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New Age
New Age 〈[ nju: ɛıdʒ] n.; - -; unz.〉 eine u. a. von Kalifornien seit den 60er-Jahren ausgehende Bewegung, die wegen der globalen ökol. u. sozialen Krisen in allen Lebensbereichen ein neues Denken u. Handeln, ein ganzheitl. u. spirituelles Selbst- u. Weltbewusstsein postuliert ● Meditation ist ein Kennzeichen des \New Age; Malerei und Plastik des \New Age [engl., „neues Zeitalter“]

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New Age ['nju: 'eɪʤ ], das; - - [engl. new age = neues Zeitalter]:
neues Zeitalter als Inbegriff eines von verschiedenen Forschungsrichtungen u. alternativen Bewegungen vertretenen neuen integralen Weltbildes.

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I
New Age
 
[englisch/amerikanisch, njuː eɪdʒ; wörtlich »neues Zeitalter«] auch New Music. Der Begriff bezeichnet sowohl eine soziale Bewegung neuen Typs, in der die Selbsterfahrung durch Musik einen hohen Stellenwert besitzt, als auch eine kommerzielle Angebotskategorie des Musikgeschäfts.
 
In den Siebzigerjahren und anknüpfend an die Grunderfahrung der Jugend- und Studentenbewegung begann, ausgehend von den USA, als Reaktion auf die unübersehbar gewordenen sozialen und ökologischen Krisenerscheinungen der Moderne, eine Rückbesinnung auf transzendentale und spirituelle Traditionen, wie sie vor allem in den asiatischen Kulturen überliefert worden sind. Das radikale Infragestellen der technologischen Fortschrittsgläubigkeit sollte ein »neues Zeitalter« der wiedergewonnenen Einheit von Mensch und Natur, der Transformation von Gesellschaft und Bewusstsein einläuten und hat in der säkularisierten Form des »neuen Denkens« in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre tatsächlich Weltverständnis und Weltbild in den Industriegesellschaften des Westens wie im Osten Europas mit weitreichenden Folgen verändert. Die auf Meditation, Bewusstseinserweiterung und andere esoterische Praktiken aufgebaute Bewegung brachte eine Musik hervor, die mit ihrem ruhigen, auf Harmonie bedachten Grundgestus und dem vielfältigen Aufgreifen von außereuropäischen Musiktraditionen sowohl der New-Age-Philosophie entsprach wie auch als Hintergrund- und Begleitmusik für die im Zusammenhang damit entstandenen Selbsterfahrungsrituale funktionieren konnte. Grundlage dafür war eine Jazzrock-Synthese, vermischt mit synthetischen Klangformen und Anregungen insbesondere aus der Minimal Music der amerikanischen Avantgarde. Eine Vorreiterrolle hatte dabei das in den USA ansässige Windham Hill-Label des Gitarristen William Ackermann (* 1949) inne, so wie überhaupt New-Age-Musik um bestimmte Schallplattenlabels und deren Musikkonzepte organisiert ist. Windham Hill Records war insbesondere mit den Produktionen des Gitarristen Michael Hedges (* 1957), des Pianisten George Winston (* 1949) und des Multiinstrumentalisten Mark Isham (* 1948) für das Konzept des New Age prägend. Bei Coda Records waren es die Komponisten Eddie Hardin (* 1948) und Stephen Caudel (* 1954), bei Private Music Records der Synthesizer-Artist Carlos Alomar (* 1951) und der Gitarrist Leo Kottke (* 1945) und auf dem Frankfurter ECM-Label der Schlagzeuger Pierre Favre (* 1937), die der New-Age-Musik wichtige Impulse gaben. Zu den bekanntesten Vertretern gehören der Schweizer Jazz- und Rockharfenist Andreas Vollenweider (* 1956), der amerikanische Keyboarder Steven Halpern (* 1950), in Deutschland Joachim Ernst Berendt (1922-2000) sowie der Elektronikmusiker Klaus Schulze (* 1947). New Age hat sich inzwischen in eine Reihe mehr oder weniger klar voneinander abgegrenzter Stilformen und Spielweisen ausdifferenziert (Adult Alternative, Ambient, astrologische Musik, Chamberjazz, Ethnic Fusion, meditative Musik, Minimalism, Neoclassical, New Acoustic, Soloinstrumental, Techno-Tribal).
 
Als kommerzielle Verkaufskategorie ist aus dem Begriff New Age schnell ein Etikett für all diejenige Musik geworden, die sich weder stilistisch noch aufgrund ihres künstlerischen Anspruchs zu den vorhandenen Kategorien des Musikgeschäfts in Beziehung setzen ließ, ein Sammelsurium aus all dem, was anders nicht recht einzuordnen war. Zumeist betrifft das Produktionen, die absichtsvoll zwischen den Genre- und Stilformen der populären Musik angesiedelt sind, um mit überkommenen Hörgewohnheiten zu brechen, der Musikentwicklung neue Wege zu weisen und neue Formen des Musizierens zu erschließen, ohne dass sie dabei unbedingt einen direkten Bezug zu Philosophie und Bewegung des New Age aufweisen müssen. Häufig wird das auch unter dem Begriff Contemporary Instrumental rubriziert. Der größere Teil dessen, was heute als New Age angeboten ist, gehört in diese Linie, existierte oftmals schon lange bevor der Begriff New Age als Marketing-Kategorie aufkam, war vorher entweder dem Jazz- oder dem E-Musik-Bereich zugeschlagen worden.
II
New Age,
 
Begriff, der allgemein bekannt wurde als 1. die zentrale Botschaft einer im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in den USA aufgekommenen weltanschaulichen Bewegung, 2. die Bezeichnung dieser Bewegung selbst, in der sich in lockerer Form Gruppen, Strömungen, Traditionen und Inhalte höchst unterschiedlicher Herkunft zusammenfinden und 3. die Umschreibung für das religiöse »feeling« dieses »New-Age-Syndroms«, das sich, über diese Bewegung im engeren Sinne hinaus, in vielen diffusen und vagen Tendenzen und Grundanliegen gegenwärtigen Lebensgefühls wiederfindet: die Sehnsucht nach Überwindung der Krise des modernen, technologischen Zeitalters durch Wiedergewinnung der Einheit der Menschheit und der Einheit des Menschen mit der Natur auf der Grundlage eines epochal »neuen« Denkens und eines »neuen Bewusstseins«.
 
In der Esoterik, aus der die New-Age-Bewegung einen beträchtlichen Teil ihrer weltanschaulichen Bestände bezieht, gilt New Age als das »Zeitalter des Wassermanns«, das den 2000-jährigen Zyklus des »Fischezeitalters« ablöst. Über den genauen Beginn gibt es unterschiedliche Auffassungen, doch wird allgemein die sich vollziehende »Bewusstseinsrevolution« ausgangs des 20. Jahrhunderts als dessen Ausdruck angesehen, v. a. auch die Tatsache, dass das esoterische »Geheimwissen« der Vergangenheit nun öffentlich und allgemein zugänglich wird. Damit leben Vorstellungen auf, die im Okkultismus des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts besonders bei Vertretern der angloindischen Theosophischen Gesellschaft entwickelt wurden; die New-Age-Bewegung ist auch als eine Neuauflage dieses Versuchs zu verstehen.
III
New Age
 
[njuː 'eɪdʒ; englisch »neues Zeitalter«], Begriff, der allgemein bekannt wurde als 1) die zentrale Botschaft einer im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in den USA aufgekommenen weltanschaulichen Bewegung, 2) Bezeichnung dieser Bewegung selbst, in der sich in lockerer Form Gruppen, Strömungen, Traditionen und Inhalte höchst unterschiedlicher Herkunft zusammenfinden, 3) Umschreibung für das religiöse »feeling« dieses »New-Age-Syndroms« (Gottfried Küenzlen), das sich in vielen diffusen und vagen Tendenzen und Grundanliegen gegenwärtigen Lebensgefühls wieder findet: die Sehnsucht nach Überwindung der Krise des modernen, technologischen Zeitalters durch Wiedergewinnung der Einheit der Menschheit und der Einheit des Menschen mit der Natur auf der Grundlage eines epochal »neuen Denkens« und eines »neuen Bewusstseins«.
 
Der Begriff New Age ist aber älter als diese aktuellen Tendenzen. Wie seine Äquivalente »Wassermannzeitalter« und »Aquariuszeitalter« (englisch age of aquarius) hat er eine Vorgeschichte in den von gesetzmäßigen astrologischen Zyklen der Menschheitsgeschichte ausgehenden Zeitalterspekulationen der esoterischen und okkulten Weltanschauungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die besonders in der Theosophie Alice A. Baileys (* 1880, ✝ 1949) sowie in E. Swedenborgs Idee eines »neuen christlichen Zeitalters« eine Rolle spielen. Esoterisch und theosophisch beeinflusste Autoren, z. B. David Spangler (»New Age«, 1978), gehören auch zu den Ersten, die die Begriffe New Age und Wassermannzeitalter auf die Bewegung des »neuen Bewusstseins« bezogen haben: Indem sie sie in ihr okkultes Deutungssystem einbeziehen, wollen sie suggerieren, dass die New-Age-Bewegung aufgrund feststehender geistig-kosmischer Gesetze eine notwendige und unvermeidliche Entwicklung der Geschichte vollzieht.
 
Die New-Age-Bewegung wurde neben anderen antimodernistischen Strömungen (z. B. Fundamentalismus) zu einem Sammelbecken von Vertretern eines Gegenprogramms zum »Projekt der Moderne« (J. Habermas), wobei die Abgrenzungen zu Strömungen mit verwandten Intentionen (z. B. Alternativ-, Ökologiebewegung) fließend sind. Entsprechend den Positionen einiger Vertreter der Postmoderne soll die »Entzauberung« der Welt durch die moderne Technik (M. Weber) durch eine »Wiederverzauberung der Welt« (Morris Berman, * 1944) rückgängig gemacht werden. Diese Deutung des postindustriellen und postchristlichen Zeitalters als Anbruch des New Age hat Auswirkungen v. a. auf die Bereiche Naturwissenschaft, Psychologie, Esoterik und Religion.
 
 Geschichte
 
Unmittelbar greifbar wird die New-Age-Bewegung mit ihrer Kultur- und Gesellschaftskritik zuerst in der kalifornischen Gegenkultur der 1960er-Jahre. Im Rahmen der »Entmodernisierung« der amerikanischen Jugendkultur (Peter L. Berger) wird, zusammen mit dem Vordringen östlicher Weltanschauungen und okkulter Praktiken in die Kommunen der Hippies und »Blumenkinder«, auch als gültiges Modell akzeptiert, dass die Menschheit im 20. Jahrhundert in das astrologische »Zeitalter des Wassermanns« eintritt (so z. B. im Aquarius-Song im Musical »Hair«, 1967). Erst in den 70er- und 80er-Jahren fand dieses Deutungsmodell über die Jugend- und Protestkultur hinaus Verbreitung in der gesamten westlichen Gesellschaft. Diese übergreifende Bewegung bezeichnete man in den USA zunächst auch als »neues Bewusstsein« (englisch new consciousness). Ihre klassische Darstellung hat diese Strömung in Marilyn Fergusons (* 1938) »The Aquarian conspiracy« (1980; deutsch »Die sanfte Verschwörung. Persönliche und gesellschaftliche Transformation im Zeitalter des Wassermanns«) gefunden. Darin beschreibt die Autorin, wie New-Age-Ideen bei vielen zu Schlüsselerlebnissen geführt haben: zur Überwindung des »alten Denkens« des materialistischen Zeitalters durch neue Orientierungen in Richtung einer hoffnungsvolleren und harmonischen Zukunft. Darin kommt zugleich zum Ausdruck, dass nach Auffassung der New-Age-Anhänger das »neue Bewusstsein« nicht infolge revolutionärer Umbrüche oder gesellschaftlicher Reformen entsteht, sondern als »führerloses Netzwerk« von Gleichgesinnten an vielen Stellen gleichzeitig in Erscheinung tritt.
 
 Wesen und Erscheinungsformen
 
Die wichtigste Grundanschauung des New Age ist ein Holismus und Geistmonismus: »Bewusstsein« gilt als die Realität, das Sein schlechthin. Es gibt »keine letztliche Unterteilung zwischen Bewusstsein und Realität« (Michael Talbot, * 1953). Alles ist Bewusstsein; Bewusstsein ist das »primäre Faktum der Existenz, aus dem alles andere hervortritt« (Stanislav Grof, * 1931).
 
Darauf gründet sich der »mystische Utopismus« des New Age, in dem der Mensch zum Regisseur seiner eigenen Evolution werden soll: Durch »Bewusstseinsveränderung« oder »Bewusstseinserweiterung« soll der »neue Mensch« des »neuen Zeitalters« geschaffen werden. Dieser ist durch ein überindividuelles »integrales« oder »kosmisches« Bewusstsein ausgezeichnet, in dem der Einzelne seine höhere Einheit mit der Menschheit und dem Kosmos realisiert. Häufig wird dies mit Vorstellungen aus den östlichen Weltanschauungen (Ich = Atman = Brahman) oder mit Begriffen aus der modernen Psychologie (»Selbstfindung«) ausgedrückt. Die Verwirklichung der neuen Werte und Ziele in der menschlichen Gesellschaft soll beim Individuum durch Arbeit an sich selbst beginnen, wobei letztlich nicht eine fremde Autorität, sondern sein »innerer Guru« maßgebend ist.
 
De facto besteht die »Bewusstseinsrevolution« des New Age, die weitgehend die politischen Reformbewegungen der 60er- und 70er-Jahre ablöste, in der Rezeption verschiedenster geistiger und esoterischer Traditionen. Die New-Age-Bewegung setzt sich zusammen aus Anhängern moderner Psychotechniken und alter Meditationsformen, von östlicher Weltanschauung und westlicher Esoterik. Das »neue Bewusstsein« des New Age manifestiert sich dabei v. a. in folgender Weise:
 
Erstens in einer frühen Form als »Drogenmystik« oder »psychedelische Religion«: Aldous Huxley, Timothy Leary (* 1920, ✝ 1996), C. Castaneda und John Lilly (* 1915; LSD-Forschung) sammelten die ersten New-Age-Anhänger um sich. Das erste für ein breites Publikum bestimmte Buch über New Age schrieb 1971 ein Mitarbeiter Learys an der Harvard University, Richard Alpert (* 1931), nachdem er den Namen Baba Ram Dass angenommen hatte. Der Titel »Remember, be here now« (deutsch »Denke daran, sei jetzt hier«) wurde als »Leben im Hier und Jetzt« zum Slogan der 70er-Jahre. Der Name des Autors signalisierte zugleich eine zweite Form der Manifestation des »neuen Bewusstseins«: als Renaissance östlicher Weltanschauungen (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus) im Westen. Mit dem Einfluss östlicher Guru- und Meditationsbewegungen verband sich drittens eine Renaissance des Okkultismus, der Magie und archaischer Traditionen, insbesondere des Schamanismus und der indianischen Weltanschauung, angeregt durch ethnologische Forschungen z. B. Castanedas und der Anthropologin Joan S. Halifax (* 1942). Für Arnold Graf Keyserling (* 1922), einen führenden Vertreter der humanistischen Psychologie, gehören zu den »Trägern dieser Offenbarung der Wassermannzeit«, die die Rückbindung an die »große Naturreligion« vollziehen, die Indianer, deren Prophezeiungen er durch den Aufbau eines weltweiten »Indianischen Netzwerkes« allgemein zugänglich machen will. Viertens manifestiert sich das »neue Bewusstsein« als ein gewaltiger »Psychoboom« von Selbsterfahrungs- und Meditationsangeboten im Rahmen der »Humanpotenzial-Bewegung« (Bewegung zur Entfaltung des menschlichen Bewusstseinspotenzials). Wichtigstes Zentrum ist das 1962 gegründete Esalen-Institut in Kalifornien (auf einem alten indianischen Kultplatz gelegen und benannt nach einem in der Gegend ansässigen Indianerstamm), dessen Programm weltweit zahlreiche Nachahmer gefunden hat.
 
 Auswirkungen
 
Es kennzeichnet die New-Age-Bewegung als »sanfte Verschwörung«, dass sie einerseits eklektisch und konsumistisch aus den verschiedensten Bereichen, von der Naturwissenschaft bis zu den Weltreligionen und der Esoterik, ihre weltanschaulichen Versatzstücke bezieht, gleichzeitig aber auch ihrerseits diese Bereiche unterwandert und auf sie zurückwirkt: In die Fragestellungen einiger mit New Age sympathisierender Naturwissenschaftler ging der New-Age-Monismus ein, indem behauptet wurde, der Sicht von Mensch und Natur in einigen avantgardistischen Ansätzen heutiger Naturwissenschaft (Quantenphysik, Systemtheorie, Bootstrap-Hypothese u. a.) liege ein »Paradigmenwechsel« zugrunde, der eine komplementäre Sicht zur »mystischen« Anschauung von Mensch und Natur (Geist und Materie als Einheit) beinhalte. Dies war die Aufsehen erregende These des Atomphysikers F. Capra, wobei er und die meisten Vertreter von New Age unter »Mystik« v. a. die für die östlichen Weltanschauungen maßgebliche monistische, Geist und Materie vereinigende »Wahrnehmung der Einheit der Natur« (Ferguson) verstehen. Der damit vollzogene Wechsel von der »mechanistischen« und materialistischen Sichtweise R. Descartes' und I. Newtons zu einer »ganzheitlich-organischen« Betrachtungsweise der Natur wird unter Aufnahme eines von T. Kuhn in die Wissenschaftstheorie eingeführten Begriffs als »neues Paradigma« der Wissenschaft gedeutet. Während der Begriff »Paradigmenwechsel« bei Kuhn aber auf revolutionäre Veränderungen in Einzelwissenschaften bezogen ist, deren bisheriger Erklärungsrahmen (»Paradigma«) sich als zu eng erweist, wird er von den der New-Age-Bewegung nahe stehenden Wissenschaftlern umgedeutet zum Ausdruck für die Grundidee des New Age schlechthin: die globale Veränderung der weltanschaulichen Voraussetzungen der (Natur-)Wissenschaft durch das »neue Denken« des New Age. In ihrer populären Form wird Capras These in der New-Age-Bewegung daher so verstanden, dass die Naturwissenschaft heute ein »mystisches Weltbild« liefere.
 
Eine große Rolle für die Weltanschauung der New-Age-Bewegung spielt deren Sympathie für ganzheitlich-holistische und monistische Theorien, in deren Verbreitung sich die »Wendezeit« des New Age widerspiegele. Hierzu gehören u. a.: der holistische Systemansatz von G. Bateson; die Theorie der »Selbstorganisation des Universums« des Astrophysikers Erich Jantsch (* 1929, ✝ 1980); die »Gaia-Hypothese« (Erde als ein sich selbst heilender lebender Organismus) von James E. Lovelock (* 1919); die Theorie der »morphogenetischen Felder« des Biochemikers Rupert Sheldrake; die »holonomische Theorie« (englisch holomovement) D. J. Bohms; die »holographische Theorie« des Neuropsychologen Karl H. Pribram (* 1919); die Theorie der »dissipativen Strukturen« des Nobelpreisträgers I. Prigogine und die Vorstellung von der Menschheit als »globalem Gehirn« (immer komplexer werdendes Netz von Kommunikationsbeziehungen) der Erde von Peter Russell (* 1946). Allen diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass ein Denken in »vernetzten Systemen« im Sinne der Kybernetik und Systemtheorie postuliert wird.
 
Im Bereich der Psychologie haben Vertreter der humanistischen und der transpersonalen Psychologie einen großen Einfluss auf das New-Age-Bewusstsein, v. a. A. Maslow, C. R. Rogers und Grof. Unter dem Einfluss des Kulturanthropologen J. Gebser, des Philosophen P. Teilhard de Chardin, der Zen-Philosophen K. Graf Dürckheim und H. M. Enomiya-Lassalle und des indischen Philosophen S. Aurobindo gilt New Age als das Zeitalter des künftigen »integralen Bewusstseins«. Die Entfaltung dieser künftigen Bewusstseinsstufe der Menschheit hat Ken Wilber in »Halbzeit der Evolution« (1984) aufgezeigt. Wichtig für die Anthropologie und Psychologie des New Age sind auch die Ergebnisse der Thanatologie (»Nahtodes-Forschung«; Elisabeth Kübler-Ross, * 1926, Kenneth Ring, * 1935), womit zugleich die Schwelle zu esoterischen und okkulten Menschenbildern erreicht wird (Reinkarnation; Thorwald Dethlefsen, * 1946, Grof).
 
In der Esoterik, aus der die New-Age-Bewegung einen beträchtlichen Teil ihrer weltanschaulichen Bestände bezieht, gilt New Age als das »Zeitalter des Wassermanns«, das den 2000-jährigen Zyklus des »Fischezeitalters« ablöst. Über den genauen Beginn gibt es unterschiedliche Auffassungen, doch wird allgemein die sich vollziehende »Bewusstseinsrevolution« am Ende des 20. Jahrhunderts als dessen Ausdruck angesehen, v. a. auch die Tatsache, dass das esoterische »Geheimwissen« der Vergangenheit nun öffentlich und allgemein zugänglich wird. Damit leben Vorstellungen auf, die im Okkultismus des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, besonders bei Vertretern der angloindischen Theosophischen Gesellschaft, entwickelt wurden. Diese moderne Theosophie, vertreten u. a. von Helena P. Blavatsky, Annie Besant, Alice A. Bailey und Franz Hartmann (* 1842, ✝ 1912), war der erste umfassende Versuch eines »internationalen Synkretismus« auf der Basis eines esoterischen Welt- und Menschenbildes in der Neuzeit. Die New-Age-Bewegung ist auch als eine Neuauflage dieses Versuchs zu verstehen.
 
Deshalb ist auch der Bereich der Religion unmittelbar davon tangiert. Man spricht geradezu von einer neuen, synkretistischen Spiritualität des New Age, die beansprucht, die traditionellen »dogmatischen« Religionsformen durch erfahrungsorientierte Spiritualität abzulösen. Großen Einfluss gewinnt daher die die Religion auf innerpsych. Phänomene reduzierende Tiefenpsychologie C. G. Jungs. An die Stelle des Glaubens treten das angeblich sichere Wissen und die Erkenntnis. Somit vollzieht sich im New Age eine Wiedergeburt der Gnosis bis hin zu Vorstellungen und Praktiken antiker Mysterienreligionen. Der Synkretismus des New Age rezipiert die Religionen jedoch nicht in ihrer ursprünglichen Form, sondern eklektisch: Er sieht sie als verschiedene »Pfade« zu demselben Ziel oder als Ausdruck eines gemeinsamen Kerns: der mystischen Einheit von Mensch, Natur und Gott (»kosmisches Bewusstsein«), zu der sich der Mensch entwickeln soll. Die New-Age-Bewegung versucht damit, Defizite sowohl des modernen Christentums als auch der modernen Gesellschaft aufzufangen. Neuere Deutungen sehen die New-Age-Bewegung als Ausdruck einer säkularen »Gebildetenreligion« (C. Bochinger) oder der sich ankündigenden künftigen »Religion des neuen, des dritten Millenniums post Christum« (H. Timm).
 
Kritiker verweisen darauf, dass das Plädoyer der New-Age-Bewegung für Mystik und Irrationalismus häufig zu kurz greift: Eine wirklich postmoderne, die Fragwürdigkeiten der Moderne überwindende Zeit müsse die kritische, diskursive Vernunft integrieren und nicht eliminieren (Hans-Jürgen Ruppert, * 1945). Der »Erfolg« der New-Age-Bewegung beruhe zu einem großen Teil darauf, »dass sie zwar dem gegenwärtigen Unbehagen an der modernen Lebenskultur Stimme verleiht, aber ihre Rezepturen doch dem »alten« Denken entnimmt« (Küenzlen). Der verbreitete Wissenschaftsglaube und das Machbarkeitsdenken würden durch die New-Age-Orientierung nicht abgebaut, sondern noch verstärkt, denn das rational nicht Fassbare und das dem Menschen schlechthin Unverfügbare (in der Sprache der Religion: die »letzten Dinge« und die Erlösung des Menschen) sollten im New Age durch die neue Wissenschaft »beweisbar« und durch spirituelle Techniken und okkulte Praktiken »machbar« und »verfügbar« werden.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Alternativkultur · Esoterik · Jugend · Mythos · neue Religionen · Okkultismus · Postmoderne · Religion · Spiritualität · Subkultur
 
Literatur:
 
M. Berman: Wiederverzauberung der Welt (a. d. Amerikan., Neuausg. 1985);
 J. Halifax: Die andere Wirklichkeit der Schamanen (a. d. Amerikan., Neuausg. 1985);
 K. Ring: Den Tod erfahren - das Leben gewinnen (a. d. Amerikan., Bern 21986);
 J. Sudbrack: Neue Religiosität - Herausforderung für die Christen (31988);
 E. Gruber u. S. Fassberg: N.-A.-Wb. (21988);
 G. Küenzlen: Das N.-A.-Syndrom. Zur Kultursoziologie vagabundierender Religiosität, in: Ztschr. für Politik, N. F. Jg. 35 (1988); Wiss. der Wendezeit - Systemtheorie als Alternative?, hg. v. J. P. Regelmann u. a. (21988);
 H.-J. Ruppert: Durchbruch zur Innenwelt. Spirituelle Impulse aus N. A. u. Esoterik in krit. Beleuchtung (1988);
 J. W. Sire: The universe next door (Downers Grove, Ill., 21988);
 J. W. Sire: N. A., Endzeit oder Wendezeit? (61988);
 H. A. Pestalozzi: Die sanfte Verblödung (81989);
 C. Schorsch: Die N.-A.-Bewegung (31989);
 H. Sebald: N.-A.-Spiritualität. Religiöse Synthese in der westl. Welt von heute, in: Geist u. Natur, hg. v. H.-P. Dürr u. a. (Bern 1989);
 M. Talbot: Mystik u. Neue Physik (a. d. Amerikan., 1989);
 
Die Rückkehr der Zauberer, hg. v. H. Hemminger (Neuausg. 1990);
 
F. Capra: Das neue Denken (a. d. Amerikan., Neuausg. 21992);
 F. Capra: Wendezeit (a. d. Amerikan., Neuausg. 51996);
 J. G. Melton: The N. A. Movement, in: J. G. Melton: Encyclopedic handbook of cults in America (Neuausg. New York 1992);
 P. Kratz: Die Götter des N. A. Im Schnittpunkt von »Neuem Denken«, Faschismus u. Romantik (1994);
 M. York: The emerging network. A sociology of the N. A. and neo-pagan movements (Lanham, Md., 1995);
 R. Sheldrake: Das schöpfer. Universum (a. d. Engl., Neuausg. 21996).

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New Age ['nju: 'eɪdʒ], das; - - [engl. new age = neues Zeitalter]: neues Zeitalter als Inbegriff eines von verschiedenen Forschungsrichtungen u. alternativen Bewegungen vertretenen neuen integralen Weltbildes.

Universal-Lexikon. 2012.