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Sinfonie
Symphonie

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Sin|fo|nie [zɪnfo'ni:], die; -, Sinfonien [zɪnfo'ni:ən]:
Musikwerk für Orchester in mehreren Sätzen:
eine Sinfonie von Bruckner; eine Sinfonie komponieren, spielen, dirigieren.

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Sin|fo|nie 〈f. 19; Mus.〉 großes Musikstück aus vier bis fünf Sätzen für Orchester; oV Symphonie [<grch. symphonia „Einklang“ <syn „zusammen“ + phone „Laut, Klang“]

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Sin|fo|nie, Symphonie, die; -, -n [ital. sinfonia < lat. symphonia = Zusammenstimmen, Einklang; mehrstimmiger musikalischer Vortrag < griech. symphōni̓a, zu: sýmphōnos = zusammentönend]:
1. auf das Zusammenklingen des ganzen Orchesters hin angelegtes Instrumentalwerk [in Sonatenform] mit mehreren ↑ Sätzen (4 b):
Beethovens S. Nr. 9;
eine S. komponieren, spielen, dirigieren.
2. (geh.) Ganzes, reiche Gesamtheit, gewaltige Fülle, worin verschiedenartige Einzelheiten eindrucksvoll zusammenwirken:
eine S. von/in/aus Farben, Düften.

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Sinfonie
 
[italienisch sinfonia, über lateinisch symphonia von griechisch symphōnía »das Zusammenklingen«, zu sýmphōnos »zusammentönend«] die, -/...'ni|en, Symphonie, im 18. Jahrhundert entstandene Form der repräsentativen Orchesterkomposition, eine der wichtigsten Gattungen der Instrumentalmusik, die (zusammen mit Sonate und Streichquartett) in ihrer Ausbreitung und Geschichte den Stilwandel rein instrumentaler Ausdrucksformen zentral repräsentiert.
 
Die Sinfonie hat ihre Wurzeln im Einleitungsstück (Sinfonia) der neapolitanischen Opera seria, das bereits dreiteilig (schnell-langsam-schnell) angelegt war. Ab etwa 1730 wurde die Sinfonia auch als selbstständiges Konzertstück verwendet und dabei zugleich kunstvoll erweitert. Der erste Satz entwickelte sich in Richtung der Sonatensatzform; an dritter Stelle wurde vielfach ein Menuett eingefügt; im neuen, effektvollen Orchestersatz erhielten die Bläser selbstständige Aufgaben. An dieser Entwicklung waren v. a. Oberitalien (G. B. Sammartini u. a.), die Wiener Schule, Mannheimer Schule und Berliner Schule sowie in London J. C. Bach beteiligt.
 
Der eigentliche Schöpfer der klassischen Sinfonie ist J. Haydn, der in seinen über 100 Sinfonien die bestehenden Ansätze zusammenfasste, weiterentwickelte und die Gattung zu europäischem Rang erhob. Stets neuartig, überraschend in der Erfindung und von unmittelbarer (oft auch humorvoller) Wirkung, zeugen Haydns Sinfonien in ihrer Satztechnik, thematische Arbeit, geistvollen Instrumentierung und klaren Formdisposition von höchster Meisterschaft. W. A. Mozart assimilierte Haydns durchgearbeiteten Satz und fand besonders in seinen letzten Sinfonien zu einer vollendet tiefen und persönlichen Ausdruckssprache. Eine neue Stufe bezeichnet das sinfonische Schaffen L. van Beethovens. Seine neun Sinfonien sind je eigene, unverwechselbar individuelle Gestaltungen, die in jeder Hinsicht neue musikalische Bereiche erschließen (Größe und Prägnanz der Themen, Kühnheit der Harmonik, Dehnung der Form, Vitalität der rhythmischen Bildungen, Erweiterung des Orchesterapparats, thematischer Zusammenhang aller Partien, durchbrochene Arbeit und obligates Akkompagnement). Der erste Satz wird bei ihm zum Austragungsort großer musikalischen Ideen, teilweise mit programmatischen Bezügen (»Eroica«, 1803/04; »Pastorale«, 1807/08); auch der langsame Satz dehnt sich zu bisher nicht gekannten Dimensionen; aus dem Menuett wird zumeist ein Scherzo; das Finale erhält verstärktes Gewicht und erscheint teilweise als krönender Abschluss einer auch ethisch-ideellen Entwicklung (5. und 9. Sinfonie).
 
In der Sinfonik nach Beethoven finden romantisches Weltgefühl und Klangerlebnis bereits bei F. Schubert (8. und 9. Sinfonie), verändert dann in den Sinfonien von R. Schumann und F. Mendelssohn Bartholdy gültigen Ausdruck, wobei ein poetischer Grundzug die streng thematisch-formale Auseinandersetzung überformt, ohne diese Grundlage zu verlassen. Höchste sinfonische Kunst im klassischen Sinne vereinen die vier Sinfonien von J. Brahms mit romantischer Innigkeit und Stimmungsfärbung wie auch mit kraftvoller, mitunter trotzig aufbegehrender orchestraler Gestik. Daneben verläuft die von H. Berlioz (»Symphonie fantastique«, 1830) ausgehende Entwicklung einer programmatisch orientierten Sinfonie und sinfonischen Dichtung, die über F. Liszt zu R. Strauss führt und literarisch-philosophische Ideengehalt mit Neuartigkeit der Form und Instrumentation verbindet. Zwischen beiden Richtungen stehen die neun Sinfonien A. Bruckners, die Beethoven, Schubert und R. Wagner entscheidende Impulse verdanken und sich zugleich in ihrer hymnisch selbstgewissen Frömmigkeit, Kraft und Weite als eigene Bildungen darstellen. G. Mahlers zehn Sinfonien knüpfen teilweise an Bruckner an, erweitern jedoch die Dimensionen, verfeinern zugleich die Orchestersprache, beziehen Solo- und Chorstimmen mit ein und streben nach einer universalen Aussage über die Befindlichkeit des Menschen in der modernen Welt. Außerhalb Deutschlands und Österreichs traten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts v. a. B. Smetana, A. Dvořák, A. Borodin, P. I. Tschaikowsky, A. Glasunow, E. Grieg, C. Franck, C. Saint-Saëns und G. Bizet mit sinfonischen Werken hervor.
 
Uneinheitlich ist das Bild der sinfonischen Musik des 20. Jahrhunderts, in der sich die verschiedensten Richtungen (Akademismus, Neoklassizismus, Neobarock, Spätexpressionismus) beobachten lassen. Während viele Komponisten (z. B. S. S. Prokofjew, D. D. Schostakowitsch, J. Sibelius) den überkommenen Sinfonietypus beibehalten, jedoch mit neuen Inhalten zu erfüllen suchen, bemühen sich andere um eine Erneuerung der Gattung durch die Pflege eines linear polyphonen Stils (P. Hindemith, J. N. David, K. A. Hartmann), durch kammermusikalische Besetzung (A. Schönberg) oder durch Schaffung eines verkleinerten Werktypus (M. Reger, A. Webern, D. Milhaud). In der Musik nach 1950 tritt die Sinfonie als repräsentative Gattung zurück. Sie ist u. a. noch vertreten bei H. Eisler, B. Martinů, H. W. Henze, L. Berio, K. Penderecki, W. Rihm, S. Matthus und M. Trojahn.
 
Literatur:
 
P. Bekker: Die S. von Beethoven bis Mahler (1918);
 U. Nef: Gesch. der S. u. Suite (1921, Nachdr. Vaduz 1993);
 F. Weingartner: Die Symphonie nach Beethoven (41926);
 F. Wohlfahrt: Gesch. der S. (1966);
 R. Kloiber: Hb. der klass. u. romant. Symphonie (31981);
 
Musikal. Gattungen in Einzeldarst., Bd. 1: Symphon. Musik (1981);
 S. Kunze: Die S. im 18. Jh. (1993);
 M. Chion: La symphonie à l'époque romantique (Paris 1994);
 J. M. Abel: Die Entstehung der sinfon. Musik in Rußland (1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
klassische Sinfonie und Streichquartett
 
Sinfonie und sinfonische Dichtung des 19. Jahrhunderts
 

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Sin|fo|nie, Symphonie, die; -, -n [ital. sinfonia < lat. symphonia = Zusammenstimmen, Einklang; mehrstimmiger musikalischer Vortrag < griech. symphōnía, zu: sýmphōnos = zusammentönend, zu: sýn = zusammen u. phōne̅́, ↑Phon]: 1. auf das Zusammenklingen des ganzen Orchesters hin angelegtes Instrumentalwerk [in Sonatenform] mit mehreren Sätzen (4 b): eine S. von Bruckner; Beethovens S. Nr. 9; eine S. komponieren, schreiben, spielen, dirigieren, aufführen. 2. (geh.) Ganzes, reiche Gesamtheit, gewaltige Fülle, worin verschiedenartige Einzelheiten eindrucksvoll zusammenwirken: eine S. von/in/aus Farben, Düften; das neue Regierungsviertel ist eine S. von/in/aus Glas und Beton.

Universal-Lexikon. 2012.