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Quelle
Ursprung; Quell; Wurzel; Lagerstätte; Vorkommen; Born; Brunnen

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Quel|le ['kvɛlə], die; -, -n:
1. aus der Erde tretendes Wasser, das den Anfang eines Baches oder Flusses bildet:
sich an einer Quelle erfrischen; eine heiße Quelle.
Zus.: Flussquelle, Heilquelle, Mineralquelle, Nilquelle, Schwefelquelle, Sol[e]quelle, Thermalquelle.
2. etwas, wovon etwas seinen Ausgang nimmt, wodurch etwas entsteht:
die Quelle dieser Kunst liegt in der Antike; er bezieht seine Nachrichten aus geheimen Quellen.
Syn.: Ausgangspunkt, Ursprung.
Zus.: Bezugsquelle, Energiequelle, Fehlerquelle, Gefahrenquelle, Geldquelle, Informationsquelle, Lärmquelle, Lichtquelle, Nahrungsquelle, Rohstoffquelle, Stromquelle, Wärmequelle.

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Quẹl|le 〈f. 19
1. aus der Erde tretendes fließendes Wasser, Ursprung eines Baches, Flusses
2. 〈kurz für〉 Heilquelle (Mineral\Quelle)
3. 〈fig.〉
3.1 Herkunft, Ursprung
3.2 Person, Stelle, Zeitung, von der man eine Nachricht, Information od. Ware bekommen hat
4. 〈Pl.〉 \Quellen Urkunden, schriftliche Zeugnisse u. Werke (zur historischen, literarischen Forschung)
● die \Quelle der Donau; die \Quelle seiner Freuden, Leiden, seines Glücks 〈fig.〉; das ist die \Quelle alles (allen) Übels 〈fig.〉 ● die \Quellen angeben (bei histor., literar. Arbeiten); neue \Quellen (für Rohstoffe) erschließen; \Quelle lesen, studieren; die \Quelle springt, sprudelt aus dem Boden, Felsen; mit der Wünschelrute eine \Quelle suchen; die \Quelle ist versiegt 〈a. fig.〉 ● amtliche, erste, gute, sichere \Quelle 〈fig.〉; heiße, kalte, warme \Quelle; historische, sprachliche \Quellen ● an der \Quelle sitzen 〈fig.; umg.〉 gute Verbindungen zu etwas haben; Wasser aus einer \Quelle schöpfen; aus einer \Quelle trinken; ich habe, weiß es aus sicherer \Quelle; aus welcher \Quelle haben Sie das (gehört, erfahren)? [<ahd. quella;quellen]

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Quẹl|le , die; -, -n [spätmhd. (ostmd.) qwelle, wohl rückgeb. aus 1quellen; schon ahd. quella]:
1. aus der Erde tretendes, den Ursprung eines Bachs, Flusses bildendes Wasser:
eine heiße Q.;
mineralhaltige -n;
die Q. sprudelt, versickert, versiegt;
eine Q. fassen (zur Gewinnung von Trink- od. Brauchwasser die Stelle, an der das Wasser austritt, ausmauern).
2. etw., wodurch etw. entsteht:
eine Q. der Freude, des Vergnügens.
3. [überlieferter] Text, der für wissenschaftliche o. Ä. Arbeiten, Forschungen herangezogen, ausgewertet wird, werden kann:
literarische, historische, unveröffentlichte -n;
-n heranziehen, zitieren, angeben.
4. Stelle od. Person[engruppe], von der man etw. Bestimmtes, bes. bestimmte Informationen, unmittelbar erhält:
eine Information aus sicherer, zuverlässiger Q. haben;
ich habe, weiß dafür eine gute Q. (eine günstige Einkaufsmöglichkeit o. Ä.);
an der Q. sitzen (ugs.; gute Verbindung zu jmdm. haben u. daher zu besonders günstigen Bedingungen in den Besitz von etw. gelangen).

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Quelle,
 
1) Geowissenschaften: im weiteren Sinn Stelle, an der flüssige (Wasser, Erdöl) oder gasförmige Stoffe (Fumarolen, Mofetten, Sofataren) aus der Erde treten, im engeren Sinn die natürliche Austrittsstelle von Grundwasser (vadoses Wasser) oder - in selteneren Fällen - von Tiefenwasser, das bei vulkanischen Vorgängen frei wurde (juveniles Wasser). In den weitaus meisten Fällen ist das Wasser der Quelle atmosphärischen Ursprungs (in wasserdurchlässige Gesteine eingedrungene Niederschläge). Die Quellschüttung (Abflussmenge des Quellwassers je Sekunde) ist abhängig von Niederschlag, Versickerung, Verdunstung, Größe des Einzugsgebiets und des Grundwasservorrats. Ist die Ergiebigkeit der Quelle so gering, dass das Wasser nicht abfließt, sondern den Boden nur durchfeuchtet, wird die Quelle Rasengalle (Nassgalle) genannt. Ist die Schüttung sehr stark, können durch die Quellerosion eigene Hohlformen wie Quellmulden oder in festem Gestein schalen-, trichter- oder schlotförmige Quelltöpfe (Blautopf bei Blaubeuren: 2 200 l/s) entstehen. Andererseits werden oft infolge Druck- und Temperaturänderung am Quellaustritt aus dem Grundwasser Substanzen, v. a. Kalk- und Kieselsinter, ausgeschieden (Quellabsätze, Quellablagerungen). Ist der eigentliche Quellaustritt durch Hangschutt verdeckt, erscheint das Wasser etwas tiefer am Hang als Schuttquelle. Wird die Wasser führende Schicht auf größerer Länge geschnitten, sodass mehrere Quellen nebeneinander austreten, handelt es sich um einen Quellhorizont. Tritt das in Lockerablagerungen des Flachlands oder von Tälern fließende Grundwasser wegen vertikaler oder horizontaler Verkleinerung des Grundwasserträgers an die Oberfläche, spricht man von einer Grundwasserquelle. Quellen können auch (in Flüssen, Seen, am Meer) unter Wasser auftreten.
 
Quelltypen:
 
Je nachdem, ob das ausfließende Wasser einen Sumpf, Tümpel oder Bach bildet, spricht man von Helokrenen, Limnokrenen und Rheokrenen.
 
Nach Art der Wasserbewegung werden unterschieden: 1) Absteigende Quellen und Auslaufquellen (Hangquelle, Talquelle, Schichtquelle, Stauquelle, Überlauf- oder Überfallquelle) entstehen in Wasser führenden Schichten, die von der Erdoberfläche geschnitten werden und hierbei das sich abwärts bewegende Grundwasser zutage treten lassen; ebenso durch Stau vor wasserundurchlässigen Schichten oder durch Ansammlung von Grundwasser in einer Schichtmulde, bis es überläuft. 2) Aufsteigende Quellen oder Steigquellen (meist Spalten- und Verwerfungsquelle) finden sich dort, wo unter hydrostatischem Druck stehendes Grundwasser in Spalten, Klüften oder Schichtfugen aufsteigen und austreten kann. Bei den artesischen Quellen erfolgt Wasseraustritt durch das hydrostatisch gespannte Grundwasser (meist aber nicht natürlich, sondern durch Anbohren, artesischer Brunnen). 3) Bei Karstquellen fehlt ein zusammenhängender Grundwasserspiegel. Sie bilden die ergiebigsten Quellen, v. a. wo ganze Höhlenflüsse zutage treten (Aachquelle nördlich des Bodensees, mit einem Mittelwert von 8 530 l/s die stärkste Quelle Deutschlands).
 
Nach Art der Wasserschüttung werden unterschieden: 1) permanente oder perennierende Quellen, d. h. beständig fließende Quellen (Dauerquelle); 2) periodische Quellen, die nur in niederschlagsreichen Jahreszeiten Wasser führen (»Frühlingsbrunnen«, »März-Q.«, »Mai-Q.« u. Ä.); 3) episodische Quellen, die nur in besonders nassen Jahren (»Hunger-Q.«) oder - in ariden und semiariden Gebieten - nach Niederschlägen tätig werden; 4) intermittierende Quellen, die - meist durch Entladung gespannter Gas- oder Luftmassen bedingt - in mehr oder weniger regelmäßigen, kurzen Zeitabständen fließen oder ausbrechen (Springquelle) wie die Geysire.
 
Nach der Wassertemperatur werden unterschieden: 1) Pegen (so die meisten Quellen), deren mittlere Temperatur etwa der mittleren Jahrestemperatur der Umgebung entspricht. Quellen aus oberflächennahen Schichten zeigen je nach Jahreszeit stärkere Temperaturschwankungen. 2) Thermen oder warme Quellen besitzen Temperaturen über 20 ºC; sie steigen in der Regel aus tieferen Erdschichten auf. 3) Heiße Quellen haben über 50 ºC, sie kommen meist aus großer Erdtiefe und erreichen, wie die »Kochbrunnen«, Temperaturen von 65 ºC (Wiesbaden), 74 ºC (Aachen-Burtscheid) und auch 90 ºC (Trinchero/Venezuela).
 
Nach dem Charakter des Quellwassers werden unterschieden: 1) indifferente Quellen mit chemisch sehr reinem Wasser; 2) Mineralquellen, die auf ihrem häufig langen Weg durch das Gestein manchmal große Mengen an gelösten (festen oder gasförmigen) Stoffen aufnehmen (Carbonate, Chloride, Sulfate, Sulfide, Phosphate, Eisen, Radium u. a.), aber frei von organischen Bestandteilen sind. Quellen mit mehr als einem Gramm Kohlensäure je Kilo Wasser heißen Säuerlinge (oder Sauerbrunnen). Solquellen haben außer für die Kochsalzgewinnung auch als Heilmittel Bedeutung (Heilquellen). Sprudel sind aufsteigende (Mineral-)Quellen, deren Auftrieb durch gepresste Gase (Kohlensäure, Wasserdampf, Kohlenwasserstoffe) erzeugt wird.
 
Die Verehrung von Quellen ist eine der ältesten Erscheinungen der Religions- und Kulturgeschichte; sie beruht auf der lebenserhaltenden sowie reinigenden Kraft des Wassers. Quellen gelten daher in vielen Kulturen als Wohnsitze von Gottheiten und Geistern (die griechischen Najaden und die germanischen Nixen waren weibliche Quellgeister), was v. a. in den weit verbreiteten Quellheiligtümern zum Ausdruck kommt. In christlicher Zeit wurden dort häufig Kirchen errichtet (die oft zu Wallfahrtskirchen wurden). Ortsnamen weisen noch heute auf Quellheiligtümer hin (z. B. Heilbronn). Quellopfer sollten die Erhaltung der Quelle bewirken. Die Römer warfen Blumen und Kränze in ihre Quellen, später auch Geld. Mit ihrem Symbolwert spielen Quellen in vielen Mythen, Märchen und Sagen eine Rolle (so ist ihr Versiegen ein Todeszeichen). Im germanischen Mythos entspringt unter der Weltesche Yggdrasil der Schicksalsbrunnen (Urdbrunnen). In der Bibel findet sich die Quelle verschiedentlich als Symbol des ewigen Lebens und der Wiedergeburt.
 
Literatur:
 
M. Ninck: Die Bedeutung des Wassers im Kult u. Leben der Alten (1921, Nachdr. 1967);
 T. Paulus: Rettet die Q. (1995).
 
Weitere Literatur: Grundwasser.
 
 2) Geschichtswissenschaft: Geschichtsquelle, historisches Material, d. h. alle Gegenstände, Tatsachen und Texte, aus denen Kenntnisse über die Vergangenheit gewonnen werden können. Seit J. G. Droysens »Historik« (1868) unterscheidet man zwischen den Überresten, die »von sich aus« als Zeugnisse der Vergangenheit erhalten blieben, und der Tradition (Überlieferung), die eigens zum Zweck der historischen Unterrichtung und Belehrung der Mit- und Nachwelt hinterlassen wurde und sich dabei meist der literarischen Ausdrucksweise bedient. Innerhalb der Überreste differenziert man zwischen den Sachüberresten (auch Sachquelle genannt, u. a. Gerätschaften, Bauwerke, Gräber, Münzen), abstrakten Überresten (z. B. Institutionen, Sitten, Rechts- und Verfassungszustände, Namen, Zeitrechnung) und schriftlichen Überresten (Akten, Briefe, Urkunden, Zeitungen usw.). Für die neueste Geschichte besitzen zudem Überreste wie Ton-, Foto- und Filmdokumente sowie Interviews mit Zeitzeugen (Oral History) erheblichen Quellenwert. Zu den Traditionen im Sinne von absichtlich hinterlassenen Quellen gehören z. B. Annalen, Chroniken, Biographien und Memoiren. Andere Kriterien einer Quelleneinteilung sind die Zugehörigkeit zu Sachgebieten oder die Nähe zum Ereignis (danach Unterscheidung zwischen Primärquelle und der davon abgeleiteten Sekundärquelle).
 
Die Bedeutung einer Geschichtsquelle ergibt sich erst nach einer sorgfältigen, mithilfe der historischen Hilfswissenschaften durchgeführten Quellenkritik, die besonders auf die Echtheit und die Objektivität, d. h. den Aussagewert, zielt. - In der Quellenedition wird die Quelle dann herausgegeben. Die Fülle der Quellen erschließen spezielle Quellenkunden.
 
Literatur:
 
Q.-Kunde der dt. Gesch. Bibliogr. der Q. u. der Lit. zur dt. Gesch., begr. v. F. C. Dahlmann u. G. Waitz, hg. v. H. Heimpel u. H. Geuss, auf 8 Bde. u. Reg.-Bde. ber. (101965 ff.);
 
Die Q. der Gesch. Österreichs, hg. v. E. Zöllner (Wien 1982);
 
Einf. in die Interpretation histor. Q. Schwerpunkt: Neuzeit, hg. v. B.-A. Rusinek u. E. Henning (1992);
 
Die archival. Q. Eine Einf. in ihre Benutzung, hg. v. F. Beck u. a. (21994);
 A. von Brandt: Werkzeug des Historikers (141996);
 K. Meister: Einf. in die Interpretation histor. Q. Schwerpunkt: Antike, auf mehrere Bde. ber. (1997 ff.);
 G. Theuerkauf: Einf. in die Interpretation histor. Q. Schwerpunkt: MA. (21997).
 
 3) Literaturwissenschaft: Bezeichnung für 1) Primärliteratur; 2) stoffliche Basis, aus welcher der Autor bei der Entstehung beziehungsweise Bearbeitung eines (dichterischen) Werkes schöpft; 3) literarische und außerliterarische Anregungen und Vorlagen, denen sich die Stoff- und Motivgeschichte zuwendet.
 
 4) Physik: Singularität in einem Feld, Ort in einem Quellenfeld, von dem aus die Feldlinien beginnen (Gegensatz: Senke). Die Divergenz eines Vektorfeldes gibt dessen Quellstärke an.
 
 5) Urheberrecht: Quellenangabe, die beim Zitieren eines fremden Werkes in vielen Fällen vorgeschriebene (§ 63 Urheberrechtsgesetz) Angabe der Herkunft des Zitats. Ein Verstoß gegen das Gebot zur Quellenangabe kann zum Vorwurf des Plagiats führen.

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Quẹl|le, die; -, -n [spätmhd. (ostmd.) qwelle, wohl rückgeb. aus 1quellen; schon ahd. quella]: 1. aus der Erde tretendes, den Ursprung eines Baches, Flusses bildendes Wasser: eine warme, heiße Q.; mineralhaltige -n; die Q. sprudelt, versickert, versiegt; eine Q. fassen (zur Gewinnung von Trink- od. Brauchwasser die Stelle, an der die Quelle austritt, ausmauern); Ü Ständig gelangen Rohöl und andere Kohlenwasserstoffe aus natürlichen -n ins Meer (natur 2, 1991, 94). 2. etw., wodurch etw. entsteht: eine Q. der Freude, des Vergnügens; Die sich zwangsweise vergrößernde Differenz zwischen Möglichem und Wirklichem ist übrigens eine Q. wachsender Unzufriedenheit (Gruhl, Planet 255). 3. [überlieferter] Text, der zu wissenschaftlichen o. ä. Arbeiten, Forschungen herangezogen, dafür ausgewertet wird, werden kann: frühe, literarische, historische, unveröffentlichte -n; -n benutzen, heranziehen, zitieren, angeben; Neben den jetzt zusätzlich aufgenommenen Briefen wurden in der Zwischenzeit noch weitere -n zugänglich gemacht (Reich-Ranicki, Th. Mann 153). 4. Stelle od. Person[engruppe], von der man bes. Informationen unmittelbar erhält: eine Information aus erster, sicherer, zuverlässiger Q. haben; er habe erfahren, und zwar aus bester Q., dass das Gebiet ... von keinerlei Truppen besetzt sei (Heym, Schwarzenberg 50); ich habe, weiß dafür eine gute Q. (eine günstige Einkaufsmöglichkeit o. Ä.); *an der Q. sitzen (ugs.; gute Verbindung zu jmdm. haben u. daher zu besonders günstigen Bedingungen in den Besitz von etw. gelangen). 5. (Physik) bestimmter Punkt in einem ↑Feld (7).

Universal-Lexikon. 2012.