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Schwank [ʃvaŋk], der; -[e]s, Schwänke ['ʃvɛŋkə]:kurze, heitere, häufig auch derbe Erzählung [in Versen oder Prosa] von komischen Begebenheiten oder lustigen Streichen:
ein Schwank von Hans Sachs; einen Schwank aufführen; er erzählt einen Schwank aus seinem Leben.
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schwạnk 〈Adj.〉
2. 〈fig.〉 unsicher, unstet
● er ist wie ein \schwankes Rohr im Winde 〈fig.〉 [<mhd. swanc „schwankend, biegsam“ <idg. *sueng- „biegen, drehend schwingen, schwenken“]
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1.
a) dünn, schlank u. biegsam:
wie ein -es Rohr im Wind;
b) zum Schwanken neigend, schwankend:
er stand auf einer hohen, -en Leiter.
ein -er Mensch.
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Schwank,
seit dem 15. Jahrhundert Begriff für scherzhafte Erzählungen in Vers und Prosa. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnet Schwank auch ein Schauspiel mit Situations- und Typenkomik in Nachbarschaft zu Burleske, Farce, Posse und Spektakel. Ähnlich wie Anekdote, Fabel und Witz arbeitet der Schwank mit Pointen. Gegenstand ist meist der Alltag mit seinen Tücken oder die Verspottung eines Dummen durch einen Listigen. - Schwankhafte Elemente können in allen literarischen Gattungen auftreten, wie die von J. und W. Grimm geprägte Bezeichnung Schwankmärchen (z. B. »Das tapfere Schneiderlein«) zeigt. Für die globale Verbreitung des Schwanks sprechen indische, orientalische und antike Zeugnisse. In dieser Tradition stehen mittellateinische Schwänke, die teils selbstständig, teils eingelagert in andere Werke erscheinen, so die »Gesta Karoli« (um 885) des Notker Balbulus und die »Fecunda ratis« (um 1023) des Egbert von Lüttich (* 972). Seit dem 13. Jahrhundert wurden Zusammenstellungen von Schwänken für Unterricht und Predigt beliebt und blieben als homiletische Hilfsmittel bis ins 18. Jahrhundert üblich. Die deutschen Schwankdichtungen des Hoch- und Spätmittelalters wurden durch die lateinischen Schwänke und die französischen Fabliaux beeinflusst. Als selbstständige Gattung erscheint der Schwank in der seit dem 13. Jahrhundert entstehenden mittelhochdeutschen Kleinepik (Märe). Autoren von Schwankmären oder Schwankerzählungen sind - neben anonymen Verfassern - u. a. H. Rosenplüt, H. Folz und H. Sachs. Der Stricker schuf mit dem »Pfaffen Amis« (um 1230) eine zyklische Gruppierung von Schwänken, die häufig nachgeahmt wurde (Neidhart Fuchs; Philipp Frankfurter; Lalebuch). - Unter dem Einfluss des italienischen Humanisten G. F. Poggio Bracciolini erfuhr der Schwank eine besondere Ausprägung in der Fazetie. Vorbild für eine große Zahl von Schwanksammlungen war 1555 das »Rollwagenbüchlin« von J. Wickram. Ihm folgten u. a. Jakob Frey (* um 1520?, ✝ 1562?) mit der Sammlung »Der ander Teil des Rollwagens oder Gartengesellschaft« (1558), M. Montanus u. a. mit »Wegkürtzer« (1557), Michael Lindeners (* 1520, ✝ nach 1561) »Rastbüchlein« (1558), Valentin Schumanns (* um 1520, ✝ nach 1559) »Nachtbüchlein« (2 Teile, 1559) und Hans Wilhelm Kirchhoffs (* um 1525/28, ✝ 1602) »Wendunmuth« (Teil 1, 1563; Teile 2-7, 1602/03). - Mit dem Wiedereinsetzen der Kunst- und Bildungsdichtung im 17. Jahrhundert wurde, trotz der Förderung des Schwanks etwa durch J. W. Zincgref und J. J. C. Grimmelshausen, zugleich mit der gesamten volkstümlichen Literatur auch der Schwank zurückgedrängt. Im 18. Jahrhundert wurde er, z. B. in den heiteren Erzählungen F. von Hagedorns, C. F. Gellerts und C. M. Wielands, erneut Gegenstand klassizistischer Formkunst und kehrte vielfach zum Reim zurück. In der Folgezeit lebte der Schwank weiter in Kalendergeschichten (J. P. Hebel), in volkstümlichen Sammlungen (u. a. L. Aurbacher) und in der Regionalliteratur (u. a. F. Reuter). Bis in die Gegenwart gehören schwankartige Erzählungen zum lebendigen Bestand der deutschen Mundartliteratur. - Im 19. Jahrhundert trat dann neben die Posse und diese zunehmend verdrängend der dramatische Schwank, z. B. bei F. und P. Schönthan und L. Thoma. - Die Tradition des Schwanks auf der Bühne pflegen heute populäre Privatbühnen wie das Millowitsch-Theater in Köln, das Ohnsorg-Theater in Hamburg oder die Löwinger-Bühne in Wien.
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Schwạnk, der; -[e]s, Schwänke [mhd. swanc (↑Schwang) = (Fecht)hieb; lustiger Einfall, Streich]: 1. (Literaturw.) a) kurze launige, oft derbkomische Erzählung in Prosa od. Versen; b) lustiges Schauspiel mit Situations- u. Typenkomik: Die Freunde des „Ohnsorg-Theaters“, das den S. darbietet (Bild und Funk 12, 1966, 25). 2. lustige, komische Begebenheit; Streich: einen S. aus seiner Jugend erzählen; Mit der Familie Jungverdorben hatte sich das Schicksal einen argen S. gestattet (Sommer, Und keiner 19).
Universal-Lexikon. 2012.