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Nagel
Kralle; Fingernagel; Stahlstift; Stift; Bolzen; Drahtstift

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Na|gel ['na:gl̩], der; -s, Nägel ['nɛ:gl̩]:
1. Stift aus Metall mit Spitze und meist flachem, abgerundetem Kopf, der (zum Befestigen, Aufhängen von etwas) in etwas hineingetrieben wird:
der Nagel sitzt fest, hält nicht; einen Nagel in die Wand schlagen; etwas mit Nägeln befestigen.
Syn.: Reißnagel, Reißzwecke, 1 Stift, Zwecke.
Zus.: Eisennagel, Holznagel, Hufnagel, Polsternagel, Sargnagel, Schuhnagel.
2. hornartiger Teil an den äußeren Enden von Fingern und Zehen:
die Nägel schneiden.
Zus.: Fingernagel, Fußnagel, Zehennagel.

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Na|gel 〈m. 5u
1. hölzerner od. metallener Stift mit zugespitztem Schaft u. einem Kopf zum Befestigen od. Verbinden von Gegenständen (Dielen\Nagel, Huf\Nagel, Polster\Nagel)
2. Hornplatte auf der Oberseite des ersten Gliedes von Fingern u. Zehen (Finger\Nagel, Fuß\Nagel, Zehen\Nagel)
3. Stiel von Blättern, die sich nach oben verbreitern u. abwinkeln, z. B. bei Nelken
4. = Nelke
● der \Nagel ist abgebrochen, eingerissen, eingewachsen, nachgewachsen; einen \Nagel einschlagen, herausziehen, krummschlagen; die (Finger-, Zehen-)Nägel feilen, lackieren, pflegen, polieren, schneiden, verschneiden; er hat einen \Nagel im Kopf 〈fig.; umg.〉 ist dünkelhaft u. dumm; an den Nägeln kauen an den Fingernägeln kauen; sein: du bist ein \Nagel zu meinem Sarg 〈fig.〉 du trägst zu meinem frühen Tod bei, bereitest mir viel Kummer, Ärger; den \Nagel auf den Kopf treffen 〈fig.〉 eine Sache genau, richtig beurteilen, bezeichnenabgekaute, gepflegte, kurze, lange, lackierte, ungepflegte Nägel ● etwas an einem \Nagel aufhängen (Kleidungsstück); er hat seinen Beruf, sein Geschäft, sein Studium an den \Nagel gehängt 〈fig.〉 ihn bzw. es aufgegeben; die Sache brennt mir auf, unter den Nägeln 〈fig.〉 ist mir sehr eilig; ein \Nagel aus Eisen, Holz, Messing; Bergschuhe mit Nägeln beschlagen lassen; Nägel mit Köpfen machen 〈umg.〉 konsequent, richtig, überlegt handeln, etwas bis zu Ende durchführen; er besitzt, hat nicht das Schwarze unter den Nägeln 〈fig.; umg.〉 er besitzt nichts; er gönnt anderen nicht das Schwarze unter den Nägeln 〈fig.〉 er ist missgünstig, neidisch; sich etwas unter den \Nagel reißen, ritzen 〈fig.; umg.〉 es geschickt, gekonnt entwenden, sich bei günstiger Gelegenheit aneignen [<ahd. nagal, engl. nail, got. nagls „Nagel an Fingern u. Zehen, Stift“; zu idg. *nogho-, *ngho- „Nagel an den Fingern u. Zehen, Kralle, Klaue“]

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Na|gel , der; -s, Nägel [mhd. nagel, ahd. nagal, urspr. nur = Finger-, Zehennagel, Kralle, Klaue]:
1. [nach Nagel (3), wegen der Ähnlichkeit mit einer spitzen Kralle] am unteren Ende zugespitzter, am oberen Ende abgeplatteter od. abgerundeter [Metall]stift, der in etw. hineingetrieben wird (u. zum Befestigen von etw. od. zum Verbinden bes. von Holzteilen dient):
ein rostiger N.;
einen N. einschlagen;
die Jacke an einen N. hängen;
eine Kiste mit Nägeln zunageln;
in einen N. treten;
ein N. zu jmds. Sarg sein (salopp; jmdm. schweren, am Leben zehrenden Ärger, Kummer bereiten);
den N. auf den Kopf treffen (ugs.; den Kernpunkt von etw. treffen, erfassen; H. u.);
Nägel mit Köpfen machen (ugs.; sich nicht mit Halbheiten begnügen, etw. richtig anfangen, konsequent durchführen; bezogen auf den gewöhnlichen Nagel, der ohne Kopf fehlerhaft ist);
etw. an den N. hängen (ugs.; etw. aufgeben, künftig nicht mehr machen; geht wohl darauf zurück, dass man früher sein Arbeitsgerät, seine Dienstkleidung o. Ä. in einer Baubude, Baracke o. Ä. ordentlich an einem Nagel aufhängte, wenn man eine Arbeit od. die Ausübung eines Berufes beendet hatte).
2. (Verkehrsw.) großer Nagel mit breitem, leicht gewölbtem Kopf, der (in Reihen angeordnet) der Fahrbahnmarkierung dient.
3. kleine, schildförmige Platte aus Horn auf dem vordersten Finger- bzw. Zehenglied:
der N. ist eingerissen;
Schmutz unter den Nägeln haben;
jmdm. auf/unter den Nägeln brennen (ugs.; für jmdn. sehr dringlich sein; H. u., vielleicht bezogen auf eine entsprechende Foltermethode);
sich <Dativ> etw. unter den N. reißen (salopp; sich etw. auf nicht ganz korrekte Weise aneignen);
nicht das Schwarze unter dem/unterm N. (ugs.; überhaupt nichts).

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I
Nagel,
 
1) Anatomie: lateinisch Ụnguis, griechisch Onyx, beim Menschen und bei Affen die dünne, durchscheinende, konvex ausgebildete Hornplatte (Nagelplatte), welche die Oberseite des Endgliedes der Zehen und Finger bedeckt. Der Nagel liegt auf dem Nagelbett und wird seitlich vom Nagelwall begrenzt, der sich hinten zum Nagelfalz einsenkt. Der im Nagelfalz steckende Teil heißt Nagelwurzel, die nicht immer sichtbare halbmondförmige weiße Stelle davor ist das Möndchen (Lunula), das durch lichtreflektierende Luftbläschen in den Hornschüppchen der Nagelplatte zustande kommt. Der Nagel besteht aus einer weichen, unverhornten Zell- und der Hornschicht. Das Längenwachstum wird aus der Tiefe des Nagelfalzes unterhalten (2-3 mm im Monat). Bei anderen Säugetieren, bei Vögeln und Kriechtieren entsprechen dem Nagel die Hufe, Klauen oder Krallen.
 
Nagelkrankheiten (Onychosen) können als Folge primärer Erkrankungen (Infektionen) und Schädigungen (Verletzungen, Chemikalien) oder als Symptom innerer Krankheiten auftreten. Sie äußern sich in Nagelschäden wie Verfärbung (Leukonychie), Brüchigkeit (Onychorrhexis) oder Aufsplitterung von Schichten (Onychoschisis) bei Hautkrankheiten, aufgrund von Entfettung durch Staubarbeiten oder Umgang mit Lösungsmitteln, auch von Kalk- oder Vitaminmangel; weitere Veränderungen sind Grübchenbildung in der Nagelplatte (Grübchennagel, Tüpfelnagel), v. a. bei Psoriasis und Ekzemen, eine partielle oder vollständige Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett (Onycholysis) durch Nagelbettentzündungen oder Pilzinfektionen, Querfurchungen bei schweren inneren oder Hautkrankheiten, Störungen im Bereich der Nagelwurzel.
 
Spezielle Formen einer krankhaften Umbildung sind Hohlnägel (Koilonychie), muldenförmige Verformungen der Fingernägel mit erhöhter Brüchigkeit bei chronischem Eisenmangel, Ekzemen, Mangelkrankheiten, Raynaud-Krankheit, und die Uhrglasnägel bei Herz- und Lungenkrankheiten. Der Krallennagel (Onychogryposis) entsteht durch übermäßige Verdickung und Verbiegung der Nagelplatte mit Verfärbung und tritt v. a. in höherem Alter auf. Infektionen werden v. a. durch Hautpilze hervorgerufen (Onychomykosen) und befallen besonders die Fußnägel (Hautpilzkrankheiten).
 
Durch Verletzungen und Eindringen von Eitererregern entstehen die Nagelfalz- und Nagelwallentzündung (Paronychie) und die Nagelbettentzündung (Onychie) v. a. der Fingernägel (Fingerentzündung). Durch Eintrocknen und Einreißen des Nageloberhäutchens bis in den Nagelwall und nachfolgende schmerzhafte Entzündung wird der Niednagel hervorgerufen.
 
 2) Botanik: stielartiger Basalteil eines Blütenblattes.
 
 3) Segeln: Belegnagel, Coffeynagel, hölzerner oder eiserner Bolzen, der in einem Loch der Nagelbank, eines dicken Holzbretts am Mast oder Schanzkleid, steckt und zum Festmachen (»Belegen«) von Leinen der Takelung dient.
 
 4) Technik: Drahtstift aus einem zugespitzten Schaft und flachem, gewölbtem oder gestauchtem Kopf zur Verbindung von Teilen, v. a. von Holzteilen untereinander oder mit anderen Bauteilen. Aus Blechstreifen oder Bandeisen werden geschnittene Nägel hergestellt, deren Schaft einen runden, quadratischen oder rechteckigen Querschnitt haben kann. Für Sonderzwecke benötigt man geschmiedete Nägel (z. B. Schienennägel); bei der Schuhherstellung wurden auch Holznägel (Holzstäbchen ohne Kopf) verwendet.
 
Volksglauben:
 
Das Einschlagen von Nägeln ist eine Art von Aneignungsritus; z. B. schlug der Bauherr den ersten und den letzten Nagel ein. Der »Dreinägelsegen« volkstümliche Zauberbücher sollte Diebe bannen; im Umkreis der Defixion entspricht er häufig den Zauberpraktiken mit Nadeln. Die in dem Dreinägelsegen verwendeten Segenstexte weisen auf Zusammenhänge mit den »Kreuznägelreliquien« hin (mittelalterliche und barocke Volksfrömmigkeit); so war in der Heiligen Lanze der Reichskleinodien ein angeblicher Nagel vom Kreuz Christi eingelassen. (Nagelfetische)
 
II
Nagel,
 
1) Ernest, amerikanischer Philosoph österreichischer Herkunft, * Waagneustadtl (bei Trentschin) 16. 11. 1901, ✝ New York 20. 9. 1985; lehrte 1931-70 Philosophie an der Columbia University. Nagel beschäftigte sich v. a. mit der Anwendung logischer Methoden, dem Wahrscheinlichkeits- und dem Beweisbegriff.
 
 2) Hans, Plastiker und Grafiker, * Frankfurt am Main 28. 3. 1926, ✝ Bonn 8./9. 11. 1978; begann in Hamburg mit Schrottplastik, zum Teil als Bauplastik, seit 1966 arbeitete er v. a. mit Röhrenelementen, oft monumental; auch in Holz und bemalt. Röhrenformen bestimmen auch seine Druckgrafik (Lithos).
 
Literatur:
 
H. N. Röhrenplastiken, Texte von M. Fath u. a., hg. vom Inst. für moderne Kunst Nürnberg u. a. (1971).
 
 3) Ivan, Theaterkritiker und Intendant, * Budapest 28. 6. 1931; Theaterkritiker für die »Deutsche Zeitung« und Chefdramaturg an den Münchner Kammerspielen; 1972-79 Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg; Kulturkorrespondent der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« in New York; 1985-88 Intendant des Schauspiels in Stuttgart; 1988-96 Professor an der Berliner Hochschule der Künste, ab 1997 (bis 2001) Schauspielleiter der Salzburger Festspiele.
 
Werke: Autonomie und Gnade. Über Mozarts Opern (1985); Gedankengänge als Lebensläufe. Versuche über das 18. Jahrhundert (1987); Kortner, Zadek, Stein (1989); Johann Heinrich Dannecker, Ariadne auf dem Panther. Zur Lage der Frau um 1800 (1993); Der Künstler als Kuppler (1997); Streitschriften. Politik, Kulturpolitik, Theaterpolitik 1957-2001 (2001).
 
 4) Otto, Maler, * Berlin 27. 9. 1894, ✝ ebenda 12. 7. 1967; knüpfte als Autodidakt an H. Zille und Käthe Kollwitz an und stellte die Welt der Arbeiter dar, v. a. Arbeiterporträts sowie Berliner Stadtansichten (besonders Arbeiterviertel). Er organisierte u. a. die 1. Allgemeine Deutsche Kunstausstellung in der Sowjetunion (1924). 1928 wurde er Mitglied der Asso. 1933 erteilten ihm die Nationalsozialisten Arbeitsverbot. Nagel war Mitbegründer und 1956-62 Präsident der Akademie der Künste in Berlin (Ost).
 
Literatur:
 
E. Frommhold: O. N. Zeit, Leben, Werk (Berlin-Ost 1974);
 
O. N. 1894-1967, bearb. v. C. Hoffmeister, Ausst.-Kat. (ebd. 1984);
 
O. N., Ausst.-Kat. (1987);
 
O. N., bearb. v. W. Hütt (Berlin-Ost 41988);
 
O. N. Berliner Bilder, bearb. v. F. Weidemann, Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin (1994).
 
 5) Peter, Maler und Grafiker, * Kiel 6. 4. 1941; Mitbegründer der Gruppe Zebra. Seine figürlichen Kompositionen gleichen Momentaufnahmen. Sie wirken durch die Betonung der plastischen Werte und die Art der Farbgebung, der Perspektive und des Bildausschnitts kühl und distanziert. Ein häufig wiederkehrendes Motiv sind spielende Kinder (Deckengemälde im Bildungszentrum Kiel-Mettenhof, 1977).
 
 
Literatur:
 
P. N. Werkverzeichnis 1972-78, hg. v. J. C. Jensen, Ausst.-Kat. (1978).
 
 6) Thomas, amerikanischer Philosoph jugoslawischer Herkunft, * Belgrad 4. 7. 1937; Schüler von J. Rawls, lehrte u. a. in Berkeley (Kalifornien), an der Princeton University und (seit 1980) in New York. Nagel verteidigt die Möglichkeit des Menschen, von seiner unhintergehbaren subjektiven Perspektive zu abstrahieren und sich an objektiven Handlungsgründen zu orientieren, und gründet darauf ein Legitimationsmodell für politische und gesellschaftliche Institutionen, das liberale und egalitäre Elemente verbindet.
 
Werke: The possibility of altruism (1970; deutsch Die Möglichkeit des Altruismus); Mortal questions (1979; deutsch Über das Leben, die Seele und den Tod; auch unter dem Titel Letzte Fragen); The view from nowhere (1986; deutsch Der Blick von nirgendwo); What does it all mean? A very short introduction to philosophy (1987; deutsch Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie); Equality and partiality (1991; deutsch Eine Abhandlung über Gleichheit und Parteilichkeit und andere Schriften zur politischen Philosophie); The last word (1997; deutsch Das letzte Wort); Other minds. Critical essays 1969-1994 (1995).

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Na|gel, der; -s, Nägel [mhd. nagel, ahd. nagal, urspr. nur = Finger-, Zehennagel, Kralle, Klaue; 1: nach ↑Nagel (3), wegen der Ähnlichkeit mit einer spitzen Kralle]: 1. am unteren Ende zugespitzter, am oberen Ende abgeplatteter od. abgerundeter [Metall]stift, der in etw. hineingetrieben wird (u. zum Befestigen von etw. od. zum Verbinden bes. von Holzteilen dient): ein langer, dicker, rostiger, krummer N.; der N. sitzt fest, hält, hat sich gelockert; einen N. einschlagen, in die Wand schlagen, aus dem Holz herausziehen; einen N. krumm schlagen, gerade klopfen; die Jacke an einen N. hängen; das Bild an einem N. aufhängen; eine Kiste mit Nägeln zunageln; etw. mit Nägeln beschlagen; in einen N. treten; *ein N. zu jmds. Sarg sein (salopp; jmdm. schweren, am Leben zehrenden Ärger, Kummer bereiten); den N. auf den Kopf treffen (ugs.; den Kernpunkt von etw. treffen, erfassen); einen N. im Kopf haben (ugs.; dünkelhaft, dummstolz sein; H. u.); Nägel mit Köpfen machen (ugs.; sich nicht mit Halbheiten begnügen, etw. richtig anfangen, konsequent durchführen; bezogen auf den gewöhnlichen Nagel, der ohne Kopf fehlerhaft ist); etw. an den N. hängen (ugs.; etw. aufgeben, künftig nicht mehr machen; geht wohl darauf zurück, dass man früher sein Arbeitsgerät, seine Dienstkleidung o. Ä. in einer Baubude, Baracke o. Ä. ordentlich an einem Nagel aufhängte, wenn man eine Arbeit od. die Ausübung eines Berufes beendet hatte): den Sport, sein Studium an den N. hängen; er hat die Boxhandschuhe (seine Karriere als Boxer) an den N. gehängt. 2. (Verkehrsw.) großer Nagel mit breitem, leicht gewölbtem Kopf, der (in Reihen angeordnet) der Fahrbahnmarkierung dient. 3. kleine, schildförmige Platte aus Horn auf dem vordersten Finger- bzw. Zehenglied: lange, eingewachsene Nägel; der N. bricht ab, wächst nach, löst sich, ist eingerissen; die Nägel schneiden, wachsen lassen; Schmutz unter den Nägeln haben; *die Nägel von etw. lassen (Jugendspr.; etw. lieber nicht tun, sein lassen); *jmdm. auf/unter den Nägeln brennen (ugs.; für jmdn. sehr dringlich sein; H. u., vielleicht bezogen auf eine entsprechende Foltermethode): Sie ... stehen heute abseits von Geschehnissen, welche uns auf den Nägeln brennen (Benrath, Konstanze 134); dass ich mich an diese schicksalhaften Fragen ... wagte, ohne dass sie mir wirklich auf den Nägeln brannten (K. Mann, Wendepunkt 190); sich <Dativ> etw. unter den N. reißen/ritzen (salopp; sich etw. auf nicht ganz korrekte Weise aneignen); nicht das Schwarze unter dem/unterm N. (ugs.; überhaupt nichts): sie gönnt mir nicht das Schwarze unterm N.

Universal-Lexikon. 2012.