Gre|na|da; -s:
Inselstaat im Karibischen Meer.
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Grenada
Fläche: 344 km2
Einwohner: (2000) 99 000
Hauptstadt: Saint George's
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 7. 2.
Zeitzone: 700 Saint George's = 1200 MEZ
[grə'neɪda], ostkarib. Inselstaat der Windward Islands (Kleine Antillen): Grenada (305 km2) und die südlichen Grenadinen, deren größte Carriacou (32 km2), Ronde (3 km2) und Petit Martinique (2 km2) sind, insgesamt 344 km2, (2000) 99 000 Einwohner. Hauptstadt ist Saint George's; Amtssprache: Englisch. Währungseinheit: 1 Ostkarib. Dollar (EC$) = 100 Cents (c). Zeitzone: Atlantic Standard Time (700 Saint George's = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Nach der Verfassung vom 7. 2. 1974 (nach dem Staatsstreich vom März 1979 suspendiert, seit Oktober 1983 in modifizierter Form wieder in Kraft) ist Grenada eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der britische Monarch, der von einem Generalgouverneur vertreten wird. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus dem Senat (13 vom Generalgouverneur auf Vorschlag des Premierministers beziehungsweise des Oppositionsführers ernannte Mitglied) und dem Repräsentantenhaus (15 aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene Abgeordnete). Die Legislaturperiode beträgt fünf Jahre. Träger der vollziehenden Gewalt ist die Regierung unter Vorsitz des Premierministers; sie ist dem Parlament verantwortlich.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind die New National Party (NNP), der National Democratic Congress (NDC) und die Grenada United Labour Party (GULP).
Das Wappen (eingeführt am 7. 2. 1974) zeigt im Schild ein Kreuz, auf dessen Mittelpunkt das Schiff »Santa Maria« (von C. Kolumbus) abgebildet ist, in den Feldern des Schildes je zweimal den britischen Löwen und einen goldenen Halbmond, aus dem eine Marienlilie emporwächst. Auf dem Helm - zwischen zwei Zweigen der landestypischen Pflanze Bougainvillea - sieben die Pfarrgemeinden symbolisierende Rosen (sie entsprechen den sieben Sternen in der Flagge). Schildhalter: Gürteltier und eine Taube vor Kakao- und Muskatnussbäumen. Spruchband mit Wahlspruch »Ever conscious of God we aspire, build and advance as one people« (deutsch »Stets Gottes bewusst, streben, bauen und schreiten wir voran als ein Volk«).
Nationalfeiertage:
7. 2., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1974.
Die Rechtsprechung erfolgt nach dem englischen Common Law. Das Gerichtswesen besteht aus dem Obersten Gerichtshof mit einem Hochgericht (»High Court of Justice«) und einem Appellationsgerichtshof. Letzterer teilt sich wiederum in einen vom obersten Richter geleiteten »Court of Magisterial Appeals« und den »Itinerant Court of Appeal«. Ferner gibt es auf unterer Ebene Magistratsgerichte.
Die bewaffneten Kräfte von Grenada bestehen aus einer kleinen Küstenwache und einer 500 Mann starken paramilitärischen Polizeitruppe.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Inseln gehören zum inneren, vulkanischen Bogen der Ostkaribik. Die Insel Grenada ist gebirgig (im Mount Saint Catherine 840 m über dem Meeresspiegel), mit Resten des ursprünglichen tropischen Regenwaldes. Das tropische Klima steht unter dem Einfluss des Nordostpassats, mit Jahresniederschlägen zwischen 1 500 (an der Küste) und über 5 000 mm (im Gebirge) auf der Hauptinsel (Regenzeit: Juni bis Dezember). Die Durchschnittstemperatur liegt bei 28 ºC.
85 % der Bevölkerung sind Schwarze, 11 % Mulatten, 3 % Nachfahren indischer Kontraktarbeiter, die im 19. Jahrhundert angeworben wurden.
Die Religionsfreiheit ist durch die Verfassung garantiert. Über 95 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 58 % gehören der katholischen Kirche (Bistum Saint George's, Suffraganbistum von Castries), rd. 15 % der anglikanischen Kirche (Provinz Westindien) an, die übrigen 22 % verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (v. a. Adventisten, Pfingstkirchen und charismatische Gemeinschaften). Weiterhin bestehen sehr kleine religiöse Minderheiten der Hindus, Muslime und Bahais.
Das Schulwesen ist nach britischem Muster organisiert. Schulpflicht besteht vom 6. bis zum 14. Lebensjahr, wobei der Schulbesuch kostenlos ist. Die Analphabetenquote beträgt 2 %. Das Technical and Vocational Institute in Saint George's umfasst neben dem 1988 gegründeten National College eine pädagogische und eine landwirtschaftliche Abteilung. Darüber hinaus existiert eine Zweigstelle der University of the West Indies (Kingston, Jamaika).
Presse: Alle Blätter auf Grenada erscheinen nur als Wochenzeitungen, so die offizielle »Government Gazette«, »The Informer», »The Granadian Voice« u. a. — Rundfunk: Die Grenada Broadcasting Corporation (staatliche) und und der Grenada Television Service senden aus Saint George's, aus Carriacu außerdem der Hörfunksender »Harbour Light of the Windwards«.
Wirtschaft und Verkehr:
Grenada zählt mit einem Bruttosozialprodukt von (1994) 2 620 US-$ je Einwohner zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen; Landwirtschaft und Tourismus sind die wichtigsten Wirtschaftsbereiche. Nach der Krise der 1980er-Jahre versucht die Regierung seit 1992, mit Strukturanpassungsprogrammen und Privatisierungen die Wirtschaftslage zu verbessern; Ende 1993 betrugen die Staatsschulden 139,2 Mio. US-$, Zinsen und Tilgungen machten 6,7 % des Gesamtexportwertes aus.
Der Agrarsektor erwirtschaftet (1993) 14 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) und beschäftigt rd. 20 % aller Erwerbstätigen. Exportprodukte sind Bananen (1993: 10,5 % aller Ausfuhrerlöse), Kakao (15,4 %) und Muskatnuss (14,3 %). Ein Abkommen zwischen den beiden führenden Muskatproduzenten Grenada und Indonesien sichert seit 1994 die Weltmarktpreise.
Das produzierende Gewerbe (5,3 % des BIP) beschränkt sich auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und Textilien.
Mit dem Bau von 3 Großhotels hat der Tourismus stark an Bedeutung gewonnen; 1993 brachte er 137 Mio. US-$ an Devisen ein und 1994 besuchten 209 000 Kreuzfahrtpassagiere sowie 109 000 Übernachtungsgäste den Inselstaat. Touristische Anziehungspunkte sind die alten Kolonialbauten der Hauptstadt Saint George's, Strände im Süden der Insel, das Regenwaldinnere sowie die Grenadinen.
Die Handelsbilanz Grenadas ist seit Jahren negativ; sie betrug 1993 94,4 Mio. US-$ (Exporte rd. 20 Mio. US-$). Wichtigste Exportländer sind die USA (1992: 35 %) und Großbritannien (27 %), die meisten Importe kommen neben diesen beiden Ländern aus Trinidad und Tobago.
Verkehr:
Das Straßennetz umfasst (1991) 1 127 km, davon sind 51 % asphaltiert. Wichtigster Seehafen ist Saint George's mit einem Containerterminal. Seit 1984 gibt es den internationalen Flughafen Point Salines.
Die Insel Grenada wurde 1498 von Kolumbus entdeckt und Concepción [kɔnθep'θjɔn] genannt. Zu dieser Zeit war sie von den aus Südamerika eingewanderten Kariben bewohnt, die die Urbevölkerung, die Aruak, verdrängt hatten. Ab 1650 ließen sich Franzosen von Martinique aus auf Grenada nieder. 1674 wurde die Insel französische Kronkolonie, 1762/63 (endgültig 1783 durch den Frieden von Versailles) ging sie in britischen Besitz über und war Teil der Kolonie der Windward Islands, deren Regierungs- und Verwaltungszentrum sie 1885-1958 war. Die für die Arbeit auf den Plantagen eingeführten schwarzen Sklaven wurden nach Aufhebung der Sklaverei 1833 (Sklavenaufstände bereits 1795/96) durch asiatische, meist indische Landarbeiter ersetzt. 1958-62 gehörte Grenada der Westindischen Föderation an. 1967 erhielt Grenada als einer der Westindischen Assoziierten Staaten innere Autonomie. Am 7. 2. 1974 wurde es unter Premierminister Eric Matthew Gairy (* 1922) unabhängig. Dessen diktatorische Herrschaft wurde 1979 durch einen unblutigen Putsch des linksgerichteten New Jewel Movement (NJM; Jewel: Abkürzung für Joint Endeavour for Welfare, Education and Liberation) beendet. Unter der sozialistisch orientierten Regierung M. Bishops wurde eine Politik der Kollektivierung der Wirtschaft eingeleitet; außenpolitisch nahm Grenada auch Beziehungen zu Kuba auf. Den blutigen Sturz der Regierung Bishop nahmen die USA im Oktober 1983 zum Anlass, in Grenada militärisch zu intervenieren (Monroedoktrin). Nach einer Übergangsregierung wurden im Dezember 1984 Wahlen abgehalten, aus denen Herbert Blaize (* 1918, ✝ 1989), Vorsitzende der NNP, als Regierungschef hervorging. Nach einer Regierungskrise 1989 (Neugründung der Partei »National Party«, NP, durch Blaize) und dem Tod des Regierungschefs im gleichen Jahr wurde nach den Parlamentswahlen 1990 der NDC stärkste Partei (Premierminister zunächst Nicholas Brathwaite (* 1925), der schon die Übergangsregierung 1983-84 geführt hatte, ab Februar 1995 George Brizan, NNP). Nach dem Wahlsieg der NNP am 20. 6. 1995 wurde Keith Mitchell neuer Regierungschef (Wiederwahl 1999).
G. Brizan: G. Island of conflict (London 1984);
N. Sinclair: G. Isle of Spice (London 21992);
H. Späth: Spielräume im »Hinterhof«. Revolution u. Invasion in G. (1993).
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Gre|na|da; -s: Inselstaat im Karibischen Meer.
Universal-Lexikon. 2012.