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Orchester
Or|ches|ter [ɔr'kɛstɐ], das; -s, -:
größeres Ensemble von Instrumentalisten, die unter der Leitung eines Dirigenten Musikwerke bestimmter Art spielen, in Konzerten darbieten:
ein kleines, großes, philharmonisches Orchester; das Orchester probt, spielt in voller Besetzung; ein Orchester dirigieren; in einem Orchester [mit]spielen.
Zus.: Rundfunkorchester, Schulorchester.

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Or|ches|ter 〈[ -kɛ̣s-], österr. a. [ -çɛ̣s-] n. 13
1. 〈urspr. im altgrch. Theater〉 Raum für das Auftreten des Chores
2. 〈ab 1600〉 vertiefter Platz vor der Bühne für die Musiker
3. 〈heute〉 größere Zahl von Musikern zum Zusammenspiel unter einem Dirigenten (Rundfunk\Orchester, Schul\Orchester, Sinfonie\Orchester)
[<grch. orchestra „Tanzplatz (für den Chor)“; zu orcheisthai „tanzen“]

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Or|ches|ter [ɔr'kɛstɐ , auch, bes. österr.: ɔr'çɛ…], das; -s, - [ital. orchestra, frz. orchestre < lat. orchestra = für die Senatoren bestimmter Ehrenplatz vorn im Theater; Erhöhung auf der Vorderbühne, auf der die Musiker u. Tänzer auftreten < griech. orche̅̓stra = Orchestra (a), eigtl. = Tanzplatz, zu: orcheĩsthai = tanzen, hüpfen, springen]:
1. größeres Ensemble (1 a) aus Instrumentalisten, in dem bestimmte Instrumente mehrfach besetzt sind u. das unter der Leitung eines Dirigenten spielt:
ein großes O.;
das O. spielt in voller Besetzung;
ein O. dirigieren;
die Mitglieder eines -s;
Werke für O. (Orchesterbesetzung) schreiben.
2. Orchestergraben.

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Orchẹster
 
[italienisch-französisch, aus lateinisch orchestra »für die Senatoren bestimmter Ehrenplatz vorn im Theater«, »Erhöhung auf der Vorderbühne, auf der die Musiker und Tänzer auftreten«, von griechisch orche̅́stra, eigentlich »Tanzplatz«] das, -s/-, seit dem 18. Jahrhundert Bezeichnung für eine größere Gruppe von Instrumentalisten, die ein in sich differenziertes, musikalisch sinnvoll organisiertes Klangensemble bilden, das in der Regel unter der Leitung eines Dirigenten steht. Eine exakte und zugleich übergreifende Definition des Begriffs Orchester ist kaum möglich, besonders wenn man, was üblich ist, seine Anwendung auf alle Musiksparten, auf unterschiedliche historische Musizierformen und auf außereuropäische Instrumentengruppen ausdehnt, also Volksmusikorchester, Blasorchester in der Marsch- und Militärmusik, große und kleine Unterhaltungsorchester und Jazzorchester (Bigband) mit ihren jeweils eigenen Entwicklungen in Besetzung und Klangstil einbezieht. Noch größere Verschiedenartigkeit zeigen die Instrumentalensembles von Kulturen außerhalb der abendländischen Kunstmusik, die stets an spezifische ethnische Voraussetzungen sowie gesellschaftliche und kultische Traditionen gebunden sind und sich teilweise durch eine hohe Spiel- und Klangdifferenzierung auszeichnen wie etwa das Gamelanorchester in Indonesien.
 
Im antiken Griechenland war das Orchester ein runder Platz für Choraufführungen oder ein hufeisenförmiger Platz vor der Theaterbühne. Auch im 17. und 18. Jahrhundert bedeutete Orchester zunächst den Raum vor der Bühne, dann erst die Gruppe von Instrumentalisten, die dort platziert war. In diesem Sinne erlangte das Orchester erstmals Bedeutung mit dem Aufkommen selbstständiger Instrumentalmusik im 16. Jahrhundert Die mannigfachen Veränderungen, denen die Orchesterbesetzung in der europäischen Musik seitdem unterliegt, spiegeln tief greifende Wandlungen des Klanges, der Hörerwartung und des musikalischen Ausdrucks wider. In Übereinstimmung mit den Epochenbezeichnungen der neueren Musikgeschichte spricht man von Renaissanceorchester, Barockorchester, klassischem, romantischem und modernem Orchester. Für das Renaissanceorchester sind Buntheit sowie Freiheit und Variabilität der Besetzungen charakteristisch. Das frühbarocke Orchester weist neben zahlreichen Generalbassinstrumenten (z. B. Cembalo, Orgel, Regal, Theorbe, Laute, Chitarrone) alle Gattungen der Violen und viele Blasinstrumente (z. B. Blockflöten, Zinken, Trompeten, Hörner, Posaunen) auf, die nach örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich eingesetzt wurden. Erst ab 1650 setzten sich, wenngleich mit vielen Abweichungen und regionalen Sonderentwicklungen (wie es etwa exemplarisch die Orchesterwerke J. S. Bachs zeigen), normierte Besetzungen durch. So besteht das Orchester bei J.-B. Lully aus einem fünfstimmigen Streicherensemble und einem Bläsertrio (zwei Oboen und Fagott). Das neapolitanische Opernorchester setzt sich aus einem Streicherensemble und in der Regel aus je zwei Oboen und Hörnern zusammen. Das klassische Orchester J. Haydns und W. A. Mozarts umfasst neben dem chorisch besetzten Streichquintett im Normalfall je zwei Flöten, Oboen, Fagotte und Hörner. Hinzu kommen in einzelnen Werken Klarinetten, Trompeten, Posaunen und Pauken. Im 19. Jahrhundert wird der Orchesterapparat zunehmend vergrößert. Vom späten Mozart-Orchester über L. van Beethoven, H. Berlioz (der 1844 eine Instrumentationslehre schrieb) und R. Strauss wird die Besetzungsstärke durch Vervielfachung der Holz- und Blechblasinstrumente in verschiedenen Stimmungen und mit verwandten Typen (z. B. Englischhorn, Bassklarinette, Kontrafagott), durch Hinzufügen von Harfen und vielfältigem Schlagwerk sowie durch Einführung neuer Instrumente (Wagnertuba, Saxophon) mehr als verdoppelt. Die Streicher werden häufiger geteilt und gelegentlich auch solistisch eingesetzt (besonders Solovioline). Die Erweiterung des Klangspektrums zu äußerster Differenzierung, Kraftentfaltung und Expressivität dient oft außermusikalischen Intentionen (in Oper und Musikdrama und in der sinfonischen Programmmusik). Sie zielt keinesfalls nur auf Massenwirkung, sondern auf eine Vielfalt kontrastierender oder ineinander fließender Farben. Höhepunkte dieser Entwicklungen bilden die Tondichtungen von R. Strauss, A. Skrjabins »Prométhée« (1908/ 1910, mit Farbenklavier), G. Mahlers 8. Sinfonie, die »Sinfonie der Tausend« (1907), und A. Schönbergs »Gurrelieder« (1900-1911). Chöre und Solostimmen erweitern in einigen dieser Werke den Orchesterklang um zusätzliche Farben und verschmelzen gelegentlich ununterscheidbar mit ihm (C. Debussy, »Syrènes« aus »Nocturnes«, 1900, mit vokalisierendem Frauenchor). Als Gegenreaktion hierzu lässt sich eine Tendenz zu kammermusikalischen Reduzierungen des Orchesterapparates (so in Schönbergs 1. Kammersymphonie Opus 9 [1906] und in I. Strawinskys »L'histoire du soldat« [1918]) sowie eine Ausweitung des Schlagzeugs feststellen (z. B. E. Varèse, »Amériques«, 1921, mit 11 Schlagzeugern). In der Musik der Gegenwart sind - wie am Anfang der Entwicklung - wieder variable Orchesterbesetzungen gebräuchlich, teilweise unter Einbeziehung elektronischer Klangmittel und neuartiger Raumwirkungen, etwa durch ungewöhnliche Aufstellung der Instrumente. Im allgemeinen Konzertleben jedoch herrscht eine weitgehende Standardisierung, bei der das klassisch-romantische Sinfonieorchester die führende Stellung einnimmt. Daneben gibt es das Kammerorchester, das in zahlreichen Kompositionen seit dem 18. Jahrhundert gefordert wird, mit kleinerer, vorwiegend aus Streichern bestehender Besetzung, sowie spezielle Instrumentalensembles für Aufführungen älterer Musik. Die Aufstellung des Orchesters hängt von den räumlichen und akustischen Gegebenheiten des Saales und der Klangvorstellung des Dirigenten ab. Es gilt entweder das Prinzip der Trennung gleichartiger Instrumentengruppen (Streicher, Holz, Blech, Schlagzeug) oder, heute bevorzugt, die Verteilung zum Zwecke der Klangverschmelzung.
 
Literatur:
 
F. Vollbach: Das moderne O., 2 Bde. (21919-21);
 O. Schreiber: O. u. O.-Praxis in Dtl. zw. 1780 u. 1850 (1938, Nachdr. 1978);
 B. Paumgartner: Das instrumentale Ensemble. Von der Antike bis zur Gegenwart (Zürich 1966);
 M. Staehelin: O., in: Hwb. der musikal. Terminologie, hg. v. H. H. Eggebrecht, Losebl. (1972 ff.);
 H. Schaub u. H. Baumann: Die Instrumente im Sinfonie-O. (Bern 1981);
 P. Bekker: Das O. Gesch., Komponisten, Stile (a. d. Engl., 1989);
 H. Haffner: O. der Welt. Der internat. Orchesterführer (1997).

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Or|ches|ter [ɔr'kɛstɐ, auch, bes. österr.: ɔr'çɛ...], das; -s, - [ital. orchestra, frz. orchestre < lat. orchestra = für die Senatoren bestimmter Ehrenplatz vorn im Theater; Erhöhung auf der Vorderbühne, auf der die Musiker u. Tänzer auftreten < griech. orche̅́stra = ↑Orchestra (a), eigtl. = Tanzplatz, zu: orcheĩsthai = tanzen, hüpfen, springen]: 1. größeres ↑Ensemble (1 a) aus Instrumentalisten, in dem bestimmte Instrumente mehrfach besetzt sind u. das unter der Leitung eines Dirigenten spielt: ein kleines, großes, philharmonisches O.; das O. probt, spielt in voller Besetzung; ein O. dirigieren, verstärken; die Mitglieder eines -s; Werke für O. (Orchesterbesetzung) schreiben; im O. [mit]spielen; die Konzerte, die täglich von einem wohlgeschulten O. dem Badepublikum dargeboten wurden (Th. Mann, Krull 25); Ü in dem ununterbrochenen Heulen des Sturms und dem Gedonner der See, einem chaotischen O. (Ott, Haie 280). 2. Orchestergraben.

Universal-Lexikon. 2012.