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Pla|kat [pla'ka:t], das; -[e]s, -e:großformatiges Stück festes Papier in grafischer Gestaltung, das zum Zwecke der Information, Werbung, politischen Propaganda o. Ä. öffentlich u. an gut sichtbaren Stellen befestigt wird:
Plakate kleben, ankleben, entwerfen.
Zus.: Filmplakat, Kinoplakat, Reklameplakat, Wahlplakat, Werbeplakat.
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Pla|kat 〈n. 11〉 öffentl. Aushang, Bekanntmachung in großem Format (bes. zu Werbezwecken, an Wänden, Litfaßsäulen usw.) [<ndrl. plakkaat <frz. placard „Wandschrank, Anschlagzettel“; zu frz. plaque „Platte“ <ndrl. plak]
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Pla|kat , das; -[e]s, -e [niederl. plakkaat < mniederl. plakkaert < frz. placard, zu: plaquer = verkleiden, überziehen, aus dem Germ.]:
großformatiges Stück festes Papier mit einem Text [u. Bildern], das zum Zwecke der Information, Werbung, politischen Propaganda o. Ä. öffentlich u. an gut sichtbaren Stellen befestigt wird:
grelle, bunte, riesige -e;
-e [an]kleben.
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Plakat
[aus niederländisch plakkaat, von gleichbedeutend französisch placard, zu plaquer »verkleiden«, »überziehen«] das, -(e)s/-e, öffentlicher Anschlag behördlichen, kulturellen oder kommerziellen Charakters; angebracht an Mauern, Hauswänden, Zäunen, Anschlagtafeln oder -säulen (Litfaßsäulen) mit dem Zweck, die Aufmerksamkeit einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu erregen. Plakate müssen daher auffällig, aus der Entfernung erkennbar und ihrem Inhalt nach schnell erfassbar sein.
Das Plakat entwickelte sich seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts aus Anzeigen, Flugblättern und Handzetteln. Nur zögernd setzte die Illustration ein. Die Plakatproduktion des 16.-18. Jahrhunderts wurde hauptsächlich vom Schaustellerplakat bestritten. Erste Plakate für Produkte, Dienstleistungen, Handel und Ausstellungen entstanden gegen Ende des 17. Jahrhunderts, doch erst im 19. Jahrhundert wurde das Bildplakat zum wesentlichen Werbemittel für die beginnende Markenartikelindustrie. Mit der Erfindung der Lithographie durch A. Senefelder (1798) konnte das Plakat in großem Format und in hoher Auflage produziert werden. Die Plakatkunst erlebte in den 1890er-Jahren in Frankreich ihren ersten Höhepunkt. Es wurde bereits im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts auf vielen Ausstellungen präsentiert und zu einem begehrten Sammelobjekt.
Als Begründer des modernen, illustrativen Bildplakats in Frankreich gilt J. Chéret, als »Tiepolo der Straße« hinterließ er ein Œuvre von rd. 1 200 gedruckten Plakaten. Zeitgenossen, die der Plakatgestaltung wesentliche Impulse gaben, waren P. Bonnard, T. A. Steinlen u. a.; H. de Toulouse-Lautrec entwickelte, angeregt durch den japanischen Holzschnitt, eine neue Form der Plakatgestaltung, indem er Schrift und Bild zu einer Einheit verband, Linie und Fläche stark kontrastierte. Diese Reduzierung auf wenige Bildelemente führte in Paris L. Cappiello in seinen wegweisenden heiteren Plakaten weiter. In Großbritannien sind Dudley Hardy (* 1866, ✝ 1922), die »Beggarstaff Brothers« (Pseudonym für James Pryde, * 1866, ✝ 1941, und William Nicholson, * 1872, ✝ 1949), C. R. Mackintosh und A. V. Beardsley Pioniere der Plakatkunst, in den USA sind es Louis John Rhead (* 1857, ✝ 1926), Edward Penfield (* 1866, ✝ 1926) und William H. Bradley (* 1868, ✝ 1962).
Um die Jahrhundertwende haben die Jugendstilkünstler Eugène Grasset (* 1845, ✝ 1917) und A. Mucha einen spezifischen Plakatstil mit fließenden, ornamentalen Linien und neuen Schriftformen geschaffen, der in Europa großen Einfluss hatte. In München vertraten diese Richtung u. a. T. T. Heine, B. Paul und Ludwig Hohlwein (* 1874, ✝ 1949), in Berlin wurde Lucian Bernhard (* 1883, ✝ 1972) Schöpfer einer neuen Plakatform, des »Berliner Sachplakats«. Er reduzierte die Bildelemente auf eine grafisch vereinfachte Produktabbildung und den Firmenschriftzug; dazu benutzte er intensive Farben. Mit dieser Vereinfachung des Bildaufbaus sollte die Wahrnehmung der Plakate im Stadtbild verstärkt und der wachsenden Verkehrsdichte Rechnung getragen werden. Weitere »Säulenheilige« vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland waren u. a. Edmund Edel (* 1863, ✝ 1933), Hans Rudy Erdt (* 1883, ✝ 1918), Ernst Deutsch (* 1883, ✝ 1938), P. Scheurich. 1905 gründete der Zahnarzt Hans J. Sachs (* 1881, ✝ 1974) mit anderen den »Verein der Plakatfreunde« (VdP) in Berlin, um »den Geschmack am künstlerischen Plakat zu wecken und zu kultivieren«. Seit 1913 veröffentlichte der VdP die Zeitschrift »Das Plakat«, die rasch internationale Anerkennung fand. Ebenfalls auf Initiative des VdP wurde 1919 in Berlin der »Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker« (BDG) gegründet, die Berufsorganisation der Plakatgestalter und Grafikdesigner (heute Bund Deutscher Grafik-Designer e. V.). 1922 musste »Das Plakat« sein Erscheinen einstellen und wurde 1924 als »Gebrauchsgraphik« fortgesetzt (ab 1972 unter dem Titel »Novum. Gebrauchsgraphik«). Bei seiner Emigration in die USA 1938 hinterließ Sachs die größte Plakatsammlung der Erde mit 12 000 Plakaten und weiteren 18 000 kleineren Objekten (heute: Deutsches Historisches Museum, Zeughaus, in Berlin). Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Expressionismus Einfluss auf die Plakatkunst (M. Pechstein, César Klein, * 1876, ✝ 1954, W. Jaeckel). Hervorzuheben sind die Filmplakate von Josef Fenneker (* 1885, ✝ 1956).
Kubistische Tendenzen spiegelten sich in der Plakatkunst Frankreichs wider, z. B. A. M. Cassandre. Die künstlerische Avantgarde in Europa zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte eine revolutionäre Formensprache in der Plakatgestaltung, durch die kompromisslose Anwendung von Groteskschriften und die Ablösung der Illustration durch Fotografie. In Deutschland war der Dadaist K. Schwitters ein Befreier von historischen typographischen Ordnungen; J. Heartfield nutzte die Fotomontage für Plakate zur politischen Agitation. Pionier der Fotoplakate war auch J. Tschichold mit seinen Filmplakaten für den Münchener Phoebus-Palast. Er setzte sich auch als Erster mit avantgardistischen Tendenzen der »funktionalen Gestaltung« theoretisch auseinander.
Am Bauhaus in Weimar und Dessau entwickelten L. Moholy-Nagy, H. Bayer, Joost Schmidt (* 1893, ✝ 1948) u. a. neue Darstellungsmittel der Werbegestaltung, bei denen die Fotografie und die Illustration (zum Teil beeinflusst vom Surrealismus) gleichrangig vertreten waren. Einen eigenwilligen Stil der Plakatkunst schufen in den Niederlanden die Nachfolger der »Stijl«-Bewegung, u. a. Piet Zwart (* 1885, ✝ 1977) für die Niederländische Post (PTT) u. a. Auftraggeber, sowie Paul Schuitema (* 1897, ✝ 1973) und Jakob (Jacques) Jongert (* 1883, ✝ 1942).
Auch in Osteuropa gab es eine intensive Avantgarde, deren Plakate signifikante Zeichen setzten. In der UdSSR entstanden in der revolutionären Phase 1919-25 wichtige didaktisch-politische Plakate, u. a. von W. W. Majakowskij. Wegweisende Plakate schufen u. a. A. M. Rodtschenko, Gustav Klucis (* 1895, ✝ 1944), El Lissitzky; einen spezifischen neuen Plakatstil für den jungen sowjetischen Film entwarfen die Brüder Wladimir (* 1899, ✝ 1982) und Georgij Stenberg (* 1900, ✝ 1933). Die russischen Künstler benutzten für ihre Plakate die Fotografie und Fotomontage als Gestaltungsgrundlage. In Polen waren es v. a. Mieczysław Szczuka (* 1898, ✝ 1927) und H. Berlewi, die sich der konstruktivistischen Avantgarde anschlossen. Berlewi versuchte mit seiner Theorie der »Mechano-Faktur« Plakat- und Werbegestaltung zu systematisieren. Die führenden Plakatgestalter in Ungarn waren Róbert Berény (* 1887, ✝ 1953) und der vom Bauhaus Weimar geprägte S. Bortnyik. Auch in der Tschechoslowakei schloss man sich der Avantgarde an und führte sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs konsequent fort. Als Plakatgestalter traten v. a. K. Teige, Ladislav Sutnar (* 1897, ✝ 1976) und Zdeněk Rossmann (* 1905, ✝ 1986) hervor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beeinflusste die Avantgarde anfangs die Entwicklung der Plakatkunst, bis sich rasch eigene stilistische Prägungen durchsetzten. Zu den Ländern, die für ihr eigenständiges Plakatschaffen bekannt geworden sind und Schule machten, zählen Frankreich, Polen, Japan und die Bundesrepublik Deutschland (u. a. K. Staeck). Auch in der DDR hatte sich ein selbstständiger und unverwechselbarer Plakatstil entwickelt (u. a. Klaus Wittkugel, * 1910, ✝ 1985). Bemerkenswerte und richtungweisende Tendenzen entstanden auch in der Schweiz, den Niederlanden, Italien, Israel und den USA. Ein Zentrum, das die künstlerische Erneuerung der internationalen Plakatkunst widerspiegelt, ist das Plakatmuseum Warschau. Die dort seit 1966 veranstalteten »Internationalen Plakat-Biennalen« haben in der Öffentlichkeit zur Anerkennung des Plakats als künstlerisches Medium der modernen Kommunikationsgesellschaft wesentlich beigetragen. (Poster)
H. Schindler: Monografie des P. Entwicklung, Stil, Design (1972);
Das frühe P. in Europa u. den USA. Ein Bestands-Kat., hg. v. K. Popitz u. a., 4 Tle. (1973-80);
F. Kämpfer: »Der rote Keil«. Das polit. P. (1986);
Schweizer Plakatkunst aus Fünf Jahrzehnten, bearb. v. U. Wallenburg, Ausst.-Kat. Brandenburg. Kunstsammlungen Cottbus (1991);
Österr. Plakatkunst 1898-1938, bearb. v. B. Denscher (Wien 1992);
Plakatkunst von Toulouse-Lautrec bis Benetton, hg. v. J. Döring, Ausst.-Kat. Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg (1994);
M. Henatsch: Die Entstehung des P. (1994);
Plakatkunst 1880-1935, bearb. v. C. Friese (1994);
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Pla|kat, das; -[e]s, -e [niederl. plakkaat < mniederl. plakkaert < frz. placard, zu: plaquer = verkleiden, überziehen, aus dem Germ., verw. mit ↑Placken]: a) großformatiges Stück festes Papier mit einem Text [u. Bildern], das zum Zwecke der Information, Werbung, politischen Propaganda o. Ä. öffentlich u. an gut sichtbaren Stellen befestigt wird: grelle, bunte, riesige -e; Am Kino hing ein P., auf dem ein Mädchen Schlittschuh fuhr (Bieler, Bonifaz 51); -e an den Litfaßsäulen anbringen; ein P. für eine Kundgebung entwerfen, drucken; -e [an]kleben, beschlagnahmen; An der Wand gegenüber der Theke hatte Justine das P. einer Strumpffirma befestigt (Roehler, Würde 61); Als Heini Stiegler dann das noch leimfeuchte P. herunterreißen wollte, kam bedrohlich ein Pickelhaubenpolizist gelaufen (Kühn, Zeit 297); ∙ b) öffentlicher ↑Anschlag (1): Ihr habt mir in Eurem P. gesagt, dass meine Obrigkeit von meiner Sache nichts weiß (Kleist, Kohlhaas 47).
Universal-Lexikon. 2012.