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Miller
Mịller,
 
1) Alice, schweizerische Schriftstellerin, * 12. 1. 1923; bezieht eine kritische Position gegenüber Psychoanalyse und traditioneller Erziehung; untersucht Ursachen und Folgen von Kindesmisshandlungen.
 
Werke: Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst (1979); Du sollst nicht merken (1981); Bilder einer Kindheit (1985); Der gemiedene Schlüssel (1988); Das verbannte Wissen (1988); Abbruch der Schweigemauer. Die Wahrheit der Fakten (1990).
 
 2) ['mɪlə], Alton Glenn, amerikanischer Orchesterleiter und Posaunist, * Clarinda (Iowa) 1. 3. 1904, ✝ (Flugzeugabsturz zwischen England und Frankreich; nach anderen Angaben erlag er einem Herzinfarkt in Paris) 15./16. 12. 1944; war seit 1929 Posaunist in verschiedenen Orchestern des Chicago-Stils und des Swing und gründete 1937 eine eigene Bigband, mit der er den typischen »G.-Miller-Sound« (vier Saxophone und führende Klarinette) entwickelte, eine publikumswirksame Tanzmusik mit Jazzcharakter. Zu den unvergessenen Hits seiner Band gehören Titel wie »In the Mood«, »Moonlight Serenade«, »American Patrol« und »Chattanooga Choo Choo«. 1942 löste er sein Orchester auf und übernahm die Leitung des Army Air Forces Orchestra.
 
 3) ['mɪlə], Arthur, amerikanischer Dramatiker, * New York 17. 10. 1915; arbeitete nach dem Studium u. a. für das Federal Theatre Project; 1956-61 Ȋ mit Marilyn Monroe, seit 1962 mit Inge Morath. In seinen überwiegend realistischen Stücken, die auf Vorbilder wie H. Ibsen und E. O'Neill zurückgreifen, verleiht er seiner unter dem Eindruck der Depressionszeit der 30er-Jahre gewonnenen Sicht des Kapitalismus Ausdruck, den er als ein System versteht, in dem Ideale dem Profitstreben unterliegen und die Menschen ihre moralische Desorientierung nur durch Selbsttäuschung verarbeiten können (»All my sons«, 1947; deutsch »Alle meine Söhne«). Sein bekanntestes Stück, »Death of a salesman« (1949; deutsch »Der Tod des Handlungsreisenden«), stellt das Scheitern des »American Dream«, der Vorstellung von Glück und Erfolg für jedermann, dar. In »The crucible« (1953; deutsch »Hexenjagd«; danach Drehbuch 1995) analysiert er im Spiegel der puritanischen Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts (Salem, Massachusetts, 1692) die Verfolgungen in der McCarthy-Ära. Die späteren, eine existenzialistische Position vertretenden Stücke betonen, mit Bezug auf biblische und mythische Quellen, die individuelle Verantwortung des Menschen (»After the fall«, 1964, deutsch »Nach dem Sündenfall«; »The creation of the world and other business«, 1973, deutsch »Die Erschaffung der Welt und andere Geschäfte«). Miller schreibt auch Romane (»Focus«, 1945; deutsch »Brennpunkt«), Erzählungen, Drehbücher (»The misfits«, 1961; deutsch »Nicht gesellschaftsfähig«) und Essays.
 
Weitere Werke: Dramen: A view from the bridge (1955; deutsch Blick von der Brücke); Incident at Vichy (1965; deutsch Zwischenfall in Vichy); The American clock (1982); The Archbishop's ceiling (1984; deutsch Im Palais des Erzbischofs); I can't remember anything (Uraufführung 1986), Clara (Uraufführung 1986; beide erschienen 1986 unter dem Titel Danger, memory!); The ride down Mount Morgan (1991; deutsch Talfahrt); The last yankee (1991; deutsch Der letzte Yankee); Broken glass (1994; deutsch Scherben).
 
Erzählungen: I don't need you any more (1967; deutsch Ich brauche dich nicht mehr; auch 1988 unter dem Titel Laßt sie bitte leben); Homely girl, a life, 2 Bände (1992; deutsch Unscheinbares Mädchen, ein Leben).
 
Essays: The theatre essays (1978; deutsch Theateressays).
 
Drehbuch: Playing for time (1980; deutsch Spiel um die Zeit).
 
Autobiographie: Timebends (1987; deutsch Zeitkurven).
 
Ausgaben: Collected plays, 2 Bände (1957-81).
 
Dramen (1966); Gesammelte Erzählungen (1969); Neue Stücke. Drei Dramen, übersetzt von V. Schlöndorff (1995).
 
Literatur:
 
L. Moss: A. M. (New York 1967);
 R. I. Evans: Psychology and A. M. (ebd. 1969, Nachdr. ebd. 1981);
 T. Hayashi: A. M., Criticism. 1930-1967 (Metuchen, N. J., 1969);
 R. Hayman: A. M. (London 31977);
 
A. M., hg. v. H. Bloom (New York 1987);
 C. W. Bigsby: A. M. and company (London 1990);
 A. Kallenberg-Schröder: Autobiographisches in A. M.s familienzentrierten Dramen (1993);
 
The Cambridge companion to A. M., hg. v. C. Bigsby (Cambridge 1997);
 C. Maerker: Marilyn Monroe u. A. M. Eine Nahaufnahme (1997).
 
 4) [mi'lɛːr], Claude, französischer Filmregisseur, * Paris 20. 2. 1942; arbeitet seit 1976 als Regisseur, seit 1981 mit großem Erfolg.
 
Filme: Das Verhör (1981); Das Auge (1982); Das freche Mädchen (1985); Die kleine Diebin (1989).
 
 5) Ferdinand von (seit 1875), der Ältere, Erzgießer, * Fürstenfeldbruck 18. 10. 1813, ✝ München 11. 2. 1887, Vater von 11); leitete ab 1844 die königliche Erzgießerei in München (ab 1878 Eigentümer). Aus ihr gingen über 175 große Gusswerke hervor, u. a. die Bavaria, das Goethe-Schiller-Denkmal von E. Rietschel in Weimar (1857) sowie ein Reiterstandbild G. Washingtons in Boston (Massachusetts).
 
 6) ['mɪlə], Henry Valentine, amerikanischer Schriftsteller, * New York 26. 12. 1891, ✝ Los Angeles (Calif.) 7. 6. 1980; Sohn deutscher Lutheraner; lebte zunächst von Gelegenheitsarbeiten, 1930-40 in Europa (v. a. Paris), ab 1942 in Big Sur (Calif.). - Miller vertritt in seinen autobiographisch bestimmten Romanen und Erzählungen einen anarchisch gefärbten, bohemehaften Individualismus, der in der zum Teil surrealistisch-visionär gespiegelten eigenen Gefühlswelt wie in der mit bewusst krassem Realismus dargestellten Sexualität die als lebensfeindlich empfundenen puritanisch-bürgerlichen Moralvorstellungen der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden sucht. Der modernen Dominanz von Intellekt und Technik setzt er eine zivilisationsfeindliche, das Instinkthaft-Kreatürliche betonende Weltsicht entgegen.
 
Werke: Erzählungen: Black spring (1936; deutsch Schwarzer Frühling); The smile at the foot of the ladder (1948; deutsch Das Lächeln am Fuß der Leiter); Nights of love and laughter (1955; deutsch Lachen, Liebe, Nächte); Opus pistorum (herausgegeben 1983; deutsch); From your Capricorn friend (herausgegeben 1984).
 
Essays: The world of sex (1940; deutsch Die Welt des Sexus); Stand still like a hummingbird (1962; deutsch Von der Unmoral der Moral).
 
Reiseberichte: The colossus of Maroussi (1941; deutsch Der Koloß von Maroussi); The air-conditioned nightmare (1945).
 
Romane: Moloch (entstanden 1927-28, herausgegeben 1992; deutsch Moloch oder die gojische Welt); Tropic of cancer (1934; deutsch Wendekreis des Krebses); Tropic of capricorn (1939; deutsch Wendekreis des Steinbocks); Trilogie: The rosy crucifixion: Sexus (1949; deutsch), Plexus (1952; deutsch), Nexus (1960; deutsch); Quiet days in Clichy (1956; deutsch Stille Tage in Clichy); Crazy cock (herausgegeben 1991; deutsch Verrückte Lust).
 
Autobiographie: My life and times (1972; deutsch Mein Leben und meine Welt).
 
Ausgaben: Genius and lust. A journey through the major writings of H. Miller, herausgegeben von N. Mailer (1976).
 
Sämtliche Erzählungen (1968); H. Miller Anaïs Nin. Briefe der Leidenschaft: 1932-1953, herausgegeben von G. Stuhlmann (1989).
 
Literatur:
 
J. Martin: H. M. Die Liebe zum Leben. Eine Biogr. (a. d. Engl., 1980);
 L. Lewis: H. M. The major writings (New York 1986);
 A. Nin: Henry, June u. ich (a. d. Engl., 1988);
 K. Winslow: Ein Mann wie H. M. (a. d. Engl., Bern 1988);
 W. Schmiele: H. M. (68.-70. Tsd. 1992);
 M. Dearborn: H. M. Eine Biogr. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1993);
 R. Ferguson: H. M. ein Leben ohne Tabus (a. d. Engl., Neuausg. 1994).
 
 7) Johann Martin, Schriftsteller, * Ulm 3. 12. 1750, ✝ ebenda 21. 6. 1814; studierte in Göttingen Theologie, 1772 Mitbegründer des Göttinger Hains; wurde Prediger, Professor am Gymnasium in Ulm, schließlich Dekan. Vertreter der Empfindsamkeit, von dem sentimentale Briefromane (»Siegwart. Eine Klostergeschichte«, 2 Bände, 1776) und volkstümliche Lieder (»Was frag ich viel nach Geld und Gut«, 1776).
 
 8) ['mɪlə], Jonathan, britischer Regisseur, * London 21. 7. 1934; trat als Theaterregisseur v. a. mit Werken Shakespeares hervor (u. a. 1987 »Der Widerspenstigen Zähmung« für die Royal Shakespeare Company). 1988-90 war er künstlerischer Direktor des Old Vic. Gastinszenierungen führten ihn u. a. an die Mailänder Scala (1991 G. Puccinis »La fanciulla del West«), an die Metropolitan Opera in New York (1991 L. Janáčeks »Kát'a Kabanová«), zu den Wiener Festwochen 1991 und 1994 (W. A. Mozarts »Le nozze di Figaro«) und 1997 zur Salzburger Mozartwoche (W. A. Mozarts »Mitridate, rè di Ponto«).
 
 9) Leszek, polnischer Politiker, * Żyrardów 3. 7. 1946; war zunächst Arbeiter in einer Textilfabrik; studierte Politikwissenschaft in Warschau; wurde 1969 Mitglied der kommunistischen »Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei« (PVAP), nahm als ZK-Sekretär 1989 führend am »Runden Tisch« an den Gesprächen mit der Opposition teil. 1990 beteiligte er sich an der Gründung der Sozialdemokratie der Republik Polen (SdRP), wurde deren Generalsekretär und 1997 deren Vorsitzender. In den Kabinetten Pawlak (1993-95) und Oleksy (1995-96) war er Minister für Arbeit und Sozialpolitik, 1997 Minister für Inneres und Verwaltung. Nach der Auflösung der SdRP und der Bildung der Linkspartei SLD (1999) übernahm Miller deren Führung; nach dem SLD-Wahlsieg wurde er 2001 Ministerpräsident.
 
 10) ['mɪlə], Merton Howard, amerikanischer Betriebswirtschaftler, * Boston (Massachusetts) 16. 5. 1923, ✝ Chicago 3. 6. 2000, seit 1961 Professor für Bankwesen und Finanzwirtschaft an der University of Chicago; erhielt 1990 zusammen mit H. Markowitz und W. Sharpe den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seinen Beitrag zur modernen Theorie der Unternehmensfinanzierung und zur Theorie der Finanzmärkte. Miller entwickelte u. a. zusammen mit F. Modigliani das Modigliani-Miller-Theorem.
 
Werke: The theory of finance (1972, mit E. F. Fama); Financial innovations and market volatility (1991).
 
 11) Oskar von, Ingenieur, * München 7. 5. 1855, ✝ ebenda 9. 4. 1934, Sohn von 5); organisierte 1882 die erste deutsche Elektrizitätsausstellung in München, aus deren Anlass eine elektrische Energieübertragung über 57 km stattfand; 1884-90 war er mit E. Rathenau Direktor der AEG und der Berliner Elektrizitätswerke, 1890 gründete er ein Ingenieurbüro für Energiewirtschaft in München. 1891 schuf er als Leiter der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main die Drehstromübertragung Lauffen am Neckar-Frankfurt am Main (rd. 180 km). Die Gründung des Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik (1903) geht auf Millers Initiative zurück. 1918-24 erbaute er das Walchensee-Kraftwerk (Walchensee).

Universal-Lexikon. 2012.