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Guericke
Guericke
 
['geːrikə], Gericke, Otto von (seit 1666), Ingenieur und Physiker, * Magdeburg 30. 11. (20. 11. alter Stil) 1602, ✝ Hamburg 21. 5. (11. 5. alter Stil) 1686. Guericke stammte aus einer reichen und einflussreichen Magdeburger Patrizierfamilie. Er studierte in Leipzig, Helmstedt und Jena Jura, ergänzte seit 1623 seine Ausbildung durch naturwissenschaftliche Studien in Leiden. 1630 wurde Guericke Bauherr in seiner Vaterstadt, 1632 trat er als Ingenieur im Offiziersrang in schwedische, 1636 in kursächsische Dienste.
 
Seit 1646 bestimmte er als Bürgermeister das Geschick Magdeburgs in den Kriegswirren entscheidend mit (Teilnahme an den Verhandlungen in Osnabrück, Nürnberg, Wien, Prag und am Regensburger Reichstag). Nachdem sein Versuch, Magdeburg die Privilegien einer Hansestadt zu erhalten, gescheitert war, zog Guericke sich allmählich aus der Politik zurück. Er schrieb aus eigenem Erleben eine Geschichte der Belagerung und Zerstörung Magdeburgs.
 
Guericke zählt neben B. Pascal und E. Torricelli zu den Pionieren in der Erforschung des Luftdrucks. Ausgangspunkt für ihn war das kopernikanische Weltsystem und die damit verbundene Frage, was den Raum zwischen den Himmelskörpern erfülle. Mit einer zusätzlich mit zwei Klappenventilen versehenen Feuerspritze gelang es Guericke, luftdicht abgeschlossene, mit Wasser gefüllte Bierfässer weitgehend leer zu pumpen. Damit war ihm der experimentelle Nachweis geglückt, dass ein Vakuum künstlich herstellbar ist. Die Lehre vom Horror Vacui (Schrecken vor der Leere) der Natur und von der Identität von Raum und Materie (Aristoteles, R. Descartes) war widerlegt. In der Folge widmete sich Guericke der Verbesserung von Luftpumpe und Barometer sowie der Erfindung eindrucksvoller Experimente zur Verdeutlichung der Wirkungen des Luftdruckes. Das bekannteste ist sein Schauversuch mit den Magdeburger Halbkugeln (vermutlich 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg, wiederholt 1663 am Berliner Hof). Seine Erkenntnisse legte Guericke 1672 in seinem Werk »Experimenta nova, ut vocantur, Magdeburgica de vacuo spatio« dar. Durch Beobachtung von Luftdruckveränderungen gelang es Guericke 1660, Unwetter vorherzusagen, was ihn zum Wegbereiter der Meteorologie machte. Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet von Guericke war die Reibungselektrizität (erste Elektrisiermaschine).
 
Ausgabe: Neue (so genannt) Magdeburger Versuche über den leeren Raum, herausgegeben von H. Schimank u. a. (aus dem Lateinischen, 1968).
 
Literatur:
 
A. Kauffeldt: O. v. G. (Leipzig 41980);
 F. Krafft: O. v. G., in: Dictionary of scientific biography, hg. v. C. C. Gillispie, Bd. 5 (Neuausg. New York 1981).
 

Universal-Lexikon. 2012.