eigenständigen weiblichen Variante des Kriminalromans ist an Israel nicht vorbeigegangen (S. Lapid, Batya Gur, * 1947). Bei einer immer stärkeren Hinwendung zum Privaten, Konkreten und damit allgemein Menschlichen ist die israelische Literatur jedoch bis heute in überdurchschnittlichem Maße »politisch«, wovon auch die Tatsache zeugt, dass viele Autoren aller »Generationen« (z. B. Oz, Grossman) auch Essaysammlungen über politische Themen publizieren. In der Literatur für Kinder und Jugendliche (U. Orlev, Ruth Almog, Oz und Dorit Orgad) werden undidaktisch und rein literarisch anhand eigener Kindheit die Geschichte oder die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden reflektiert. Ereignisse wie der Libanonkrieg 1982/83, die Intifada und auch der Golfkrieg 1991 schlugen sich indessen besonders stark in der hebräischen Lyrik nieder (neben etablierten Namen wie J. Amichai, Nathan Zach, * 1930, Dahlia Ravikovitch, * 1936, u. a. meldeten sich hier auch jüngere Autoren zu Wort, z. B. Yitzhak Laor, * 1948), in der sich im Übrigen neben traditionellen Themen und Schreibweisen ebenfalls eine Tendenz zum sprachlichen Experimentieren beobachten lässt (z. B. Maja Bejerano, * 1949).
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Universal-Lexikon. 2012.