Marilyn Monroe
Auch über 35 Jahre nach ihrem Tod hat der Mythos von Marilyn Monroe nichts von seinem Zauber verloren. Ihr Leben in der »Traumfabrik« Hollywood, ihr Scheitern im Spannungsfeld zwischen öffentlicher Erwartung, eigenen Zielen und den Vorgaben der Studios und nicht zuletzt ihr im Dunkeln liegender Tod, der von Gerüchten umgeben ist - bis hin zur Behauptung, amerikanische Regierungskreise hätten wegen ihrer Affären mit den Kennedy-Brüdern Einfluss genommen -, das ist der Stoff, aus dem die Träume sind.
Marilyns Kindheit
Marilyn Monroe kam am 1. Juni 1926 in Los Angeles als Norma Jean Mortenson (oder Baker) zur Welt. Wie über ihren wirklichen Geburtsnamen - der Name ihrer Mutter wird als Gladys (Monroe) Mortenson oder Gladys Pearl Baker angegeben - werden auch über den Verlauf ihrer Kindheit unterschiedliche Angaben gemacht. Lange Zeit ging man davon aus, dass Marilyn Monroe - wie sie ab 1946 genannt wurde - nach der Einweisung ihrer Mutter in eine psychiatrische Anstalt bei zwölf verschiedenen Pflegeeltern gelebt und auch einige Zeit in einem Waisenhaus in Los Angeles verbracht hat. 1962 veröffentlichte der amerikanische Journalist Ezra Goodman seine Recherchen, wonach Marilyn Monroe eine durchaus gutbürgerliche Kindheit erlebt hatte. Demnach war sie regelmäßig zur Schule gegangen, zuletzt auf die Van Nuys High School im San Fernando Valley. Gesichert sind die Fakten, die ihre Jugend und die erste Zeit in der »Traumfabrik« Hollywood betreffen.
Frühe Ehe
Im Alter von 16 Jahren heiratete sie den Flugzeugfabrikarbeiter James Dougherty. Als dieser zur Handelsmarine eingezogen wurde, ließ sie sich 1946 von ihm scheiden. Zu dieser Zeit unternahm sie auch einen ersten Selbstmordversuch. Im Krieg hatte Marilyn Monroe in einer Flugzeugfabrik in Los Angeles gearbeitet. In dieser Phase wurden von ihr erste Pin-up-Fotos gemacht. Dem schlossen sich weitere Aufträge als Model bei verschiedenen Fotografen an. 1946 erhielt sie beim Filmstudio 20th Century Fox einen ersten Vertrag, der ihr - unbedeutende - Nebenrollen brachte. Das Studio legte auch ihren Namen fest, sie selbst hätte sich lieber Jean Monroe genannt. Die erste Hauptrolle in einem B-Film spielte sie 1949 bei Columbia in »Ladies of the Chorus«. Als ihr Vertrag nicht verlängert wurde, posierte sie für Aktfotos im Playboykalender, für ein Honorar von 50 US-Dollar. Das prüde Amerika verzieh ihr aber, als sie später offenherzig bekannte, sie habe ganz einfach das Geld gebraucht.
Karrierebeginn
Mit ihrer Karriere ging es ab 1950 aufwärts, als sie einen neuen Vertrag bei der Fox bekam. Bis 1955 trat sie innerhalb von fünf Jahren in 15 Filmen auf. Die bekanntesten sind »Asphaltdschungel« (1950), »Blondinen bevorzugt« (1953), »Niagara« (1952), »Wie angle ich mir einen Millionär« (1953) und »Das verflixte 7. Jahr« (1955). Vom Publikum wurde sie danach auf eine Rolle festgelegt - die naive Blondine. Ihre schauspielerischen Qualitäten erkannten nur die Filmkritiker. Marilyn Monroe war mit diesem Zustand unzufrieden.
Kampf gegen ein Image
Zum einen war sie ihrem Vertrag nach völlig unterbezahlt, zum anderen hatte sie - ganz anders als die dumme Blonde, die sie in den Filmen spielte - den Ehrgeiz, eine wirkliche Schauspielerin zu werden. Deshalb ging sie Ende 1954 zum berühmten Lee Strasberg in die Actors Studio School of Dramatic Arts in New York, wo sie Schauspielunterricht nahm. Zu Beginn dieses Jahres hatte Marilyn Monroe den früheren Baseballprofi Joe Dimaggio geheiratet, von dem sie aber bereits Ende 1955 wieder geschieden wurde. Berühmt wurde ihr Auftritt, den sie 1954 vor GIs in Korea hatte. Im Mai 1954 kam es dann zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Filmstudio, da sie sich weigerte, in einer zu gehaltlosen Rolle aufzutreten.
Wichtige Weichenstellungen
Das Jahr 1955 wurde für Marilyn Monroe dann ein ruhiges, aber wichtiges Jahr. Sie nahm in New York Schauspielunterricht und gab am 7. Januar 1955 die Gründung ihrer eigenen Produktionsfirma »Marilyn Monroe Productions« bekannt, an der der Fotograf Milton Greene beteiligt war. Eigentlich war die naive Blonde also eine selbstständige Geschäftsfrau, die sich darauf konzentrierte, ihre eigenen Ziele selbst zu verwirklichen. Aber vielleicht war sie auch ihrer Zeit zu sehr voraus, denn in den 50er-Jahren war es völlig ungewöhnlich, dass eine Frau sich so verhielt. An dieser Reibung zwischen öffentlicher Erwartung, eigenen Zielen und Wünschen sowie den knallharten Gegebenheiten im amerikanischen Filmgeschäft sollte Marilyn Monroe schließlich wohl auch zerbrechen. 1955 unterzog sie sich einer ersten Psychoanalyse und intensivierte ihre Beziehung zum Dramatiker Arthur Miller, den sie nach ihrer Scheidung von Joe Dimaggio im Jahr 1956 heiratete.
Filme mit der eigenen Produktionsfirma
Zwischen 1956 und 1960 drehte sie fünf Filme, an denen sie mit ihrer eigenen Produktionsfirma beteiligt war, sodass sie größeren Einfluss auf die Drehbücher hatte und auch entschieden bessere Gagen bekam. So entstand 1957 mit Sir Laurence Olivier als Regisseur und Kohauptdarsteller der Film »Der Prinz und die Tänzerin«. Den größeren Erfolg feierte aber der Film »Manche mögen's heiß« (1959), in dem sie wieder einmal die naive Blondine spielte. Dass sie erneut auf diese Weise und in dieser Rolle Erfolg hatte, war für Marilyn Monroe eher ein Rückschlag. Ab Mitte der 50er-Jahre hatte sich ihre psychische Labilität gesteigert. Sie nahm in zunehmenden Maße Schlaf- und Beruhigungsmittel, erlitt in dieser Zeit (mindestens) zwei Fehlgeburten und war bei den Filmstudios immer mehr bekannt für ihre Unpünktlichkeit und ihre Tendenz zur Arbeitsverweigerung.
Psychische Probleme
Ihre psychische Situation eskalierte 1960/61. Die Ehe mit Arthur Miller geriet in eine Krise. 1960 hatte Marilyn Monroe eine Affäre mit Yves Montand, Anfang 1961 ließ sie sich von Arthur Miller scheiden. Miller hatte für den Film »Nicht gesellschaftsfähig«, der 1960 in die Kinos kam, noch das Drehbuch geschrieben; Regie führte John Houston und neben Marilyn Monroe spielte Clark Gable die männliche Hauptrolle. Die Dreharbeiten zu dem Film mussten unterbrochen werden, da Marilyn Monroe psychisch erschöpft war; unmittelbar nach Ende der Dreharbeiten starb dann Clark Gable an einer Herzattacke und seine Witwe beschuldigte Marilyn Monroe, sie habe das durch ihr Fehlverhalten mitverschuldet.
Nach ihrer Scheidung von Miller im Januar 1961 wurde Marilyn Monroe im Februar desselben Jahres wegen Depressionen in eine geschlossene psychiatrische Klinik in New York eingewiesen. Dorthin kam dann Joe Dimaggio, ihr früherer Ehemann, der erreichte, dass sie die Klinik wieder verlassen konnte. Beide kamen sich erneut näher und planten für 1962 sogar eine erneute Hochzeit.
Anfang 1962 hatte Marilyn Monroe dann eine kurze Affäre mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, dem sie am 17. Mai 1962 im New Yorker Madison Square Garden das unvergessene Geburtstagsständchen darbrachte. Das Kleid, das sie bei diesem Anlass trug, wurde im Oktober 1999 bei einer Auktion ihres Nachlasses für über 2,3 Mio. US-Dollar versteigert. Anfang 1962 erhielt Marilyn Monroe auch den »Golden Globe« als beliebteste internationale Schauspielerin. Im April 1962 begann sie dann mit den Dreharbeiten zu dem Film »Something's Got to Give«. Er wurde nicht mehr abgeschlossen. Wegen Unzuverlässigkeit entließ sie ihr Studio im Sommer 1962.
Tod in Hollywood
Am 5. August 1962 starb Marilyn Monroe in ihrem Haus in Los Angeles, wahrscheinlich an den Folgen einer Medikamentenvergiftung. Wie ihr Biograf Donald Spoto recherchierte, ist davon auszugehen, dass sie am Vorabend ihres Todes von ihrer Haushälterin einen Einlauf bekommen hatte, der aus einer Lösung aus Beruhigungs- und Schlafmitteln bestand und am frühen Abend von ihrem Psychiater in ihrem Haus bereitgestellt worden war. Da Zeugen sie am 4. August 1962 gesehen hatten und später berichteten, sie habe zu diesem Zeitpunkt augenscheinlich unter Tabletteneinfluss gestanden, ist davon auszugehen, dass die Kombination dieser Tabletten mit dem verabreichten Einlauf ihren Tod herbeigeführt hat.
Der lebendige Mythos
Die nicht völlig geklärten Umstände ihres Todes, die lange Zeit kolportierte »Aschenputtel«-Geschichte vom Aufstieg des armen Mädchens zum gefeierten Star, die Ehen mit Joe Dimaggio und Arthur Miller, ihre Affären mit Robert und John F. Kennedy, die Natürlichkeit, mit der sie über ihre Probleme sprach, ihr Versuch, gegen das Hollywood-Establishment aufzubegehren, und die für ihre Zeit ungewöhnliche Freizügigkeit, mit der sie ihren Körper vermarktete, haben Marilyn Monroe zu einem Mythos gemacht, der auch heute noch viele Autoren zu Büchern über den unglücklichen Star inspiriert, wobei oft die Aussicht auf ein gutes Geschäft der wahre Grund sein dürfte. In ihrem Leben kam alles zusammen, was die Öffentlichkeit anzieht und interessiert - Glamour, Sex, psychisches Elend und Kampf gegen die fest gefügten Strukturen des (Hollywood-)Establishments. Ein weiterer, wohl entscheidender Grund für den Mythos Marilyn liegt darin, dass man sie nur als junge Frau in Erinnerung behält.
Universal-Lexikon. 2012.