Geo|mor|pho|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Zweig der physischen Geografie, der sich mit den Oberflächenformen der Erde zu ihrer Entstehung befasst [<grch. ge „Erde“ + Morphologie]
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Geo|mor|pho|lo|gie [auch: 'ge:o…], die; -:
Wissenschaft von den Formen der Erdoberfläche u. den sie beeinflussenden Kräften u. Prozessen.
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Geomorphologie,
die Wissenschaft von den Oberflächenformen der Erde - im engeren Sinn des Festlandes - und von den sie gestaltenden Kräften und Prozessen; Teilgebiet der physischen Geographie und der dynamischen Geologie. Die Geomorphologie beschreibt die Oberflächenformen (Morphographie), ordnet sie systematisch und erklärt ihre Entstehung und Entwicklung (Morphogenese). Die Geomorphologie entstand als Teilgebiet der physischen Geographie und der dynamischen Geologie. Für die Geographie bilden die Reliefformen eines der bestimmenden Elemente der Natur- und Kulturlandschaften, für die Geologie stellt die Bildung der heutigen Oberflächenformen gewissermaßen das Schlusskapitel der Erdgeschichte dar. Die Entwicklung der Geomorphologie zur selbstständigen Disziplin wird durch die Besonderheit ihrer zahlreichen Probleme und die Mannigfaltigkeit ihrer Methoden begünstigt. Die Oberflächenformen werden einerseits durch die Beschaffenheit der sie aufbauenden Gesteine, durch die Tektonik des Untergrundes und die diese Tektonik verursachenden Vorgänge mitbestimmt, andererseits sind sie den formenden und umformenden Wirkungen der Gewässer und Atmosphärilien ausgesetzt. Die Feldarbeit der Geomorphologen wird in zunehmendem Maße durch Arbeiten im Laboratorium ergänzt.
Innerhalb der Geomorphologie untersucht die analytische Geomorphologie Verwitterungsvorgänge und Bodenbildung, Massenbewegungen und die Formen bildende Tätigkeit der Flüsse, der Gletscher, des Windes und der Meere. Die synthetische Geomorphologie befasst sich mit geomorphologischen Landschaftstypen wie Schichtstufenlandschaft oder Inselberglandschaft, die als Ergebnis des Zusammenwirkens der vielfältigen Formen bildenden Kräfte untersucht werden. Aufgabe der genetische Geomorphologie ist es, die Entstehung der Oberflächenformen zu erklären. Als Teilgebiet der genetischen Geomorphologie findet heute die klimatische Geomorphologie (Klimageomorphologie, Klimamorphologie) besondere Beachtung; sie geht den spezifischen Zusammenhängen von Formenbildung und Klima nach.
Die Formen der Erdoberfläche erlangten erst an der Wende zum 19. Jahrhundert größere Beachtung. Die Bezeichnung »Morphologie der Erdoberfläche« taucht erstmals im »Lehrbuch der Geognosie« (1849-54, 2 Bände) von K. F. Naumann auf. Wenig später leitete O. Peschel die Wende von einer mehr beschreibenden zur erklärenden Darstellung ein. Unter F. von Richthofen, A. Penck, W. M. Davis, S. Passarge, A. Hettner, F. Machatschek u. a. wurde die Geomorphologie zur Grunddisziplin der Geographie. Entsprechend der anfangs engen Bindung an die Geologie lag der Schwerpunkt bei petrographischen, tektonischen und geophysikalischen Faktoren. Nach frühen Ansätzen (seit den 1920er-Jahren) durch Passarge u. a. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders durch J. Büdel, die Bedeutung des Klimas für die Formungsprozesse der Erdoberfläche erkannt.
O. Maull: Hb. der G. (Wien 21958);
J. Tricart: Précis de géomorphologie, 3 Bde. (Paris 1968-81);
H. Rohdenburg: Einf. in die klimagenet. G. (21971);
F. Machatschek: G. (101973);
L. Hempel: Einf. in die Physiogeographie, 4 Tle. (1974);
H. Wilhelmy: G. in Stichworten, 4 Bde. (1-51974-94);
H. Wilhelmy: Klimamorphologie der Massengesteine (21981);
H. Louis: Allg. G., 2 Bde. (41979);
C. Rathjens: Die Formung der Erdoberfläche unter dem Einfluß des Menschen (1979);
H. Dongus: Die geomorpholog. Grundstrukturen der Erde (1980);
Timescales in geomorphology, hg. v. R. A. Cullingford u. a. (Chichester 1980);
J. Büdel: Klima-G. (21981);
H. Leser: G. (71995);
A. Semmel: G. der Bundesrepublik Dtl. (51996).
Zeitschriften: Ztschr. für G., N. F. (1957 ff.);
Geodinamica acta (Paris 1987 ff.; früher u. a. T.).
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Geo|mor|pho|lo|gie [auch: 'ge:o...], die; -: Wissenschaft von den Formen der Erdoberfläche u. den sie beeinflussenden Kräften u. Prozessen.
Universal-Lexikon. 2012.