Bụr|gen|land, das; -[e]s:
österreichisches Bundesland.
Dazu:
Bụr|gen|län|der, der;
Bụr|gen|län|de|rin, die;
bụr|gen|län|disch <Adj.>.
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Bụrgenland,
das östlichste Bundesland Österreichs, 3 966 km2, (1999) 279 800 Einwohner. Das Burgenland erstreckt sich entlang der ungarischen Grenze zwischen der Slowakischen Republik im Norden und Slowenien im Süden, es hat eine Nord-Südausdehnung von knapp 200 km und ist durchschnittlich 30 km breit, westlich von Sopron (deutsch Ödenburg) nur 4,5 km. Administrativ besteht das Burgenland aus sieben Bezirken mit insgesamt 167 Ortsgemeinden; zwei Städte haben ein eigenes Statut (Eisenstadt, Rust); Hauptstadt ist Eisenstadt.
Die Landesverfassung vom 14. 9. 1981 sieht einen Landtag mit 36 Abgeordneten (für 5 Jahre gewählt) und eine von ihm gewählte Landesregierung (7 Mitglieder) vor; sie ermöglicht Volksabstimmung und -begehren und schreibt eine fünfjährige Finanzplanung vor. Das Burgenland entsendet 6 National- und 3 Bundesräte.
Das Wappen (1922) zeigt einen gekrönten zurücksehenden Adler auf einem Felsen; über dessen Flügelspitzen zwei kleine Kreuze (Wappen der Grafen von Mattersdorf und Forchtenstein in geänderten Farben); auf der Brust das Wappen der Grafen von Güssing und Bernstein.
Landesnatur:
Das Burgenland liegt im Übergangsgebiet zwischen Ungarische Tiefebene und Ostalpen, deren Ausläufer drei deutlich abgegrenzte Teilräume schaffen. Das nördliche Burgenland umfasst das fruchtbare Eisenstädter Becken (Weizen-, Zuckerrüben-, Gemüseanbau), die flache Wanne (Neusiedler Bucht) des Neusiedler Sees, dessen Südteil zu Ungarn gehört, und die östlich anschließende »Salzlacken«- und Pusztalandschaft des Seewinkels, die im Norden zur Parndorfer Heide ansteigt. Gegen Westen und Norden begrenzt durch Rosalien- und Leithagebirge, öffnet es sich gegen das Wiener Becken durch die breiten Durchgänge der Wiener-Neustädter und Brucker Pforte. Südlich des Ödenburger Gebirgssporns schließt die Hügel- und Terrassenlandschaft des mittleren Burgenlands an, halbkreisförmig umrahmt von den Ausläufern der Buckligen Welt, dem Bernsteiner und Günser Gebirge (höchste Erhebung des Burgenlands ist der Geschriebenstein mit 884 m über dem Meeresspiegel). Der dritte Teilraum, das südburgenländische Hügel- und Terrassenland mit den breiten Talungen von Pinka, Strem, Lafnitz und Raab, ist morphologisch die östliche Fortsetzung des Oststeirischen Hügellandes und Teil der Grazer Bucht.
Das Klima ist kontinental: geringe Jahresniederschläge von rd. 600 mm, heiß-trockene Sommer und schneearme Winter. Das nördliche Burgenland gehört pflanzengeographisch bereits zur pannonischen Florenregion.
Die Bevölkerung ist überwiegend deutschsprachig, daneben gibt es kroatische (7,2 %) und magyarische (2,5 %) Minderheiten. Am Gebirgsrand und in den breiten Tälern liegen die meist kleinen Siedlungen, unter denen die Straßen- und Angerdörfer mit Streck- und Hakenhöfen vorherrschen. 41 % der Berufstätigen arbeiten in Industrie und Gewerbe, 50 % im Dienstleistungssektor, 9 % in der Landwirtschaft.
Gemessen an der Wirtschaftskraft liegt das Burgenland im Bundesländervergleich an letzter Stelle und wird im Hinblick auf die Regionalförderung als besonders förderungswürdig eingestuft; der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt beträgt 2,2 % (1992: 43,4 Mrd. S; je Einwohner 159 250 S). Das Burgenland ist das am stärksten agrarisch geprägte Bundesland Österreichs; ein überdurchschnittlich hoher Anteil des Bruttoinlandsproduktes (1992: 6,3 %) wird in der Land- und Forstwirtschaft erwirtschaftet (Österreich 1992: 2,5 %). Drei Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe sind kleiner als 10 ha. Der Produktionsschwerpunkt der burgenländischen Landwirtschaft liegt im Pflanzenbau (Weizen, Roggen, Gerste, Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps, Gemüse, Obst- und Weinbau), während der Vieh- und Forstwirtschaft im Vergleich zu den anderen Bundesländern eine viel geringere Bedeutung zukommt. Die Kulturfläche von (1994) 299 646 ha setzt sich zusammen aus 52,2 % Ackerland, 34 % Wald, 4,7 % Wiesen und 6,3 % Rebflächen. Besondere Bedeutung für die Versorgung Wiens hat der Obst- und Gemüsebau im Bezirk Neusiedl am See. Frühobst (u. a. Erdbeeren, Kirschen, Birnen) wird zwischen Neusiedler See und Leithagebirge sowie am Osthang des Rosaliengebirges gezogen. Das sommerheiße und wintermilde Klima begünstigt den Weinbau um den Neusiedler See (im südlichen Seewinkel ausgedehnte Rebareale auf ehemaligem Ackerland). Auf das Burgenland entfallen (1994) 33,8 % der österreichischen Rebfläche und 30,2 % der Weinernte (davon Weißwein: 27,9 %; Rotwein: 40,3 %). Bemerkenswert sind der Tabakanbau im Wulkatal und die Pferdezucht im Seewinkel. Der Wald besteht vorwiegend aus Mischforsten, reine Eichenbestände weist nur das Leithagebirge auf.
Im industriellen Sektor nehmen die Branchen Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit jeweils rd. 20 % (1993) die größten Anteile ein, gefolgt von Bekleidungsindustrie (15 %) und Textilindustrie (9 %). Die früher bedeutende Gewinnung und Verarbeitung vorhandener Bodenschätze hat stark abgenommen. Die Öffnung gegenüber Osteuropa macht das Burgenland zu einem zukunftsträchtigen Wirtschaftsstandort an der östlichen Außengrenze der EU und stellt die burgenländische Wirtschaft vor neue Aufgaben. Durch neue Betriebsansiedlungen und die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze können die Beschäftigungschancen im Burgenland entscheidend beeinflusst werden. Derzeit reicht das Angebot an Bau- und Industriearbeitsplätzen nicht aus, sodass 30 % der burgenländischen Arbeitskräfte in ein anderes Bundesland pendeln (rd. 37 000, davon zwei Drittel nach Wien). Die regionale Arbeitslosenquote liegt mit (1994) 7,7 % über dem Bundesdurchschnitt von 6,5 %.
Von zunehmender Bedeutung ist die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Sie leistet heute einen wesentlichen Beitrag zur burgenländischen Wertschöpfung und bietet weitere Entwicklungsmöglichkeiten. 1994 wurden 1,4 Mio. Inländer- und 0,7 Mio. Ausländerübernachtungen registriert. Der Tourismus konzentriert sich auf die Gemeinden um den Neusiedler See und einige Heilbäder (z. B. Bad Tatzmannsdorf). Aufgrund der geringen Entfernung des Ballungsraums Wien besteht ein reger Ausflugs- und Wochenendverkehr.
Das heutige Burgenland gehörte im 9. Jahrhundert zur Pannonischen Mark des Ostfränkischen Reiches. Nach Festsetzung der Magyaren um 900 war die Grenze lange strittig. Im 11. Jahrhundert begann die deutsche Besiedlung, die das ganze Mittelalter hindurch andauerte (u. a. »Heinzen«). Den Grenzschutz versahen neben deutschen Adeligen ungarische Grenzwächter. Bedeutend war die Siedlungstätigkeit der Zisterzienser. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert stand ein beträchtlicher Teil der Grundherrschaften unter habsburgischer Verwaltung, auch hielt das deutsche Bauern- und Bürgertum stets engste wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu Österreich, dem das Gebiet 1526 mit der ungarischen Krone zugefallen war. Noch vor der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannte sich ein Großteil der Bevölkerung zum Luthertum. Während der im 17. Jahrhundert einsetzenden gegenreformatorischen Bewegung fiel den Familien Esterházy und Batthyány erstmals eine bedeutende Rolle in diesem Gebiet zu, in dem sie späterhin großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss hatten. Die magyarische Nationalitätenpolitik des 19. Jahrhunderts führte zu Spannungen mit dem deutschen Bevölkerungsteil.
Im Frieden von Saint-Germain-en-Laye (1919) wurde Österreich der größte Teil des deutschsprachigen Gebiets der westungarischen Komitate Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg zugewiesen. Der Name Burgenland wurde 1920 aus der Namensendung dieser Komitate gebildet. 1921 nahm Österreich vom Burgenland Besitz, allerdings blieb die Stadt Ödenburg nach einer nicht einwandfreien Volksabstimmung (14. 12. 1921 bei Ungarn. 1938 zwischen Niederösterreich (deutsch Reichsgau Niederdonau) und Steiermark geteilt, wurde das Burgenland 1945 wiederhergestellt (1945-55 sowjetisch besetzt). 1945-64 stellte die ÖVP den Landeshauptmann, seitdem die SPÖ (bis 1987 in absoluter Mehrheit).
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Bụr|gen|land, das; -[e]s: österreichisches Bundesland.
Universal-Lexikon. 2012.