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Heym
Heym,
 
1) Georg, Schriftsteller, * Hirschberg (heute Jelenia Góra) 30. 10. 1887, ✝ (ertrunken beim Eislaufen) Berlin 16. 1. 1912; studierte Jura in Würzburg, Jena und Berlin; bedeutender Vertreter des Frühexpressionismus, der, beeinflusst von C. Baudelaire, P. Verlaine, A. Rimbaud, F. Hölderlin und S. George, bald zu eigener, ausdrucksstarker Sprache fand, die auf die expressionistische Lyrik nachhaltigen Einfluss ausübte. Chaos und Grauen bestimmen seine zum Teil formstrenge Dichtung, die den einsamen und verwahrlosten Menschen in den großstädtischen Steinwüsten schildert und in dämonisch-apokalyptischen Visionen, Krieg und Untergang prophezeiend, die Sinnlosigkeit des Daseins darstellt. Heym war auch Dramatiker und Erzähler.
 
Werke: Lyrik: Der ewige Tag (1911); Umbra vitae (1912); Marathon (herausgegeben 1914).
 
Novelle: Der Dieb (herausgegeben 1913).
 
Ausgaben: Dichtungen und Schriften, herausgegeben von K. L. Schneider, 4 Bände (1-21962-79); Lesebuch, herausgegeben von H. Rölleke (1984); Gedichte, ausgewählt von H. Hartung (1986).
 
Literatur:
 
R. Salter: G. H.s Lyrik (1972);
 H. Korte: G. H. (1982);
 K. Mautz: G. H. (31987);
 P. Schünemann: G. H. (21993).
 
 2) Stefan, eigentlich Helmut Flieg, Schriftsteller, * Chemnitz 10. 4. 1913, ✝ Israel (am Toten Meer) 16. 12. 2001; studierte Germanistik, emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei; ging 1935 nach Chicago, war 1937-39 Chefredakteur der Wochenzeitung »Deutsches Volksecho« in New York; 1943 amerikanischer Staatsbürger, nahm er als Offizier an der Landung in der Normandie teil; 1945 begründete er die amerikanische »Neue Zeitung« in München mit, wurde aber wegen prokommunistischer Haltung in die USA zurückversetzt. 1952 übersiedelte er in die DDR, seitdem freier Schriftsteller in Berlin. Heym hatte bereits mit seinen ersten (zunächst englisch erschienenen) Romanen über zeitgeschichtliche Themen Erfolg: »Hostages« (1942; deutsch »Der Fall Glasenapp«), »The crusaders« (1948; deutsch und a. »Kreuzfahrer von heute«). Seit Beginn der 70er-Jahre geriet er zunehmend in Konflikt mit der Kulturpolitik der SED; der Roman über den Aufstand des 17. Juni 1953, »Fünf Tage im Juni« (1974), durfte in der DDR erst 1989 veröffentlicht werden, auch die folgenden Werke erschienen zuerst in westlichen Verlagen. Als Unterzeichner des Protests gegen die Ausbürgerung von W. Biermann war er Repressalien ausgesetzt: 1976 Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR, 1979 Verurteilung wegen angeblichen Devisenvergehens. Heyms historische Romane und Erzählungen zeigen - nicht ohne grelle Effekte - deutlichen, meist satirischen Bezug zur Gegenwart (»Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe«, 1970, DDR 1974; »Der König-David-Bericht«, 1972, DDR 1973; »Ahasver«, 1981, DDR 1988). Das literarische Spätwerk (Autobiographie »Nachruf«, 1988; Roman »Radek«, 1995) war begleitet von politischen und ideologischen Auseinandersetzungen um die Person des Autors, der seine sozialistischen Überzeugungen auch nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus immer wieder öffentlich machte. Als Parteiloser wurde er für die PDS 1994 direkt in den Deutschen Bundestag gewählt und war bis zur Niederlegung des Mandats im September 1995 Alterspräsident.
 
Weitere Werke: Romane: Die Papiere des Andreas Lenz (1963); Uncertain friend (1969; deutsch Lassalle); Schwarzenberg (1984); Die Architekten (entstanden 1965, erschienen 2000).
 
Erzählungen: Schatten und Licht (1960); Erzählungen (1976); Immer sind die Weiber weg und andere Weisheiten (1997).
 
Sonstige Prosa: Reden an den Feind (1986); Filz. Gedanken über das neueste Deutschland (1992).
 
Ausgabe: Werkausgabe, 14 Bände (1983-88).
 
Literatur:
 
Beitr. zu einer Biogr. Eine Freundesgabe für S. H.. .. (1973);
 R. Zachau: S. H. (1982);
 P. Hutchinson: S. H. The perpetual dissident (Cambrigde 1992).

Universal-Lexikon. 2012.