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Gerste
Gers|te ['gɛrstə], die; -:
a) Getreideart, deren Frucht vor allem zum Brauen von Bier und als Viehfutter verwendet wird.
Syn.: Getreide.
Zus.: Futtergerste, Sommergerste, Wintergerste.
b) aus kantigen Körnern bestehende Frucht der Gerste (a) mit langen Grannen.

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Gẹrs|te 〈f. 19; unz.; Bot.〉
1. 〈i. w. S.〉 Angehörige einer Gattung der Süßgräser mit Wild- u. Kulturformen, seit alters bekannt, Brotfrucht der Trockenzonen u. Steppengebiete: Hordeum
2. 〈i. e. S.〉 Kulturform der Gerste, Saatgerste: Hordeum sativum
● Sechszeilige \Gerste: H. hexastichum; Zweizeilige \Gerste: H. distichon [<ahd. gersta <vorgerm. *gherzda, eigtl. „die Stachelige“]

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Gẹrs|te , die; -, (Sorten:) -n [mhd. gerste, ahd. gersta, H. u.]:
a) Getreideart mit kurzem Halm, langen Grannen u. kantigen Körnern, deren Frucht vor allem zum Brauen von Bier u. als Tierfutter verwendet wird;
b) Frucht der Gerste (a):
Kaffeeersatz aus G.

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Gerste,
 
Họrde|um, Gattung der Süßgräser mit etwa 25 Arten v. a. auf der Nordhalbkugel, in Südamerika und Australien. Der Blütenstand ist eine Komplexähre mit jeweils drei einblütigen, meist lang begrannten Ährchen an jedem Spindelabsatz (Ährchendrillinge), die alternierend auf zwei gegenüberliegenden Seiten sitzen.
 
Als Wildgerste besonders häufig ist die meist an Weg- und Straßenrändern in den warmtemperierten Zonen vorkommende, bis 40 cm hohe Mäusegerste (Hordeum murinum) mit 4-9 cm langen Komplexähren, deren Spindel bei der Reife zerbricht. Eine weitere bekannte wild vorkommende Art ist die 10-40 cm hohe, an den Küsten Westeuropas, des Mittelmeeres und Amerikas verbreitete Strandgerste (Hordeum marinum) mit bis zur Ähre beblätterten Halmen.
 
Die Saatgerste (Getreidegerste, Hordeum vulgare) ist eine in vielen Varietäten und Sorten angebaute, einjährige Kulturpflanze. Sie ist 0,5-1,3 m hoch und besitzt einblütige Ährchen mit zwei schmalen, in langen Grannen auslaufenden Hüllspelzen (einige Zuchtformen sind auch grannenlos). In der Regel sind die Gerstenkörner fest mit der Deck- und Vorspelze verwachsen und lösen sich selbst beim Dreschen nicht heraus. Eine Ausnahme sind die Nacktgersten, die aber bis heute wegen ihrer geringen Ertragsfähigkeit nur sehr wenig angebaut werden (v. a. in der Vollwertkost und zur Herstellung von Ersatzkaffee verwendet). Morphologisch unterscheidet man zwischen der zweizeiligen Gerste mit jeweils einem fruchtbaren mittleren und zwei verkümmerten, unfruchtbaren Ährchen pro Ährchendrilling (es entstehen somit zwei Körnerreihen) und der mehrzeiligen Gerste, bei der alle Ährchen fruchtbar sind. Letztere kommt in zwei Formen vor: Bei der sechszeiligen Gerste beträgt der Winkel zweier benachbarter Ährchen jeweils 60º; es entstehen insgesamt sechs gleichmäßige Reihen. Bei der vierzeiligen Gerste überlappen sich die beiden Seitenreihen, sodass insgesamt nur vier unregelmäßige Reihen entstehen; aus diesem Grund wird diese Gerste auch ungleichzeilige Gerste genannt.
 
Hinsichtlich der Wachstumszeit unterscheidet man zwischen der Sommergerste und der im Herbst gesäten und überwinternden Wintergerste. Bei der Sommergerste herrscht in Mittel- und Westeuropa die zweizeilige Gerste vor, bei der Wintergerste v. a. die vierzeilige.
 
Gerste bevorzugt tiefgründige, humose Böden, ist im Allgemeinen aber eine anspruchslose Getreideart. Wintergerste benötigt milde Winter, da sie nicht sehr winterhart ist. Sommergerste ist im Allgemeinen anspruchsloser (aber auch meist ertragsärmer) als die Wintergerste. Angebaut wird Gerste in allen gemäßigten Zonen, wobei besonders die Sommergerste weiter nördlich als andere Getreidearten und auch in sommertrockenen Gebieten wachsen kann, da sie nur 95 Tage bis zur Reife benötigt.
 
Gerste (v. a. die mehrzeilige) wird hauptsächlich als Futtergerste (vorwiegend Schweine- und Geflügelmast) verwendet. Erwünscht sind hierbei ein hoher Eiweiß- und ein niedriger Stärkegehalt. Daneben dient ein Großteil der zweizeiligen Gerste als eine Grundlage der Bierherstellung (Bier). Gute Braugerste weist niedrige Eiweiß- und hohe Stärkegehalte auf. Weitere Qualitätskriterien sind hohe Keimfähigkeit sowie geringer Spelzenanteil. Daneben wird Gerste in der Brennerei (v. a. von Whisky), als Nahrungsmittel (Gerstengraupen, Gerstenflocken, Gerstengrütze) und als Kaffeeersatz (Malzkaffee) verwendet. In extremen Klimaten (z. B. in den Anden) wird Gerste auch als Brotgetreide verwendet.
 
Wirtschaft:
 
Die Weltproduktion von Gerste betrug 1998 138,8 Mio. t. Davon wurden 12,6 Mio. t in Kanada erzeugt, zweitgrößter Erzeuger ist Deutschland mit 12,5 Mio. t, es folgen Spanien mit 10,9 Mio. t und Frankreich mit 10,5 Mio. t. Die höchsten Flächenerträge erzielte die EG. Die meisten Länder produzieren Gerste für den Eigenbedarf, wichtige Exporteure sind Australien, Kanada und die USA. Hauptabnehmer sind die GUS-Republiken und osteuropäischen Staaten.
 
Kulturgeschichte:
 
Wie Funde von Gerstenkörnern im vorderasiatischen Raum belegen, wurde Gerste dort bereits im 9. Jahrtausend v. Chr. genutzt. Gerstenähren sind auf altägyptische Wandmalereien abgebildet. Gerste wurde zunächst geröstet und zerkleinert als Brei, später auch als fladenartiges Brot gegessen. In Europa ist Gerste in der Jungsteinzeit verbreitet worden.
 

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Gẹrs|te, die; -, (Sorten:) -n [mhd. gerste, ahd. gersta, H. u.]: a) Getreideart mit kurzem Halm, langen Grannen u. kantigen Körnern, deren Frucht vor allem zum Brauen von Bier u. als Tierfutter verwendet wird; b) Frucht der ↑Gerste (a): Kaffee-Ersatz, der diesmal statt aus G. aus getrockneten Erbsen bestand (Seghers, Transit 126).

Universal-Lexikon. 2012.