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Wiedergeburt
Reinkarnation; Comeback; Rückkehr; Auferweckung; Wiederauferstehung; Renaissance; Wiederauflebung

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Wie|der|ge|burt 〈f. 20
1. 〈in manchen Religionen〉 das Wiedergeborenwerden zu einer neuen irdischen Existenz
2. 〈fig.〉 (bes. geistige) Erneuerung

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Wie|der|ge|burt, die; -, -en:
1. (Rel.) das Wiedergeborenwerden des Menschen, der menschlichen Seele.
2. <o. Pl.> (christl. Rel.) das Neuwerden des gläubigen Menschen durch die Gnade Gottes.
3. (geh.) Renaissance (3):
diese Mode erlebt gerade eine W.

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Wiedergeburt,
 
Palingenese, Religionswissenschaft und Theologie: die Vorstellung von Geburt und erneutem (Erden-)Leben Verstorbener. Der Glaube an die Wiedergeburt begegnet in unterschiedlichen Formen in vielen Religionen. Eine in Stammesreligionen verbreitete Form ist der Glaube an das Fortleben beziehungsweise die Wiederverkörperung (Reinkarnation) eines Vorfahren (Ahnen) in einem neugeborenen Kind. Grundlage des Wiedergeburtsglaubens in den indischen Religionen (Buddhismus, Hinduismus, Jainismus), wo dieser mit der Vorstellung von der Seelenwanderung verknüpft ist, bildet die Lehre vom unendlichen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt (Samsara). Im tibetanischen Buddhismus gilt die Wiedergeburt dabei als besondere Form religiöser Nachfolge durch Reinkarnation bestimmter Bodhisattvas und Heiliger (Tulku).
 
Die christliche Theologie deutet Wiedergeburt als die durch die Gnade Gottes ermöglichte, vom Heiligen Geist geleitete neue Existenz des Menschen im Glauben. Der Begriff »Wiedergeburt« (griechisch paligenesia) wird im Neuen Testaments mit dem Gedanken der Welterneuerung im Zusammenhang von Gericht und Parusie verbunden (Matthäus 19, 28) und in Bezug auf die Taufe, dem »Bad der Wiedergeburt« (Titusbrief 3, 5), gebraucht. Nach Johannes 3, 3-8 wird der Mensch durch die Taufe und im Glauben von neuem, aus dem Geist, geboren. Paulus, bei dem sich der Begriff »Wiedergeburt« nicht findet, spricht in diesem Zusammenhang von der geistlichen »Neuschöpfung« des Menschen in Jesus Christus (2. Korintherbrief 5, 17; Galaterbrief 6, 15).
 
Literatur:
 
L. Scheffczyk: Der Reinkarnationsgedanke in der altchristl. Lit. (1985);
 
Ein Leben nach dem Leben? Die Antwort der Religionen, hg. v. H. Waldenfels (1988);
 M. Bergunder: W. der Ahnen. Eine religionsethnograph. u. religionsphänomenolog. Unters. zur Reinkarnationsvorstellung (1994);
 M. Eliade: Das Mysterium der W. (a. d. Engl., Neuausg. 1997).
 

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Wie|der|ge|burt, die; -, -en: 1. (Rel.) das Wiedergeborenwerden des Menschen, der menschlichen Seele: Er erzählt uns etwas über Seelenwanderung und W. (Hartlaub, Muriel 171). 2. <o. Pl.> (christl. Rel.) das Neuwerden des gläubigen Menschen durch die Gnade Gottes. 3. (geh.) Renaissance (3): In einer Erklärung wird kritisiert, dass dabei der W. monarchistischer Ideen Raum geboten wurde (Freie Presse 14. 2. 90, 4); diese Mode erlebt gerade eine W.; ... unter den -en nationaler Musikkulturen im 19. Jahrhundert (NZZ 10. 8. 84, 27).

Universal-Lexikon. 2012.