Akademik

Dvořák
Dvořák
 
['dvɔrʒaːk],
 
 1) Antonín, tschechischer Komponist, * Nelahozeves (bei Prag) 8. 9. 1841, ✝ Prag 1. 5. 1904; studierte in Prag an der Orgelschule und spielte in verschiedenen Orchestern als Bratschist (1862-71 unter B. Smetana). Auf Empfehlung u. a. von J. Brahms erhielt Dvořák ein österreichisches Staatsstipendium (1875-78). Nach mehrmaligen Gastspielreisen nach England (seit 1884) wurde er 1891 in Prag Professor für Komposition am Konservatorium. Die Eindrücke eines Amerikaaufenthaltes (1892-95 künstlerischer Leiter des National Conservatory of Music in New York) sind in seiner letzten Sinfonie »Aus der Neuen Welt« festgehalten: Wendungen v. a. der amerikanischen Folklore werden mit slowakischen Lied- und Tanzelementen verschmolzen. - Die frühen Werke Dvořáks stehen zunächst der Wiener Klassik nahe, dann R. Schumann, F. Liszt und R. Wagner. Nach 1870 zeigt sich der Einfluss von Brahms und Smetana sowie in späten Werken des Impressionismus. Dvořáks vitaler Kompositionsstil verbindet klassische Formgebung mit der böhmischen und mährischen Volksmusik. Sein Werk markiert den Beginn der neueren tschechischen Musik.
 
Dvořáks Werkkatalog umfasst 10 Opern, u. a. »Der Bauer ein Schelm« (1877), »Der Jakobiner« (1889), »Rusalka« (1901), »Armida« (1904); neun Sinfonien, darunter die 9. (Nummer 5) e-Moll Opus 95 »Aus der Neuen Welt« (1893); 16 »Slawische Tänze« Opus 46 (1878), mit denen Dvořák seinen Ruhm begründete, und Opus 72 (1887; alle ursprünglich für Klavier zu vier Händen); Ouvertüren, sinfonische Dichtungen und Instrumentalkonzerte (Violoncellokonzert h-Moll Opus 104, 1895); vier Streichquintette, 17 Streichquartette, zwei Klavierquartette sowie vier Klaviertrios (u. a. »Dumky« e-Moll Opus 90, 1891); zahlreiche Tänze und Charakterstücke für Klavier, darunter »Silhouetten« Opus 8 (1879) und »Acht Humoresken« Opus 101 (1894; als Nummer 7 die berühmte Humoreske in Ges-Dur); Oratorium »Die heilige Ludmila« Opus 71 (1886); Requiem Opus 89 (1890); Chorwerke mit Orchester »Die Erben des weißen Berges« Opus 30 (1872) und »Stabat mater« Opus 58 (1877); Lieder mit Klavierbegleitung, u. a. »Zigeunermelodien« Opus 55 (1880), »Biblische Lieder« Opus 99 (1894).
 
Ausgabe: A. Dvořák. Sämtliche Werke, herausgegeben von O. Šourek und anderen, auf zahlreiche Bände berechnet (1955 folgende).
 
Literatur:
 
J. Burghauser: A. D. Themat. Verz., Bibliograph. Übersicht. .. (Leipzig 1960);
 J. Burghauser: A. D. (Prag 1985);
 A. Sychra: A. D. Zur Ästhetik seines sinfon. Schaffens (a. d. Tschech., Leipzig 1973);
 H.-H. Schönzeler: D. (London 1984);
 
A. D. Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 »Aus der Neuen Welt«, hg. v. K. Stöckl u. K. Döge (21986);
 K. Honolka: A. D. (36.-38. Tsd. 1994).
 
 2) Max, österreichischer Kunsthistoriker, * Raudnitz an der Elbe 24. 6. 1874, ✝ Schloss Grusbach (bei Znaim) 8. 2. 1921; Professor und Leiter des staatlichen Denkmalamtes in Wien, bedeutender Vertreter der Wiener kunsthistorischen Schule. Dvořák sah die zu erforschenden kunsthistorischen Realien als Teil der allgemeinen Geistesgeschichte. Er gab der österreichischen Denkmalpflege neue, entscheidende Impulse.
 
Werke: Katechismus der Denkmalpflege (1916); Idealismus und Naturalismus in der gotischen Skulptur und Malerei (1918); Kunstgeschichte als Geistesgeschichte (1924); Geschichte der italienischen Kunst im Zeitalter der Renaissance, 2 Bände (1927-28).

Universal-Lexikon. 2012.