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Sa|ga 〈f. 10; Lit.〉 isländ., in Prosa abgefasste Erzählung des 11.-14. Jh. [altnord., „(dargestellte od. erlebte) Geschichte“; → Sage]
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alte ↑ nordische (1), meist von den Kämpfen heldenhafter Bauerngeschlechter handelnde Erzählung in Prosa.
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I Sạga
[altnordisch »Bericht«, »Erzählung«, zu segja »sagen«, »sprechen«] die, -/-s, altnordisch Plural Sọ̈gur, in der altnordischen Literatur Bezeichnung für eine Form der schriftlichen Prosaerzählung, die seit etwa 1200 auf Island, zum Teil auch in Norwegen, entstanden ist und aus inhaltlichen und formalen Gründen in verschiedenen Gattungen eingeteilt werden kann. Die altnordische Sagaliteratur gehört zu den frühesten Zeugnissen volkssprachlicher mittelalterlicher Erzählkunst in Europa und zeichnet sich durch die Verbindung einheimischer Überlieferungen mit kontinentalen Literaturtraditionen aus. Obwohl die Entstehung der Sagaliteratur noch nicht völlig geklärt ist, gehören die Konunga sögur (Königssagas) zur ältesten Stufe. Sie behandeln die Geschichte der norwegischen Könige bis etwa 1280, in Form von Biographien, die auch legendarischen Charakter haben können (Olafs sagas) oder die von den Königen selbst in Auftrag gegeben wurden (Sverris saga, Hákonar saga), teils als chronikartige Berichte (Ágrip, Fagrskinna), oder - wie in der Heimskringla des Snorri Sturluson - als Geschichtsdarstellung eines größeren Zeitraums. Sie wurden meist von Isländern geschrieben und haben einen hohen Zuverlässigkeitsgrad. Die etwa 40 Íslendinga sögur (Isländersagas) behandeln Ereignisse auf Island zwischen 870 (Besiedlung) und etwa 1030. Sie handeln in ausgefeilter Erzähltechnik von einer Familie (Laxdoela saga, Njáls saga), einer Person (Egill Skallagrímsson) oder von Familien eines bestimmten Bezirks (Eyrbyggja saga) und wurden von anonymen Verfassern unter Einschluss mündlicher Überlieferungen im 13. Jahrhundert geschrieben. Nur die Sturlunga saga berichtet von Ereignissen des 12. und 13. Jahrhunderts. Ausgangspunkte der Handlung sind häufig menschliche und juristische Konflikte, die in Blutrachereaktionen, z. B. das Verbrennen (brenna) der gegnerischen Familie in ihrem Haus, münden können. In ganz unhistorischem Rahmen bewegen sich die nach 1250 entstandenen Fornaldar sögur (Vorzeitsagas) mit Begebenheiten, die sich in sagenhafter Frühzeit zugetragen haben sollen. Dabei werden häufig Stoffe der nord- und südgermanischen Heldensage in Prosaform aufgenommen (Völsunga saga, Hrolf Krake). Die Beliebtheit der Fornaldar sögur beweist ihre große Verbreitung durch Abschriften und ihre häufige Verarbeitung in den späten isländischen Rímur. Der Thidreks saga wird zum Teil eine Sonderstellung eingeräumt, zum Teil wird sie auch den Fornaldar sögur zugerechnet. Die Riddara sögur (Rittersagas) sind altnordische Prosafassungen ausländischer höfischer Versepen (Tristrams saga, Parcevals saga), deren Übersetzung von dem norwegischen König Håkon IV. um die Mitte des 13. Jahrhunderts angeregt wurde. Die Rezeption dieser höfischen Literatur geschah gleichzeitig mit der Intensivierung der politischen und ökonomischen Auslandsbeziehungen Norwegens durch Håkon und seine Nachfolger. Die Lygi sögur (Lügengeschichten, Märchen) sind isländische Neuschöpfungen nach dem Muster der Riddara sögur und der Fornaldar sögur (mit Verarbeitung nichtisländischer Märchenstoffe). Das Leben und Wirken der isländischen Bischöfe des 12. und 13. Jahrhunderts wird in den Byskupa sögur (Bischofssagas) beschrieben, die legendarisch-hagiographische Züge aufweisen. Zur Sagaliteratur im weiteren Sinn zählt auch die auf lateinischen Quellen zurückgehende historische und pseudohistorische Übersetzungsliteratur, darunter die Veraldar saga (eine Weltchronik), die Rómveria saga (römische Geschichte nach Sallust und Lukian), die Trojumanna saga (Trojaroman; nach Dares Phrygius, 2. Jahrhundert n. Chr.?) sowie die hagiographische Literatur (Marien-, Apostel-, Heiligenlegenden).
K. Schier: S.-Lit. (1970);
K. Schier: Die Lit. des Nordens, in: Europ. Hoch-MA., bearb. v. H. Krauss (1981);
P. Meulengracht Sørensen: Saga og samfund (Kopenhagen 1977);
Structure and meaning in Old Norse literature, hg. v. J. Lindow u. a. (Odense 1986);
T. M. Andersson u. William I. Miller: Law and literature in medieval Iceland (Stanford, Calif., 1989);
P. Meulengracht Sørensen: Saga and society (a. d. Dän., Odense 1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Sagas und Skaldendichtung: Wegmarken skandinavischer Literatur im Mittelalter
Saga,
Präfekturhauptstadt in Japan, im Nordwesten der Insel Kyūshū in der Tsukushi-Ebene, 170 300 Einwohner; Universität (gegründet 1949); Maschinenbau, elektrotechnische, Nahrungsmittelindustrie.
Ehemalige Burgstadt; von der Burg sind nur noch die Befestigungsanlagen mit den großen Mauern sowie die Wall- und Grabenanlagen vorhanden.
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Sa|ga ['za(:)ga], die; -, -s [aisl. saga = Erzählung, verw. mit ↑Sage] (Literaturw.): alte nordische (1), meist von den Kämpfen heldenhafter Bauerngeschlechter handelnde Erzählung in Prosa: Ü Seit Harold Robbins hat kein Autor eine solch erregende S. von Reichtum, Liebe u. Machtgier geschrieben (Spiegel 30, 1974, 89).
Universal-Lexikon. 2012.