Streich|quar|tett 〈n. 11; Mus.〉
1. Musikstück für vier Streichinstrumente (2 Geigen, Bratsche u. Cello)
2. die Spieler dieser Instrumente
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Streich|quar|tett, das:
b) Komposition für ein Streichquartett (a).
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Streichquartett,
kammermusikalisches Ensemble aus zwei Violinen, Viola und Violoncello beziehungsweise eine Komposition für diese Besetzung. Die Gattung Streichquartett gilt als anspruchsvollste Form klassischer Instrumentalmusik, sowohl wegen der auf die Vierstimmigkeit und den homogenen Streicherklang gegründeten Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit als auch wegen der Teilhabe aller Instrumente am charakteristischen Wechsel von solistischem Hervortreten und gegenseitiger Unterordnung.
Das Streichquartett löste nach der Mitte des 18. Jahrhunderts die bislang führende kammermusikalische Gattung, die Triosonate, ab. Begründer war J. Haydn, dessen erste 12 Streichquartette Opus 1 und 2 (Hoboken-Verzeichnis III: 1-12; 1750-59) noch dem fünfsätzigen Divertimento nahe standen, bevor in den Streichquartetten Opus 9, 17 und 20 (Hoboken-Verzeichnis III: 19-36; 1770-72) mit sinfonischer Viersätzigkeit, individualisierter Satz- und Themencharakteristik und motivische Arbeit die Grundlagen für die klassische Ausformung des Streichquartetts geschaffen wurden. Haydn selbst erreichte sie in den Streichquartetten Opus 33 (Hoboken-Verzeichnis III: 37-42; 1781), in denen das Prinzip der thematischen Arbeit den ganzen Satz erfasst und die Trennung zwischen Melodie und Begleitung im obligaten Akkompagnement aufgehoben ist. Eine Differenzierung erfolgte in W. A. Mozarts Streichquartetten ab Köchelverzeichnis 387 (1782), ferner in L. van Beethovens Streichquartett Opus 18, 59, 74 und 95, in denen die Durchdringung aller formalen Details mit motivischem Material und eine verbindende zyklische Gestaltung verwirklicht wurden. Beethovens späte Quartette Opus 127, 130-133 und 135 kennzeichnet eine souveräne Lösung von formalen Bindungen zugunsten eines in seiner Tiefe und Unmittelbarkeit einzigartigen persönlichen Ausdrucks.
Weitere Zentren der Streichquartettkomposition neben Wien waren London und v. a. Paris, wo neben dem auf Stimmengleichheit beruhenden »Quatuor concertant« oder »dialogué« besonders das »Quatuor brillant« mit virtuoser 1. Violine gepflegt wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Vorbild Beethovens kehrte wieder in den Streichquartetten von F. Schubert, F. Mendelssohn Bartholdy, R. Schumann und J. Brahms, der das Prinzip der thematischen und zyklischen Vereinheitlichung am überzeugendsten durchführte. Von nationaler Idiomatik sind die Streichquartette der ost- und nordeuropäischen Komponisten A. P. Borodin, P. I. Tschaikowsky, B. Smetana, A. Dvořák, L. Janáček und J. Sibelius geprägt. Der Schematismus des Sonatensatzes ist bei M. Reger mit komplizierter Harmonik und polyphoner Technik, bei C. Debussy und M. Ravel mit impressionistischer Koloristik erfüllt. Höchste Ausdrucksintensität und ein Wille zu neuer konstruktiver Formgebung kennzeichnen die Streichquartette B. Bartóks und A. Schönbergs. Letzterer gelangte ab seinem 2. Streichquartett (1907/08) zu knappster Durchkonstruktion der Satzcharaktere und beeinflusste in der Verbindung von traditionellen Formtypen mit avancierter Kompositionstechnik den Streichquartettstil A. Weberns und A. Bergs. Im weiteren 20. Jahrhundert wurde die Tradition des Streichquartetts fortgeführt u. a. von G. F. Malipiero, H. Villa-Lobos, D. Milhaud, P. Hindemith, D. D. Schostakowitsch, W. Fortner, W. Lutosławski, G. Ligeti, P. Boulez, H. W. Henze, H. Pousseur, K. Penderecki, L. Nono, I. Yun, W. Rihm und H.-J. von Bose.
W. Altmann: Hb. für S.-Spieler, 4 Bde. (1928-31, Nachdr. 1974-82);
L. Finscher: Studien zur Gesch. des S. Die Entstehung des klass. S. (1974);
W. Konold: Das S. Von den Anfängen bis Franz Schubert (1980);
W. Oberkogler: Das S.-Schaffen in Wien von 1910 bis 1925 (1982);
W. Gruhle: S.-Lex. Komponisten, Werke, Interpreten (1996).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
klassische Sinfonie und Streichquartett
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Universal-Lexikon. 2012.